Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 12 Kitzbüheier Anzeiger Samstag, 26. März 1977 Uber 21.5 % Bilanzausweitung der BTV Hauptversammlung beschloß Erhöhung des Grundkapitals auf 175 Mio. Schilling Auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr konnte die Bank für Tirol und Vorarl- berg in ihrer Hauptversammlung am 7. März 1977 zurückblicken. Auch 1976 bemühte sich das Institut die Abwicklung der Bankgeschäfte für den Kunden durch den weiteren Ein- satz der EDV und neue Wege in der Aufbanorganisation zu vereinfachen. Kassenterminals, Automation des Aus- landszahiungsveri'ehrs und Wertpapier geschäfts, Trennung zwischen Beratung und Schnellabfertigung im Schalterge- schäft sowie bankinterne Ausbildungs- veranstaltungen für fast die Hälfte der 622 BTV-Mitarbeiter in den 25 Ge- schäftsstellen des Institutes wurden als maßgebliche Schritte in Richtung einer verstärkten, persönlichen Kundenbetreu- ung gesetzt. Der Erfolg dieser Bemühungen schlug sich in einer Steigerung der Bilanz- summe um 21,5 Prozent auf 6.645 Mb. Schilling nieder; die wesentlichen Um- sätze erhöhten sich um 17,2 Prozent auf 166,1 Mrd. Schilling. Zum Jahreswechsel bestanden über 112.000 Geschäftsver- bindungen. Bei den Spareinlagen wurde die 2-Mrd.-Schilling-Grenze mit 2.274 Mb. Schilling weit überschritten. Allein die Guthaben auf Prämiensparbüchern wuchsen um 60 Prozent. Schon wieder läutet das Zügenglöck- lein, vernehmen die Leute, und halten inne in ihrer Arbeit. Man weiß damit, daß ein Bürger des Dorfes uns für im- mer verlassen hat. Selbst wird man da- bei ziemlich genau daran erinnert, daß niemand ewig bleiben kann. Bald schon nach dem Ausklang der traurigen eher- nen Stimme des Sterbeglöckchen be- ginnt schon die makabre, aber notwen- dige Arbeit des Totengräbers. In Brixen ist schon seit fünfzehn Jah- ren Michael K r a 11 der Mann, der die Gräber macht und die Toten der Ge- meinde zur letzten Ruhe bestattet. Und trotz seiner Jahre kann er diese pietät- volle harte und nachdenkliche Arbeit immer noch zur Zufriedenheit seiner Mitmenschen ausführen und tätig sein zum Wohle der Gemeinde Brixen. Es ist dies ein aufrichtiger Beweis der Nächstenliebe im Dienste des Toten und seiner Angehörigen. Michael Krall kann heuer seinen 65. Geburtstag feiern. Er ist nebenbei auch noch ein vorbildlicher Friedhofspfleger, das können die Brix- ner und jeder andere Friedhofbesucher immer wieder mit Genugtuung feststel- len,. Solche Menschen brauchen wir und Auch nach der mit Beginn des Jah- res 1977 eingetretenen Einschränkung der staatlichen Sparförderung werden die hochverzinslichen Sparformen für eine breite Vermögensbildung inter- essant bleiben. Erstmalig seit der Begebung eigener Emissionen brachte die BTV zusammen mit der Oberbank und der Bank für Kärnten im vergangenen Jahr zwei Drei- Banken-Anleihen im Nennwert von ins- gesamt 700 Mio. Schilling auf den Markt. Bei beiden Anleihen mußte die Zeich- nung wegen der starken Nachfrage vor- zeitig geschlossen werden. Ihren Tiroler und Vorarlberger Kunden stellte die BTV zum Jahresende damit, 717 Mio. Schilling an Drei-Banken-Anleihen und Kassenobligationen für längerfristige Ausleihungen zur Verfügung. Im April 1977 wird eine weitere Drei- Banken-Anleihe zur Zeichnung auflie- gen. 546 Mio. Schilling flossen 1976 als zu- sätzliche Kommerzkredite an die heimi- sche Wirtschaft. Damit hatte die BTV 3.206 Mio. Schilling, das sind um 20,5 Prozent mehr als ein Jahr vorher, in dieser Geschäftssparte vergeben. Die Wechsel erhöhten sich um 115,9 Mio. auf 604 Mio. Schilling. Von den Krediten entfielen 21,6 Prozent auf den Handel, 19,5 auf die Industrie, 18 Prozent auf Verkehr und Fremdenverkehr, 16,5 auf Unselbständige und Private und 15,2 Prozent auf das Gewerbe. mit dem Dank der Allgemeinheit sollte daher nicht gespart werden. Diesen Mann braucht jeder, ob früher oder später. Um die Arbeit des Totengräbers hat sich noch niemand gestritten, sagt die Gemeinde. Brixen hat eine hervorra- gende Friedhofverwaltung 'mit Johann Laiminger an der Spitze. All diesen Leu- ten gebührt besonderer Dank. Michael Krall wurde einstmals aus dem Waisenhause von Innsbruck geholt und kam als kleiner Bub zum Hund- bichlbauer. Von dort wurde er weiter- gereicht zum Oberkasiacher, wo er viele Jahre verbrachte und solange bleiben konnte, bis die Not unerträglich wurde, da nichts mehr zum Essen noch zum Anziehen - infolge der schlechten Zeit und der übergroßen eigenen Familie - vorhanden war. Vom Oberkasiacher kam er zu Sichwendter Sondi, eine Ver- wandte vom „Mich", aber auch dort war die Not der Krisenzeit daheim. Nicht lange konnte er sich dieser Bleibe er- freuen und weiter ging es zum Jager- bauer, wo er am nächsten Tag gleich auf die Alm mußte. Es erging ihm eben so, wie es einem Kind ergehen kann, daß niemand richtig gehört und von nie- mand richtig geliebt wird. Er konnte nie den Segen eines trauten Vaterhau- ses genießen. Krall Mich war auch bei der Wildbachverbauung dabei, also zeit- lebens nur mit der harten und schweren Arbeit bekanntgeworden. Sein Wunsch aber war, selbst ein Feld, eine Wiese, eine Kuh und Schafe zu haben und in bescheidenem Umfange Bauer zu wer- den, was ihm schließlich vergönnt war. Als Kleinbauer, so sagt er, geht es mir zwar nicht besser, eher schlechter, doch ich bin mein eigener Herr auf einem kleinen Gütl geworden und bin es heute noch. Als Nebenberuf hat er sich schließlich die Stelle als Totengräber von Brixen - es gab für diese Art von Beruf sonst keinen Bewerber - ausgesucht. Vieles hat „Mich" erlebt und gesehen in den vergangenen fünfzehn Jahren. So viel Trauriges war dabei verbunden, mit dem Beerdigen von nicht weniger als 340 Geme:indebürgern im Laufe seiner viel- jährigen Mission. Es heißt schon etwas, immer wieder mit der Vergänglichkeit des Menschen direkt befaßt zu sein, so lauten seine kargen Worte, wenn er sich dadurch bei dein Leuten des Dorfes auch viel Achtung und Ansehen erworben hat. Andererseits, so meint er, ist eis ruch eine Ehre, gerade auf diese Weise für den Mitmenschen da zu sein. Diese Ehre, der Dank und die Wertschätzung, wird ihm jetzt besonders merkbar ent- gegengebracht. Die Einwohnerschaft ei- res ganzen Dorfes wünscht dem Toten- gräber Glück und Segen. Wir danken ihm für seine Arbeit und seine Auf- gabe, bei der es darum geht: Die letzten Dinge für einen Menschen, der nicht mehr unter dein Lebenden weilt, zu ver- richten. Daß ein Totengräber auch fröhlich sein kann und Mich ist es auch heute noch, sagt uns die Tatsache, daß er uns Bergbuben auf dem Heimweg von der Schule, beim Oberkaslacher, bei dem er damals war, auf einem Wurzelstock hatte er sein altes Grammophon aufge- stellt, eine Platte von Freundorfer mit dem Stück „der Weg zum Herzen" vor- spielte. Er hört auch jetzt noch gerne gute Musik und schöne Lieder. Wenn ihm auch „Das Lied vom Tod" auf sehr realistische Weise zugetan ist, so freut siah „Krall Mich" trotzdem an jedem Tag, ob es nun stürmt oder schneit und dann wieder die Sonne auf die herr- lich gepflegten Gräber des Brixener Friedhofes scheint. Es gibt seltsame Wege auf dieser Welt, dazu gehört auch jener Weg eines Totengräbers, den sich Krall Michael ausgesucht hat und der von ihm in so lobenswerter Weise be- gangen wird. Krall Michael 15 Jahre Totengröber von Brixen Er lebt mit der Vergänglichkeit des Menschen - Von Melchior M e y e r, Brixen im Thale
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