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Samstag, 4. Dezember 1976 Kizbühe1er Anzeiger Seite 5 Altbürgermeister Walter Hirnsberger 10 Jahre Altbürgermeister Walter Hirnsberger (1946-1950) und durch 18 Jahre Finan2- referent (1956-1974) vollendete am 23. November 1976 sein 70. Lebensjahr. Aus diesem Anlaß erschien bei ihm in sei- nem Haus, Hotel Weißes Rößl, eine Ge- meindedelegation unter der Führung von Bürgermeister LAbg. Hans Brettauer zur Gratulation. Wir nehmen den Geburtstag des Ju- bilars zum Anlaß, um über seine Tätig- keit als Bürgermeister der Stadt Kitzbü- hel zu berichten. Als Unterlagen ver- wenden wir die Sitzungsprotokolle des Gemeinderates. Am 11. Mai 1945 wurde der Leiter der Gebietskrankenkasse, Hans Hechenber- ger, vom damaligen amerikanischen Mi- litärverwalter (Mjr. Braun) zum Bür- germeister eingesetzt. - Hechenberges blieb Bürgermeister bis zum 21. Juni 46. Der erste Gemeinderat unter Bürger- meister Hans Hechenberger wurde auf Vorschlag dec Parteien bestellt. Der zweite Gemeinderat wurde nach dem Verhältnis der Nationalratswahlen vom 25. November 1945 zusammenge- stellt. Dieser wählte in seiner Sitzung vom 21. Juni 1946 Walter Hirnsberger zum Bürgermeister. Von den 15 anwe- senden Gemeinderäten waren 8 für Hirnsberger, 1 Stimme war ungültig und 6 Gemeinderäte enthielten sich der Stim- me. Hirnsberger selbst gehörte nicht dem Gemeinderat an und war bei der Wahl auch nicht anwesend. Er erschien am Schluß der Sitzung und erklärte, die Wahl annehmen zu wollen. Als Wahl- leiter fungierte der damalige Vizebür- germeister Dr. Camillo v. Buschman. Die Gültigkeit der Wahl zum Bürger- meister war von der Genehmigung durch die Militärregierung (Besatzung) abhän- gig. Diese Genehmigung wurde mit 23 Juli 1946 erteilt und mit diesem Tage führte Hirnsberger die Amtsgeschäfte.— Damals war es üblich, daß der Bürger- meister täglich vor dem Militärgericht erscheine, um Befehle zu empfangen. Hirnsberger tat dies nur noch eine Wo- che. Dann ließ er der Besatzungsmacht mitteilen: „Wenn sie von ihm was wolle, würde jeder wissen, wo er zu finden sei" Als „Befehlsempfänger" eigne er sich nicht. Dieser „Gewaltsakt" hatte glück- licherweise keine Folgen. Der damalige Gemeinderat setzte sich aus folgenden Persönlichkeiten zusam- men: Bürgermeister Walter Hirnsberger Vizebürgermeister Dr. Camillo v. Buschman Stadträte: Nikolaus Gasteiger, Michael Ober, Josef Neumayer. Gemeinderäte: Georg Winter, Franz Kaler, Ludwig Hofmann, Hans Ueber- all, Josef Rettenwander, Valentin Kerschbaumer, Anton Oberacher, Ja- kob Dobringer, Franz Schwenter, Alois Heimböck, Michael Engl und Josef W ur z en ca i 0er. Jr. der Sitzung vom 2. August 1943 fand eine neuerliche Vorstandswahl statt, hei welcher Jalcc.b Dobringer zum 1. und Dr. CamiLo v. Buschman zum 2. Vizebür- germeister gewählt wurde. Im Somnter 1946 wurde Kitzbühel von zwe: Unwet:erlatastrophen heimgesucht. WJIwasser ur.d Hagelschlag. 1,446 wurde die erste Milchbahn ge- baut und zwar für die städtischen Almen Ehrenbach und Melchalm. Die ehemalige Gau-Skilift AG wurde liquidiert, ein Ge- such des Ing. Bildstein um eine Liftkon- zession abgelehnt und die ersten eigenen Liftnrojelte (Ganslern und Streitegg) durch ie,. Kitzbüheier Skiliftgeseü- schaft", in welcher die Bergbahn AG 51 Prozent der Anteile besaß, in Angriff gensimrnen. W eiters wuce der Schenkungsvertrag über das Grundstück an der Bahnhof- strale mit der Bundespost unterfertigt. Der Vorschlag, einen „Freiheitsbrunnen" zu errichten, kam nicht zustande. Ein- stirnmig wurden Weihbischof DDr. Jc- hannes F i 1 z e r und der beliebte Kin- der—, czt 9r. Anton En g ei zu Ehren- bü:gern ernannt. In der Sitzung vom 23. September 1946 teilit Bürgermeister Hirnsberger dem Gemeinderat mit, daß die Bergbahn AG für die Errichtung des Ganslernschlepp- liftes zinse.-.los das Eaukiapital zur Ver- fügung stelle. Während eines Wasser- sportfestes am Schwarzsee stürzten die Kabinen ein. Der Gemeinderat entschloß sich, für der. Wiederaufbau einen Archi- tekten wettbewerb zu veranstalten und setzte drei Preise aus: 2000, 1000 und 500 Schilling. Die neue Anlage sollte auf dem soge-nannten „Zipf" erstehen. Dazu kam es aber nicht. Dem Gemeinderat drohte damals 1946 entweder die Verbundlichung oder die Verländerung des Elektrizitätswerks. - Bürgermeister Hirnsberger: „Da ist kein Unterschied! Wir kämpfen für die Selb- ständigkeit, schon deswegen, weil weder Land noch Bund Geldmittel für den Bau dieser Anlagen zur Verfügung gestellt hatten." Vom Gemeinderat erhielt Hirns- berger „freie Hand", um diesen Kampf durchzuf echten. Ein Problem war damals das „Hotel Tirol". Es sollte von der Bundespolizei als ehemaliges reichsdeutsches Gut über- nommen werden. Der Gemeinderat war gegen die Uebernahme durch eine Bun- desbehörde, konnte sich aber nicht durchsetzen. 1946 wurde auch das Hei- matmuseum, das bisher ein privater Verein führte, durch die Stadtgemeinde übernommen. Ende des Jahres 1946 erfolgten noch Einsparungen. Ein Drittel der Stadtarbei- ter wurde entlassen; weiters einer der zwei Gemeindeboten und der Milchkon- trollor. Die Kurtaxe, damals noch eine Domäne der Stadtgemeinde, wurde auf 50. 40 und 20 Groschen erhöht. 50 Gro- schen pro Nächtigung zahlten das Grand- hotel, das Hotel Tiefenbrunner, das Ho- tel Tirol, das Hotel Weißes Rößl und die Franz-Reisch-Betriebe. Die Pflichtbei- träge wurden mit einem Promille des Umsatzes festgesetzt. Der Stadtmusik wurde die Führung des Stadtwappens genehmigt. 1947 legte Jakob Dobringer seine Funk- tion als Vizebürgermeister zurück. An seine Stelle trat Josef Neumayer; zum Stadtrat wurde Georg Winter gewählt, der seit 1919 ununterbrochen im Gemein- derat tätig war. Winter gehörte dem Ge- meinderat bis 1950 an und brachte es auf 32 Gemeinderatsjahre. Im Haushaltsplan für 1947 wurden bereits 5000 Schilling als Planungskosten für einen Schulhaus- neubau eingesetzt. Weitere Einsparungen: Entzug des Frei- stroms für Gemeindeangestellte, Auflö- sung von Stromdeputaten. - Mit der Bergbahn AG wurde ein neuer Stromlie- ferungsvertrag vereinbart und die ehe- malige Flugwachhütte am Hahnenkamm gekauft. In der Sitzung vom 18. April 1947 trat der Gemeinderat dem Mu- seumsverein Ferdinandeum bei und der Liga der Vereinten Nationen, vertreten durch den Bürgermeister und die beiden Vizebürgermeister. Hirnsberger berichtete von den ersten Verhandlungen mit dem Ruadlb auern zwecks Baugrund für den Schulhaus- neubau; von der bevorstehenden Bildung einer „Torfgemeinschaft" zur Gewin- nung von Reiz- und Streutorf und von dem Projekt der Friedhofserweiterung. Stadtpfarrer Joseph Schmid wollte zur Anlage eines neuen Friedhofs Grund- stücke bei Lukasbühel erwerben; der Gemeinderat sprach sich aber für eine Erweiterung in Richtung Pfarrrnesner- bühei aus. Es galt auch das Projekt der Verbauung des Köglerbaches zu betrei-
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