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Seite 18 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 12. Juni 1976 OeAAB St. Johann: LR Zonon: Es gibt keinen Wohnbauskandal! Höhepunkt der diesjährigen General- versammlung des OeAAB, Ortsgruppe St. Johann, im Cafe Post war ein 40-Mi- nuten-Referat des Landesrates Fridolin Z a n o n. Mit Zanon konnte der OeAAB St. Johann einen Landespolitiker als Re- ferenten gewinnen, der wie kaum ein anderer im Brennpunkt des Oeffentlich- keitsint eresses steht. Kein Wunder, fal- len doch mit den Referaten Wohnbau- förderung und Sport besonders heiße Eisen in seinen Aufgabenbereich. In den Mittelpunkt seines Referats stellte Zanon die Wohnbauförclerung, wobei er einleitend in einem kurzen Abriß über die historische Entwicklung und die verschiedenen Möglichkeiten der Förderung der Zuhörerschaft Einblick in diese komplizierte Materie verschaff- te. Sodann kam Zanon auf den Kern der Sache zu sprechen - auf die in der letz- ten Zeit in der Presse breitgetretenen Schwierigkeiten auf dem Wohnbausek- tor. Zanon dachte auch gar nicht daran, um den Brei herumzureden und sparte nicht mit offenen und deutlichen Aus- sagen. Freimütig bekannte er zwar ein, daß er mit seiner Amtsübernahme die verschiedensten Schwierigkeiten über- nommen hatte, doch konnte er dem in- teressierten Forum darlegen, daß durch ein Bündel gezielter Maßnahmen bereits eine gewisse Beruhigung auf dem Wohn- bausektor herbeigeführt werden konn- te. Energisch wandte sich der Landes- rat gegen die von verschiedenen Seiten erfolgte Hochspielung der zweifellos vorhandenen Problempunkte zum so titulierten „Wohnbauskandal". Die zu Tage getretenen Schwierigkeiten beru- hen nämlich nicht nur auf der hohen Summe von zugesagten Förderungsmit- teln aus den Jahren 1970 bis 1976; viel- mehr haben zu der mißlichen Situation in erheblichem Maße nicht oder zu- mindest nicht in ihrer vollen Auswir- kung voraussehbare Wirtschaftsvorgän- ge, wie die erhebliche Preissteigerung. die Einführung der Mehrwertsteuer, die Anhebung des Zinsniveaus und die Kre- ditrestriktion beigetragen. Auch hat die Kompetenzübertragung vom Bund zu den Ländern auf Grund des Wohnbau- förderungsgesetzes 1968 dem Land Tirol so manches Wiener Kuckucksei mitge- bracht. Dieser Betrachtung der gegenwärtigen Lage ließ Zanon grundsätzliche Ausfüh- rungen über die Zielsetzungen der Wohnbauförderung folgen. Gerade in letzter Zeit sei es zur Gewißheit gewor- den. daß ein Umdenken in der Wohn- bauförderung und in der Besiedlungs- planung unumgänglich sei. Der unseli- gen Tendenz zur Errichtung von Satelit- tenstädten müsse ein Riegel vorgescho- ben werden. Hingegen bringe eine for- cierte Förderung der Verbesserung von Altbauwohnungen vorteilhafte Auswir- kungen auf die Struktur unserer Städte und Märkte mit sich. In diese Richtung ziele auch der Uebergang von der Ob- jekt- zur Subjektförderung, wobei un- ter strenger Bedarfsprüfung dem Motto „wer schnell hilft, hilft doppelt" Vor- rang eingeräumt werden solle. In seiner Funktion als Sportrefe- rent sieht Zanon vor allem die Förde- rung des Breitensports als vordring- liche Aufgabe an. Gerade die Errichtung von Sportstätten und die der Bevölke- rung dadurch eingeräumte Möglichkeit zur sportlichen Betätigung sei eine fun- damentale Aufgabe der Gebietskörper- schaften. Das Land werde den Gemein- den bei der Bewältigung dieser Aufgabe auch jedmögliche Unterstützung ange- deihen lassen, doch müsse er im kon- kreten St.-Johanner Fall einschränken, daß durch die Förderung der seftnerzeit:i- gen Sportanlage im Erholungszentrum nun nicht mehr mit einer ähnlich groß- zügigen Unterstützung gerechnet wer- den könne. Grundsätzliche Feststellungen zur Lage des OeAAB in der politischen Landschaft St. Johanns und ein breitge- streutes Arbeits- und Veranstaltungs- programm präsentierte Obmann Ferdi- nand G r ü n w a 1 d den versammelten Mitgliedern. Mit besonderem Stolz konn- te er die steigende Mitgliederzahl ver- merken und die Tatsache herausstrei- chen, daß die Struktur des St. Johanner AAB immer genauer die Struktur der örtlichen Arbeitnehmerschaft widerspie- gelt. Leider habe dies in der Zusammen- setzung des Gemeinderates noch keinen Niederschlag gefunden, sei doch von den elf der OeVP angehörenden Ge- meinderäten lediglich der AAB-Mann Trockenbacher als Vertreter der T.Jn- selbständigen anzusehen. In diesem Zu- sammenhang anpellierte Obmann Grün- wald an Gemeindeparteiobmann Dipl.- Ing. Ludwig Partl und die anwesenden Obleute der OeVP-Teilorganisationen. der Arbeitnehmerpolitik des OeAAB im Interesse der Gesamtpartei Unterstüt- zung und Verständnis zukommen zu las- sen. Dem Interesse des Bürgers am Ge- schehen in der Gemeindestube trug Ge- meinderat Franz Trockenbacher in seinem umfassenden Tätigkeitsbericht Rechnung. Obwohl er als „Ein-Mann- Fraktion" oft einen harten Stand hat, ist es ihm doch gelungen, durch Tätig- keit und Mitarbeit in neun Ausschüs- sen (fl für Einflußnahme des OeAA auf kommunalnolitische Entscheidun- gen zu sorgen. Vor allem in Fragen der Sozial-. Schul-- Kultur-. Sport- und Um- weltnolitik konnte positive Arbeit ge- leistet werden Mit besonderer Genug- tuung führte Trockenbacher an. daß Bezugsgeor 1 üh bezahlt? durch den Bau der neuen Sprengel- hauptschule nunmehr der Schulraum- misere ein Ende bereitet werden konn- te. Aber auch im sozialen Bereich konn- te der Mandatar dazu beitragen, daß der Allgemeinheit wertvolle Leistungen er- bracht wurden, wenngleich noch so manche Probleme wie beispielsweise die Altersheimfrage einer baldigen Erledi- gung harren. Auch in sportlichen Be- langen arbeitet Trockenbacher an vor- derster Front mit. Mit Bedauern mußte er vermerken, daß die immer noch aus- stehende Lösung der Sportplatzfrage die an sich sportfreundliche Einstellung der Gemeinde verdecke. Er sei jedoch si- cher, daß dieses mit Prioritätenrang ausgestattete Problem in absehbarer Zeit einer Lösung zugeführt werden könne. Abschließend präzisierte Trockenba- eher die vordringlichsten Aufgaben, die er im Interesse des OeAAB und der St. Johanner Bevölkerung mit besonde- rem Nachdruck vertreten werde: Engagement im sozialen Wohnbau und in der Betreuung der ältesten und jüngsten Mitbürger; erhöhtes Augenmerk für die Proble- me des Umweltschutzes; intensivierte Sportförderung; familienfreundliche Tarifpolitik bei kommunalen Einrichtungen. Mit den Stimmen sämtlicher anwesen- den Mitglieder wurden zwei Resolutio- nen an die Gemeindeparteileitung be- schlossen. Erstere befaßte sich mit den Notwendigkeiten einer verstärkten Rücksichtnahme auf die Belange der Ju- gend. In einem Kurzreferat führte hie- zu Dipl.-Vw. Klaus H a n e 1 aus, daß es einer Absprache mit Gemeinde und Kir- che über die Vorstellungen der Jugend- betreuung bedürfe. Jedenfalls sei die Bereitstellung von Räumlichkeiten für kulturelle Veranstaltungen und Diskus- sionsabende unumgänglich und die Ent- sendung eines jungen Bürgers als ko- optiertes Mitglied in den Kulturau:sschuß würde sicherlich einer besseren Verstän- digung dienen. Die zweite Resolution urgierte eine verstärkte Förderung des Sports, wobei die Errichtung einer der Größe und Bedeutung St. Johanns ent- sprechenden Sportanlage als vorrangig- stes Ziel herausgestrichen wurde. In ei- ner Stellungnahme zu dieser Resolution bemängelte Dr. Georg Z i m m e r - m an n, daß in St. Johann dem Einhei- mischensport von seiten der Gemeinde zu wenig Augenmerk geschenkt werde. Es ginge selbst in einer Fremdenver- kehrsgemeinde nicht an. die Belange der einheimischen Bevölkerung den Inter- essen des Fremdengastes konstant nach- zureihen. Mit einer kurzen, aber lebhaften De- batte klang die Versammlung, die einen umfassenden Streifzug durch Bundes-, Landes- und Gemeindepolitik gebracht hatte, aus.
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