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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 14. August 1976 Kitzbüheler Wanderprogramm Der Fremdenverkehrsverband Kitz- bühel setzt das Almwanderprogramm mit folgenden Veranstaltungen fort: Freitag, 13. August: Kitzbüheler Horn - Stanglaim - Jagersteig (fünf Stunden); Montag, 16. August: Talsenhöhe - Klei- ner Rettenstein - Gauxaim (sechs Stunden); Mittwoch, 18. August: Bichlaim - Gais- berg - Wildalm (sechs Stunden); Freitag, 20. August: Schöntalaim - Großer Rettenstein - Hintenbach (sieben Stunden). Alle Wanderungen beginnen um 7.50 Uhr beim Büro des Fremdenverkehrs- verbandes. Bei schlechter Witterung wird notfalls das Ziel geändert, grund- sätzlich findet die Tour statt. Wer die Kitzbüheler Gästekarte besitzt, kann Führung und Unfallversicherung kosten- los beanspruchen. Die Führung erfolgt durch Bergführer. Wer an drei Wanderungen teilgenom- men hat, erhält als Leistungsabzeichen die Kitzbüheler Bergwandergams in Bronze. Für sechs Almwanderungen wird das Abzeichen in Silber, für zwölf in Gold verliehen. Die höchste Auszeich- nung ist derzeit die Bergwandergams in Gold mit Granat, die bei 20 Wanderun- gen abgegeben wird. Zusätzlich zum Almwanderprogramm wird der Kitzbüheler Informationsrund- gang angeboten, der jeden Dienstag um 9.45 Uhr beim Büro des Fremdenver- kehrsverbandes beginnt. Er dauert eine Stunde und bietet einen Rundgang durch die Altstadt und die nächste Um- gebung. Am Montag, 23. August, beginnen die Herbst-Almwanderwochen mit einem durchgehenden Programm bis 16. Okto- ber. Der wöchentliche Informations- rundgang bleibt bis zum 12. Oktober auf dem Programm. Pferdesport-Rennergebnisse Sonntag, 1. August: Trabfahren in Baden: 1. Herold (Josef Sojer, Elimau, Fahrer A. Rammer). Sonntag, 1. August: Trabfahren in Salzburg: 2. Ossi (Stall Hahnenkamm, Kitzbühel, Fahrer M. Zimmermann). Sonntag, 8. August: Trabfahren in Salzburg Festspielmeeting: 1. Rennen: 3. Debora S (Josef Linthaler, Kirchberg, Fahrer Gustl Scheilhorn), 4. Edwina (Michael Nothegger, Kirchdorf), Fahrer L. Kernbichler, Baden), II. Rennen: 1. Floriana (Leonhard Hofer, Söll, Fahrer Gustl Schellhorn), V. Rennen: 4. Grand Till (Stall Hahnenkamm Kitzbühel, Fah- rer Günther Weiß). VII. Rennen: 4. Sayonara (J. Kitzbichler, Kössen, Fah- rer Seb. Huber). 7. August 1976, Baden: 1. Lady Fit, Erwin Stern, Kössen, Fahrer A. Uebleis. Heimatkundliche Wanderung mit Univ.-Prof. Dr. Pittioni Univ.-Prof. Dr. Richard Pittioni, der in Jochberg seinen Urlaub verbringt und erfreulich tätig ist, erklärte sich auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Ti- roler Chronisten und des Heimatmuse- ums Kitzbühel dankenswerter Weise be- reit, eine Führung durch das von ihm in den letzten Jahren erforschte Gebiet von Jochberg zu machen. Durch seine Arbeiten in Jochberg wurde Univ.-Pro- fessor Dr. Pittioni in den letzten Jah- ren zum Begründer eines neuen Zwei- ges der Archäologie, der Gasthaus- archäologie. Die Veranstalter der heimatkundli- chen Führung laden alle Interessenten aus dem Bezirk, insbesondere die Mit- arbeiter der Arbeitsgemeinschaft und die Freunde des Heimatmuseums, herz- lich zum Mitgehen ein. Treffpunkt ist am Samstag, 14. Au- gust, 8.30 Uhr, bei der Trafik Joch- berg-Hütte. Es empfiehlt sich die An- fahrt mit Privatautos, damit die ver- schiedenen Besichtigungspunkte rasch erreicht werden können. Die Führung beginnt im Bereich des ehemaligen Hüttwerks und setzt fort mit dem ehe- maligen Eisenbergbau von Jochberg und der Forschungsstätte Fiderialboden- Kirchanger beim Jochbergwaldgast- haus, das um 1840 abgebrochen wurde, als die neue Straße gebaut war. Zusätz- lich gibt Univ.-Prof. Dr. Pittioni Hin- weise zum urgeschichtlichen Bergbau dieses Raumes. Die heimatkundliche Wanderung fin- det bei jeder Witterung statt, bei Schlechtwetter wird das Programm leicht geändert, aber prinzipiell durch- gezogen. Küchenabfallhaufen wurde zur archäologischen Fundgrube Für Samstag, 14. August, hat Univ.- Prof. Dr. Richard Pittioni, der auf dem traditionellen Sommerurlaub in Joch- berg weilt, der Arbeitsgemeinschaft Tiroler Chronisten und dem Heimatmu- seum Kitzbühel eine Führung zugesagt, die in Jochberg-Hütte beginnt und u. a. auch nach Jochbergwald führt. Dieser Tage hat Univ.-Prof. Dr. Pittioni im Heimatmuseum Kitzbühel zwei Vitrinen eingerichtet, die einen Teil des Fundgu- tes von Jochbergwald zeigen. Der in- ternational bekannte Archäologe, der mit den Arbeiten auf der Kelchalm vor 45 Jahren seinen Ruhm begründet hat, legt damit die Ergebnisse einer bisher unbekannten Art von Archäologie vor. Mit Recht nennt die Wissenschaft Univ.- Prof. Dr. Pittioni den Begründer der „Gasthausarchäolgie". Alle ausgestellten Stücke stammen aus dem Küchenabfall- haufen des alten Waldwirtshauses. Der Forscher nennt derartige Haufen, von denen es im Lande noch manche geben müßte, eine Fundgrube für geschichtli- che und volkskundliche Erkenntnisse. Ueber die Arbeiten und die Geschichte von Jochbergwald bringen wir im fol- genden eine Niederschrift von Univ.- Prof. Dr. Pittioni. Die Grabungsarbeiten am Fiderialboden wurden von dem Forstarbeiter Georg Jöchl begonnen, der sich zu einem Amateurarchäologen und Mitarbeiter des Professors entwickelte. Gasthausarchäologie Dort, wo von der alten Straße über den Paß Thurn der Weg zur Tratten- bachalm abzweigt, in der Flur „Kirch- anger", stand bereits im 16. Jahrhun- dert ein Gasthaus für die Kraxentrager und Karrenfahrer, die ihre Waren über den Paß in den Pinzgau bringen woll- ten. Das Gasthaus befand sich an der Basis des letzten steilen Stückes der Paßstraße, wo auch eine Verhüttungs- anlage für Kupfer- und Eisenerz im 16. Jahrhundert bestand. Man kann dies aus Schlacken- und Schmelztiegelresten erschließen. Ihre zeitliche Zugehörigkeit sowie das hohe Alter des Gasthauses ergeben sich aus den Bruchstücken der dunkelgrauen Ware. Das kleine Bruchstück des Hen- kels stammt aus dem Passauer Töpfe- reibereich (Hafnerzell), der auch die gra- phithältigen Schmelztiegel geliefert hat. Als im späten 17. Jahrhundert von ei- nem Kitzbüheler Lebzelter bei dem Gasthaus eine kleine Kapelle gebaut wurde und das darin angebrachte Ma- rienbild sich besonderer Verehrung er- freute, mußte auch das Gasthaus erwei- tert werden. Seine Besitzer waren so wohlhabend, daß sie sich Gläser aus der Kramsacher Glashütte, Küchen- und Eßgeschirr aus dem bayrischen Krönin- ger Bereich, Krüge aus dem westdeut- schen Westerwälder Steinzeug-Fabrika- tionsgebiet und sogar Salzburger Majo- lika leisten konnten. Daß von den weib- lichen Bewohnern des Hauses die langen Winterabende zum Spinnen verwendet wurden, bezeugen Reste von tönernen Spinn die an die hölzernen Spindeln ge- steckt wurden. Wie die Jochbergwaldkapelle und das Gasthaus ausgesehen haben, ist auf zwei Andachtsbildern festgehalten. Als in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts die neue Paß-Thurn-Straße gebaut wur- de, hat man Kapelle und Gasthaus de- montiert und an der jetzigen Stelle neu aufgebaut. Die Besitzer des Gasthauses errichteten sich in Jochberg noch ein neues Heim - das „Schweizer Häusl", in das sie auch die um etwa 1750 ent- standene getäfelte Stube ihres früheren Gasthauses übertragen ließen. Alle ausgestellten Funde stammen aus dem Küchenabfallhaufen des Waldwirts- hauses - eine Fundgrube für geschicht- liche und volkskundliche Erkenntnisse. Univ.-Prof. Dr. Richard Pittioni, Jochberg, 29. Juli 1976.
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