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Samstag, 31. Jäiner 1976 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 einlauf, Skikurs, Eislauf oder Gaßiren- nen (Kat.-Nr. 11-25). Das Selbstbilnis von 1913 (Kat.-Nr. 18), aber macht deutlich, wie sehr Walde ein kritischer, vielleicht auch bisweilen mißtrauischer Einzelgänger war und blieb. Er zeichnete sich nicht als gesell- schaftsoffenen, nicht als politisch provo- zierenden, nicht als sozialkritischen Menschen. Er sieht seine Weit mit Di- stanz. Auch in seinem Werk finden sich keine derartigen Akzente, er blieb bei der lebendigen, mit großem Einfüh- lungsvermögen skizzierten Ereignis- schau. Am 16. Jänner 1976, als der Sarg mit Leutnant Dr. Scheider in die Heimat- erde am neuen Friedhof in St. Johann in Tirol gesenkt wurde, erklang der letzte Gruß des Bataillonshorniste:n ergrei- fend über Berg und Tal. Denn ein Schul- mann und Soldat, eine Persönlichkeit von besonderer rharakterlicher Prägung war im 85. Lebensjahr zur „großen Ar- mee eingerückt'. In wahrhaft würdiger Weise geleitete Markt- und Pfarrgemeinde mit Bürger- meister Mariacher und Altbürgermeister Scheider, dem Bruder des Verstorbenen, Bundesheer und Lehrerschaft mit Be- zirksschulinspektor Walter Bodner und Altschulinspektcr Franz Kaler, Gendar- merie, Kameradschaftsverbände mit 0--k.-Rat Oberhauser und Leipert wie eine große Trauergemeinde den Ver- ewigten auf seinem letzten Wage. Kirchlicher Rat Dekan Alois Dialer hielt den Trauergottesdienst und führte den Kondukt. Das Offizierskorps der Garnison St. Johann unter Führung von kommen, worauf er zur Antwort er- hielt: „Was, jetzt möchte er gar eine Torte haben; wir haben halt ein Butter- brot bekommen .ind haben gemeint, was wir nicht haben!" Auch das gab es sonst selbst bei Bauern nur am heiligen Abend nach der Mette als Klotzenbut- terbrot. Dazu ist zu bemerken, daß es ein wirkliches Klotzenbrot war ohne weitere Zutaten Wenn ein paar kern- reiche Zibeben darin waren, galt es als ganz besonders nobel. Während des Jah- res war ein Weinbeerweckerl die höcli- ste Seligkeit. Gemüse wurde wenig angebaut und daher auch wen--g gegessen. Man kann- te im Gegensatz zu heute, wo Salat, Kar- fiol, Tomaten und andere Sorten das ganze Jahr erhältlich sind, nur Sauer- kraut und Rübenkraut, Fisolen, Rettich und Rohnen. „Die gute alte Zeit". Mon lobt gern vergangene Jahre und redet häufig von der guten alten Zeit. War sie wirklich so gut, wie viele heute meinen? In Wirk- lichkeit war die Arbeitsweise viel härter, Die immer wieder provokant formu- lierte Frage nach der künstlerischen Ur- heberschaft der Städtebilder Schieles und Waldes scheint eigentlich belanglos. E ne Wechselbeziehung mag zweifellos bestanden haben, wenn Walde laut ei- nes Berichtes im Neuen Wiener Journal 1932 vermerkte, daß ein Foto von den Dächern seiner Heimatstadt Kitzbühel (Foto im Heimatmuseum Kitzbühel er- halten) Egon Schiele zu seinen späteren Stadtbildern (etwa Krumau) geführt ha- be. Waldes Städtebilder entstanden erst nach seiner Rückkehr vom 1. Weltkrieg. (Fortsetzung folgt!) Oberstleutnant Skamen von der HWA sowie eine Ehrenkompanie des Jäger- bataillons 13 aus Ried in Oberöster- reich, in Vertretung des Jägerbataillons 21 Kufstein-St. Johann, welches derzeit im olympischen Einsatz steht, gaben als Vertreter des österreichischen Bundes- heeres dem hochdekorierten Offizier der k. u. k. Armee im ersten Weltkrieg die letzte Ehre. Der neue Militärkomman- dant von Tirol, Oberst i. G. Mathis per- sönlich, sprach Worte höchster Ehrer- bietung und legte den Kranz des Bun- desministeriums für Landesverteidigung auf das Grab. Oberstleutnant d. R. Hans Sollereder war als Vertreter der Grenz- schutzeinheiten Tirols erschienen. Die Militärmusik Tirol begleitete die ganze Trauerhandlung mit ihren getragenen Weisen. Bezirksschulinsp'ektor Walter Bodner würdigte im Auftrag und Namen des Tiroler Landesschulrates und der Leh- rerschaft den Schulmann Prof. Scheider, der in vorbildlichem geistigen Streben die Leistungsforderung viel größer und die Lebensweise unvergleichlich beschei- dener. Da erzählt eine heute 65jährige Klein- bäuerin aus Going: „Mit elf Jahren bin 1 za mein öltöstn Bruada, der was a Bauanwesn ghabt hat, a d'Arbeit kema. Mei Hauptarbeit war eigentlich 's Kindsn gwesn. Da send aba d' Leit an Summa um drei a da Früah as Mah gonga. 1 hät liegn bleibn dearfn. Weil i aba va lauta Schlaf 's Kind nit schrei ghescht hu und d' Leit sö gfürcht homb, dö Poppön kunnt mitn Tüechöluja da- stickn, hu i aufsteh müessn. Und da is ebn fi mit a d' Arbeit ugonga: Foja machn, Kaffee eikochn, Muastoag u- rührn, s' Kind badn und eipacktln und fuadan. Um 1/26 bis 6 sönd nacha do oanan van Feld eihakema. Nacha hat d' Schwagarin d' Milch kocht und i hu bar-. fuaß a d'Oetz auf imüessn, dö Küeh zuaahatreibn. Das is saggrisch kalt gwesn und dö Kratzbö homb ma dö Wadl ganz zkrallt. Da Bruada und d' Schwagarin hamb nacha gfuadascht und seine Talente als Lehrer in den Dienst der Jugenderziehung und der Heranbil- dung der jungen Lehrerschaft des Lan- des gestellt hat. In Feidkirch maturiert, begann er seinen Schuldienst in Pen- ning, Gerne nde Hopfgarten im Brixen- tal, war sodann in St. Johann und als Bürgerschullehrer in Kitzbühel und er- warb sich nebenberuflich nach akade- mischem Studium das Doktorat der Philosophie. Er wurde an die Uebungs- schule und als Professor an die Lehrer- bildungsanstalt Innsbruck berufen. Sei- ne in der Vaterlandsliebe verankertes Pflichtbewußtsein, Tapferkeit und Opfermut waren Wesenszüge seines Charakters. Der Obmann des Kaiserschützenbun- des, Kaiserschützen-Leutnant Hans von Vilas gedachte des Kameraden Scheider und seiner unvergeßlichen Heldentat im Juli 1918, bei der ihm höchste Entschluß- kraft und Tapferkeit bei der Verteidi- gung der Ortlerfront im Bereich des Tonalepasses am Punta S. Metteo und Monte S. Paradiso abverlangt wurde. Dort versuchten die Italiener wiederholt mit ausgesuchten Alpinibataillonen die Fels- und Gletscherstellung der Oester- reicher zu durchbrechen, um in das Nocetal bzw. den Nonsberg zu gelangen und den Weg ins Etschtal zu gewinnen. Im Mai 1918 waren starke italienische Sturmeinheiten über den Mandrone- gletscher in den Besitz der Presenaspitze und den Cellograt gelangt. Am 14. Juli 1918 wurde der österreichische Gegen- stoß zur Wiedergewinnung dieser be- herrschenden Höhenzüge unternommen. Die Hochgebirgskompanie 17 von Leut- nant Peter Scheider hatte den Befehl, den Ceiograt anzugreifen. Dieser An- griff über Fels und Gletscher kam bald in massives Feuer der Alpini, ein eige- ner Zug mit 80 Mann wurde von einem Volltreffer vernichtet, sodaß die Situa- gmolchn und d' Fackn vasorg. Nachn Muasessn sönd dö Vawandtn wieda as Mah gonga und i hu dahoam alls toa müessn. 1 bi so kloa gwesn, daß i ma zan Ufojan und zan Kochn a Stühlei zan offna Heascht zuhötoa müessn hu". Aehnlich berichtet eine alte Frau: sie 15 mit 13 Jahren ausgschult und habe mit ihrem zwei Jahre älteren Bruder auf die dem Vater gehörige Hochalm müssen. Die beiden waren dort allein und hatten 27 Stück Vieh, darunter sie- ben bis acht Kühe, zu versorgen. Der Bruder mußte außerdem noch Käsear- beit verrichten. Die zwei so jungen Menschen haben sich natürlicherweise sehr gefürchtet, weshalb der Bruder von zuhause einen Revolver mitgenommen hat. Zum Glück ist ein Schuß, der ihm beim Hantieren mit der Waffe unver- sehens losging, in eine andere Richtung gegangen und hat niemand getroffen. Sie mußten am frühesten Morgen die Kühe zusammentreiben und oft bei ei- nem Gewitter auch um Mitternacht die Tiere suchen. Kaisersch 04 ützen-Leutnant Professor Doktor Peter Scheider ehrenvoll begraben
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