Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 4. Dezember 1976 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 Zu Durach im Kelchsauer Tale befin- det sich auch ein abgelegener Stadl. Am Martinstag nachts sah der Bauer ein al- tes Männlein, den Alberer, durch die Lüfte kommen und mit seinem Gefolge sich auf seinen Stadl niederlassen. Der Bauer hatte Vieh dort und dachte, wie es etwa selbem ergehe, getraute sich aber nicht hinzugehen und nachzu- schauen. Des anderen Morgens rief ihn die Pflicht dorthin. Er sah zu seinem Schrecken zwei tote Kühe und die an- deren alle ihrer Ketten ledig im Stalle. Auf dem Futterbarren aber, o Schrek- ken, saß ein Männlein in Grau geklei- det. Er kümmerte sich wenig darum und machte seine Arbeit fort. Doch, da sich täglich die Ausgelassenheit dieses Männ- leins durch Tücke verschiedener Art im- mer mehr bemerkbar machte, so faßte dieses Bäuerlein endlich ans Herz und fragte den unheimlichen Gesellen auf dem Futterbarren unter Anrufung der drei heiligen Namen, was er wünsche, da er sich hier immer zu schaffen mache. - Kaum, daß das Bäuerlein das letzte Wort gesprochen hatte, erhob sich der graue Geselle auf seine Bocksfüße, streckte sich zur Riesengestalt empor und entschwand aus dem Stall unter Viele Jahre sind seitdem schon ver- gangen. Nach meiner Erinnerung muß es im Jahre 1931 gewesen sein, da ja das alte Bauernhaus zum Gugg im Jahre 1932, eine Woche vor Weihnachten, ab- brannte. Damals gab es in den Schulen auch Unterricht an den Nachmittagen. -Oft war es so, daß wir Schulkinder auf dem Heimweg schon die Sterne und den Moad sehen konnten. Die Winter kamen frü- her und waren auch wesentlich härter als heute. So war es auch an jedem Tag, es lag schon überall Schnee und es war bereits bitter kalt. Unser guter Oberleh- rer Franz Frey hatte aber ein Einsehcn mit den Bergbauernkindern und ließ uns eine Stunde früher als die Landkinder nach Hause gehen. Wir stapften daher frohgemut bergwärts. Es schneite leicht und ein kalter Nordwind blies uns um die Ohren. Bald waren auch schon unse- re primitiven Schuhe beinhart gefroren. Daheim mußten wir öfters eine zeitlang warten, bis die Schuhe wieder aufgetaut waren, um sie dann ausziehen zu kön- nen. - An diesem Tag waren wir sehr artig auf dem Heimweg, da wir im Dorf schon allerhand über den Ganggerl gehört hat- Zurücklassung eines entsetzlichen Ge- stankes. Vom Tode. Viele Leute, besonders äl- tere, behaupten, daß, wenn eine Leiche die Augen offen hat, selbe nach einer Person aus ihrem Verwandtenkreis schaue, auch sicher bald eine nachfol- gen werde. Kommt man von ungefähr zu einer offenen Leiche, so wird einem am sel- ben Tag oder bald darauf ein Unglück passieren. Wohl die meisten älteren Leute glau- ben hier, daß es im Jahre gewisse Tage gebe, welche Tage des Unglücks sind (die sogenannten Schwendtage). Wer an solchen Tagen einen Handel abschließt oder sonst etwas beginnt, wird überall Unglück haben. Nimmt man an einem solchen Tag an Mensch oder Tier eine Operation vor, so ist der Operierte in kurzem eine Leiche. Schloß Engelsberg. Zu Weihnachten in der Heiligen Nacht um 11 bis 12 h steigt eine riesige Frauengestalt den Schloßberg zum Schindergraben herun- ter. Sie ist halb weiß, halb schwarz ge- kleidet. Sie wäscht sich dann dort die Hände und geht langsamen Schrittes wieder zur Ruine zurück. Der Foischinger Geist. Zu Foisching (Feuersing), einem der ältesten Bauern- ten, manche sagten dazu auch Krampus oder Kliaubauf. Jeder von uns, das 'heißt Buben und Mädchen, dachte sieh im Stil- len, wir sind im Laufe des Jahres bei- leibe nicht immer anständig und brav ge- wesen. Es war daher nach unserer An- sicht vonVorteil, besser gemeinsam heim- zugehen. Man konnte ja nicht wissen, ob uns nicht vielleicht irgendwo beim Treiehl, Möllinger oder beim Oberkasla- eher der Ganggerl begegnen würde. - Wenn es schon so kommen sollte, dach- ten wir, ist es uns lieber, gleich alle zu- sammen mitzunehmen, in die Hölle; dar- über, daß wir kaum in den Himmel kommen sollten, waren wir uns alle so ziemlich einig. Gemeinsam würden wir Bergbauernbuben und Bergbauernmäd- ehen es schon eine Zeitlang aushalten. - Oefters fiel durch den aufkommenden Wind ein Batzen Schnee Von den Bäu- men auf unsere Köpfe herab und schon dachten wir höchst aufgeregt, es könnte schon der Krampus sein. Es ging weiter bergwärts, es wurde immer kälter, dunk- ler und eine geheimnisvolle Stimmung lag über der Landschaft. An diesem Tag merkten wir die Kälte und das ;sonst uns immer begleitende Knurren des Magens gar nicht so wie an gewöhnlichen Tagen. höfe am Salvenberg, hauste bis vor gar nicht langer Zeit ein Geist, der weniger durch Tücke, als vielmehr durch aller- lei dienstfertige Verrichtungen im Stall und auf dem Heuboden sich bemerk- bar machte, obwohl ihm dabei ab und zu eine Neckerei mit unterlief. Der „Hexenliendl", eine im Brixen- tal ob seiner „Wunderkuren" bekannte und wegen seiner „absonderlichen über- natürlichen" Eigenschaften insgemein der „Prophet" genannte Persönlichkeit, verstand es auch, sich mit „Geistern" in Verbindung zu setzen. Er befragte da- her in aller Form den Foischinger Geist, was seines Treibens Zwecks sei und wie lange er schon da hause. - Der Geist scheint aber ein mißtrauischer Geselle gewesen zu sein, oder der Prophet, der nebenbei gesagt den Gottseibeiuns schon auf dem Telegraphendraht reiten sah, mußte seine Sache schlecht ge- macht haben, kurz, es war vom Geiste nichts Weiteres herauszubringen, als daß er bei Erbauung des Schlosses En- gelsberg als Handlanger mit dabei war und seitdem auf Foisching hause. Die Rabensteiner Drescher. Im Pen- ningsberge bei Hopfgarten befindet sich an abgelegener Stelle ein verlassener al- ter Futterstall. Zu heiligen Zeiten, na- mentlich an den Donnerstagen im Ad- vent, vernimmt ein vorbeigehender nächtlicher Wanderer plötzlich lautes Dreschen im Takte, als wären 8 Perso- nen bei dieser Arbeit. Sie endet stets mit einem kräftigen Schlage, worauf ein Auf einmal sagte Jaggl Christa zu mir: „Du, Melchior, heute soll ja der Niko- laus sehend ins Haus kommen!" Ja, fiel Heißl Sepp ein mit seiner urigen Berg- stimme, daß er auch etwas läuten gehört hätte, was wiederum von Kaßlacher Hans bestätigt wurde: An diesem Heim- gang mischten sich die Mädchen merk- würdigerweise nicht in unsere Gesprä- che ein, diese brauchten ja Beschützer für den Fall, daß Es war dann soweit, daß sich einer vom anderen verabschieden konnte, da wir mittlerweile zu den ersten Bauernhö- fen gekommen waren. Durch die Fenster leuchtete überall schon der matte Schein der Petroleumlampen. Uebrig blieb ich allein, da der Gugg ja der am höchsten gelegene Bauernhof war. Im Gehen zwei- felte ich und dache bei mir selbst, wie sollte wohl der Nikolaus den Weg so weit hinauf finden, da ja auch gar vom Frankbauern bis zum Gugg kein richti- ger Weg mehr war und ich persönlich große Mühe hatte, vorwärts zu kommen. Jedoch bald war auch ich als Letzter da- heim. Die Mutter und die kleinen Ge- schwister erwarteten mich schon auf der Labn und spornten mich mit gutem Zurufen an, etwas schneller zu gehen. Genau weiß ich es noch, es gab an diesem Abend reichlich saftige Schmalz- nudeln und die ganze Schar um den run- G'sehiehten - von Ludwig Weinhold Gesammelt von Josef Bichler (1861 bis 1937) - 1. Fortsetzung und Schluß Als der Nikolaus bis zum Gugghof kam Eine wahre Geschichte von Melchior Meyer, Brixen
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