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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 13. November 1976 Das waren einige der wichtigsten Themen, die anläßlich eines gemein- samen Informations- und Diskussions- abends des Gast- und Beherbergungs- gewerbes der Bezirke Kitzbühel und Kufstein zur Debatte standen. Mit die- ser Veranstaltung wurde auch einem abends des Gast- und Beherbergungs- sprochen, die Probleme der Gastronomie und der Beherbergungsbetriebe auf brei- ter Basis aufzuzeigen und einen Er- fahrungsaustausch zu pflegen, um nicht zuletzt den Funktionären in der Stan- desvertretung der gewerblichen Wirt- schaft eine Schwerpunktbildung ihrer künftigen Tätigkeiten zu ermöglichen. Im gutbesetzten Saal des Gasthofes Sebi in Nietdemdorf konnten die beiden Herren Heinrich S c h r o 11, geschäfts- führender Bezirksobmann der Fremden- verkehrsgewerbe in Kufstein, und Be- zirksobmann Kammerrat Wolfgang Hag- s t e 1 ne r, als Diskussionsleiter, fol- gende Herren als Referenten und Gäste, mit besonderer Freude begrüßen: Landesrat Komm.-Rat Christian Huber, den Direktor der Tiroler Fremdenver- kehrswerbung Dr. Lässer, Oberrat Dr. Rudisch vom Amt der Tiro- ler Landesregierung, Sektionsgeschäftsführer Dr. Josef Salz- mann mit seinen Fachgruppensekre- tären Dr. Prünster und Dr. Beyer. In seinen Ausführungen zur wirt- schaftspolitischen Lage der Fremden- verkehrswirtschaft ging Landesrat Chri- stian Huber vor allem auf die der- zeitigen Förderungsmöglichkeiten ein, wobei die Feststellung beeindruckte, daß im Gegensatz zu einigen Jahren vorher heute der Förderungsanteil des Landes Tirol zu jenem des Bundes sich etwa 70 zu 30 verhält, obwohl diese Angelegen- heiten gesetzlich in die Kompetenz des Bundes fallen. Damit wird ein echter Beweis dafür angetreten, daß das Land Tirol sich die Wirtschaftsförderung an- gelegen sein läßt. Man denke nur an die segensreichen Auswirkungen des Klein- gewerbe-Förderungsfonds und das für die nahe Zukunft in Aussicht gestellte Mittelstandsförderungsgesetz. Wie über- haupt Landesrat Huber auf die eminente wirtschafts- und gesellschaftspolitische Bedeutung des gewerblichen Mittelstan- des hinwies, zu dem ja auch die zahl- reichen Klein- und mittleren Fremden- verkehrsbetriebe gehören. Gerade diese Vielzahl der kleinen Familienbetriebe ist der beste Garant für eine gewisse Krisenfestigkeit in der Wirtschaft. Es gilt daher in verstärktem Maße die Funktion des Mittelstandes in den Vor- dergrund zu stellen, um auch in weiten Bevölkerungsschichten das nötige Ver- ständnis zu finden. Als weiteren Schwer- punkt in der Arbeit des Wirtschafts- ressorts bezeichnete Landesrat Huber die Vereinfachung bei der Abwicklung der , Förderungsansuchen. Hilfestellungen für die Tiroler Frem- denverkehrsbetriebe werden auch wei- terhin ein ernstes Anliegen der Landes- regierung bleiben. Sorgen hingegen be- reitet die Junktimierung von Förde- rungsmaßnahmen des Bundes mit Lan- desmitteln für Großvorhaben. Aus der Lawine der Belastungen zi- tierte der Redner die Erhöhung der Ver- mögenssteuer, die geeignet ist, die Sub- stanz der Betriebsstätten echt zu ge- fährden. Dr. L ä s se r umriß in einem Kurz- referat die Aufgaben der Tiroler Frem- denverkehrswerbung, die sich gegen starke internationale Konkurrenz durch- zusetzen hat. Die Zeit der jährlichen Nächtigungssteigerungen ist vorbei und man wird alles im Wege einer guten Werbung daransetzen müssen, um die Ergebnisse, vor allem in den Sommer- saisonen, zumindest halten zu können. Dazu bemerkte Bürgermeister Fisch- bacher, daß die Werbung noch mehr koordiniert werden sollte, das Altbe- währte möge beibehalten werden und neue Ideen zum Einsatz kommen. Einen weiteren Beitrag zur Informa- tion der Kammermitglieder lieferte Sek- tionsgeschäftsführer Dr. Salzmann, der die schulischen Möglichkeiten für den Fremdenverkehr im Land Tirol erläu- terte. Nachdem die Bundesfachschule für Fremdenverkehrsberufe in Zell am Ziller schon gute Erfolge zu verzeich- nen hat, ist heuer auch derselbe Schul- typ, mit zwei vollbesetzten Klassen, in St. Johann in Tirol, angelaufen. Es ist diese nicht zuletzt ein Erfolg der ziel- strebigen Bemühungen der Kitzbüheler Fremdenverkehrsvertreter. In der anschließenden regen Diskus- sion wurde von Kammerrat Hagsteiner auf die Problematik des ungezügelten und spekulativen Appartementbaues ver- wiesen, der in dieser Form für die Struk- tur des örtlichen Fremdenverkehrs zwei- fellos mehr Nachteile als Vorteile bringt. Ein sinnvoller Bau von Appartements kann nur in Ergänzung mit dem be- stehenden Angebot der Fremdenver- kehrsbetriebe auch in gastronomischer Hinsicht denkbar sein. In diesem Zu- sammenhang wird es als besonders schädlich empfunden, wenn branchen- fremdes Kapital, ohne Rücksicht auf den Bedarf oder die Wirtschaftlichkeit eines solchen Vorhabens, zum Einsatz kommt. Daran anknüpfend waren sich die Diskussionsteilnehmer einig, daß die Einführung des strengen Befähigungs- nachweises in der neuen Gewerbeord- nung eine an sich sehr begrüßenswerte Maßnahme war, jedoch nicht ausreichte, die weitere Vermehrung des Betten- angebotes und damit verbundene Fehl- rnve!stition zu verhindern. Es ist unbe- stritten, daß in den Ballungszentren des Fremdenverkehrs in den beiden Bezir- ken Kitzbühel und Kufstein, bereits ein Überangebot an Gästebetten zur Ver- fügung steht und die harte Konkurrenz den ohnehin bestehenden Preisdruck (siehe Verhandlungen mit Reisebüros) noch weiter verschärft. Die ständig sin- kenden Zahlen in der Jahresauslastung der Gästebetten sprechen hier eine deutliche Sprache. Wnn daher der Ruf nach einer Einführung einer Bedarfs- prüfung in einer den Verhältnissen an- gepaßten Form ergeht, so kann dies keineswegs als ein Rückschritt in Rich- tung vergangener Zeiten bezeichnet wer- den, sondern als volkswirtschaftliche Notwendigkeit. Dabei ist unmißver- ständlich festzuhalten, daß den beste- henden Betrieben alle Möglichkeiten einer Qualitätsverbesserung, die unter timständen auch Betriebserweiterungen umfassen, offengehalten werden müs- sen. Auch Landesrat Huber spricht sich in dieser Frage für eine gewisse Lenkung der Förderungsmittel dahingehend aus, daß diese in erster Linie den investi- tionswilligen Unternehmungen zugute kommen sollen. Aus der reichhaltigen Palette der Dis- kussionsbeiträge ist noch das Problem hervorzuheben, welche Auswirkungen die von den örtlichen Vereinen in immer größerem Umfang veranstalteten Zelt- feste auf die Gastronomie haben. Ge- rade weil die Vereine in idealistischer Manier den Charakter eines Ortes in mannigfacher Weise beleben, sind sie in jeder Hinsicht förderungswürdig. Doch sollten die Bedingungen die gleichen sein, unter denen das Gastgewerbe zu arbeiten hat, um in der Öffentlichkeit nicht einen falschen Eindruck von der Preisgestaltung in den heimischen Be- trieben zu erwecken. Oberrat Dr. R u d i s c h, der seit eini- gen Wochen die Abteilung II c des Amtes der Tiroler Landesregierung leitet, gab einen interessanten Überblick über den Stand bezüglich der Vorschreibungen der Pflichtbeiträge zu den Fremdenver- kehrsverbänden. Nachdem sich auf Grund organisatorischer Mängel ein ganz erheblicher Rückstand bei den Vor- schreibungen gebildet hatte, ist es nun- mehr gelungen, durch verschiedene Maßnahmen, bereits zwei Drittel davon abzubauen, sodaß für 1977 wieder mit der normalen Herausgabe der Vorschrei- bungen zu rechnen sein wird und es nicht mehr vorkommt, daß Pflichtbei- träge für mehrere Jahre gleichzeitig von den Betroffenen zu bezahlen sind. Die Entwicklung bei der Anwendung des neuen Aufenthaltsabgabegesetzes ist noch nicht abzusehen, da die Aufent- haltsabgabe eine Bringschuld ist, deren Erfüllung erst abgewartet werden muß. Eine Aufstellung über die Zahl der Zweitwohnungen wurde in Auftrag ge- Gastwirte der Bezirke Kitzbühel und Kufstein Klare Absage an den spekulativen Appartementbau - Ruf nach modifizierter Bedarfsprüfung im Gastgewerbe
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