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Prinz Mchammed yen Jordanien (rech:s) mit Direktor Langer im Gasthof Steuarbe-:. Fcto: Luz Korn, KitzbühI Diagramm des Besuches einer hohen Persönlichkeit auf Schloß Lebenberg Samstag, 26. März 1977 Kitzühe1er Anzeiger Seite 17 März: Ein Re:eo:ionist kommt aufgeregt zu Direktor Langer und teilt ihm mit, Jaß am 5 :nn:ag der Bruder des Königs von Japan kommt. Großes Rätselraten, wer denn das se:n könnte, da es nur einen Kaiser jr. Japan g:bt. Es wurden vom Generalkonsulat in Wien telefonisch acht Zimmer bestellt. Warum eigentlich nicht über die Botschaft? März: Telefonat von Professor Gintl, Gene- ralkonsul in Wien mit Direktor Langer, endlich weiE man, um wen es sich han- delt; es ist Prinz M o h a m m e d der Eruder des jordanischen Königs hussein, Diskre:ion wird zugesichert, der Prinz kommt 'mit Zofe, Leibarzt, Be- gleimg und vier Geheimpolizisten, auch die österreichische Staatspolizei wird avisiert. Gespräch mit dem Geschäftsführer der jerdanischen Botschaft in Bern, die auch Österreich vertritt, um etwas mehr über den Besuch zu erfahren. Auf der Frageliste s- eher-: Wie wird Hohei: an- gesprochen, gib: es besondere Eßge- wohnlaeiten, welchen Sport betreiTct er, was darf er trinken, welche Veraarstal- tngen sollen vorgesehen werden, ist er kontaktfreudig, oder soll er im eigenen Speisesaal bedient werden, ist er zu- gängkch oder nicht und viele andere Fragen, die wichtig sind, um den Auf- enthalt des ?rinzen optimal zu gestalten. Außer Schweindileisch und Hühnern ißt der Prinz aLes, er vertägt kein Mineral- wasser mit Kohlensäure und tr:nkt interessante:weise auch harte Getränke. Ein kleines ?roblem bringt noch die Be- schaung der jordanisc-hen Flagge mit sich, die am Samstag noch bahnexpreß ankomm:. Samstag: Ein neuerhdiier Anruf, daß c:--e: Li- mousiren zum Flugplatz Salzburg ge- schickt werden, -im den hohen 3e3,uch abzuholen. V crsprache der österreichi.- sehen Staats-j--)k7-ei wegen Sicharlieits- fragen. Sonntag: 13 Uhr Land ang des Sonderf1uzcuges aus Amann, ein:e DüsenstrahlmaschinE, die König Hussein zur Verfügung Ankunft der Gäste in Kitz um 14.30 UIar, flankiert von Autos der Staatsosilizei aus Tirol und Salzburg, Ausrollen des roten Teppichs, Begrüßung, kleiner Plausch in der Halle mit dein Vertre:er der Botschaft in Bern und dem öster- reichischen Generalkonsul, Eezie&1en der Zimmer. Am Zimmerbalkon bewundert Prinz Mohammed die Szenerie Kitzbühels und erzählt, daß Xitzbühel genau st- liege o liege wie Amann die Hautstadt in der er lebt. Geschäftiges Ireiben. hundert Wün- sche, wie Roßhaarpolster. Wolldecken statt Steppdeclzen, Einstellen eines Fern- sehgerätes, Umstellen der Begril3ungs- geschenke, Blumen, Obst, Schleckereien etc. Bestellen eines gekühlten Mineral- wassers ohne Kohlensäure, das es in Österreich nich: gibt. Ausweichen auf Tiroler Hochgehirgswasser und Apfel- saft, der zu seinem Lieblinrgsgetränlc wird. Endlich sind alle Wünsche er- ledigt, da bemerkt man, daß an der Außenwand in der Nähe des Zimmers eine Dachrinne, an der man hinaufkle- tern könnte, angebracht ist. Zimmer- wechsel und Umstellen aller Dinge, die vorher zur Zufriedenheit gemacht wir- den. Abends gemeinsames Essen, die vier Leibdiener an einem Tisch schräg vis--vis. Ein angenehmer, freundlicher Gast wird vom Personal mit Hochach- tung bedient, alles hat geschmeckt. 20 Uhr, der Prinz hat Kreuzschmer- zen, es muß sofort eine Masseuse kom- men. Nach langem Suchen und durch Hilfe von Vizebürgermeister Horn wur- de auch dieses Problem gelöst. Heute und alle anderen Tage gibt es eine Massage. Montag früh: Besorgen von Langlaufausrüstung für den Prinzen, zwei Begleitpersonen und den österreichischen Kriminalbeamten. Beschaffung eines Langlauflehrers, vor- her jedoch Frühstück am Zimmer. Statt um 10 Uhr endlich um 11,15 Uhr Ab- marsch. Traumhaft schönes Wetter, Glück gehabt, wäre das Wetter der vori- gen Woche gewesen, hätte man bezwei- felt, daß die hohen Gäste länger bleiben würden. Am Abend essen im Restaurant des Hotels, mehrere Telefonate nach Amann, Paris und London wurden geführt, um noch Freunde herzulocken. Offensicht- lich gefällt's in Kitz. Nach dem Langlauf Fahrt zum Hah- nenkamm und erstes Anschauen des 700 Jahre alten Städtchens. Dienstag: Hoheit versucht heute Skibob, es ist auch recht lustig, es bringt jedoch Si- cherheitsprobleme mit sich, also morgen Mittwoch, wieder Langlauf. Heute ent- deckt Hoheit, daß es Spielautomaten in der Schwimmhalle gibt, Fußball wird Urlaubssport neben dem Langlauf, wäh- rend die Begleitung die Schloßbar ent- deckt und dort täglich mehrere Stun- den verbringt. Mittwoch abend eine kleiner Höhepunkt beim Tiroler Abend im Cafö Praxmair „Lovely Austria". Donnerstag wieder Langlauf, dazwischen zur Ent- spannung Schach mit dem Leibarzt, Ge- spräche e spräche mit Hotelgästen und natürlich viel mit dem Skilehrer und dem Hotel- direktor, die ihm offensiqhtiich ans Herz gewachsen sind. Erste Gerüchte, daß der vorgesehene Abreisetag von Samstag auf Montag verschoben werden wird. Einladung von Bekannten in der Nähe des Golfplatzes, vorher noch schnell eine Massage und der Tag ist schon wieder um. Von abendlichen Eska- paden hält der Prinz nicht viel. Freitag: Direktor Langer wird gebeten, die Zimmer nunmehr bis Montag zu verlän- gern, das aber große Schwierigkeiten mit sich bringt, da das Hotel voll ist, es werden auch noch zwei weitere Per- sonen folgen. Diskrete Frage an Direk- tor Langer: „Macht es Ihnen etwas aus, daß einer der Besucher ein Palästinenser ist?" Gegenfrage: „Wenn Sie keine Angst haben, wir sicher nicht!" Dieser Palästinenser entpuppt sich übrigens als
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