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3eite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 28. August 1976 Kulturreferat der Stadt Kitzbühel Freitag, 27. August 1976, 20 Uhr: Kolpingsaal Kitzbühel: Gastspiel der neuen Komödie Ubersee Frühstück mit Julia eine Komödie in zwei Teilen von Burton G r a h a m - Deutsche Fassung von Jochen Weber-Unger - in einer Insze- nierung von Karl K n a u p. Julia Craig-Wallace Monika Held Bren Craig-Wallace Werner Beck Lt. Comm. Robertus Schaeffer Ulrich Johannson Conchita . . . Inge Preuk Bühnenbild . . Bernd Rehorn Musik ......Klaus Winkler Julia - junge, attraktive Ehefrau des Schriftstellers Bren Craig-Wallace, allein in Sidney. Bren - Reisebücher schreibender For- scher, etwas zerstreuter Professor, hat Schwierigkeiten mit seinem Gedächt- nis. Robby - Lt. Comm. der amerikanischen Marine und Freund von Julias Schwa- Wohl nur die Präsenz bei den Salz- burger-Festspielen und die Ausnützung der peripheren Möglichkeiten konnte dazu führen, daß ein so hervorragendes Ensemble wie das „Dr.esdner,Trio" nach Kitzbühel kommt. Ein kurzer Steck- brief: Gerhard Berge am Flügel, groß- artiger Pianist, bombensicher, vielleicht manchesmal etwas zu solistisch; Helga Rötscher, eine feinsinnige Geigerin, ma- kellos im Ton, freilich nicht immer so ‚geladen', wie man es sich wünscht; Hans Werner Rötscher, ein Cellist von profundem Können - etwas zusehr im Hintergrund bleibend, ganz Diener. Am Beginn des Programms Beet- hovens Trio Es-Dur op. 1/1 - ein sehr frühes Werk also, in welchem der Kla- vierpart dominiert und Rückschlüsse auf die Virtuosität des jungen Beetho- ven, der noch ganz von „seinem" In- strument besessen ist, zuläßt; denn Vio- line und Cello haben über weite Strek- ken geradezu begleitende Funktion. In diesem Sinne für ein Trio-Ensemble kein sehr dankbares Werk! Im herr- lichen 2. Satz kommen Geige und Cello freilich mehr zu Wort. Der 3. und 4. Satz waren geradezu ein Wunder an exaktem Zusammenspiel - trotz rhythmisch heikler Stellen. Das tatsächliche Können des Ensem- bles offenbarte sich aber in Trio e-Moll op. 67 von Dir itrij Schostakowitsch. Was hier das Cello gleich zu Beginn zu leisten hat - eine über viele Takte hin- gezogene Flageolett-Einleitung sie (ge- lang leider nicht fehlerlos); was an tech- nischen Möglichkeiten der Streichinstru- mente vorexerziert wird - nicht um ger Garry, der sich gerade im Pazifik befindet. Conchita - Animierdame in Sidney, f in- det sich nach durchzechter Nacht mit Robby in der Wohnung der Craig- Wallace wieder. Dauer der Vorstellung zirka zwei Stun- den - Pause 15 Minuten nach dem fünften Bild. Wie man schon aus dem Namen des Tourneetheaters erraten kann, handelt es sich hier um ein ganz neues Theater. Die Neue Komödie spielt erstmals ab Juli 1976. Sie setzt sich zusammen aus jungen Schauspielern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, dem theaterinteressier- ten Publikum gutes Boulevard-Theater zu erschwinglichen Preisen näherzubrin- gen, damit das Interesse am guten, mo- dernen Theater erhalten bleibt und nicht durch finanzielle Gründe nachläßt. Das ist aber nur möglich, da alle Be- teiligten leidenschaftliche Schauspieler sind und voll in ihrem Beruf aufgehen. Kartenvorverkauf: Fremdenverkehrs- verband Kitzbühel zu 50 und 70 Schil- ling. des Virtuosen willen, sondern der rei- chen Phantasie eines Vollblutkomponi- sten entsprungen; was an stilistischem Facetten-Werk, abseits jeder Mono-For- malistik, aufgeboten wird, ist gewiß er- staunlich und traf den Nerv des Pu- blikums. Vielleieh liegt das Geheimnis in der Wirkung in einem klar bekann- ten musikalischen Dualismus, der sich zwischen fast klassisch klingenden Stel- len und dissonierenden Klangballungen, zwischen ausgreifenden Kantilenen und ‚Gassenhauer' bewegt - bis zu har- ter Motorik. Man könnte - positiv ge- meint e meint - geradezu von einem „stilisti- schen Spießrutenlauf" sprechen. Der starke Applaus galt gewiß nicht nur den Solisten, sondern auch dem Werk - ein Beispiel dafür, daß sich das menschliche Ohr an vieles gewöhnt - unbewußt, wahrscheinlich über die „Filmmusik". Der zweite Teil des Abends fiel pro- grammatisch leider ab. Robert Schu- manns an sich kunstvoll gearbeitetes Trio F-Dur op. 80 erweckte, wie man den Eindruck hatte, eher Langeweile. (Eine Umreihung im Programm - Schumann v o r Schostakowitsch - wä- re sicher günstiger gewesen.) Es lag be- stimmt nicht an den Musikern, daß so wenig Spannung aufkam. Die einzelnen Sätze des Schumann-Trios scheinen für heutige Hörgewohnheiten einfach zu we- nig differenziert. Dabei ist das Werk - gegenüber dem des jungen Beethoven - ein viel echteres „Trio", weil hier der Wettstreit zwischen den Instrumenten tatsächlich stattfindet, das Klavier also nicht dominiert. Der stürmische Applaus am Schluß galt wohl weniger Schumann (die Romantiker im Prblikum mögen freilich auf ihre Rechnung gekommen sein!), als vielmehr der Gesamtleistung des Ensembles. Zwei Draufgaben, die das Niveau lei- der beträchtlich absacken ließen: das Scherzo eines nachgelassenen Trios in „Es" von Beethoven (warum er es wohl nachgelassen hat, aber nie drucken ließ?!) und der langsame Satz eines Trios von C. M. von Weber. Bei aller Liebe zu diesem genialen Komponisten - der Titel „Schäfers Klage" ließ ein seliges und deutlich vernehmbares „Ahh!" durch die Reihen gehen: das war der Huldigung an Weber - er wirkte in Dresden - zu viel. Es zeigte sich ein- mal mehr, daß man dem Ruf eines Gro- ßen nichts Gutes tut, wenn man die „Ladenhüter" präsentiert. Hugo Bonatti Mit Pflug und Feder So lautet der Titel eines Buches einer Anthologie über dichtende Personen bäuerlichen Standes, wie 'sie bis dato noch nicht am Büchermarkt war, wel- ches Franz Holler, selbst dichtender Bau- er, in jahrelanger Forschungsarbeit her- ausgab. Es hat in diesem Buch Beiträge von dichtenden Personen bäuerlichen Standes der Gegenwart aus Niederöster- reich, Burgenland, Steiermark, Salzburg, Oberösterreich, Kärnten und Tirol auf- genommen. Ein zweiter Band, die in Ar- beit ist, soll den verstorbenen Bauern- dichtern Oesterreichs gewidmet sein. In diesem Band sollen auch noch lebende Bauerndichter aufgenommen werden, die bis jetzt noch nicht erforscht wer- den konnten. Folgende Autoren sind aus dem Bun- desland Tirol vertreten: Blassriig Jakob in Hopfgarten, Hefele Resi in St. Anton am Arlberg, Hiessl Anna in Innsbruck, Jaufer Gottfried in Leirach bei Lienz, Ladurner-Parthanes Filomena, Ladur- ner-Parthanes Matthias, beide in Me- ran, Manzl Edburg in Scharnitz, Sehe- nach Maria in Ziri, Sint Oswald in Kar- titsch und Thaler Gertraud in Oberau. Die letzte, die 1931 geborene ist die jüngste unter den Tiroler Dichtern. Bis- her konnten 56 lebende Bauerndichter in sieben Bundesländern gefunden werden. Die gesammelten Beiträge wurden von den Autoren mit besonderer Liebe ge- schrieben. e schrieben. Sie sind neben der Arbeit im Kampf um das tägliche Brot entstanden. Die bäuerliche Welt und ihre Probleme haben darin ihren Niederschlag gefun- den. Teils sind sie ernster oder heiterer Natur, größenteil in der Mundart abge- faßt. Von einer Wertung der im Buch vertretenen Autoren wird mit Absicht Abstand genommen, weil jeder und jede von ihnen eine eigene Art im Betrach- ten hat, auf jeden Fall aber unverbild- det und urtümlich in der Darstellung bleibt. Dem Bauer Franz Holler (der schon viele Jahre im Gemeinderat seiner Heimatgemeinde tätig ist) ist mit dieser Sammlung, die freilich keinen Anspruch Beethoven, Schostakowitsch - und ein langweiliger Schumann Vollendetes Zusammenspiel des Dresdner-Trios im Handelskammersaal
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