Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 21. August 1976 Eindrucksvolle Bilanz von 30 Jahren Aufbau 156 Tiroler maturierten am Borromäum, derzeit 95 Studenten aus Tirol Hoffnung der Kirche der Diözese Salz- burg nennt Erzbischof Dr. Karl Berg im Grußwort zum Jahresbericht des Kolle- giums Borromäum diese seit 120 Jahren bestehende Anstalt. Der langjährige Re- gens Prälat Dr. Sebastian Ritter aus Reith schildert in dem umfangreichen Jahresbericht die Entwicklung von 1946 bis 1976. Vor 30 Jahren wurde aus dem Gayßmayerhof in Salzburg-Parsch wie- der das Borromäum. Es war ein Wag- nis, für den 10. Oktober 1946 fünf Klas- sen einzuberufen. Bei der Ankunft der Buben mußten noch spät abends aus dem Priesterseminar Betten herbeige- holt werden, um wenigstens eine provi- sorische Liege zur Verfügung zu haben. Seither wurde mehrmals umgebaut und erweitert, vor allem unter Regens Dr. Ritter wurden zahlreiche weitreichende Maßnahmen gesetzt. Die Studierräume wurden zweckentsprechend abgeteilt, die großen Schlafsäle wurden in Sechs- bettzimmer umgestaltet. Dem Borromä- um gehören heute ein Strandhaus in Henndorf am Wallersee und ein Grund- stück für eine Ausflugshütte am Gais- berg bei Salzburg. Heute arbeiten in der Anstalt elf geistliche und 14 Laienprofessoren. Un- terricht und Erziehung sowie die ge- samte Betreuung der Jugend erfolgen in sehr harmonischer Weise. Das Borro- mäum ist geradezu ein Musterbeispiel dafür, wie Arbeit und Zweckbestirn- mung einer solchen Anstalt von einem gemischten Lehrkörper in großer Ge- schlossenheit und in gemeinsamer Ver- antwortung bewältigt werden können. Sehr kritisch setzt sich Prälat Dr. Rit- ter mit der Zukunft des Hauses ausein- ander. Der Ausbau und die Vermeh- rung der höheren Schulen in allen Be- zirken des Tiroler Anteils und in Salz- burg führte zu einer neuen Situation: das Borromäum ist längst nicht mehr die einzige Möglichkeit, daß ein Bub aus den Landgemeinden zum Studium kommt. Es ist ein verlockendes Angebot, die nahegelegene höhere Schule zu besu- chen und im Elternhaus zu verbleiben. Das Borromäum erkannte seine Ver- pflichtung, sich als Schule und Erzie- hungsanstalt einer Konkurrenz zu stel- len. Es mußte für die Eltern ein Ange- bot und eine Chance sein, einen Buben in das Borromäum zu bringen. Die Frage, wo das Borromäum heute steht, beantwortet Dr. Ritter so: Noch nie besaß es ein so ausgedehntes Areal, so gut ausgestattete Gebäude, so viel Komfort und Behelfe für Leben und Studium. Noch nie flossen die finanzi- ellen Hilfen für die Studierenden und deren Eltern in so reichem Maße und noch nie waren die Entfernungen so leicht zurückzulegen. Die allgemeine Animosität und Geringschätzung aller Heimerziehung und des Internatslebens, das drastische Experimentieren im päd- agogischen Bereich, die fortschreitende Verunsicherung in Schule und Unter- richt. Abschließend gibt Dr. Ritter sei- ner Ueberzeugung Ausdruck, daß sich die Jugend auf die Dauer nicht mit Scheinzielen, mit Genußversprechen und Banalitäten abspeisen läßt, sondern einen ganz tiefen Sinn für die letzten Werte, für Ganzhingabe und für einen bedingungslosen Einsatz entwickelt. Deshalb glaube er, daß dieses Borro- mäum, wie es lebt und steht, eine Brük- ke in die Zukunft ist. Seit der ersten Nachkriegsmatura im Jahre 1950 haben 609 Maturanten das Borromäum verlassen. 156 von ihnen kamen aus dem Tiroler Anteil (Bezirke Kitzbühel und Kufstein und aus dem Zillertal). Etwa ein Drittel haben sich für den Priesterberuf entschieden und 112 wurden zu Priestern geweiht. Der- zeit studieren 21 Borromäisten Theologie und zwölf Theologie in Kombination mit einer anderen Studienrichtung. Der Jahresbericht 1975/76 enthält eine „Winterreise zu den Eugeneischen Hügeln" südwestlich von Padua. Die Zeichnungen stammen von Mag. Prof. Franz Re:itsamer, der von seiner Tätig- keit als Pfarrsekretär in bester Erinne- rung in Kitzbühel ist, den Text verfaßte Prof. Monsignore Dr. Franz Calliari, Redakteur des Rupertusbiattes. Die Statistik weist nach, daß 14 Stu- denten aus dem Dekanat Brixen im Thale, 36 aus dem Dekant Kufstein, 26 aus dem Dekanat Reith im Alpbachtal, 16 aus dem Dekanat St. Johann und drei aus dem Dekant Zell am Ziller kommen. Seit der ersten Nachkriegsmatura ha- ben 156 Studenten aus dem Tiroler An- teil ihre Studien abgeschlossen. 24 von ihnen wurden Priester, zwölf Prof esso- ren, 20 Lehrer, 13 Beamte, vier Wissen- schafter, fünf Juristen, vier Aerzte und u. a. je einer Tierarzt und Doktor der Technik. Derzeit sind 40 ehemalige Stu- denten im Hochschulstudium, davon acht Theologiestudenten. Das Schuljahr 1975/76 brachte die Matura von 22 Schülern. Fünf von ih- nen, darunter Albert Brandstätter aus Kitzbühel, haben mit Auszeichnung ma- turiert, mit gutem Erfolg schlossen Mi- chael Glarcher aus Wialchsee und Hu- bert Hirzinger aus Brixen im Thale ab. Das Studium schlossen mit Erfolg ab: Johann Ager, Hopfgarten; Martin Dün- ser, Kitzbühei; Thomas Hausberger, Hopfgarten; Gebhard Kaindl, Bad Hä- ring; Johann Margreiter, Schwoich; Paul Sieberer, Hopfgarten, und Leon- hard Waltl, St. Ulrich am Pillersee. Auch das Studienergebnis der unteren Jahr- gänge ist sehr gut. Nur 6,7 Prozent al- ler Schüler müssen durch eine Wieder- holungsprüfung nachweisen, daß sie den Stoff aufgeholt haben. Zum Schulschluß gab es keine einzige Qualifikation mit „nicht geeignet". Der Jahresbericht schließt mit dem Dank an Bischöfe, Priester und Eltern, Lehrer und Erzieher, und alle, die durch Lire Kirchenbeiträge und als Wohltäter zum Bestand und zum Gedeihen beige- tragen haben. Gedankt wird ferner dem Caniisius- werk und den Landesbehörden von Salzburg und Tirol, letzteren für die großzügige Förderung aus der Landes-. gedächtnisstiftung. Schließlich dankt der Jahresbericht den Schülern, die durch ihren Einsatz und ihr Streben alle Opfer und Mühen rechtfertigen. Wirtschaftsbund aktiv: Ein wesentlicher Schritt zur Sicherung der Nahversorgung Einen wesentlichen Schritt zur Siche- rung der Nahversorgung der Tiroler Be- völkerung tat der Tiroler Landtag in seiner letzten Sitzung vor den Sommer- ferien, als er die zweite Novelle zum Ti- roler Raumordnungsgesetz beschloß. In dieser Novelle wurde beschlossen, daß Einkaufszentren mit einer Ver- kaufsfläche von insgesamt mehr als 400 Quadratmeter Nutzfläche künftig nicht mehr frei gebaut werden dürfen, es dazu vielmehr einer Sondergenehmi- gung der Tiroler Landesregierung be- darf. Damit wurde einer Entwicklung ein Riegel vorgeschoben, die zweifelsohne das Ende zahlreicher kleiner Lebensmit- telhändler in den Gemeinden und Orts- teilen des Landes Tirol zur Folge ge- habt hätte. Somit ist diese Novelle, die den Bau von Einkaufszentren für Waren des täg- lichen Bedarfs, insbesondere Lebensmit- tel, betrifft, nicht nur Schutz für die Existenz zahlloser Lebensmittelhändler, vielmehr für die gesamte Bevölkerung, insbesondere für die sozial Schwächeren, die älteren Leute, Rentner und Pensioni- sten. Denn diese trifft es am hrtesten, wenn wieder ein Kaufmann sein Ge- schäft schließen muß, weil ihn ein Su- permarkt seiner Existenz beraubt hat. Rentner und Pensionisten, kinder- reiche Familien, Arbeiterfrauen - fast ausnahmslos ohne eigenes Auto, haben fast keine Möglichkeit, zwanzig, dreißig oder mehr Kilometer zu fahren, um zu ii nächsten Supermarkt zu kommen. Sie brauchen den Kaufmann im Dorf. Daher war es höchste Zeit, daß es zu diesem Schutz des kleinen Kaufmanns kam. Höchste Zeit, da ja schon viele zugesperrt haben und es nicht nur ein Dorf in Tirol gibt, wo es schon heute keinen Einzelhändler, keinen Kaufmann mehr gibt. Bleibt zu hoffen, daß dieser so wich- tige Beschluß nicht zu spät kam und damit die Nahversorgung der Tiroler Bevölkerung gesichert werden konnte.
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