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Samstag, 2. April 1977 K:tzbüheer Anzeiger Seite 9 50 Jahre Alpenhaus Sonnböhel am Hahnenkamm Im Jahre 1927 errichtete der damalige Generaldirektor I. G. Farbenindustr.e AG Berlin Dr. Julius B u e b auf dem Hahnenkamm das Klubhaus Sonnbühel, das heuer nun den 50. Geburtstag fei- ert. Kitzbühel und der Hahnenkamm wur- den für den Großindustriellen Dr. Bueb zur zweiten Heimat. Dr. Bueb gründete damals den Klub „Sonnbühel". Die Klubstatuten erforderten es, daß die Mitglieder tatsächlich den Wintersport praktisch auf Sonnbühel ausübten. Äu- ßerlich gekennzeichnet waren die Klub- mitglieder durch ein eigenes Abzeichen und durch eine rote Klubmütze. Dem Klub gehörten prominente Persönlich- keiten aus Deutschland an. Der einzige Österreicher, welcher in einer Liste nach zehn Jahren der Gründung, im De- zember 1937, aufschien, war Kommer- zialrat Josef Herold aus Kitzbühel. Über ‚.Sonnbühel" kamen viele Mitglieder aus der Sport- und Geschäftswelt nach Kitzbühel und lernten es lieben. Dr. Bueb starb am 24. Mai 1944 auf dem Rittergut Groß Luckow in Meck- lenburg bei seiner Tochter Ella Schnet- ger. Bis zum Kriegsende wurde das Alpen- haus Sonnbühel von den Erben weiter- gepf legt. Nach dem Zusammenbruch 1945 be- setzten französische Soldaten Sonnbühel. 1951 wurde das Ehepaar Jak und Ur- sula Lackner treuhänderisch mit der Führung des Hauses betraut. Die Rück- gabe des Besitzes an die Erben Doktor Julius Bueb erfolgte im Jahre 1956. Es war im wesentlichen der Initiative von Frau Ella Schnetger zu danken, die zur Instandsetzung und Neugestaltung des Hauses in der heutigen Form führten. Im Laufe der Jahre gelang es wieder- um, viele Stammkunden, einige kommen bereits seit 20 Jahren, in das Alpenhaus Sonnbühel zu ziehen. Die gepflegte At- mosphäre und die Behaglichkeit sowie die gute Küche erfreuten sich zunehmen- der Beliebtheit. Für Frau Ella Schnetger und ihre Fa- milie war Sonnbühel zu jeder Jahreszeit ein beliebter Aufenthaltsort, wobei die Skiausflüge von Altskilehrer Filzer und später von Wastel Feiler häufig beglei- tet wurden. 1964 starb Frau Ella Schnetger auf ihrem Hof in der Pfalz. Sonnbühel fiel an ihren Sohn Dr. Jochen Schnetger, der seither die Tradition des Hauses wei- terpflegt. Das Haus, das zu einem beliebten Treffpunkt für Skiläufer und Bergwan- derer ‚geworden ist, wird seit 25 Jahren - wir gratulieren zum Jubiläum - von Frau Ursula L a c k n e r geführt, die der Besitzerfamilie immer treu verbunden war. Auch in den kommenden Jahren soll Sonnbühel weiterhin seinen Beitrag zum Cr. Ji.I us BLeb, Großaktioni.r der Bergbahr AG. Ehrenbürger der Stadt K tzbüiel (1942) gut--a Ruf der anerkannten Kitzbüheler Gastrc nnrnie leisten. Mit Beschluß vom 25. Februar 1942 wur:le Dr. Julius Bueb zum Ehrenbürger der Stadt Kitzbühel ernannt. Wer war dieser Dr. Bueb? Er war Hauptaktionär der Hahnen- kammbahn. In der Gründerliste des Jah- res l90 scheint Dr. Bueb mit 2005 Ak- tier. als Gesellschafter auf; der Gesamt- stand der Aktien betrug damals 5500 St-JA zu je 100 Schüling. Er. Julis Bueb stiftete im Jahre 1939 der Stadtgemeinde 1-Kitzbüliel ein Aktien- paket :1er I. G. Farben AG, das 1975 ei- nen KaaJaiwert von 807.000 Sch:lling re- präsentiere. Mit den Zinsen aus diesem Kapilel (der Ertrag war z. B. 1976 ins- gesarrJ (-00 Schilling) konnten be- gabe Kitzbüheler Kinder gefördert W€ rde n. Dr. 3ueb förderte in den dreißiger Jahren. als gewählter Verwahungsrat der Bergbahn AG, weitere Seilbahnpro- jekte in l-iitzbühel. Aus einem Schrift- wechsel mit KR Jc.sef Herold aus dem Jahre .7 geht hervor, daß Dr. Bueb über die berühmte Seilbahnfirma Blei- chert in Leipzig e:ne Art „Schau-ins- Land-Seilahn" plante. Für die Ausar- beftur dieses gigantischer. Projektes ge- / 11iro!er Bau.rnmuseum- Ilhiterobernau in Kitzbühel Pfingstsamstag, 28. Mai 1977, Eröffnung von RaucFkii.he, Bauernstube, Schlafkammern, Rem und Stall wann Dr. Bueb den deutschen Wissen- schafter Prof. Dr. Rubin. Die Schaums- land-Bahn sollte die beiden Gipfel, die Bergstation der Hahnenkammbahn mit dem Gipfel des Steinbergkogels, mitein- ander verbinden. Vorgesehen waren von der Bergstation des Hahnenkamms weg d r e i Stützen und dann eine freie Überspannung des Ehrenbaches in einer Länge von 2400 Meter. Zu diesem Pro- jekt kam es aber nicht; wohl aber wur- de 1938 von der Firma Bleichert die Hahnenkammbahn erneuert. Weiters führte Dr. Bueb in Kitzbühel den Kunstdünger ein. Schon 1926 lie- ferte er den ersten Kalksalpeter nach Kitzbühel. Bis dahin, das bestätigt auch der Landwirtschaftsexperte Martin Kohl- hofer, wurde im Kitzbüheler Raum nur Thomasmehl verwendet. Dr. Bueb entwicktelte 1937 ein weite- res gigantisches Projekt. Er versprach den Tiroler Bauern künstlichen Voll- dünger, der alle vier Nährstoffe, Stick- stoff, Kali, Phosphor und Kalk enthält, gratis zu liefern und garantierte für das Vieh in Bayern den Absatz; auch den Käseabsatz. Bei einer Probe auf der eigenen Alm- weide zu Sonnbühel (Bueb-Alm) im Sommer 1937 wurde den erstaunten Bau- ern ein Almgras von 60 Zentimeter Höhe gezeigt. Noch mehr wunderten sich die Bauern über die Graswart. Es wuchs überwiegend der rote Klee, der vor einer Düngung meistens in den Wicken er- stickte. Buebs Volldünger schaffte den Keimen die Kraft zum Wuchs und zur Blüte. Dr. Bueb schrieb nach dieser Pro- be am Hahnenkamm an Kommerzialrat Josef Herold u. a.: „Meine Idee ist folgende: Der Tiroler Bauer bekommt Nitrophoska Kalk zu- nächst kostenlos zur Verfügung gestellt, vielleicht ca. 500 kg pro Hektar. Er ver- wendet diesen Dünger sachgemäß und wird dann in der Lage sein, mindestens das doppelte Vieh, als bisher, ernähren zu können. Er kann seinen Milch- und Fleischertrag verdoppeln. Deutschland verpflichtet sich, jedes Quantum von Schlachtvieh und Milch, welches die Bauern, die Nitrophoska Kalk anwen- den, erzeugen, zu einem vereinbarten Preis abzunehmen." Dr. Julius Bueb errichtete neben dem Alpenhaus „Sonnbühel" in den zwanzi- ger Jahren einen Tennisplatz. Für die Verhärtung der Spielfläche wurde da- mals Straßendreck in Säcken zur Bau- stelle befördert. Er plante auch einen G o 1 f p 1 a t z und zwar in Richtung der Streiteggalm. Im Jahre 1939 ließ er für seinen Freund, Kommerzialrat Josef Herold, an der Südfassade der Talstation der Hah- nenkammbahn von dem Bildhauer Ru- dolf Knop ein Reliefporträt in Bronze anbringen. Das Porträt trägt den Kopf von Josef Herold und die Schrift: Josef Herold 1872 - 1938 Vater der Bergbahn
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