Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 27. März 1976 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 aus Rom fördert diesen Gedanken, Häu- ser für Gebet und Sammlung zu errich- ten oder zu bestimmen (Analecta 1975). Katholisches Bildungswerk Kitzbühel: Prälat Dr. Johannes Neuhardt, Salz- burg: Kommt eine „neue Beichte"? Wir laden Sie herzlich zu dieser Veran- staltung ein; sie will Jesu-Kreuzigung leider kein Einzelfall Mit dem Namen Jesu von Nazaret ist für alle Zeiten der Begriff des Kreuzes verbunden. Weshalb machen wir Chri- sten eigentlich soviel Aufhebens um diesen einen Gekreuzigten? Zugegeben, die Kreuzigung auf Golgota bleibt für alle Zeiten ein Skandal. Doch sie ist leider kein Einzelfall. Wie viele sind es, die vor ihm und nach ihm unschuldig und nicht weniger grausam gekreuzigt wurden! Läßt uns ihr Todesschicksal kalt? Keineswegs! Für uns Christen steht dieser eine Gekreuzigte für alle Men- schen, die wie er sterben mußten. Die- ser eine Gekreuzigte blickt uns in jedem gequälten und geschundenen Menschen an. Die Kreuzigung hat man abgeschafft, aber Kaiser Konstantin hat aus Ehrfurcht vor dem Kreuz des Erlösers die Kreu- zigung als Hinrichtungsart abgeschafft. Doch auch dieser Erlaß konnte nicht verhindern, daß Menschen grausam hin- gemordet wurden. Neue und raffinierte- re Methoden wurden erfunden. Inzwi- schen hat man in unseren Breiten Fol- ter und Todesstrafe abgeschafft. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Der Weg der Menschheit ist bis in unsere Tage ein Kreuzweg geblieben. Das Kreuz hat heute einen anderen Namen Viele Menschen unserer Tage neh- men die modernen Formen der Men- schenjagd nicht mehr wahr, weil meist kein Kreuz aus Holz zu sehen ist. Das Kreuz hat heute einen anderen Namen. Erst wenn eine bekannte Persönlichkeit umgebracht wird, erst wenn ganze Völ- ker ausgerottet werden, wird uns be- wußt, daß sogar in unserer zivilisierten Welt Menschen „gekreuzigt" werden. Erschüttert richten wir an solchen Or- ten des Grauens Kreuze auf als Mahn- zeichen. Unser christliches Abendland ist geradezu übersät mit solchen Mahn- kreuzen aus Holz, Stein, Eisen oder Stahlbeton. Sie alle erinnern uns an die unglaubliche Menschenvernichtung in den Gaskammern, im Regen der Bom- ben, auf den Schlachtfeldern zahlloser Kriege. Wie sehen die Marterwerkzeuge 1976 aus? - Wohl jeder von uns hat schon ein - informieren über die Neuordnung der Feier der Buße; - Einsicht vermitteln in die Sinnhaftig- keit von Buße und Beichte; - Bereitschaft wecken zu echter Buße und Nachfolge Christi; - helfen zu einer vertieften Christus-. begegnung in einer guten Beichte. Freitag, 26. März 1976, 20 Uhr, Kolpingsaal Kitzbühel. Kreuz gesehen, das mit den Marterwerk- zeugen „geschmückt" war: Lanze, Ham- mer, Nägel ... Wie schauen die Marter- werkzeuge unserer Zeit aus? Denken wir einmal darüber nach: Es sind nicht immer Pistolen und Küchenmesser, mit denen friedsame Menschen bedroht wer- den. Mittel und Methoden der Folte- rung wechseln beständig. Von überall her treffen uns die Schreckensnachrich- ten. Auch bei uns wird aus dem Exi- stenzkampf oft eine erbarmungslose Auseinandersetzung. Täglich neue Kreuzwegstationen Nicht nur in Kirchen kann man heute Jesus Kreuzweg betrachten. Vor unse- ren Augen wird der alte Kreuzweg Tag für Tag neu illustriert und um neue Stationen erweitert. Schauplatz dieser modernen Kreuzigung des Menschen sind unter anderem unsere Landstra- ßen und Autobahnen. Es sind die Schal- ter unserer Banken und Sparkassen. Leider sind es oft unsere eigenen Woh- nungen, in denen sich die blutigen und unblutigen Kreuzigungen abspielen. Gekreuzigt 1976 - Wer von wem? Eigentlich eine überflüssige Frage. Menschen von Menschen - wie eh und je! Unschuldige, alte, kranke, glückliche Menschen von brutalen Egoisten. Oft ist ein Einzeltäter nicht mehr feststellbar. Wer hat denn Jesus gekreuzigt? War es Pilatus? Er wäscht in Unschuld die Hände. War es Judas? Waren es die Soldaten? Sie gehorchten nur einem Be- fehl von oben. Keiner ist allein schul- dig; alle sind sie mitschuldig. Auch heu- te brechen immer wieder Menschen un- ter dem Kreuz zusammen. Doch jeder der Umstehenden fühlt sich zunächst unschuldig. Darum: Fragen wir uns ehr- lich: Sind wir vielleicht mitschuldig daran, daß es bei uns zu Hause, im Ge- schäft, im Straßenverkehr oft un- menschlich zugeht? Wer nur an sich denkt, stößt damit den anderen in die Einsamkeit, zimmert mit am Kreuz des Nächsten. Jede unterlassene Hilfe ist ein Stück Kreuzigung. Vor allem jedes böse, verleumderische Wort. Licht über dem Kreuzweg des Menschen Es ist ein Skandal, daß 2000 Jahre nach Jesus Kreuzigung noch immer Menschen gekreuzigt werden. Gerade für uns Christen eine quälende Tatsa- che, mit der wir uns nie abfinden dür- fen. Doch von diesem einen Gekreuzig- ten kommt Hoffnung und Licht hinein in den dunklen Kreuzweg des Menschen. Mitten in der unerträglichen Leidens- geschichte des Menschen steht die ver- söhnende Leidensgeschichte Jesus. Das gibt uns die Kraft zu hoffen, wo nichts mehr zu hoffen ist, und zu lieben, wo man sich haßt. Ueber allen Kreuzen die- ser Erde steht Jesus Wort: „Vater, ver- gib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lk 23, 24). Kulturreferat Kitzbühel lud Wiener Sängerknaben ein Donnerstag, 18. März 1976, sangen und spielten die Wiener Sängerknaben um 20 Uhr im Vortragssaal der Handels- kammer Kitzbühel unter ihrem Dirigen- ten, Herrn Burian. 24 blitzsaubere Knaben zwischen neun und 13 Jahren kamen mit dem Zug um 15 Uhr von Kufstein, begleitet von ih- rem Dirigenten, einem Präfekten und einer Schwester, am Bahnhof Kitzbühel an. Sie wurden von Frau Marboe, ihrer kaufmännischen Leiterin, und Ge- meinderat Wolfgang Pesehl, erwartet und größtenteils von Hoteltaxis in ihre Unterkünfte gebracht. Kostenlose Be- reitstellung von Halbpension hatten die Hotels Tenne, Jägerwirt, Klausner, Schweizerhof, Maria Theresia, Erika und Resch zugesichert. Die kleinen Künstler brachten von Volksliedern bis zum Kaiserwalzer, außerdem noch ein Singspiel, und ge- wannen die Herzen der Zuhörer im Nu. Der Vortragssaal der Handelskammer war mit 420 Plätzen bereits im Vorver- kauf ausverkauft. Nach lang anhaltendem, herzlichen Applaus wurden die Sängerknaben und ihr Dirigent sowie die begleitenden Da- men des Ensembles mit Blumen bedankt. Ueber den Werdegang der Sänger- knaben ist zu berichten, daß diese in der 2. oder 3. Klasse Volksschule zum Vorsingen bestellt werden und dann bei Eignung auf Grund ihrer Meldung inter- natsmäßig aufgenommen werden. Ihre Unterbringung erfolgt im Augarten palais in Wien und findet der Unter- richt konzentriert ein halbes Jahr statt, die übrige Zeit des Jahres befinden sich die Sängerknaben auf Tourneen durch die ganze Welt. Gekreuzigt 1976 - Wer von wem?
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