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Samstag, 20. Dezember 1975 Kitzbüheler Anzeiger Seite Vater zur Malerei animiert, sind die ersten Aquarelle - bezeichnenderweise für sein späteres Schaffen - Schnee- bilder! 1910 während des letzten Jahres an der Realschule in Innsbruck entstan- den, bei Czichna ausgestellt. Es sind kleine Landschaften mit großen Staffa- ge-Figuren. Die Beschäftigung mit der Schneelandschaft wurde sicher durch seinen Onkel Sepp Ritzer, einem großen Alpenfotographen, angeregt, mit dem Alfons Walde die Aufnahmen für Pro- pagandaschriften des Schiortes Kitzbü- hel vornahm. 1910: Wien war für Walde eine neue Welt, eine Welt der Freiheit, der Offen- heit, der großen Informations möglich- keiten. Wenn er sich in seinen Studien vor allem den aktuellen Aspekten der Jugendstil- und Sezessionsarehitektur eines Loos oder Wagner gegenübersah, so erstarkte zugleich sein traditionsge- bundenes Naturgefühl, wie es sich auch bei den Tiroler Architekten Clemens Holzmeister, Lois Welzenbach und Wil- helm Nikolaus Prachensky geprägt hat- te. Dieses Naturgefühl für Landschafts- bezogenheit war ihm seit frühester Ju- gend eigen, die weichen Naturformen der Jochberger Landschaft, des Hah- nenkamms, des Horns mit den in Mul- den gelegenen Hütten der Trattalmen, aber auch ließ in ihm das rationale, sachliche Konstruieren ohne viel Deko- rationen, den gebundenen Raumgedan- ken wahr werden. Die Tal- und Berg- station der Hahnenkammbahn, der Um- bau des Schlosses Mittersill, sein Haus am Hahnenkamm., jenes seiner Schwe- ster Berta Walde, die Villa Leitgeb und das Haus Hohenbalken und zahlreiche Umbauten zeugen von seiner Architek- tur. Entwürfe und Projekte zum Hotel auf dem Brennerfeld, zum Touristhotel und zur neuen Hauptschule lassen die raumeinheitlichen Konzepte deutlich werden. In seiner späteren Tätigkeit als Baureferent der Stadtgemeinde legte er besonderen Wert auf die Sicherung des alten Baubestandes der Stadt, aber auch auf geordnetes Bauen in ortsnahen Be- reichen. Er nahm also schon damals denkmalpflegerische Belange wahr. Architektur war für Walde auch eine Lebensäußerung, eine Verwirklichung der geistigen Auseinandersetzung mit der Umwelt. Diese Baudenkweise wirk- te sich auch auf die Konzeptionen sei- ner Gemälde aus: seine Bilder, euch die Entwürfe zu den Innsbrucker Bahnhofs- fresken, sind gemalte Architektur, sind Landschaftsbauwerke, die in sich stabil und kompakt, frei von verschleiernder Jugendstildekorationen, verbunden mit der einfachen Naturform und gerade deshalb expressiv erscheinen. Land- schaft war bei Walde stets Umraum des Menschen. Die Menschen im Alltag und im Sport, Häuser, Kirchen und Kapel- len sind nur Staffagen dieser Welt- natur, sind trotz ihrer Realität anonym und allgemeingültig. In den frühen Bildern von 1912 bis 1914 wird das Genresujet aktuell, ge- winnt die Unterländer Mentalität freien Lauf, wird Verwirklichung lebensfreu- diger und -bejahender Agilität in folk- loristischen Tendenzen betont. In den späteren Bildern kehrt mehr Ruhe ein, der Mensch wird zunehmend tektoni- scher Akzent seines Naturraumes. Großfigurig werden die Menschen in ihrer formalen Anonymität in die Bild- fläche gesetzt, wenig Raum umgibt sie. Begegnung, Nach dem Kirchgang, Am Sonntag im Wirtshaus, Palmsonntag. Prozession sind Themen, welche durch ihre Ursprünglichkeit etwas Biedermei- erliches an sich tragen, aber in neuer temperamentvoller Aktion gesteiger sind. Auf der Schiwiese, Gassirennen, Eislauf, Fasnacht sprechen dem Winter- sport und dem Fremdenverkehrszen- trum Kitzbühel das Wort. Folkloristi- sche Lebensbifler sind hier skizziert. Die Bilder von der Südfront 1914-18 sind keine Kriegsszenen offizieller Art, zeigen nicht die Schrecken des Kampfs, sondern wie Egger-Lienz nur den Men- schen in der Situation des Krieges, in der Stellung, im Schützengraben, im Unterstand, ohne jegliche „Feinberüh- rung". In fast impressionistischer Fri- sche skizziert Walde mit hellen, leuch- tenden Farben die Begebenheiten. Dar- aus ist das Umschlagbild zu Luis Tren- kers „Berge in Flammen" entstanden. Es sind stille Kriegsbilder ohne Provo- kationen, ohne politischen Inhalt. Seit den Jahren um 1920 wird Walde - von der heutigen Perspektive gese- hen - mehr in die Position des „typi- schen Walde" gedrängt. Sein 1923 ge- gründeter Verlag für Reproduktionen seiner eigenen Gemälde trug wesentlich zu dieser Sicht bei. Kirchgang in Au- rach, das erste reproduzierte Gemälde, einsame Berghöfe, Trattalm, Aufstieg. Gipfelrast am Pengelstein und die bis in die beginnenden dreißiger Jahre ge- schaffenen Motive legen den Grund- stock für die Akzentuierung und Fixie- rung Waldes als „Schneemaler". Er war es, der diese Schneemalerei in die mo- derne Malerei Oesterreichs eingeführt hatte, der nun zum Schneemaler par excellence wurde. Unter den Tiroler Malern gab es Künstlerkollegen, welche in noch dekorativer Art die Winter- stimmung in den Alpen vorlegten. Esterles impressionistisch-pointilist_ scher Schneezauber, Rasim in dessen Nachfolge, Scherling in der Tradition des 19. Jahrhunderts, Glotz in der ju- gendstilbetonten Dekorativität. Walde aber führte das Element Schnee in sei- nen Weiß-Blau-Schattierungen als selb- ständiges Element ein, gewinnt darin eine Plastizität, die wieder an sein tek- tonisches Denken erinnert. Auch Artur Nikodemus Schneebilder sind noch der sezessionistischen Tradition verpflich- tet. Allein Wilhelm Nikolaus Prachens- Skitp der Woche Dem Vollbetrieb ausweichen An diesem Wochenende gehören die Seilbahnen und Lifte sowie die Abfahr- ten noch den Einheimischen und den Wochenend-Stammgästen. Auf den Bah- nen und Liften sowie bei den Skibussen beginnt der Vollbetrieb am Samstag. Bis zum Weihnachtsfeiertag ergeben sich üblicherweise keine Wartezeiten. Tips für die nächste Zeit können sich nur darauf richten, daß Ihnen die War- tezeit und das Verkehrsproblem leich- ter wird. Beachten Sie die folgenden Hinweise: Die Skibushaltestellen sind gekenn- zeichnet, der Fahrplan wurde noch dichter gestaltet, sodaß zu den Spit- zenzeiten mindestens halbstündlich ein Wagen zur Verfügung steht. Fah- ren Sie, wenn Sie einen Skipaß haben, mit dem Skibus nach Jochberg, zur Bichlaim oder zum Paß Thurn. Bedenken Sie zur Spitzenzeit, daß trotz einer Beförderungskapazität von 40.000 Personen pro Stunde Warte- zeiten entstehen müssen. Weichen Sie aus - fahren Sie frühzeitig auf oder erst zu Mittag. Benützen Sie in Kitz- bühel etwa die Streifalmlifte oder die Bichialmbahn oder fahren Sie mit dem Skibus nach Jochberg oder zur Re- sterhöhe. Erschweren Sie die Verkehrssituation nicht dadurch, daß Sie für kurze Strecken in der Stadt oder für eine Zufahrt zu den Talstationen das ei- gene Auto verwenden. Die Skibusse haben in der Innenstadt günstige Um- steigemöglichkeiten zwischen den Li- nien Paß Thuin - Kitzbühel und Kitzbühel - Kirchberg und umge- kehrt. Wenn Sie in der Früh die Tageskarte bereits besitzen, kommen Sie bei den Talanlagen schneller voran und ver- meiden Wartezeiten. Tageskarten für den nächsten Tag (sowie Skipässe mit Gültigkeitsdatum ab dem nächsten Tag) erhält man bei den Talkassen bereits ab 16 Uhr. ky kommt dem Konzept Waldes nahe, loch tritt die malerische Aussage des Schnees hinter seinen Landschaftsge- stalten zurück. Herbert Gurschner, einst mit Walde in engem Kontakt, steht spä- :er wie Robert Saurwein in seinen Farbholzschnitten nur in der Nachfolge Waldes. Die 1924 in Innsbruck veran- staltete Schau von „Tiroler Winterbil- dern" läßt die Kraft der Schneehnd- schaften Waldes evident werden. Walde erhielt beim damaligen Wettbewerb des Landesverkehrsamtes den 1. und 2.
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