Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 23. Oktober 1976 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 Zum 75jährigen Bestehen darf ich dem Zweigverein Kitzbühel im Namen des Bezirkes und des Landesverbandes die besten Glückwünsche übermitteln. Auch in meinem Namen gratuliere ich Euch zu Eurem 75jährigen Bestehen recht herz- lich und wünsche Euch für die Zukunft recht viel Glück und Erfolg. Ein Gründungsjubiläum gibt immer Anlaß Rückschau zu halten, das Gegen- wärtige zu beurteilen und für die Zu- kunft zu planen. Ueber das Vereinsge- schehen seit der Gründung bis heute hat Obmann Kohlhofer schon ausführlich berichtet. Den Imkern, die diese Pionier- arbeit geleistet haben, zollen wir höch- ste Anerkennung und Lob. Die Träger und Hauptstützen einer guten Zusammenarbeit sind die Funktio- näre der Zweigvereine. In der heutigen technisierten Zeit ist es nicht immer leicht, den guten Gedanken der Zusam- menarbeit zu pflegen und es muß jeder Funktionär viel Zeit und Opferbereit- schaft aufwenden, um seinen Zweigver- ein gut zu führen. Ich darf hier erwähnen, daß Euer Ob- mann, Martin Kohlhof er, der dienstälte- ste Obmann vom ganzen Bezirk ist. In der langen Zeit von 33 Jahren führte er Euren Zweigverein. Zusätzlich war er 10 Jahre als Bezirksseuchenwart tätig. Ihm gilt unser besonderer Dank. Der Zusammenschluß einer Berufs- gruppe jeglicher Art fundiert darauf, ei- ne rechtskräftige Vertretung zu erlangen und eine damit verbundene Existenzsi- cherung zu erwirken. Der konzentrierte Zusammenschluß der Imker in den ein- zelnen Zweigvereinen ist nicht sc sehr auf deren Gewinn aufgebaut, sondern vielmehr in uneigennütziger Weise, die langjährigen Erfahrungen und die dar- aus gewonnenen Erkenntnisse jedem Imker zu vermitteln. In den Imkerrei- hen gibt es erfreulicherweise keinen Standesunterschied, ebensowenig wer- den Anschauungen zur Diskussicn ge- stellt. Vor Jahren kamen die Imker überwie- gend aus dem Bauernstand und 2s ge- hörte fast zu jedem Hof ein Bienenhaus. Oder es standen auf der Sonnseite des Hauses eine Reihe von Bienenvölkern in Strohkörben. Durch die strukturelle Veränderung und Mechanisierung sowie den Arbeits- mangel ist es immer schwieriger, aus diesem Berufsstand den Imkernachwuchs zu erlangen. Durch die gute Zusammenarbeit mit der Landes-Lehranstalt Weitau und der Bezirkslandwirtschaftskammer ist es uns in den vergangenen Jahren gelungen, diesen Rückstand wieder aufzuholen. Auch in der Bienenzucht und Haltung hat sich im Laufe der Jahrhunderte eine Wandlung vollzogen, denn die Wissen- schaft mit ihren hervorragenden Lehr- instituten geht Hand in Hand mit der Praxis und die daraus resultierenden Er- kenntnisse kommen den Imkern zugute. Einen hervorragenden Beitrag zur Ver- besserung der Bienenzucht in unserem Bezirk haben die zwei ersten Wander- lehrer, Schuldirektor Entleitner aus Fie- berbrunn sowie Fachlehrer Junker von Rotholz, geleistet. Auftragsgemäß darf ich nun von unse- rem Bezirk und Landesverband einiges berichten. Die Imker sind in zehn Zweigvereinen zusammengeschlossen; in diese sind 340 Imker eingegliedert. Von den genannten Mitgliedern, die aus allen Berufsschich- ten stammen, werden 5158 Bienenvölker betreut. - Langjähriger Ertragsdurch- schnitt 60.000 kg Honig. Nicht hoch ge- nug einzuschätzen ist der Gesundheits- wert des Honigs, der in Währung gar nicht festzulegen ist. Es ist daraus er- sichtlich, welch hohen Beitrag die Bie- nenzucht zur Gesunderhaltung der ge- samten Bevölkerung leistet. Einen un- schätzbaren Wert leisten auch die Bienen zur Erhaltung unserer schönen Flora so- wie in den Obstkulturen. In jedem Zweigverein werden alljähr- lich Bienenzuchtseminare abgehalten, die vom Wanderlehrer und Bezirksob- mann besucht werden. Diese Vorträge berichten über die neuesten Erkenntnis- se der Zucht-Krankheiten und prakti- sche Arbeiten. Auch über die Arbeit im Landesverband und der Imkergenossen- schaft wird berichtet. Durch die Zweig- vereine werden Lehrfahrten sowie auch lehrreiche Standschauen durchgeführt, die bei den Imkern reges Interesse fin- den. Ueber kurze Zeitabstände werden auch Lichtbildervorträge über die Bie- nenkrankheiten vorgeführt. Leider sind die Bienen auch krankheitsanfällig. In letzter Zeit sind wir aber doch von grö- ßeren Schäden bewahrt geblieben. Wei- tere Lichtbildervorträge werden auch von der Königinzucht und über die Zu- sammenhänge von Biene und Wald vor- getragen. Die beste und größte Unterstützung erfahren wir in letzter Zeit durch die Landeslehranstalt Weitau. In dieser wer- den turnusmäßige, mit Standschauen ver- bundene Einführungskurse für Anfän- ger durchgeführt. Durch diese gutbe- suchten Lehrkurse erreichen wir, wie schon erwähnt, einen zufriedenstellen- den Imkernachwuchs. Als Jahresabschluß wird zur Bezirks- versammlung einberufen. In dieser wird über die geleistete Arbeit berichtet und für das kommende Jahr Beschlüsse ge- faßt. Eine sehr gute Zusammenarbeit be- steht in unserem Bezirk auch mit der Be- zirkslandwirtschaftskammer, von der wir beste Unterstützung erlangen. Von fast allen Gemeinden in unserem Bezirk erhalten die Zweigvereine eine alljähr- liche Geldzuwendung aus dem land- wirtschaftlichen Budget. - Dadurch ist festzustellen, daß man den Wert der Er- haltung der Bienenzucht in unserem Be- zirk auf breiter Basis erkannt hat. Nicht unerwähnt lassen möchte ich das gute Einvernehmen mit den Obst- bauvereinen, besonders mit dem Bezirks- obmann Toni Laucher, so daß wir in un- serem Bezirk keine Bienenschäden durch unsachgemäße Baumbespritzung haben. Auch mit dem „Kitzbüheler Anzeiger" verbindet uns ein freundliches Einver- nehmen. Durch dessen Aufgeschlossen- heit der Bienenzucht gegenüber ist es uns möglich, über das Vereinsgeschehen der breiten Bevölkerung zu berichten. Noch kurz vom Landesverband: Im Landesverband, dem alle Zweigver- eine unterstehen, sind 2200 Mitglieder eingetragen. Diese betreuen zirka 40.000 Bienenvölker. Die Aufgaben des Landes- verbandes erstrecken sich neben der ge- schäftsführenden Arbeit auf nachfolgen- de Hauptaugenmerke: Die reinrassige Königinzucht und Ab- gabe mit Subventionierung einer Köni- gin an die Mitglieder. Der Landesverband garantiert uns Im- kern einen stabilen Honigpreis. Einen großen Raum nehmen die För- derungsmittel für Anfänger ein. Die Krankheitsbekämpfungsmittel werden subventioniert. Sanierungsarbeiten bei seuchenhafter Krankheit werden gemeinsam mit dem Amtstierarzt und dem Landesverband durchgeführt. Weiters werden auch Bienenuntersu- chungen kostenlos durchgeführt. An der Imkerschule in Imst werden folgende Kurse abgehalten: Lehrkurs für Anfänger, für Fortgeschrittene, für die Königinzucht und Seuchenkurse zur Ausbildung von Seuchenwarten. An verdienstvolle Imker werden Eh- rungen vorgenommen. Der Landesverband besitzt eine eigene lehrreiche Bienenzeitung. Bienenvölker und Beuten sowie Bie- nenhäuser werden vermittelt. Der Landesverband stellt jedem Bezirk einen Wanderlehrer. Die Imkergenossenschaft, bei der alle Zweigvereine Mitglieder sind, tätigt den Honigeinkauf und -verkauf, den Geräte- verkauf, die Bienenwachseinsammlung und deren Umarbeitung. Ich kann hier nicht alle Aufgaben des Landesverban- des und der Imkergenossenschaft anfüh- ren, es sei hier nur das wichtigste her- ausgenommen. Die Landesverbände sind im Dachver- band des österr. Imkerbundes zusam- 75jahriges Gründungsfest des Bienenzuchtvereins Kitzbühel Festansprache von Bezirksobmann Martin Harasser, St. Johann, zur Jubiläums- versammlung am Samstag, 9. Oktober 1976 im Kolpingsaal.
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