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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 12. Juni 1976 Neunzig Landwirtschaftsmeister und Meisterinnen im Bezirk Eindrucksvoller Tätigkeitsbericht der Bezirkslandwirtschaftskammer - Oek-Rat Leonhard Manzl als Bezirksobmann und LAbg. Paul Landmann als Stellvertreter für weitere dreijährige Funktionsperiode bestätigt Brixentaler Antlaßritt im Gedenken an Bartl Aufschnaiter Der historische, 1648 von unseren Vor- ahnen als Dank für glückliche Abwehr der Schwedengefahr (1632 - 1648) ver- lobten Brixentaler Antlaßritt findet am Fronleichnamstag- oder Antlaßtag, 17. Juni 1976, vom Dechantshof in Brixen ausgehend, zur Schwedenkapelle in Klausen statt und steht im Gedenken an den am 22. Jänner 1976 im 92. Le- bensj ahr verstorbenen Brauchtumspfle- ger Bartl Aufschnaiter, der „ein Leben lang" Ordner des Antlaßrittes war. Als geborener Traditionspfleger der alten bäuerlichen Dorfkultur war Bartl Aufschnaiter eine lebende Dorfchronik. Leider wurde ihm für die geleistete Kul- turarbeit der ihm zustehende Ehrenring der Gemeinde vorenthalten. In unserer materiellen Zeit hat eben geistige Kul- turarbeit keinen materiellen Wert und wird daher auch nicht anerkannt oder gewürdigt. Zum Pfleger der Heimatkultur kann man nicht gewählt oder bestellt werden, man muß dazu geboren sein. Die von Bartl Aufschnaiter gepflegten Archiva- lien der Höfe Hansen und Staudach im Ried Klausen befinden sich derzeit zur Verfilmung im Landesarchiv. Von den anderen Höfen in Kirchberg konnten keine Archivalien mehr festgestellt wer- den, anscheinend sind sie in Unkennt- nis ihrer kulturellen Werte von den Bauern vernichtet worden. Pfarrer Wei- gert hat schon vor 50 Jahren vom Un- tergang der Dorfkultur geschrieben. Die Bauern haben aufgehört, Träger der Dorfkultur zu sein. Die Schwedenkapelle am Klausen- bach ist erst 1750 erbaut worden. Vor- her stand sie als Marter im Stallenfeld an der Straße zwischen Kirchberg und Klausen und soll den heiligen Johannes als Patron gehabt haben. Der K1;ausner Marter gegenüber, an der anderen Tal- seite, stand die dem heiligen Petrus ge- weihte Marter im Martertal und das in der Nähe stehende Bründl heißt heu- te noch Peterbründl. Das Wasser wurde früher zum Begießen der Pflanzbeete des gemeinsamen Pflanzgartens „im Prant" verwendet. Das einst im Mül- feld, am Weg von Kirchberg nach Klau- sen stehende Klausner Kreuz wurde nach dem Klausner Brand auf die Brandstatt des Grell- oder Irlingergutes übersetzt. Wie seit eh und je stehen auch heuer wieder beim Hanserbauern Jakob Auf- schnaiter Milch und Brot für die Antlaß- reiter bereit, ein Vermächtnis des Han- serbauern „Paulln Aufsehnaidter" ‚ der 1648 als vierjähriger Bub die Schweden- gefahr noch miterlebt hat. Diese Tradi- tion des Antlaßrittes kann auf andere Klausner-Höfe nicht übertragen wer- den. Vorreiter des Antlaßrittes sind der alte und der neue „Zuseher" der Dorf- interessentschaft. Anton Flecksberger Laut Satzungen der Landeslandwirt- schaftskammer sind nach dreijähriger Funktionsperiode die Obmänner der Be- zirkslandwirtschaftskammern und de- ren Stellvertreter aus dem Kreise der Vorstandsmitglieder neu zu wählen. Nachdem die Landwirtschaftskamrner- wahlen im Frühjahr 1973 durchgeführt wurden trat kürzlich der Vorstand der Bezirkslandwirtschaftskammer Kitzbü hel zur fälligen Neuwahl zusammen. Bezirksobmann Oek.-Rat Manzl be- grüßte in der landwirtschaftlichen Lan- deslehranstalt „Weitau" in St. Johann die vollzählig erschienenen Mitglieder, insbesondere den Vizepräsidenten Land- tagsabgeordneten Hans 5 c.hwaiger als Vertreter der Landeslandwirtschafts- kammer und gab für den ersten Teil der Funktionsperiode der Jahre 1973 bis 1975 einen umfassenden Tätigkeitsbe- richt über die Arbeit der bäuerlichen Beruf svertretung. Manzl führte dabei aus, daß die Bau- ernschaft die Einrichtungen der Inter- essenvertretung immer stärker bean- spruche. Die Arbeit ist sehr vielseitig und umfangreich. Besondere Schwer- punkte bildeten z. B. Gutachten und Schätzungen, die Mitwirkung im Grund- verkehr und im landwirtschaftlichen Siedlungswesen, Interventionen und Vorsprachen bei Aemtern und Behör- den, Hofübergaben und Pachtangele- genheiten sowie die Mitarbeit auf dem Gebiete der Sozialversicherung und An- gelegenheiten des Präsenzdienstes und der Truppenübungen. Weitere Aufgaben im Rahmen der Interessenvertretung bildeten die Mitarbeit auf dem Gebiete der Regionalplanung und die Neuzonie- rung der Berggebiete, bei der sich die Mitarbeiter der Bezirkslandwirtschafts- kammer erfolgreich für eine gerechtere Einstufung der Bergbetriebe im Rahmen des Berghöfekatasters einsetzten. Die Zahl der Betriebe in der Extremzone III konnten von 16 auf 39 Prozent erhöht werden. Ein Antrag auf Einbeziehung sämtlicher Betriebe des Bezirkes Kitz- bühel in das Berggebiet wurde gestellt. Die Sprechtage der Bezirkslandwirt- schaftskammer und die monatlich durch- geführten Amtstage für Bau- und Alm- angelegenheiten und für die Belange auf dem Gebiet der Sozialversicherung und Rechtsfragen rundeten die Be- mühungen um eine konstruktive Inter- essenvertretung ab. Auf dem Gebiet der Landwirtschafts- förderung wurden 249 Gemeinschafts- veranstaltungen auf fachlicher und kul- tureller Ebene mit 13.000 Teilnehmern durchgeführt und eine beachtliche Zahl von Beratungen und Hofbesuchen ab- solviert. Bezirksobmann Manzl würdigte besonders die aktive Mitarbeit der Land- jugend und der Bäuerinnen auf allen Gebieten der fachlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereichen als wesent- licher Faktor in der Landwirtschafts- förderung. Diese wertvolle und positive Einstellung der ländlichen Jugend wur- de sehr wesentlich durch das erfolg- reiche Wirken der landwirtschaftlichen Landeslehranstalt und Haushaitungs- schule „Weitau" beeinflußt. Im Berichts- zeitraum besuchten 309 Mädchen und 231 Burschen die Fach- bzw. Haus- haltungsschuie. 69 Facharbeiterbriefe und 36 Gehilfenbriefe konnten über- reicht werden. Der Stand der Land- wirtschaftsmeister und Meisterinnen der ländlichen Hauswirtschaft beträgt 90 Personen. Bei der Durchführung der Förde- rungsmaßnahmen standen die Umstel- lungsaktion bzw. das Bergbauernsonder- programm, die betriebswirtschaftliche Besitzfestigung, die Beantragung von verbilligten Krediten, Förderung der Almwirtschaft, Errichtung von infra- strukturellen Maßnahmen und der Neu- bzw. Umbau der Hofstellen im Mittel- punkt. Eine erfreuliche Aufwärtsent- wicklung nahm im Bezirk die überbe- triebliche Zusammenarbeit im Rahmen der Maschinenringe und Betriebshelfer- dienstes. Hinsichtlich des Viehabsatzes mußten immer wieder aufgrund ver- schiedenster Schwierigkeiten größte Anstrengungen übernommen werden. Die rinderhaltenden Betriebe verringer- ten sich in den letzten drei Jahren von 1915 auf 1864, die Kuhzahl von 14.130 auf 14.037 Stück. Eine starke arbeitsmäßige Belastung ergab sich für die Bezirkslandwirt- schaftskammer aus der ständigen Zu- nahme von zusätzlicher Verwaltungs- arbeit und statistischen Erhebungen. In der landwirtschaftlichen Betriebskarte sind z. B. Maschinenzählung, Boden- nutzungserhebung, Viehzählung usw. einzutragen. Die Kammer ist letztlich auch verantwortlich für die ordnungs- gemäße Abwicklung der Mineralöl- steuerrückvergütung, Bergbauernzu- schuß usw. Oek.-Rat Manzl dankte daher ab- schließend den Angestellten der Bezirks- landwirtschaftskammer, die weit über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus ihre Arbeit leisten. Besonderen Dank aber sprach der Bezirksobmann den ehrenamtlichen Mitarbeitern im Bezirksvorstand, den örtlichen Kammervertretern, den Orts- bäuerinnen, Jungbauernobmännern und Jugendvertreterinnen und den Dienst- nehmervertretern für ihre stets bewie- sene aktive Zusammenarbeit im Rah- men der bäuerlichen Berufsvertretung aus. Weiters dankte Manzl den zuständigen Stellen auf Landes- und Bezirksebene
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