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Seite 16 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 24. Jänner 1976 Hauptlehrer Fritz Mühlbacher zum Gedenken In St. Johann wurde in der vergan- genen Woche Volksschulhauptlehrer Fritz Mühlbacher, zu Grabe getragen. In der Dekanatskirche würdigte beim Sterbegottesdienst Dekan KR. Dialer das Lebenswerk des verstorbenen Leh- rers. Am offenen Grab dankte namens der Kollegenschaft Dir. Peter Brand- stätter, Obmann der Personalver- tretung, dem geachteten Kollegen, der nicht im Rampenlicht der Oeffentlich- keit stand und stehen wollte, sondern seine Arbeit als Lehrer und Erzieher stets unauffällig geleistet hat, weswe- gen sie oft unbedankt blieb Er sprach die besondere Anteilnahme der Gattin und deren drei Kindern aus, denen Fritz Mühlbacher ein treu sorgender Lebens- kamerad und Vater war. Dem Sarg folgten zahlreiche Leh- rer aus dem Bezirk und viele ehemalige Schüler. Unter den Trauergästen wa- ren auch die Bürgermeister von Brixen, Weriberger, und Oberndorf, Höck. Fritz Mühlbacher kam am 8. De- zember 1907 in Münster am Fuß des Sonnwendgebirges als Sohn einer Bau- ernfamilie zur Welt. Als Zehnjähriger sollte er zum Studium nach Brixen am Eisack, doch ließ die Endsituation des Weltkrieges dies nicht zu. Mühlbacher beendete die Volksschule und arbei- tete in der elterlichen Landwirtschaft, bis er als 17jähriger die Zimmermanns- lehre aufnahm. Knapp vor dem Ein- tritt in die Baufachschule entschloß sich Mühlbacher, obwohl bereits im 20. Lebensjahr stehend, für den Lehr- beruf. Er machte die Auf nahmeprü- fung, bei der nur ein Viertel der Be- werber genommen wurden, bestand sie eine Commission zur Untersuchung der Sache und ob die Bittschrift der Wahr- heit übereinstimme, abgeordnet wurde, indessen man den Abgeordneten zu Wien behielt. Die Commission erschien. Der Haupt- commissarius war Herr von Pehmstein. Man zeigte derselben (Commission) die ganze Gegend um Aurach, und um der- selben alles zu zeigen, führte man sie die Straße hinein zur Wibm-Mihl, durch das Hennithal und die Kocha wiederum herauf. Bei der Rückkehr traf die Commission die Bürger von Kitzbichl nechst der Kirche an, welche vielleicht gekommen waren, ihre „ai- gennüzigen Protzstationen" vorzutra- gen. Allein die Commission rückte den Bürgern ihre schändlichen Lügen vor, welche sie eingegeben, nämlichen, daß in Aurach nur ein Haus wäre und mehr dergleichen. Daher entschied diese Hohe Com- mission nach eingenommenen Augen- schein und eigener Ansicht, daß wegen einer so großen und aus so vielen Berghäusern bestehenden Creiztracht es sehr notwendig sei, einen eigenen Seelsorger oder Curaten auf Aurach zu bestens und begann 1927 mit dem Stu- dium am Pädagogium. In den letzten Schuljahren war er Vorzugsschüler und maturierte 1932 mit Auszeichnung. Leider mußte Mühlbacher dann das bittere Los vieler junger Kollegen tra- gen, als er trotz seiner ausgezeichneten Beurteilung keine Stelle erhielt. Er ar- beitete aushilfsweise im Gemeindeamt und war in den Sommermonaten in Kin- derferienlagern beschäftigt. Im Febru- ar 1934 erhielt er eine Lehrerstelle an der Klosterschule in Fiecht bei Schwaz. Es war eine Stelle ohne Gehalt und Krankenversicherung, aber es gab dafür 13 Bewerber. Unterrichtet wurden groß- teils italienische Schüler. Mit Schulbe- ginn 1936-37 wurde Mühlbacher in den Landesdienst übernommen und erhielt eine Stelle an der einklassigen Volks- setzen und verfaßte darüber einen Vor- schlag ab, welcher dem Vicario zu mehr ermehlten Kitzbichl um seine Erklä- rung unter Androhung eines ansonsten vorzukehrenden „Hinlänglichen Pro- vihsionales", wenn sie keinen Geistli- chen auf Aurach stellen wollten, mitge- teilt worden. Nun glaubte man die Schwierigkeit und den „Stein des Anstoßes", der so viel Aergernis verursacht hatte, aus dem Weg gehoben zu haben und daß endlichen, obwohl mit Gewalt und aus höchsten Zwang Aurach mit einem ei- genen Seelsorger werde erfreut wer- den. Allein eben dieser angedrohte Ge- walt und Vorgriff der Commission war ein neuer Stein des Anstoßes, indem es das Ansehen hatte, als wenn seine Hochfürstlichen Gnaden und Pischoff von Chiemsee um seinen pischöfflichen Rechten nichts zu vergeben sich diesen von deren Kaiserlichen Commission an- gedrohten „ Provihsionali" ohne deren Gnädigsten Ordinaritas Consens, wie man Mihne machte; entgegen sein woll- te, weil man aber abseiten des Pischöf- liehen Hofes gleichfalls wohl einsehe, daß dadurch, wenn man in einer sol- schule Pillberg bei Schwaz. Im Septem- ber 1937 wurde Mühlbacher Lehrer, Schulleiter und Organist in Oberndorf. Damals kam er in den Bezirk Kitzbühel, in dem er bis zum Uebertritt in den Ruhestand wirkte. 1938 wurde Mühl- bacher der erste Standesbeamte im Be- zirk, im September 1940 wurde er ein- gezogen und diente als Flugmelder bei der Luftwaffe, bis er eine Ausbildung auf der Wetterwarte erhielt und sein Praktikum absolvierte. 1941 kam er in den Schuldienst zurück und wurde Standesbeamter in Kitzbühel. 1943 wur- de Mühlbacher neuerdings einberufen und kam an die Westfront. Bei einem Fliegerangriff wurde er verwundet und kam nach wochenlangem Transport in ein Heimatlazarett in Wörgl. Den letz- ten Wehrdienst leistete er bei der Wehr- machtskommandantur in Innsbruck. Im Herbst 1945 nahm Mühlbacher den Schuldienst in Westendorf auf, im fol- genden Jahr wurde er Lehrer und Lei- ter an der Volksschule Brixen im Tha- und war zeitweise als Standesbeam- ter eingesetzt. Im Jahre 1954 beantrag- te er die Versetzung nach St. Johann, verlegte den Wohnsitz nach Oberndorf. Im Jahre 1970 wurde Mühlbacher auf eigenen Wunsch in den Ruhestand ver- setzt. Im Jahre 1950 sprach ihm der Be- zirksschulrat, 1960 und 1961 die Tiro- ler Landesregierung Dank und Aner- kennung aus. Anläßlich der Pensionie- rung würdigte Landesschuireferent LHStv. Dr. Prior die treue und vor- bildliche Pflichterfüllung im Tiroler Schuldienst. Mühlbacher war seinen Kollegen ein treuer Kamerad und voll Begeisterung für den Beruf. Er besuchte mit Eifer Fortbildungsveranstaltungen und war chen billigen Sache wider die höchste Stelle handle, beiderseits verschiedene Ungelegenheiten verursacht werden könnten, so wurde doch noch von sei- ner Hochfürstlichen Gnaden Pischoff in Chiemsee ein Congreß zu St. Johanns im Leoggenthal von allen Interessenten um das nöthige abzuhandeln beliebte und zusammenberufen, welches gesche- hen ist 1721 den 16. Juny und dauer- te bis zum „zwaynzigsten" dis. Gegen- wärtig dabei sind gewesen als Abge- ordnete und Gewalttrager. Als von den bischöflichen Chiemseeischen Hof Geistliche Commission und Vorsteher des Kongresses, Herr Franz Xaveri de Berti, Hochfürstlicher Salzburgischer Bürger und fürstlicher Chiemseeischer Rath, Dechand und Proparochus zu St. Johanns als gnädigst Deputierter Commissarius mit gnädigst befohlener Zuziehung Herrn Joann Georgs Staud- acher, Hochfürstlicher Salzburgischer, auch fürstlich Chiemseeischer Raths Hofrichters und Geistlichen 0ff icen Notarii. Von seiten der Landesgerichtsobrig- keit Herr Georg Falger. Beider Rechtel? Doctor Seiner Römisch-Kaiserlichen
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