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Samstag, 26. Juni 1976 Kitzbüheler Anzeiger Seite 15 Fusion KUMAG - Bergbahn AG. ist perfekt Außerordentliche Hauptversammlung der Bergbahn AG. - Bürgermeister Noichl im Aufsichtsrat Die Bergbahn AG. Kitzbühel hielt eine außerordentliche Hauptversamm- lung ab, zu der Aufsichtsratsvorsitzen- der Bürgermeister LAbg. Brettauer die Aktionäre und Aktionärsvertreter sowie die Mitglieder des Vorstandes und Auf- sichtsrates begrüßen konnte. Es war ein Kapital von 5,355.000 Schilling ver- treten. Zweck der außerordentlichen Hauptversammlung war die Vorlage der Vereinbarung und des Verschmelzungs- vertrages anläßlich der Uebernahme der Kur- und Moorbad-AG Kitzbühel durch die Bergbahn AG. Vorstandsvorsitzender Hans Werner Tscholl erinnerte an die bereits rechts- kräftigen Beschlüsse hinsichtlich der Fu- sion bei der Stadtgemeinde, dem Frem- denverkehrsverband, bei der Kur- und Moorbad-AG, die kurz vor dieser Haupt- versammlung ebenfalls eine außer- ordentliche Hauptversammlung abgehal- ten hatte, und bei der Bergbahn AG. Auch die Landesregierung hat als Ver- treter des Mitbesitzers Land Tirol be- reits die Zustimmung gegeben. Anläß- lich des Abschlusses der Fusionsver- handlungen berichtete Tscholl über die Vorgeschichte. Ende der fünfziger Jahre bildete sich in Kitzbühel ein Komitee für den Bau eines Moorbades. Für die Planung eines Kurmitteiha:uses anstelle des Warm- bades standen zehn Millionen Schilling zur Verfügung, die Stadtgemeinde gab den 10.500 Quadratmeter großen Grund, 120 Bürger beteiligten sich als Aktionäre an der 1963 gegründeten Gesellschaft. 1965 konnte mit dem Bau begonnen werden. Es zeigte sich, daß das Kapital (es kamen 3,8 Millionen Schilling aus Aktienzeichnungen dazu) nicht für das Vorhaben reichen konnte. Es wurde ein ERP-Kredit beansprucht. Der Fremden- verkehrsverband verpflichtete sich, die Verzinsung und Amortisation solange zu tragen, als es die Gesellschaft nicht selbst vermochte. Im Dezember 1966 konnte das Kurhaus in Betrieb gehen. Sehr bald verschlechterte sich das Bi- lanzbild und 1970 mußte man Sanie- rungsmaßnahmen beraten, weil nach dem Aktiengesetz eine Ueberschuldung der Gesellschaft vorlag. Sie kam nicht zum Tragen, weil der Fremdenverkehrs- verband seine Forderungen nicht ein- treiben wollte. Die Sanierungsvorschläge scheiterten an der Frage des Beteii- gungsverhältnisses. 1973 stellte die Stadtgemeinde zur Sanierung 5,5 Mil- lionen Schilling zur Verfügung. Die Stadt übernahm zu hundert Prozent die Bedienung dieses Kredites. Eine grund- sätzliche Aenderung in der Situation der Gesellschaft trat 1974 ein, als das Ski- paßabkommen geschlossen wurde. Die Bergbahn AG. zahlte pro verkauften Skipaß einen Fixbetrag und sicherte den Gästen die kostenlose Inanspruchnahme des Kurhauses (Hallenbad). Es ergab sich allerdings nur eine vorübergehende Liquiditätsverbesserung, sodaß weiter- hin ein Unternehmen gesucht werden mußte, das den Kurhausbetrieb in seiner Gesamtheit übernahm und in Kitzbühe- 1er Besitz sicherte. Wegen des bereits be- stehenden Skipaßabkommens entschied man sich für die Bergbahn AG., die sich zusehends zu infrastrukturellen Auf- gaben bereiterklärt hat und sich trotz der Bedingungen einverstanden erklärte, den Betrieb zu übernehmen und mög- lichst bald auszubauen. Der Fremdenverkehrsverband Kitzbü- hel hatte gegenüber der Kur- urd Moor- bad Kitzbühel AG. folgende Forderun.. gen: 11,764.000 Schilling an Zinsen und Kapitalrückzahlungen, 6,574.000 Schil- ling an verlorenen Zinsenzuschüssen, zwei Millionen aus dem Ankauf von Aktien und 300.000 Schilling aus dem Nominale von Aktien. Die Stadtge- meinde Kitzbühel leistete 1,400.000 Schil- ling bar, sie verzichtet auf Aktien im Wert von 2,758.000 Schilling und be- dient weiterhin das Darlehen von 5,5 Millionen, auch gewährt sie weiterhin die Ermäßigung von 50 Prozent bei den Wasser- und Kanalgebühren. Die Bergbahn AG übernimmt den ERP-Kredit von 14 Millionen Schilling, die Kapitalschulden von zusammen 16,700.000 Schilling und kauft KUMAG- Aktien im Wert von 324.000 Schilling. Außerdem wird ein Hypodarlehen von 971.000 Schilling übernommen. In dem Verschmelzungsvertrag ver- pflichtet sich die übernehmende Berg- bahn AG zum Ausbau des zweiten Stockwerkes, zum Bau eines zweiten Schwimmbeckens und übernimmt eben- so wesentliche Belastungen. Sie über- nimmt den Betrieb, wie er liegt und steht, mit dem Grundbesitz von 2105 Quadratmetern und 24.583 Kubikmetern umbauten Raum. Die Bergbahn AG hat großes Intei- esse an der Verbesserung der Infra- struktur, weshalb sie sich zum Kauf des Unternehmens bereiterklärt hat. Sie er- füllt damit Aufgaben, die über ihren ursprünglichen Aufgabenkreis hinaus.- gehen. Durch die Uebernahme des Kur- hauses sollen Mittel des Fremdenver- kehrsverbandes frei werden, die aus- schließlich in die Fremdenverkehrs- wirtschaft investiert werden. Die Ueber- nahme erleichtet aber auch der Stadt- gemeinde die Situation, weshalb erwar- tet wird, daß auch die hier freiwerden- den Mittel größtenteils in die Fremden- verkehrsgesamtwirtschaft investiert werden. Die Bergbahn AG. erwartet sich, wie Vorstandsvorsitzender Tscholl erklärte, daß die bewährte Arbeitsge- meinschaft rbeitsge meinschaft für Pistenbau, Pistenpflege und Pistenerhaltung sowie den Pisten- rettungsdienst zu den bisherigen Antei- len aufrecht erhalten werden kann. Das Zusatzangebot Hallenbad zum Skipail hat sich bewährt, in dieser Richtung kann weitergearbeitet werden, weil man verschiedenen Konkurrenzorten eine Nasenlänge voraus ist. Der Hauptversammlung wurde die Jahresrechnung der KUMAG zum M. November 1975 vorgelegt. In der Diskus- sion ergriffen Vizebürgermeister Direk- tor Dipl.-Vw. Michael Horn, Altbürger- meister Walter Hirnsberger und Archi- tekt Robert Stampfer das Wort. Dipl.-Vw Horn erklärte zur Jahres- rechnung, daß der Betrieb des Kurhau- ses bisher insgesamt 1,4 Millionen Schil- ling als Kapitaisspritze erhalten ha:. Dies ist in neun Jahren im Vergleich z.i anderen Anlagen in Oesterreich erfreu- lich wenig. Altbürgermeister Hirnsberger meinte, die Betriebsabgänge seien kleiner als befürchtet. Die anstehende Lösung sei die beste, aber nicht die einzige, die möglich war. Das Kurhaus sei eine wer:- volle Ergänzung des Angebotes der Bergbahn AG. Arch. Stampfer bezweifelte die kau-'. männischen Ueberlegungen beim Kauf durch ein Seilbahnunternehmen, wäh- rend Hirnsberger dem Vorstand die An- erkennung für das „Geschäft zu gün- stigen Bedingungen" aussprach. Vor- standsvorsitzender Tscholl nannte d; _C Verschmelzung beispielgebend in Tirol Es stimme nicht, daß die Bergbahn AG bisher nur Anlagen gebaut hat, die das „große Geld" bringen, es gibt bereits mehrere Lifte, die ausgesprochen als Kundendienst zu bezeichnen sind. Aufsichtsratsvorsitzender Bürgermei- ster Brettauer erinnerte an den Idealis- mus der Pioniere, die das Hallenbad und das gesamte Kurhaus grundgelegt haben. Es war die erste entsprechende Anlage in Tirol, die einen Anstoß ge- geben hat. Zweifellos würde man heute anders bauen. Im übrigen sind Hallen- bäder ohne Therme Zuschußbetriebe. Die Verschmelzungsbilanz mit einem Reinverlust von 6,753.000 Schilling wur- de vorgelegt. Das Anlagevermögen st mit 2,9 Millionen Schilling bewertet, der Gebäudewert wurde mit 14,5 Millionen eingetragen. Die Kredite belaufen sich auf 18,6 Millionen Schilling. Die Vereinbarung zwischen der Kur- und Moorbad AG., der Bergbahn AG., dem Fremdenverkehrsverband und der Stadtgemeinde wurde bei einer Stinrn- enthaltung von der Hauptversammlung gebilligt. Ueber diese wurde bereits mehrfach berichtet. Im wesentlichen enthält sie die Festlegung, daß die Berg- bahn AG Mehrheitsbesitzer der KUMAG wird, sich die Gesellschaft zur Erhal- tung und zum Ausbau des Kurhauses
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