Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 9. Oktober 1976 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Hauptmann Leopold Pischl ein 85er Am 5. Oktober 1976 vollendete bei bester Gesundheit und geistiger Frische der Kaiserjäger-Hauptmann a. D. Leo- pold Pischl, Kitzbühel, sein 85. Le- bensjahr. Wir gratulieren! Unser Jubilar wurde am 5. Oktober 1 891 in Imst als Sohn des Gerichtsbeam- ten Eduard Pischl und der Gattin Jo- hanna, geb. Laubach, geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Imst und in Tarrenz besuchte Hauptmann Pischl das Gymnasium in Meran und in Bregenz. Nach der Abiegung der Matura trat er in die Kadettenschule in Inns- bruck ein und wurde am 18. November 1911 als Fähnrich zum 4. Tiroler Kaiser- jägerregiment ausgemustert. Seine er- sten Garnisonen als junger Kaiserjäger- leutnant waren Bregenz, Trient und Mezzolombardo. Im April 1914 wurde Hauptmann Pischl zum Feldjägerbatail- ion 18, das mit Offizieren und Mann- schaften aus den Kaiserjägerregimen- tern und aus polnischen Soldaten auf- gestellt wurde, versetzt und rückte mit dieser Truppe am 3. Oktober 1914 als erste Feldeinheit nach Galizien ab. Der 29. August 1914 war für unseren Jubilar ein Schicksalstag. Er erlebte als Brigade-Telefonoffizier den schwe- ren Beschuß russischer Artillerie auf die von ihm befehligte Stellung. Er sam- melte Freiwillige um sich und stürmte mit gezogenem Säbel die feindliche Bat- terie bei Huice, etwa 30 Kilometer von Tomaszow entfernt, und eroberte diese. Dabei traf ilrn ein Kartätschengeschoß am rechten Unterarm und riß ihm die- sen ie sen bis zum Ellenbogen weg. Sein Offi- ziersdiener, der sich in seiner unmittel- baren Nähe befand, hatte die Geistes- gegenwart und band den Arm mit ei- nem Revolverriemen ab, um ein Verblu- ten zu verhindern. Von der Haupt- kampflinie wurde dann Pischl zur Divi- sionssanitätsanstait nach Belz gebracht und dort, soweit es ging, ärztlich ver- sorgt. Als Schwerverwundeter verließ er bei Nacht und Nebel das vom Feind bedrohte Belz und erreichte nach un- sagbaren Mühen und Schmerzen den letzten Sanitätszug in Rawaruska und kam mit diesem in das Reservelazarett Pilsen, wo ihm, da in der Wunde der Brand wütete, der Oberarm amputiert werden mußte. Im Lazarett in Pilsen erfuhr er, daß er vom Kaiser für seine mutige und erfolgreiche Tat mit dem „Verdienstkreuz mit der Kriegsdeko- ration ausgezeichnet wurde. Am 10. Oktober 1914 kam Hauptmann Pischl nach Wien, wo ihm ein Gene- sungsurlaub gewährt wurde. In Wien wurde er von Kaiser Franz Joseph im Schloß Schönbrunn empfangen. Dem Kaiser trug er die Bitte vor, trotz seiner Verwundung bei der aktiven Truppe verbleiben zu dürfen. Der Kaiser als Oberster Kriegsherr willfahrte seinem Wunsch und so rückte Pischl vorerst zum Ersatzkader des I. Tiroler Kaiser- jägerregiments nach Innsbruck ein. In Innsbruck mußte er sich nochmals einer Operation unterziehen. Nach knapp einjähriger Tätigkeit als Ausbildungskommandant kam Pischl im November 1915 zum aktiven Regiment nach Bozen. Dort berief ihn der damali- ge Major Georg Bilgeri - später Eh- renmitglied des Skiklubs Kitzbühel und des Sportingkiubs Kitzbühel - zum Kommandanten der Bergführer-Er- satzabteilung und zur Leitung des „Al- pin-Depots". Er wirkte in dieser Zeit auch als Stellvertreter Bilgeris als Alpin- - referent des Landesverteidigungskom- mandos in Bozen. In dieser Stellung ver- blieb Hauptmann Pischl als aktiver Kai- serjägeroffizier bis Kriegsende und konnte in den letzten Kriegstagen noch Ausrüstungsgegenstände an die Winter- sportvereine abgegeben werden konn- ten. Eine Uebernahme in die Volkswehr dem nachmaligen Bundesheer, lehnte der inzwischen zum Hauptmann beför- derte Offizier ab. Nach dem Zusammenbruch 1918 ver- blieb Hauptmann Pischl vorerst bie sei- ner Mutter in Tarrenz und erlernte den Kaufmannsbruf. 1925 wcehselte er ins Hotelfach über und volontierte im Hotel Maria Regina in Ehrwald. Von dort hol- te ihn im November 1926, vor nun bald 50 Jahren, der Hotelier Ernst Reisch nach Kitzbühel zur Organisation und zur Mitarbeit der neu aufzustellenden Skischule im Wintersportverein Kitz- bühel, dem jetzigen berühmten Skiklub Kitzbühel. Seit dieser Zeit ist unser Jubilar un- unterbrochen im Skiklub tätig. Zuerst als Sekretär, dann als geschäftsführen- der Obmann und von 1951 bis 1953 als Obmann. Seit seiner frühesten Jugend be- tätigte sich Pischl mit dem Skisport. Schon als Gymnasiast befand sich Pischl unter den Skischülern Georg Bilgeris. In der Kadettenschule in Innsbruck nahm er schon 1908 an Skikursen teil und später, nach seiner Ausmusterung zum Kaiserjäger-Fähnrich, besuchte er unter den Alpinoffizieren Biigeri, Welle- an und Stich die Hochgebirgskurse der Kaiserjäger. 1918 war Hauptmann Pischl einer der ersten in Tirol, weiche dem Skisport wieder auf die Beine halfen. Er grün- dete den Wintersportverein Imst und - da Innsbruck vorläufig nicht mit- machte - den Westtiroler Skiverband. Dieser Westtiroler Skiverband führte unter Hauptmann Pischl schon 1922 in Landeck eine eigene Ski-Verbandsmei- sterschaft durch. Als dann der Tiroler Skiverband wieder „erwachte", führte Pischl den Westtiroler Skiverband die- sem zu und gehört seit diesem Jahr dem Hauptvorstand an. Hauptmann Pischl ist seit 1922 ge- prüfter Kampfrichter im Tiroler Ski- verband und übt diese Funktion hin und wieder auch heute noch aus. Bei allen Tiroler Skimeisterschaften, bei den „Oesterreichischen" sowie bei der „Großdeutschen Skimeisterschaft 1925" in Kitzbühel (der ersten und letzten die ser Art), war Pischl als Kampfrichter tätig. Besonders fruchtbar war seine Tätig- keit in Kitzbühel. Die zahlreichen natio- nalen und internationalen Skikonkur- renzen waren mit seiner Organisation verbunden. 1928 erster Jugendskitag Tirols in Kitz- bühel. 1930 Eröffnung der Burgstallschanze und Durchführung der ersten inter- nationalen Oesterreichischen Skimei- sterschaften, wobei das Springen von der RAVAG übertragen wurde. Organi- sation der Vertreterversammlung des Oesterreichischen Skiverbandes, die 1930 aus Anlaß des 25jährigen Beste- hens besonders feierlich begangen wurde. 1931 erstes Hahnenkammrennen und Vereinigung aller skisporttreibenden Vereine in den „Kitzbüheier Skiklub". 1932 akademische Skimeisterschaften und Gründung der Zweigvereine Au- rach und Jochberg; Jungmannentag des Oesterreichischen Skiverbandes. 1933 FIS-Springen, Herren- und Damen- Skimeisterschaften Oesterreichs, deut- sche und österreichische Hochschul- meisterschaften, Franz-Reisch-Ge- dächtnislauf und Julius-Moro-Ge- dächtnislauf. Im Winter 1934 sollten in Kitzbühel wiederum die Akademischen Skimei- sterschaften durchgeführt werden. Diese mußten aber, vermutlich wegen der Demonstration bei den Tiroler Skimeisterschaften in Solbad Hall, abgesagt werden. 1935 Tiroler Skimeisterschaften, Nieder- ländische Skimeisterschaften, Jung- mannenmeisterschaft des ÖSV, Hoch- schulmeisterschaft und erstmals in der Geschichte des österreichischen Skisports, Durchführung von Schüler- Skimeisterschaften in der „Vierer- kombination". 1935 Ausbau der Streifabfahrt. Sprin- gen um die „Goldene Garns", Waih- nachtsskiwettkämpfe.
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