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Seite 12 Kitzbüheler Anzeige: Samstag, 6. November 1976 Josef Koidl, Reith, zum Gedenken Nachruf von Prälat Doktor Sebastian Ritter in der Kirche zu Reith: „Wir gedenken heute im Gebete des Herrn Josef K o i d 1, Bauer zu Zimmer- au und Sägewerkshesitzer in Reith, der am Freitag, 22. Oktober 1976, nach lan- gem Leiden von Gott im 67. Lebens- jahre in die ewige Heimat abberufen wurde. Ihr seid alle gekommen, um ihm das letzte Geleite zu geben und um Abschied zu nehmen von einem Mann, den wir alle geschätzt haben und der uns sehr abgehen wird. Der Nachbar, der Freund, der Bauer und der Chef, der Gemeinde- bürger und der Geschäftspartner, vor allem aber der Vater und Gatte. Er hat eine große Lücke gerissen, das wird sich erst zeigen, wenn er nicht mehr da ist, nicht mehr spricht, entscheidet und mit- trägt. Josef Koidl hat ein arbeitsreiches Leben hinter sich. Er hat das väterliche Erbe vor gut 40 Jahren in krisenhafter Zeit, in einer schier aussichtlos erschei- nenden krisenhaften Verfassung Über- nommen und er hat dieses Erbe auf- und ausgebaut zur heutigen Größe und Geltung. Gewiß haben die Zeit und die wirt- schaftliche Entwicklung das ihre getan, aber das Wesentliche war doch seine eigene Arbeit, sein Einsatz, seine Kalku- lation. Er war immer mit dabei, war das nun der Stapelplatz beim Sägewerk, die Heuernte, der Viehstand im Stall und auf der Alm, oder der Geschäfts- abschluß. Auch Unternehmerarbeit ist harte Arbeit, bringt schlaflose Nächte und verzehrt die Kräfte. Das sieht und erkennt in unseren Landen, Gott sei Dank, auch der arbeitende Mensch. Nur 'mit solchem Fleiß, Arbeit, Umsicht und Klugheit wächst ein solcher Betrieb, kann Ernte eingebracht und ein Gewinn erzielt werden., lassen sich Investitionen und Betriebsvergrößerungen verkraf- ten, können Arbeitsplätze gesichert und die fälligen Löhne ausgezahlt werden. Diese Arbeit füllte sein Leben, sein Tagewerk, sein Jahresablauf. Diese Ar- beit war ihm Freude, Genugtuung und Entfaltung seiner ganzen menschlichen Persönlichkeit. Josef Koidl hat sein sorgenvolles Le- ben hinter sich. Die Sorge für seine Fa- milie, die Sorge für seinen Betrieb, die Sorge für die mit ihm arbeitenden Men- schen, die Sorge für die Gemeinde und die Interessen des öffentlichen Wohles füllten sein Leben. Auf einem solchen Lebensweg gibt es nicht nur Erfolge, gute Ernten, einträg- liche Losungen, Stufen des Aufbaues. Dazwischen liegen Mißernten, Unglück im Stall, wirtschaftliche Flauten, Ent- täuschungen, Unglücksfälle, Mißver- ständnisse, harte Konkurrenz, Fehlent- scheidungen und was man solcher Art noch nennen könnte. So gab es keinen Tag ohne Sorgen, Foo: Toni Rothbe:her, Kitzbühe es war sein tägliches Brot.Verantwrtung tragen heißt auch immer Sorgen tragen, mit dem Maß der Vera1\vort.ung, des Risikos, des Wagnisses wächst immer auch das Maß der Sorgen. Diese Sorgen gingen auch dann noch weiter, als er nicht mehr arbeiter. konnte und vom Krankenbet-e aus sei- nen Be:rieben vorstehen mußte. Josef KoHl hat schließhch ein leid- geprüftes Ieben hinter sich. Wir möch- ten nicht reden von jenem Leid, Kum- mer und Gram, der mit den täglicher. Sorgen verbündet ist. Grell und ergrei- fend war vor allem das Leid, das Ihm ein harter. anger Krankheitsgang auf- Wörgl. Im Rahmen einer Feierstunde weihte Erzbischof DDr. Karl Berg am 14. Oktober die Familienberatung WörgL Die vor, der Erzdiözese Salzburg rrich- tete FamiliEnbera:ungsstelle, die sei: März 1976 in drei Räumen in der Bahn- hofstraße 3 arbeitet, wurde damit offi- ziell eröffnet. Unter den Ehrengästen befanden sich Landesrat KE.. Christian Huber als Vertreter von Landeshaupt- mann Wallnöfer sowie der Leiter der Abteilung Soziale Hilfe bein: Amt der. Tiroler Landesregierung, Hofrat Dr. Jo- sef Kasserolr. Erzbischof Berg betonte die Wichtig- keit socher Beratungsstellen für alle Ratsuchenden, ohne auf Parte:- und KonfessiDr.szugehörigkeit zu achten. In diesem Zusammenhang kritisierte de-- Oberhirte, er Oberhirte, in Oesterreich seien Gesell- schaft und Gesetzgebung nicht familien- freundlich. größere Familien würden be- nachteiligt. An die Erhaltung undFörde- rung von Ehen und Familien scheute de-- Gesetzgeber er Gesetzgeber weniger zu denken, als an die Rechtsstellung Geschiedener In der Familienberatung Wörgl wur- den seit Anfang März schon zahlreiche Beratungsgespräche geführt. In erster erlegte. Als ob Arbeit und Sorge nicht genug wären: Den Kelch des Leidens mußte er bis zur bitteren Neige zu Ende trinken. Ein hartes Leiden, ein vielfältiges Leiden, ein schmerzliches Leiden: Krankenhaus, Operation, Hoff- nung und Hoffnungslosigkeit, Angst und Bangen. Wer kann dies alles ermessen, verstehen, annehmen? E i n e r wird es wissen, ER, der gibt und nimmt, der schlägt und segnet, der Leben und Tod in seiner Hand hält. Versammelt zu Gebet und Opfer. Wir geben Gott dieses Leben zurück. Mit Schmerz und Dank. Er mag es aufneh- men, er mag ausfüllen und gutmachen, was fehlt oder gefehlt oder nicht er- kannt wurde. Er möge ihn aufnehmen in seiner nie versagenden Güte und Treue, er möge ihm Lohn sein für alles Gute, das er in seinem Leben gewirkt und getan hat." Unübersehbar waren die Trauergäste an seinem Begräbnis. Der Trauerzug wurde von der Bundesmusikkapelle an- geführt, gefolgt von der Freiwilligen Feuerwehr, der Heimkehrerkamerad- schaft und der Schützenpanie und dem Bürgermeister mit dem Gemeinderat. Am offenen Grabe intonierte die Musikkapelle das Lied vom Guten Ka- meraden und beim „Abgeblasen" senk- ten sich die Fahnen zum letzten Gruß. Bürgermeister Egid Jöchl dankte dem Verstorbenen in tiefer Ergriffenheit für sein Wirken als Gemeinderat und Vor- standsmitglied und als Funktionär der Raif f eisenkasse. Linie ist dafür die diplomierte Ehebera- terin Frau Ilse Niemannn-Delius zustän- dig. Unterstützt wird sie von einemTeam von Aerzten, Juristen und Psychologen. Verantwortlich ist letztlich das Fami- lienreferat der Erzdiözese mit Rektor Anton Feilner. Finanziell hat die Erzdiözese bisher mit insgesamt 340.000.— 5 gegenüber S 40.000 vom Land Tirol und S 20.000 vom Bund am meisten eingesetzt. Gute Zusammenarbeit besteht mit dem Land Tirol. Jeden Donnerstag stehen die Räu- me der Familienberatung offen für eine Beratung des Landes für Suchtgift- und Drogengefährdete. Von der Konzeption her steht die Fa- milienberatung Wörgl allen Ratsuchen- den der Bezirke Kufstein und Kitzbühel zur Verfügung. Als Fern- und Traumziel bezeichnete Rektor Feilner die Errich- tung einer Familienberatung in Kitzbü- hei. - Kostenlos, anonym, verschwiegen, vor- urteilsfrei, fachlich sind kennzeichnende Begriffe für die Familienberatung. Nach den bisherigen Erfahrungen in Wörgl zeigt es sich, daß sogenannten Sozialfälle nicht wie zu Beginn fast 50 Prozent, son- Familienberatung Wdele örgl offiziell eröffnet Erzbischof Berg weihte Beratungsstelle für die Bezirke Kufstein und Kitz- bühel - Fernziel: Beratungsstelle Kitzbühel
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