Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Seite 10 Kltzbüheler Anzeiger Samstag, 20. November 1976 Jahreshauptversammlung der Osterreichischen Berg- und Skiführer Der Verband der Oesterreichischen Berg- und Skiführer hielt am 6. und 7. November seine Jahreshauptversamm- lung 1976 in Innsbruck ab. Zentraler Ort der Veranstaltung war das Kongreßhaus. Zugleich fand in Innsbruck die Herbst- tagung des internationalen Verbandes der Bergführerorganisation statt, dem Frankreich, Italien, Kanada, die Schweiz, ie BRD und Oesterreich angehören. Bei der Tagung gab es Fachgespräche über Schnee und Lawinen sowie auch einen Bergsteigerball. Da der Verband es sich zum Ziel gesetzt hat, auch in der bergsteigerischen Oeffentlichkeit mit an den Fragen der alpinen Sicherheit zu ar- beiten, fand bei der Jahreshauptver- sammlung ein Fachgespräch über Schnee und Lawinengefahr statt, wobei der Lei- ter des Lawinenwarndienstes Dr. Otto Schimpp sowie andere Fachleute über alle einschlägigen Fragen der Schnee- mechanik, der Lawinenentstehung irnd der Auslösung, der Vorbeugung und Ver- meidung wie auch der ersten Hilfe im Falle eines Unglücks und unmittelbar nachher referierten. In der Generalversammlung, das ist die Delegiertenversammlung aller 14 Sektionen aus Österreich, wurde schwer- punktartig die Frage einer erneuerten Ausbildungs- und Prüfungsordnung be- sprochen. Eine Vorschau auf die Jahreshaupt- versammlung bei der Landespressekon- ferenz am 4. November in Innsbruck ga- ben der Leiter des Sachgebietes für Zi- vilschutz beim Amt der Tiroler Landes- regierung und derzeitiger Schriftführer des Verbandes, Hofrat Dr. Wolfgang Rabensteiner, der Präsident des interna- tionalen Verbandes der Bergführerorga- nisationen, Hias Noichl (St. Johann), der Vorsitzende des Verbandes der Oesterr. Berg- und Skiführer, Horst Fankhauser, sowie der mit der Organisation betraute Wolfgang Nairz. - Dabei kam zum Ausdruck, daß der Verband in Tirol in neun Gebietssektionen unterteilt ist. Insgesamt gibt es in Oesterreich 738 Bergführer, 388 oder 52,7 Prozen davon allein in Tirol. - Das Bergführerwesen fällt in die Kompetenz der Länder. Ein neues Landesgesetz über das Berg- und Skiführerwesen liegt derzeit zur Begut- achtung vor. Ein großes Anliegen des Vrbandes ist eine Besserstellung der Bergführer nach dem ASVG, wobei die kommende Novel- le eine wesentliche Erleichterung brin- gen soll. Auch eine gerechtere Einstu- fung bei der Mehrwertsteuer wird gefor- dert, So soll es dabei eine Angleichung der Tarife an die der Rechtsanwälte und Notare geben. Weiters ist geplant, den Bergführer mehr an die Oeffentlichkeit zu bringen. Auf seine Mithilfe in den Gemeinden und alpinen Vereinen kann nicht ver- zichtet werden. Die Schwarz-Bergführe- rei, die derzeit nicht unerheblich ist,wird in Zukunft mit allen zur Verfügung ste- henden Mitteln bekämpft. Es ist auch be- absichtigt, die Ausbildung des Bergfüh-. rernachwuchses nach den Richtlinien der bundesstaatlichen Sportlehrerausbil- dung zu gestalten. Dadurch wird einer- seits am besten den föderalistischen Prin- zipien der länderweisen gesetzlichen Ei- genständigkeit im Bergführerwesen und andererseits dem Bedürfnis nach ein- heitlicher, gesamtösterreichischer Aus- bildung mit bundeseinheitlichem Niveau gedient, wie es der fast 100jährigen Tra- dition in der Bergführerausbildung in Oesterreich entspricht. Auch der Alpen- verein arbeitete nach diesem Grundsatz, solange er die österreichische Bergfüh- rerausbildung besorgte. Heute gilt es, unter den geänderten rechtlichen Vor- aussetzungen sowohl auf sportgesetzli- cher Ebene des Bundes als auch auf der berufsgesetzlichen Ebene der Länder, Vor zwei Jahren besuchte der Bauer zu Hinterbichl, Jochberg, Johann Gran- der, seinen Onkel Anton Grander in Dreizehnlinden, Brasilien, wohin dieser 1935 ausgewandert war. Johann Grander hatte von den Familien Grander und Pletzer in Jochberg einen Spezialauftrag erhalten, nämlich das Kruxifix zu foto- grafieren, das seinerzeit den Weg von Hinterbichl in Jochberg mit den Auswan- derern nach Dreizehnlinden genommen hatte, wo es heute noch, obwohl sicher- lich kein Kunstwerk, noch in Ehren ge- halten wird. - Was hat es mit diesem „Herrgott" für eine Bewandtnis. Hier die Legende: Johann Grander I. kaufte 1908 von Das Kreuz von Hinterbichl in Dreizehnlinden, Aufnahme 1974 von Johann Grander. die rechtlichen Grundlagen der Ausbil- dung, das ist insbesondere die Ausbil- dung- und Prüfungsordnung des Ver- bandes, den Anforderungen der Zeit in jeder Richtung anzupassen. Kritisch wurde bemerkt, daß die Tä- tigkeit des berufsmäßigen Berg- und Skifüihrers in Oesterreich nicht so aner- kannt wird, wie es wünschenswert wäre. So ist beispielsweise der Bergführer im Kanton Wallis in der Schweiz geradezu ein nationaler Begriff. Es wäre wün- schenswert, eine Annäherung bei der Ausbildung in den einzelnen Ländern zu erreichen. Landeshauptmann Eduard Wallnöfer, der zum Ende der Pressekonferenz ge- kommen war, hob in einer kurzen Rede die Bedeutung der Bergführer für unser Land hervor. Die Berg- und Skiführer hätten dazu beigetragen, das Ansehen unseres Landes in aller Welt zu ver- mehren. Für die Wirtschaft Tirols bedeute der Schnee heute das, was in der Zeit Maxi- milians der Kupfer- und Silberbergbau war, sagte der Landeshauptmann. (LPD-Dr. Wieser) Pletzer, genannt Bismarck, den Hof Hin- terbichl. Nach der Hofübergabe lud der Vorbesitzer seine ganze bewegliche Habe auf einen Pferdewagen und obenauf auch das genannte Kreuz. - Als dann Pletzer mit seinem Fuhrwerk die Hof- grenze zum „Ratzinger" passieren woll- te, fiel der Herrgott auf den Wegrand herab. Pletzer bedachte sich kurz und wollte schon den Herrgott wieder aufla- den. Doch plötzlich schoß ihm der Ge- danke in den Kopf: „Wenn er, der Herr- gott, nicht weiter will, dann soll er da- bleiben!" Er band das Pferd an den Gat- tern und trug den Herrgott auf den Hof Hinterbichl zurück. Der neue Hofbesitzer von Hinterbichl starb schon 1910. Seine Witwe Anna geb. Moser ließ den Herrgott renovieren. Im Herrgottswinkel der Bauernstube erhielt er seinen gebührenden Platz. - Als die Bäuerin 1930 starb, vermachte sie den Herrgott ihrem Sohn Anton (im Bild mit dem Kruzifix), der ihn, wie bereits ge- sagt, nach Dreizehnlinden mitnahm. - Anton Grander bewirtschaftet heute ei- nen beachtlichen Bauernhof in Drei- zehnlinden als Vollerwerbsbauer. Er läßt alle Bekannten in der alten Heimat herzlich grüßen. (Treze Tilias, Joacaba, Santa Catarina, Brasil). Das Farbphoto, das der jetzige Hin- terbichlbauer Johann Grander von Drei- zehnlinden in die Heimat mitbrachte, schmückt nun den Herrgottswinkel beim Schnaitlbauern in Jochberg. Die Bäuerin Anna Rieder ist eine geborene Pletzer. - Fotos von diesem Kreuz erhielten die Familien Grander und Pletzer in allen Verwandtschaftszweigen in Jochberg und haben daran ihre Freude. Der Herrgott von Hinterbichl in Dreizehnlinden
< Page 10 | Page 12 >
< Page 10 | Page 12 >