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Vom Turm des Saiseikan, Blick aE Yamagata - Vorne „Das Meer von Kirschenblüten" - Links: Sepp Schrol auf.enoTmen am 26 April 1976). Seite 8 -- Kitzbüheler Anzeiger Sam stag, 5. Juni 1976 zugelassen. Die weitere Zeremonie fand, wie in Japan üblich, im Hotel statt, da waren dann über hundert Gäste an- wesend. Bürgermeister Brettauer über- reichte Braut und Bräutigam als Gruß aus Oesterreich je einen Maria-There- sien-Thaler, der gerne in Empfang ge- nommen wurde. Die Braut wurde als Schönheit gefeiert! Das Mittagessen wurde als „Lunch at Japanese" im Restaurant Nakayama eingenommen. Ein Dutzend Gänge war- teten auf uns und die „Staberltechnik" hielt wieder fröhlichen Einzug. Auch hier wieder „Tafelmusik". Es spielten zwei Musiklehrerinnen im Kimono auf einem niedrigen, langen Instrument mit 13 Seidensaiten, genannt Ko t o, und ein Professor spielte auf dem Shakuhachi, einem klarinettenähnlichen Instrument aus Bambus. Das Mittagkonzert wurde mit dem Musikstück „Das Meer im Frühling" eingeleitet. Unser Toni Sai- 1er sen. wollte dann auch auf dem Shakuhachi blasen, brachte aber kei- nen Ton heraus. Dieses Instrument war in der Meiji-Zeit nur den Priestern der buddhistischen Sekte vorbehalten und fasziniert durch die Erhabenheit des Tones und der Tiefe der Klangfarbe. Koto dagegen ist in Japan das popu- lärste und am meisten gespielte japani- sche Musikinstrument. Ein Erlebnis für alle Kitzbüheler war dann auch das Blumenstecken und die Teezeremonie. Jedes Mädchen muß in Japan blumenstecken können. Es wird in der Schule gelernt, insbesondere in der Brautschule und zum Rekreations- programm eines jeden Unternehmens gehört für die weiblichen Angestellten der Unterricht in der Teezeremonie. Im großen Drang der Ereignisse war es nicht allein Kitzbühelern gegönnt, bei der Hochzeit, beim Blumenstecken bzw. an der Teezeremonie teilzunehmen. Die Teezeremonie wurde von Dr. Jin-ichi Sasaki geleitet. Sie fand in einem klei- neren, fast schmucklosen Raum statt. Nur eine Schrifttafel zierte eine Wand und ein Blumenstrauß. Bei der Zeremo- nie wird nicht gesprochen und alle Be- wegungen haben langsam abzulaufen. Man muß das Kochen hören, das heißt dann: „Das Geheimnis der Stille". Die Teezeremonie wird nicht einfach „ab- gehalten", sondern zelebriert Das Blumenstecken leitete Frau Fro- fessor Endo. Zwei ihrer talentiertesten Schülerinnen folgten ihren Anweisun- gen. Beim Blumenstecken gilt die „Drei- heit" als Gesetz. Von hier ging es zum „Centralpark at Yamagata", zur alten Burg von Yama- gata, genannt Saiseikan, in welchem auch das Museum untergebracht ist. Hier empfing uns neben dem Museums- direktor Kato-Zenetsu auch unser Tee- Professor Dr. Jin-ichi Sasaki, ein leiten- der Herr des dortigen Rotary-Club. Vom Turm des Saiseikan sahen wir Yama- gata „von oben" und das „Kirschen- blütenmeer". (Ueber das Denkmal für Dr. Roretz, das hier steht, berichteten wir bereits in unserer voriger Ausgabe.) Kitzbüheler Cocktail in Yarnagata Der fünfte Abend im Grand-Hotel von Yamagata, das ja unser Hauptquar- tier war, war auf Einladung unseres Bürgermeister dem Abschied gewidmet. Die Damen erschienen im kurzen „Dirndl" und die Herren wieder :m Kitz- büheler Anzug. Es gab zuerst eine Tiro- ler Speckjause und einen „Enzian" für unsere japanischen Gastgeber. Vorge- sehen war, daß die Damen den Herren von Yamagata den „Enzian" kredenzen und die -Herren nach „westLcher Ar" den Damen die Hand zu küssen hätten. Das gelang aber nicht Mt. dem Schnaps wohl, aber das „Handküssen" hatte sich gewehrt. Diese „westLche Geste" wurde nicht angenommen. Der Abend verlief aber in besrer Stimmung. Von Herrn Ezio K i s h 1, Skischullei:er von Zao- Yamagata, der öfters schon in K:tzbühel weilte, erhielt unser Bürgermeister meh- rere Tonbänder über Tiroler Musik, darunter auch vcn den Kitzbüheler Nationalsängern Tont Praxmatr, und diese Tonbänder wurden über den Kas- settenrecorder, den unser Josef Schroll mitführte, abgespiet. Die Tiroler Atmo- sphäre war perfekt. Kurze Ar-sprachen waren dem offiziellen Teil gewidmet. Bürgermeister Brettauer: Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Mttbürger vor.. Yamagata! Die Eindrücke zu unserem Aufenthat hier und die edle Gas:freundschaft wa- ren überwältigend. Wir danken von ganzem Herzen. De schinen Tage in Yamagata bleiben für uns unvergessen. Das Rund der Sonne tn Ihrem Wappen versinnbildlicht uns die Sonne der Freundschaft, die unsere Herzen ent- flammte. Es lebe Yamagata! Vizebürgermeister Umet su: Sie und wir haben andere Sitten, aber trotzdem wurden unsere Beziehun- gen enger und herzlicher. Im Namen aller Bürger, m Namen des Prüsiden- ten, des Lan deshauptmannes unserer Präfektur, der Handelskammer, der Jun- gen Wirtschaft und. des Fremdenver- kehraverhandes denke ich Ihnen allen und hoffe auf ein gutes Gedeihen unse- rer Beziehungen. Bürgermeis:er K a n a z a w a sandte aus China ein Telegramm mit den be- sten Grüßen und Wünschen! Und auf Deutsch: „Alles Gute, auf Wiedersehen!" Gemeindeprr.sident Kuroki: Meine Freude waren auch Ihre schö- nen Damen und die ‚Kitzbüheler Schür- ze". DIese ist mtr ein Symbol zum Ein- nehmen und Ausgeben. Aus tiefstem He--Zeri alles Iute! (Mr. Kuroki war aber auch der Lieling unserer Damen; er war immer lustig und auch zu Spä- ßer. aufgelegt.) Nach dem offtzidllen Abschied ström- ten viele von uns, begleitet von Freun- den, ins Nachtleben von Yamagata. Zur „Guten Nacht" fanden sich aber die mesten wieder im Hochhaus-Restaurant des Grand-HoteLs ein, wo lustig gezecht und auch gesungen wurde. Im Omnibus von Tokio nach Yama- gata übten wir im Chor das Lied: „Wo ist die Welt so schön und weit!' Es wurde vereinbart, daß wir zu gegebe- nen Anlässen die zwei ersten und die letzte Strophe singen. Da es aber mit dem Text nicht recht klappte, schlug ei- ner aus unserer Mitte vor: wir singen die erste StroDhe dreimal, denn „die Japaner verstünden den Text ja so- wiesc nicht". So gut der Vorschlag auch war, es blieb jeweils bei der ersten Strophe. Zweimal mußten wir „offiziell" mit unserem Chor auftreten und je- weils genügte eine e:nzige Strophe. In- teressant jedoch, daE unsere Gastgeber ebenfalls mit erem Chcrlied aufwarte- ten. Nach dem Motto etwa: „Was Ihr könnt, können wir auch" bzw. „Wir
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