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Das Barockjuwe! von Kitzbühel: die Johann-Nepomuk-Kapelle Altarstatue Johann Nepomuk nach der Restauration durch Hermann Mayer Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 11. Dezember 1976 Eine der schönsten und künstlerisch wertvollsten Barockkapellen Tirols steht am Fuß des Kirchenhügels von Kitzbü- hel: die kleine Johann-N.epomuk-Kapel- le am Gröbenbach (alter Name), dem heutigen Pfarraubach. Die Stadtgemeinde Kitzbühel hat sich bereiterklärt, im Rahmen des Europa- jahres 1975, gemeinsam mit dem Denk- malamt diese stadteigene Nepomukka- pelle zu restaurieren. Vorerst wurde das Schindeldach aus- gebessert (Hias Asti) und vom Stadtbau- amt das Mauerwerk entfeuchtet, der feuchte Verputz abgeschlagen und nach der Austrocknungszeit außen der Kalk- putz erneuert und die Außenwände in den Originaltönen in Silikatfarbe ge- strichen. Die Hauptarbeit für die Restaurierung wurde dem Kitzbüheler Diplomrestau- rator Hermann Mayer übertragen. Der 1727 von Georg Tiefenbrunner gestiftete architektonisch reizvolle Zen- tralbau beherbergt ein prachtvolles Fres- ko der Gloriae des heiligen Johannes Nepomuk, eine Meisterleistung des gro- ßen Kitzbüheler Barockmalers Simon Benedikt Faistenberger. Das gemalte An- tependium zeigt den sterbenden Nepo- muk, umgeben von Engeln. Mit der Sanierung dieser Kapelle süd- lich der Pfarrkirche wurde ein Großpro- jekt der Denkmalpflege in Kitzbühel fortgesetzt, das mit der Restaurierung des Pfarrhofes begonnen und mit der Erneuerung der Fassade des alten Schulhauses, dem heutigen Vereinshaus, Pf arrgasse Nr. 1, fortgesetzt wurde. Abgeschlossen wird dieses Großpro- jekt mit der Revitalisierung des Spital- gebäudes. Die Nepomukkapelle (Von Univ.-Ass. Dr. Dieter Assmann, Stadtbuch Kitzbü- hel, 4. Band) „Der Grund für dieses Vorhaben wur- de bereits im Bittgesuch von Bürgermei- ster Martin Seidl um die Erteilung des „Ordinariats Consens" zur Errichtung dieser Kapelle treffend gekennzeichnet, wenn Seidl im Jahre 1726 an den Bi- schof von Chiemsee schreibt: „Der Rat und Bierbrauer Georg Tiefenbrunner all- da ist des frommen Vorhabens auß einer absonderlichen Devotion, zu Ehren des Heyligen Johannis von Nepornuk, an dem Kirchberg, herunter St.Andre gotts- hauE Friedhofsmauer, alß einen nit gar unbequemen orth, dises Heyligen Sta- tuam zu errigiren, darüber eine vorne offene Kapelle aufmauern und mit ei- nem Schardach bedecken zu lassen. - Der Bau wurde 1727 vollendet und dürfte nach Dr. Erich Egg (Kunst in Kitzbühel, Stadtbuch Kitzbühel, 3. Band) eine Ar- beit des Kitzbüheler Maurermeisters Christian Aufsehnaiter sein. 1852 scheint als weiterer Besitzer Jo- hann Witting auf und 1895 ist von dem Arzt Johann Feilner die Rede, der die Kapelle, gründlich herrichten ließ und zur Deckung der Unkosten mit den Spenden einiger Wohltäter nicht ausge- kommen war. Das Kupferfresko stellt die Glorie des hl. Johannes Nepomuk dar, Johannes v. Nepomuk, Generalvikar des ErzbischoiiTs von Prag (1340-1393) starb den Märty- rertod. König Wenzel I. von Böhmen ließ ihn fesseln und in die Moldau wer- fen. Den Scheitel des Kuiggepifreskos und zugleich den Kreuzungspunkt von vier Kompositionssegmenten bildet die Taube. Der von Engeln und Putten ern- porgetragene hl. Johannes Nepomuk und der gegenüber in den Lüften schweben- de Gottvater mit den die Weltkugel tra- genden Engeln sind in kräftigen Farben gehalten. Die einander gegenüberliegen- den Figuren der hl. Maria und Christi sind im hellen Kolorit gehalten." Zur Restaurierung von Hermann Mayer 1975-76 Das Deckengemälde mußte abgelaugt werden, da es (vermutlich 1895) mit Oel- farbe übermalt, gekittet und gefirnist war. Es waren auch viele Wasserschäden vorhanden. Die Restaurierung erfolgte in den Originaltönen und wird heute auch von Fachleuten bewundert. Die lebensgroße Statue des hl. Nepo- muk (von Hermann Mayer wird dieses Werk dem Kitzbüheler Bildhauer Franz Offer (nachweisbar in Kitzbühel seit 1717-1753) zugeschrieben) wurde von alten Uebermalungen freigelegt, neu vergoldet, neu versilbert und neu gefaßt. Das Oelbild für die Mensa, der liegende Nepomuk, wurde ebenfalls restauriert und auf einer Spanplatte aufgezogen. - Restauriert wurden auch die beiden En- gel auf den Türen zur Mensa. Von den 6 Medaillons an der Wand (Motive aus dem Beichtgeheimnis) konn- ten nur mehr vier restauriert werden. - Darunter auch das Medaillon über der Tür, darstellend das viergeteilte Wappen des Georg Tiefenbrunner. Die Kugelspitze des Kapellendaches wurde zweimal mit Doppel-Dukatengold vergoldet. Den neuen Kapellenboden aus Salz- burger Marmor verlegte Steinmetzmei- ster Siegfried Trenkwalder und die Fen- ster wurden von Glasermeister Konrad Schneidinger jun. ausgebessert. Beim Altar wurde auf Wunsch des Denkmalamtes das Leuchterband und die Holzstufe entfernt. Für die Restaurierung wurde vom Lan- deskonservator Dipl.-Ing. Josef Menardi eine bedeutende Subvention erteilt. Die Wartung der Kapelle besorgt nun Pfarrmesner Toni Kili. Die Kapelle is über Nacht gesperrt. Barockjuwel in Kitzbühel: Zotann -Ye4omut-Sa4eflc
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