Kitzbüheler Anzeiger

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Ern+.edankprozession Kitzbühel 1976 Dank-Sagen und Erntedankfest Seite 14 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 23. Oktober 1976 Unter großer Beieiligrng der Bev51- ken.ing wurde am vergangenen Sonntag in Kitzbühel wieder das Erntedankfest gefeiert. An der Spitze der Prozession vor- der Katharinenkirche durch die Stadt zur Pfarrkirche schritt die Enite- dankgruppe der Kitzbüheler Jungbau- ern, angeführt vom Ortsbauernohnne na Peter Hechenberger, gefolgt vom Ob- mann de- Jungbauern Toni Oberhauser und der Land jugendf ührerun Barbara Wurzenrainer mit der Erntekrone und dcii E;urschen und Mädchen mit weite- ren Erntegaben. Eine Blasmusikgruppe mit elf Mann Besetzung unter Leitung von Andri Feiler spiel-,e dem Anlaß entsprechend feierlich getragene Prozessionsmärsche. Dann folgte eine starke Abordnung des Gemeinderates unter Führung von Vize- bürgermeister Georg Berger und Ceko- nonne rat Josef Oberhauser. Hinter der Geistlichkeit war ein langer Zug von Rcicklgwandfrauen aus Stadt und Lard. De allgemeine Teilnahme war sc stark, daß auch der letzte Platz in der Krche besetzt war. Der Kirchenchor brachte mit Verstärkung durch das Orchester die Messe von Max Filke zur Auffüh- rulig. Wegen des Kirchweihsonntags W-1 --de als Eingangslied Ein Haus voll Glorie s--hauet" gewählt, während der Keinmun ionausteilung erklang das Err.tedartklied „Wir pflügen und wir su'euen" mit dem Satz von Frau Prof. Maria Hofe:. Zur Opferung der Gaben wurden von den Jungbaiiern teJweise neue, selbst gestaltete Texte verwendet. Für die Zwischengesänge wurden Psal- men für Chor und Volk gewählt, sodaß die lVlltfeier durch das Volk auch be- rücksichtigt wurde. Alles in allem: ein würdiges und feierliches Ern;edankest. Das Erntedankfest, so wie wir es jeizt gewohnt sänd, wurde im Jahre 1960 ein- geführt. Vorher gab es den „anksag- Sonntag", das wa: der Sonnaag nach dem Kirchweihfest Dieser Sonntag hab sich von den anderen nur insofern ab, als es zum „gen C?ier - gehen" war, wie es früher bei den Beerdigungen üb- lich war. Nachdem die Ki:zbüheler Jungbauern gegen Ende der fünfziger Jahre mehrmals Ernt.edankwa Ilfahrten mit Erntekrone und Erntegaben in Mc- ria-Kirohenthal durchführten, 'machte ich damals Herrn Stadtpfarrer Schmid den Vorschlag, die JungbauErn zu bit- ten, d a h ei m für die Pfarrgemeinde ein solches Erntedankfest zu gestalten. Die Junghauern haben mit Begeisterung mitgemacht und so kam es zum ersten Erntedankfest am 23. Oktober des Jala- res 1930. Da am gleichen Tage im Kc'l- pirgsaal die B ezirksobstausstellung ge- zeigt wurde, waren auch viele Gäste aus dem Bezirk und von Innsbruck bei der Erntedankfeier in de: Pfarrkirche. Frau Professor Maria Hcder setzte aus. diesem Anlaß das Lied „Wir pflügen und wir streuen" für gern-tischten Chor. große C'r- gel und Bläser. Damals erfolgte auch der Aufruf an unsere Frauen und Mädchen, das Röcklgwand wieder aus dem Kasten herauszuholen und das war eigentlich der Anfang der Wiedererweckung der Festtagstracht. Der „Kitzbüheler Anzei- ger" schrieb im Bericht: „Erstmals seit vielen Jahren sah nian bei deser Feier wieder eine große Zahl Bäuerinnen und Bürgerinnen in der schönen Tracht, dem Röcklgwand. Diese Frauengruppe nahm geschlossen in den vordersten Bänken der Kirche Platz." Stadtpfarrer Schmid war von der Dankfeier sehr beeindruckt. Er gestand nach der Messe, daß er, als die Burschen und Mädchen mit den Ga- ben im Presbyterium waren und dann bei der Kommunion andächtig vor ihm knieten. Mühe hatte, vor Ergriffenheit die Tränen zu unterdrücken. Wörtlich sagte er damals: „Bis zum nächsten Jahr - das dauert mir zu lang, können wir nicht bald wieder etwas Aehnliches ma- chen!" Das Erntedankfest 1961. ver- bunden mit der Weihe der restaurier- ten Fronleichnamafahne der Bauern (die Restaurierung der früheren Knappen- fahne wurde vom damaligen Ortsbau- ernobmann Josef Oberhauser veran- laßt), war auch das letzte Erntedank- fest mit Stadtpfarrer Schmid. In diesem Jahr hatte Frau Professor Maria Hofer eine Erntedankmesse für gemischten Chor, große Orgel, Pauke und Bläser komponiert, die Aufführung erfolgte unter dem Chorregenten Kooperator Matthias Schwab. Erwähnt sei noch, daß zu Beginn der sechziger Jahre der Getreideanbau wohl schon stark zurück- gegangen war, es war aber noch keine Schwierigkeit, die vier Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste und Hafer für die Erntekrone zusammenzubekommen. Wie hat sich die Zeit geändert: Heute wird nur mehr zu Hochegg (Winter- roggen und Gerste), zu Höglern (Hafer) und zu Wand (ein Fleckerl Roggen) an- gebaut. So ist es nicht verwunderlich, daß in der Erntekrone kein Weizen mehr zu sehen ist. Die erste Erntekrone wur- de zu Unterberg unter der Leitung der damaligen Führerin Maria Klingler ge- bunden, e bunden, in den letzten Jahren entstand die Krone zu Unterleiten unter Mithilfe einer Fachkraft der Firma Koppelmann- Im Jahre 1964 fand das Erntedank- fest in einem besonders würdigen Rah- men statt: Der Bezirk Kitzbühel feierte das 60-Jahr-Jubiläum des Tiroler Bau- ernbundes - im Anschluß an den Fest- gottesdienst Festzug mit vielen Fest- wägen und Festtagstrachten, so viel, wie sie die Stadt vorher wohl noch nie ge- sehen hat. Im Jubiläumsjahr der Stadt- erhebung war das Erntedankfest Mittel- punkt des Bezirkstages der Jungbauern- schaft; erfolgte früher der Einzug stets von der großen Kirchenstiege aus, so findet der Einzug seit dem Jahre 1971 in Form einer Prozession von der Katha- rinenkirche in die Pfarrkirche statt. Da- mit hat sich d i e Form entwickelt, die von der Stadt- wie von der Landbevöl- kerung als i h r Erntedankfest betrach- tet wird. Das Erntedankfest mag als Zeichen gelten, daß es auch ha der heu- tigen Zeit noch möglich ist, Bräuche zu entwickeln, wenn nur dem Empfinden unseres Volkes ein wenig Rechnung ge- tragen wird und in dem Tun, das zu ei- nem Brauch werden soll, ein tieferer Sinn steckt. Peter Brandstätter
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