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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 22. Mai 1976 Blüte wird verfolgt und es wird berich- tet, in welchem Ort die ersten Blüten- blätter fallen und in welchem Ort die letzten. Die Blütenkirschen bringen kei- ne Frucht. Deshalb sind die Kirschen in Japan so teuer. Ein Kilogramm ko- stet umgerechnet hundert Schilling, im Kleinverkauf zehn Dekagramm 20 Schil- ling. Meistens werden sie wie Bonbons verpackt. Fruchtkirschen gedeihen nur in wenigen Gegenden Japans. Auffallend auf unseren Landwegen war das Fehlen von Kirchen. Dafür gab es viele Friedhöfe, denn fast jede Sippe hat ihren eigenen Friedhof. Bei unserer Ankunft in Zao begrüßte uns ein mächtiger Triumphbogen mit der Aufschrift „Willkommen, Kitzbühe- 1er Delegation, in Yamagata!" Der erste Weg in Zao führte uns in ein Tanzhaus. Es wurden Tänze aus der vor- buddhistischen Zeit gezeigt, die sonst nur alle zehn Jahre aufgeführt werden, bei Traditionsfesten usw. Männertänze, begleitet auf Shamisen, einem balalaika- ähnlichen Instrument mit drei Saiten und einer Shakuhaci, ähnlich einer Bam- busklarinette. Das Tanzhaus gehört zum Hotel Jurin, in welchem wir nach ja- panischer Sitte Quartier nehmen konn- ten. Hier trafen wir einen alten Be- kannten, Direktor Denzo Okubo, dem Sohn jenes Bürgermeisters, unter dem das S chwesternstadtverhältnis zustande kam. Vater Denzo Okubo ist Präsident der Japanisch-Oesterreichischen Gesell- schaft in Japan und der Sohn ist Aktio- när und Direktor einer Seilbahngesell- schaft. Es gibt in Zao 20 Seilbahnen und Lifte, aufgeteilt auf drei Gesellschaften. Denzo Okubo jun. war bereits zweimal in Kitzbühel. Das Skigebiet in Zao befindet sich auf einer Hochfläche von 858 bis 1661 Meter Seehöhe. Der erste Skilift wurde 1953 errichtet; unsere Seilbahn, mit der wir auf den Berg befördert wurden, nach dem zweiten Besuch von Toni Sauer im Jahre 1961. Die Tarife sind sehr günstig. Eine Sektion 18 Schilling. Insgesamt wurden im abgelaufenen Winter fünf Millionen Fahrgäste befördert. Auf Zao wehte ein eiskalter Wind, eine Art Eisschnee-Wind, und im Nu waren die Zweige der japanischen Fich- ten von einem Eispanzer überzogen. Wir besichtigten den „Gott von Zao", eine Bronzestatue, die dem Skifahrer ge- weiht ist. Er trug eine Rote Mütze und ein rotes Wams. Zu den Sehenswürdig- keiten von Zao gehört der „Schlafende Vulkan"; die Oeffnung ist von einem See in grüner Farbe gefüllt. In einem Prospekt sahen wir eine blaue Blume, genannt Rimdo, unserem echten blau- en Enzian ähnlich. Das Gebiet um Zao gehört dem Staat und steht unter Na- turschutz. Almwirtschaften, wie bei uns, sind unbekannt. Alles was wächst, dient dem Wild auf freier Bahn als Fut- ter. Im Bergrestaurant auf Zao gab es für uns wiederum eine festliche Tafel. Der Yamagata, Ho-ei l.iipeiial, Vizebürgermeister Umetsu rechts' nah cer Olerreichung einer Kope :e S:adtrecitsver eihung ai Kitzbhe durch Herzog Lulwig von Bayeri im Jahre '271, durch Bürgermeister LAbg. Hans Br-auer (Mitle), 1 nks d e Dolmet- scherin Chefsekretärii Setsuko Lineme. Der Late ntext der Urkunde wurde arschließend von den aiwesend€n Humanisten sofort studiert Vizepräs :cient .er Seilbahngesellschaft, Herr Maruvama. hieß uns herzlich will- kommen Er war erstmals 1970 in Öster- reich, bei. der Fremdenverkehrswerbe- stelle In Wien, un hat sich in Kitz- bühel auch mit Direktor Dr. Ziepl ge- trofien. Er hatte den Auftrag, für Zai mit seinen 11 0)0 Gstebetten, den Som- merjonris:enverkehr anzukurbeln. In Kitzbühel konnte er auch einen Tiroler Abend bei Toni Praxmair miterleben. Im Sommer stehen in Zao mehrere Heil- bäder zur Verfügung. Der Tircler Abend in Kitzbihel hat den Präsidenten auf den Gedanken gebracht, ähnliches auch hier aufzuziehen. Vorerst ist an die Er- richtung eines Iusikseminars gedacht. Abschliefie:id sagte Präsident Maru- yama, daß Toni Saüer in Zao zum Sym- bol geworden ist. Wir waren sehr stolz, insbesondere Vater Sailer in unserer Mitte. Auf Zao waren wir Gäste des Frem- denerk e'hrsverbandes von Yamagata und der Gemeinde von Zao, unter Bür- germeister Herrn Ckazrki. Im Auftrag unseres E.ürgermeisers sprach Direktor Dr. Ziepi die Dankesworte für die Gas:- frernds:lzaft und d:e Führung. Wieder :ni Hotel Jurin im Ort Zao bereiteten wir uns auf die „Dinner Par- ty" vor Dazu gehörte es, daß alle Kitz- büheler Kimonos anzogen, welche vom Hotel zar Verfügung gestellt wurden. Cberi am Berg hatten uns die Ski- lehrer vor. Zao mit einem dreifachen „Ski-Hei." verabscHe'det. Hier noch ei- ne Begebenheit: Als wir durch die Kas- sen--Lalle der Bergstaticn gingen, sahen wir an Jer Wand die Forträ:s der hier wirkenden Skilehrer, die gleichzeitig auch Bergrettungsmänner und Berg- wächter sind. TJeber einem Porträt stand in roter Farbe ein Kreuz. Auf unsere Frage, was da mit diesem Skilehrer ge- schehen e schehen war, ob er verunglückte oder sonst das „Zeitliche gesegnet" hatte, er- hielten wir in der Gebärdensprache die Mitteilung, er wäre mit gekreuzten [fanden und gefesselt abgeführt wor- den und da hat man durch sein Gesicht einfach ein Kreuz gemacht. Wir muß- ten so lachen, daß wir nicht mehr fra- en konnten, was dieser Mann eigent- lich angestellt hatte. Der Großteil des Berges war noch schneebedeckt und die Skilehrer gaben an diesem 24. April 1976 noch Privatstunden. Bei der „Dinner Party" ging es wie- derum sehr feierlich zu. An der Wand Transparente in österreichischen Far- ben und der rote Kreis als Sinnbild der japanischen Flagge. Auf jedem Tisch wurde gesotten und gebraten. Hier be- grüßte uns der Bürgermeister von Zao und Präsident der Touristenvereinigung, Herr Okazaki. Er erwies sich in den Be- ziehungen e ziehungen zwischen Oesterreichern und Japanern sehr versiert, erwähnte den Oesterreicher Dr. Reinhold Lorenz, ei- nen Publizisten, Dr. Albrecht von Ro- retz und natürlich Toni Sauer, den er als den berühmtesten Oesterreicher be- zeichnete. Zao hat auch durch Professor Kruckenhauser profitiert, der in Zao die österreichische Skilehrtätigkeit einführte. Viele Oesterreicher unter- richteten bisher als Skilehrer mit Erfolg in Zao und dafür sei er als Bürgermei- ster dankbar. Unserem Bürgermeister übergab er als Gastgeschenk eine künst- lerisch wertvolle Laterne, welche dem buddhistischen Tempel nachgebildet war. Den Gegendank sprach wiederum unser Doktor Ziepi aus und überreichte gleichzeitig einigen prominenten Herren die „Kitzbüheler Schürze" sowie das offizielle Festabzeichen, das überall Freude auslöste. An der Tafel gab uns auch der Kulturreferent von Yamagata, Herr Toshihiko Saito, die Ehre. Unsere Damen im Kimono sahen rei- zend aus und alle unterhielten sich glänzend. Japanische Ehrendamen sorg- ten für unser leibliches Wohl und stun- denlang wurde gegessen und getrun- ken und der Bratenrauch verdichtete sich immer mehr und mehr. So gegen Mitternacht wurde die Tafel aufgehoben und wir zogen uns in die Hotelhalle zu- rück, zum „Hüttenzauber". Oesterreichische Skipioniere in Japan Im Jahre 1910 kam der Major des Ge- neralstabes Theodor von L e r c h als Austauschoffizier nach Japan. In sei- nem Gepäck führte er seine ganze Berg- ausrüstung mit: zwei Paar Skier vom Typ Zdarsky, ein Paar kurze Ski und den langen Stock. Er erbat sich die Zu- teilung in eine besonders schneereiche Garnison. Am 1. Jänner 1911 erhielt er
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