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Samstag, 17. April 1976 Kitzbifheler Anzeiger Seite 11 Obmannstellvertreterin Maria Bei- hammer, Fieberbrunn, Jugendilehrervertreter: Christine Hoch- filzer und Peter Fischler, beide Hopf gar- ten, Talschaftsvertreter für das Brixental: Dir. Johann Graß, Hopfgarten, Talschaftsvertreter für das Gebiet St. Johann - Pfflersee - Küssen: Peter Kurz, Fieberbrunn. Den ausgeschiedenen Funktionären, an der Spitze Dir. Fritz Straßer, St. Jo- hann, der durch 16 Jahre Mandatar war und wegen anderweitiger Aufga- ben gebeten hatte, von der Wiederbe- stellung Abstand zu nehmen, wurde von der Versammlung herzlicher Dank ausgesprochen. Der erweiterte Funk- tionärskreis wird sich in den nächsten Wochen auf Vorschlag das Bezirksob- manns kostituieren. Als Referentin der Bezirkskonferenz wurde Frau Dr. Hedwig Wahle, Vorsit- zende des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit und Expertin für Nah-Ost-Probleme, ge- wonnen, die über Pessaclifeier und letz- tes Abendmahl sprach. Nach dem inter- essanten Referat ergab sich eine leb- hafte Aussprache zu Problemen von Is- rael heute. Der Lehrerve:ein hatte zu den letzten Weihnachten eine Pilger- und Studienfahrt nach Israel durchge- führt, deren Leitung Pfarrer Ferdinand Babnik von Reith hatte. Nach dem offiziellen Teil blieben de Lehrer aus dem Bezirk und die erfreu- lich große Zahl von Pensionisten noch bei einem gemütlichen Beisammensein begleitet von den Fahnen des Vetera- nen- und Schützenvereins vom selben Jahre, gefolgt von Offizieren, die den Dahingeschiedenen noch überlebten und einer großen Zahl Anverwandter und Freunde, die von nah und fern her- beigeeilt waren. Christian Unterrainer wurde am 3. September 1793 in Waidring geboren. Schon im Jahre 1805 als Knabe den Lan- desverteidigern im Paß Strub durch ver- schiedene kleine Dienstleistungen nütz- lich, macht er 1809 nochmals eine Ver- teidigung des genannten Passes mit und ging mit Speckbacher bis Unken vor. Nach der Einverleibung Tirols an Bay- ern zu einem dortigen Cavallerie-Regi- ment assentiert, verließ er mit vielen anderen Tirolern seine Truppe und kam später zu den Fenner Jägern (jetzt Kai- serjäger), bei denen er acht Jahre diente. In seine Heimat zurückgekehrt wurde er Landwirt und betrieb einen Holz-. und Kohlenhandel. Auch war er durch zwei Wahlperioden GemeindevDrsteher und zwölf Jahre lang im Gemeindeausschuß sowie durch 40 Jahre Schützenmeister des Heimatortes, wofür ihm von Seite der höchsten Zivil- und MJitärpersoneri die größte Anerkennung zuteil wurde. Im Jahre 1849 fiel die Wahl eines Haupt- manns der Kitzbüheler Schützenkompa- vereint. Der Katholische Tiroler Lehrer- verein hat mit der Neubestellung des Ausschusses einen Anlauf genommen, seine lange innegehabte Bedeutung als Sprecher der Tiroler Lehrerschaft aus- zubauen. Brauchtum und Sprüche von der Jahrhundertwende Gesammelt von Josef Bichler 1861-1937 Perchtenlaufen zu Dreikönig in Au- rach: Es sammeln sich mehrere Bur- schen, „verlarfen sich" (setzen Larven auf), hängen sich Glocken an und lau- fen im ganzen Dorf umher. Auch sind gewöhnlich zwei bis drei Burschen mit Peitschen dabei. An einigen Orten ist es auch üblich, in die Wirtshäuser zu gehen, um sich dort mit Trinken und Tanzen zu unterhalten. Vom Wazum führen d. i. das Ueber- führen der Ausstattung der Braut vor der Hochzeit in ihr neues Heim: Wenn ein Mädchen von einer Gemeinde in ei- ne andere heiratet, kommen an einem vereinbarten Abend &n das Haus der Braut alle Nachbarn und sonstige Ein- geladene, auch die Fuhrleute, welche den Wazum führen, zu einer Abschiedsfeier zusammen. Es wird die ganze Nacht getanzt und Branntwein getrunken. Auch wird Butter, Käse und Zeltenbrot aufgetragen. Dies bleibt während der ganzen Nacht auf dem Tische, damit je- der nehmen kann, was und wann er will. Um 4 Uhr früh wird gewöhnlich nie auf ihn, und er stand in solcher Eigenschaft durch zwei Perioden un- unterbrochen an den Grenzen Südtirols, am häufigsten im Fleimstale, wo er die Uebergänge nach Italien zu überwachen hatte, weshalb er oft „die Wacht vom Paß Strub" genannt wurde. Er machte auch die Tiroler Deputation nach 01- mütz mit. Unter Unterrainer wurde der 1. Tiroler Veteranenverein von der Pro- vinz Salzburg auf tirolerisches Gebiet unter dem Protektorate Sr. kaiserl. Ho- heit des Herrn Erzherzog Albrecht sta- tuenmäßig verlegt und der nun Abge- schiedene wurde zum Ehrenmitgliede der Veteranenvereine zu Fieberbrunn und Wien ernannt. Seinen Ehren ge- ruhte Seine Majestät Kaiser Franz Jo- sef dadurch gewissermaßen die Krone aufzusetzen, daß ihm Allerhöchstder- selbe das goldene Verdienstkreuz ver- lieh. (Bote für Tirol, 1978, Nr. 82.) Going, 1878, am 20. Februar, starb Si- mon Adelsberg e r, geboren am 16. November 1789 in Going. Er war 1809 Landstürmer an der bayrischen Grenze und Teilnehmer der Schlachten bei Han- au und Leipzig. Seine sterbliche Hülle wurde am 23. Februar feierlich zur Erde bestattet. Dem löbl. Vet'eranenverein zu St. Johann sei hiermit für die ehren- volle Begleitung der Leiche im Namen von dem Hause weggefahren, um den Wazum in das neue Heim der Braut zu bringen. Die Pferde sind mit Federn und Büschen geziert, auch die Fuhrleu- te haben sich geschmückt. - Wenn die Braut die Tochter eines wohlhabenden Bauern ist, bekommt sie von ihrem Va- ter als besonderes Hochzeitsgeschenk eine Kuh. Diese führt der Bräutigam hinter den Fuhrwerken an einer Kette mit. Die Braut ist fortwährend mit dem Austeilen von Schnaps beschäftigt. Sind sie beim neuen Heim angelangt, werden die Pferde ausgespannt, der Wazum ab- geladen und in das Haus getragen. - Meist ist es schon bald zum Mittages- sen. Da wird das beste, das es bei ei- nem Bauern gibt, aufgetragen: Nudeln, Strauben und Küchin mit Honig, wo- bei aber immer auch Butter, Schnaps und Zeiten auf dem Tische steht. Nach dem Essen werden die Fuhrleute ausge- zahlt, sie bekommen dazu ein gutes Trinkgeld. Wenn man in einen Brotlaib mit ei- nem Messer sticht, so daß das Messei steckt, sagt man, man hat in die Wun- de Jesu gestochen. An einem Donnerstag soll man nicht mit dem Vieh auf die Alpe fahren, auch nicht aus einem Stall in einen anderen, weil am Grünen Donnerstag Jesu ge- martert worden ist. Wenn an den ersten Tagen in der Woche schlechtes Wetter ist und es wird am Donnerstag schön, so sagt man „Donnerstag schön wird bald vergöhn." Ludwig Weinold (Kufstein) der Angehörigen der verbindlichste Dank ausgedrückt, ebenso der löblichen Musikkapelle von Going. (Tiroler Bote, 1878, Nr. 50.) St. Johann - Going: Vor wenigen Ta- gen verschied in unserer Nachbarge- meinde Going der allgemein gekannte, geachtete 89jährige Veteran Fritzbauer Simon Adeisberger, welcher im Jahre 1809 im tirolerischen Befreiungskriege und im Jahre 1813 im russischen Feld- zuge mitgekämpft hat. Außer den Ange- hörigen, Freunden und Bekannten des edlen Hingeschiedenen beteiligte sich an dem Leichenbegängnis nebst vielen an- deren Leidtragenden auch recht zahl- reich der hiesige Militär-Veteranen-Ver- ein, dessen Mitglied der Verstorbene ge- wesen e wesen ist, mit der rfihmlichst bekannten, sehr alten, mehrfach dekorierten daigen Schützenfahne. Bei der Einsenkung des entseelten Körpers in das Grab wurden von den Veteranen unter Anführung des Vorstandes (der Name ist nicht angege- ben) die drei gebührenden Salven abge- feuert. bge feuert. Welch günstigen Eindruck diese erhabene Leichenfeier, wie sie Going noch nie gesehen, ausübte, beweist der Umstand, daß dem Verein 21 Mitglieder neu beigetreten sind. (Bote für Tirol, 1878, Nr. 53.)
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