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Samstag, 25. Dezember 1976 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Jnternalionaler Stamm gat-7<Iub übe/ Dank Dir, Stadt mit dem Kitz, und Glück für 19771. Wenn Sie diese Zeilen lesen, meine lieben Kitzbüheler, stehen die meisten vOfl Ihnen mit ganzer Kraft im Einsatz für die Hauptsaison, die gerade um die Weihnachts-Neujahrszeit ihren Höhe- punkt erreicht. Mögen Ihre Anstrengun- gen erfolgreich sein für die Gas-geber und die große Schar der Helfer, vn de- nen viele unsichtbar im Hintergrund wirken, und für die zahlreichen Gäste, die erwartungsvoll das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel bei Ihnen erle- ben wollen! Liebe und Freundschaft sind ohne Be- stand, wollten sie sich auf Blumen und poetische Erklärungen beschränken. Bei- de bedürfen verständnisvoller Pflege. Was in der menschlichen Beziehung be- ständig bleiben soll, muß der Wirklich- keit gewachsen sein, also auch unseren Unvollkommenheiten und Schwächen Rechnung tragen. Geduld und Nachsicht sowie das Bemühen um Verstehen müs- sen die tragenden Säulen sein. Ich denke hier ganz speziell an die Beziehung Gast- Fremdenverkehrsgemeinde. Sie alle, die Sie irgendwie dem Geste dienen, haben das natürliche Bestreben, dadurch aus- kömmlich zu leben und keine Mildtätig- keit zu praktizieren. Auf der anderen Med. Techn. Ass. Leiterin des Labors der Intensivstation an der Chirurg.schen Univer- sitätsklinik Düsseldorf, BRD. Frau Marie Luise Scheller, e -ster Präsicent des Internationa en Stammgast-Clubs Kitz- bühel, überbringt aus Düsseldorf, BRD, die herzlichsten GrCße an alle Clubmitglieder und an die Bevölkerung Kitzbühels. Diesen Grüßen schließen sich die Club-Vorstands- mitglieder mit Ferrn Vizepräsident Dr. Franz Schneider 0. B E., Oesterreich, Frau Adria- na Dame, Holland, und Herr Chir.-Dent. Pierre Ryckebusch, Frankreich, ebenso nerz- lich an. Seite begnügt sich der Gast nicht damit, beim Anblick der herrlichen Landschaft „very, very nicie !" zu jubeln. Warum schreibe ich so entsetzlich Nüchternes, fast Banales? Weil ich fest überzeugt bin, daß bei aller Wertschät- zung der Romantik die Beziehung Gast- Fremdenverkehrsgemeinde (dieser Be- griff steht hier als Sammelbezeichnung für die Vielzahl von Einzelbeziehungen) dann auf Dauer harmonisch und ver- trauensvoll, vielleicht freundschaftlich sein wird, wenn sie auf dem Boden einer gesunden Nüchternheit wächst. Ueber- zeugt bin ich weiterhin, daß bei der skiz- zierten Interessenverteilung gerade un- ser junger Stammgäste-Club eine wich- tige Aufgabe zu erfüllen hat. Ich möch- te sie umreißen mit den Worten Brük- kenschlag, Kontaktpflege, Stabilisierung. Im Laufe der Jahre haben viele Club- mitglieder ein wahrhaft freundschaftli- ches Verhältnis mit Kitzbühelern be- gründet. Solche Verbundenheit zwischen uns „Gastbürgern." (Darf ich diesen Ufl- bescheidenen Titel gebrauchen?) und Ih- nen als Gemeindebürgern stellt gewiß eine beachtliche Bindekraft dar zum Wohle aller Beteiligten. Ich halte mich gewiß für ermächtigt, zu erklären, daß die Mehrheit unserer Mitglieder unseren Zusammenschluß nicht als einseitige In teressensvertretung der Gäste betrach- tet. Brückenschlag, Ausgleich, wenn ich etwas kühn sein darf: Kultivierung nüchterner Grundtatsachen, schließlich Freundschaft mit Kitzbühelern und Menschen vieler Nationen ist unser Be- streben. Ausgewogene Anregungen möchten wir gern geben. Sollte gelegent- lich Kritik geübt werden, wird diese po- sitiv gemeint sein. Ein ernstes Problem scheint vom „Tourismus", besonders in seiner Form als „Massentourismus" auszugehen. Oberhalb einer gewissen Ausweitung er- geben sich naturgegebene Interessens- gegensätze. Der Begriff „Wirtschafts- wachstum" ist im deutschen Sprachraum zu einem fast magischen Wort gewor- den. Ich würde mich weit vom Sinn die- ser Zeilen entfernen, wollte ich bei die- sem sehr vielseitigen Thema verweilen. Nur dies' Geständnis sei mir erlaubt. Die treuen Stammgäste in allen Landschaf- ten erfaßt Grausen bei der Vorstellung, hier oder da könnte der Fremdenver- kehr einmal nach dem Motto betrieben werden: Die Wäsche ist gewechselt, bitte dein nächsten Reisebus! Ich vertraue dar- auf, daß Sie mich recht verstehen. Kaum ein Gast wird so weltfremd sein, zu ver- kennen, daß Fremdenverkehr Wirtschaft ist und ihren harten Gesetzen unterliegt. Dieses Dilemma zwischen Oekonomik und Beschaulichkeit führt zurück zum Anfang meiner Ausführungen. Gerade in Konflikten sehe ich die äußersten Chancen unseres Clubs. Bei viel Ein- sicht und gutem Willen aller Beteiligten könnte gelegentlich eine Lösung gefun- den werden. Beim Wort „Beschaulichkeit" fiel mir eben die hübsche Operette „Im Weißen Rößl" ein. In diesen Wochen höchsten Trubels im Gaststättengewerbe kommt vielleicht manchem „Zahlkellner Leo- pold" (entsinne ich mich recht?) in den Sinn, welcher singt: „Aber meine Herr- schaften, nur hübsch gemütlich!". Einen Gast, der bei so humorvoller Aufmunte- rung murrt, möchte ich nicht bedienen müssen. Natürlich ist es auch dann der Ton, der die Musik macht. Im Jahre 1976 konnte ich zweimal bei Ihnen weilen. im Winter und im Herbst, jeweils mehrere Wochen, womit meine Ferien erschöpft waren. Wenn ich mei- nen Dank an den Wettergott, der mir wohlgesinnt war, in Abzug bringe, bleibt noch viel Dankesschuld gegen- über zahlreichen lieben Menschen in meiner Wahlheimat Kitzbühel. Dort fand ich immer Erholung und neue Schaffenskraft. Bitte sparen Sie genü- gend Schnee auf, wenn ich, so Gott will, im Februar/März wieder Ihre Gast- freundschaft in Anspruch nehme. Ich bedanke mich herzlich für meine Person und im Namen aller Stammgä- ste bei allen, die sich in irgend einer Form um uns bemüht haben, wobei die Damen und Herren der Gemeindever- waltung und des Fremdenverkehrsver- bandes einbezogen sind. Ihnen allen, der ganzen Bürgerschaft von Kitz wünsche ich wenigstens für einige Stunden be- sinnliche Weihnachten, einen lustigen Jahreswechsel sowie ein gesundes und erfolgreiches, ein wahrhaft glückliches Jahr 1977. Den Kranken und Leidenden unter Ihnen besonders innige Gene- sungswünsche! Marie-Luise Scheller, Präsidentin des Stammgäste-Clubs Kitzbühel
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