Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 1. Mai 1976 außerordentlich sensiblen und empfind- samen Gestik vollzogen wird. Diese grundsätzliche Geste begegnet uns nicht allein in ihren Gemälden, sondern ist gleichermaßen spürbar auch in den fei- nen Zeichnungen und Lithographien. Vielfach überarbeitet sie, wie etwa bei den ausgestellten Bühnenentwürfen, mit Pinsel und Pastell die lithographischen Blätter und schafft damit Unikate, in Der Tiroler Bauernbund hat seit eini- gen Wochen einen neuen Direktor. Nach dem altersbedingten Ausscheiden von Altbundesrat Dr. Anton Brugger wurde Nationalrat Dr, Alois Leitner, langjähri- ger Direktor der landwirtschaftlichen Lehranstalt Rotholz, zum Bauernbund- direktor bestellt. Im Bemühen, den Kon- takt mit den Mitarbeitern in den Ge- meinden auszubauen, wurde bereits kurz nach Amtsantritt eine Besuchsreise in den Bezirk Kitzbühel angesetzt. Nach diesem Muster sollen Besuche auch in den anderen Landbezirken folgen. Der Begriff ‚Besuchsreise" wird von Direktor Leitner allerdings nicht so verstanden, daß eine oberflächliche Be- sichtigung mit vielen Händeschütteln und trostvollen Worten stattfindet, son- dern in der Form einer echten Konfron- tation mit den Problemen. Die meisten Funktionäre sind dem Bauernbund- direktor von seinen Vorträgen und Ver- sammlungen her bereits bekannt. Die Probleme sind ihm nicht neu, aber er will sich bemühen, sie immer wieder zu sehen und seinen Beitrag leisten zu können, um sie zu mildern oder aus dem Weg zu schaffen. Dr. Leitner wurde auf seiner ersten Fahrt durch den Bezirk von den Obmännern Gek-Rat Manzl und LAbg. Landmann sowie von Jung- bauerngeschäftsführer Ing. Staffner be- gleitet. Das Programm begann mit einer Aus- sprache mit Ortsfunktionären in Hopf- garten, wobei besondere Probleme der Bauern des Brixentales aufgezeigt wur- den. Es folgte eine Ortsbauernratssit- zung in Westendorf, dann ein Kurzbe- such in Brixen und danach ein Besuch im erweiterten Lagerhaus der Bezirks- warengenossenschaft und bei der Vieh- verwertung in St. Johann. Am Nachmit- tag war eine Aussprache über Gebiets- probleme in Fieberbrunn, dann in St. Jakob und abschließend in Kirchdorf. Die Zusammenfassung des Tages er- folgte bei einer Schlußbesprechung bei Bezirksobmann LAbg. Landmann. Hier erfolgte im Rahmen eines Pressege- sprächs die Information an die Oeffent- lichkeit. Der neue Bauernbunddirektor äußerte sich sehr zufrieden mit dem Be- such und erklärte, daß er diese Form von Kontaktnahme aufrechterhalten wolle. .Seit seiner Bestellung zum Abge- ordneten des Nationalrates hat Doktor Leitner bewiesen, daß er bereit ist, für denen die Handschrift Lohners offen. kundig ist. Die Ausstellung Reny Lohners in der Galerie in der Schule zeigt, daß der Be- griff „Schönheit" durchaus nicht alt- modisch geworden ist und daß hand- werkliches Können und Intuition noch immer die wesentlichsten Komponenten der schöpferischen Kunst darstellen. Heinz Mackowitz sein Arbeitsgebiet einzustehen. Trotz seiner Beanspruchung in Ausschüssen des Parlaments bemühte er sich bisher um viel Kontakt und wffl diese Informa- tion über lokale Probleme des Bauern- standes verstärkt fortsetzen. Besonders beeindruckt zeigte sich Nationalrat Dok- tor Leitner von der offenen und netten Art, mit der gesprochen wurde. Er habe nicht referiert, sondern zugehört. Es gingen aus den Gesprächen deutlich drei Anliegerigruppen hervor: Verbesserung der Infrastruktur, Preissituation und Kosten und das Problem der Mehrwert- steuer. Das erste Problem betrifft die Lei- stungen für die Güterwege zur Hof- erschließung. Die von Bauern geforder- tenEigenleistungen sind oft nicht zumut- bar, betragen sie doch zusätzlich zu den Hilfen der öffentlichen Hand bis zu 180.000 Schilling. Zuerst wurden jene Wege gebaut, durch die mehrere Höfe erschlossen werden konnten, wobei man möglichst überaus schwierigen Gelände- verhältnissen auswich. Nunmehr ergibt sich die Notwendigkeit, einzelne Höfe zu erschließen, um sicherzustellen, daß sie weiter bewirtschaftet werden kön- nen. Freilich setzt dies voraus, daß die Kosten für den einzelnen zumutbar sind. insbesondere auch deswegen, weil- Güterwege eil Güterwege sehr viel von der Oeffent- lichkeit benützt werden und benützt wer- den müssen. Entsprechende Ziffern auf Grund von Kontrollen liegen auch für Güterwege im Bezirk Kitzbühel vor. Die beim Güterwegebau geforderten Einzelleistungen sind insgesamt eine schwere Benachteiligung der von den Zentren abseits wohnenden Bevölke- rung. weil nicht nur diese Wegekosten höher sind, sondern ebenso auch die Beiträge für die Wegerhaltung und et- wa für die Bringung der Waren. Wenn der Gesellschaft daran gelegen ist, daß die Einzelhöfe, wie sie für das Tirolec Unterland typisch sind, erhalten blei- ben, dann muß sie dafür mehr Leistun- gen erbringen. Der aufgezeigte Ausweg eines Mautweges ist nicht zielführend, weil für jeden Mautweg ein Landesge- setz erforderlich ist und bei den meisten Wegen die Gestehungskosten der Ein- hebung wesentlich teurer wären als der erzielte Erfolg. In einem Gebiet, dessen Fremdenverkehr wesentlich auf die Struktur der Landwirtschaft aufgebaut ist - freie, bearbeitete Hänge, weite A- men und Weiden - muß das Verständ- nis geweckt werden. Hilfe für den Gü- terwegebau kann nur durch vermehrte öffentliche Leistungen und dadurch kommen, daß die Gemeinden mehr und mehr die Erhaltung der Wege überneh- men. Ein zweites Problem stellt die Preis- situation dar. Nach dem Krieg war das einzige Bestreben die Sicherung der Er- nährungsbasis. Die Rationalisierungen der nächsten Phase dienten der höheren Produktivität. Manche Betriebe können auf Grund ungünstiger Voraussetzungen nicht als Muster für die Frage der Ren- tabilität der Wirtschaftsführung ange- sehen werden. Aufgeschlossene, junge Bauern stellen heute auch bei Betrieben in guter Lage und mit günstigen Vor- aussetzungen fest, daß sie den weiteren Ausbau des Betriebes trotz aller Lei- stungswilligkeit nicht mehr vorantrei- ben können, ohne die Substanz anzu- greifen. Man kann nicht übersehen, daß ein Betrieb nicht sehr lange von der Substanz leben kann, ohne daß er seine Berechtigung verliert. Den Bergbauern muß, wenn man mit der Sicherung der Betriebe mehr als Lippenbekenntnisse beabsichtigt, durch Zuschüsse geholfen werden. Man kann die Bedeutung die- ser Landwirtschaft für die Ernährungs- sicherung nicht übersehen. Dafür und für ihre Leistungen für die Allgemein- heit auch sonst, etwa die Sicherung der Erholungslandschaft, muß eine Abgel- tung erfolgen, die aus Fonds erfolgt, auf die Rechtsanspruch besteht. Wenig Ver- ständnis haben die Bauern dafür, daß die Einfuhr von Rohholz liberalisiert wird, die Ausfuhr aber nicht. Beim Preis ist der Bauer zu viel von äußeren Faktoren abhängig. Das Auslaufen der Marktordnung würd:e den Bauern schwer treffen, vor allem wieder den Betrieb in Extremlage. Ein dritter Problemkreis, der im Ge- spräch mit dem neuen Bauernbund- direktor immer wieder angeschnitten wurde, ist die Mehrwertsteuer. Bei Ver- steigerungen und Milchverkauf ab Hof haben sich Nettopreise durchgesetzt, die Bauern erwarten daher, daß dieses System erweitert werden kann. Aller- dings ist die Einführung beim Verkauf von Vieh ab Hof und von Milch ab Hof schwieriger. Immer wieder zeigen sich die Schwie- rigkeiten, die durch die Raumordnung für den Bergbauernbetrieb entstehen, Es gibt zahlreiche Betriebe, die laut Raumordnungsgesetz keine 'Möglichkeit zum Bauen. Wenn die Infrastruktur er- halten werden muß, um den gesamten Raum für alle lebenswert zu erhalten, darf der Bauer nicht allein dafür die Opfer bringen. Zusammenfassend erklärte National- rat Direktor Dr. Leitner, daß er von den Gesprächen tief beeindruckt war und hoffe, nach entsprechenden Besuchen in anderen Bezirken bald wieder in den Bezirk Kitzbühel kommen zu können. Bauernbunddirektor NR. Dr. Leitner informiert sich über Probleme der Bauern
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