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Samstag, 9. April 1977 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 Kirchenbau herauswachsen. Der Anbau an den Turm würde mit Stahibetonrip- pen mit den gegenüberliegenden Seiten verbunden werden. Die Belichtungs- schlitze und die Putzsichtflächen wür- den verputzt und farblich an die be- stehende Kirche angepaßt. Entlang der Pfarrkirche entstünde bei Realisierung des Vorhabens ein zwei Meter breiter Gehweg. Durch eine umfassende Dokumenta- tion zeigte Pfarrgemeinderatsvorstand Direktor Peter Brandstätter die Schä- den am Turm und an der Verbindung Turm-Kirche auf. Die eindrucksvollen Bilder überzeugten neuerdings von der Notwendigkeit, die herrliche Kirche als Ganzes zu erhalten und die Erneuerung gründlich in Angriff zu nehmen. In der auf hohem Niveau stehenden Aussprache verwies zuerst Walter Kra- bichler auf die Tatsache, daß bei Aus- führung des vorliegenden Planes eine starke optische Änderung entstehen würde, an die man sich zwar gewöhnen kann, die aber eine gewaltige Verände- rung an der baulichen Gesamtstruktur ergeben wird. Hans Wirtenberger knüpfte mit der Frage an, ob durch die vorstehenden Pläne das Hauptanliegen der Bevölke- rung gelöst wird, das darauf hinausgeht, daß einerseits der Turm in seiner Ge- stalt erhalten bleibt und andererseits und in Aschau (1935-1958) betreute Ortner „seine" Heimkehrer in allen Be- langen. Er hielt ihre Treffen und Feste als verpflichtend, weihte landauf, land- ab Kriegerdenkmäler und Fahnen, führ- te bei Jubelhochzeiten die Frauen der Kameraden zur Kirche und begrub viele, viele seiner Soldaten. Was Ortner mit dem Sold, den er als Regimentspfarrer, Brigadekurat und Divisionspfarrer und später als Pfarrer behob, getan hat, das weiß nur „der liebe Gott" - und die Feldpost bzw. die Bundespost, welche Scheine aufweisen könnten, wie vielen rauen der Kameraden zur Linderung ärgster Not Geld sandte. Im ersten Jahr des zweiten Weltkrie- ges meldete sich Ortner zu den Fall- schirmspringern und wollte mit 65 Jah- ren zu seinen Tirolern nach Narvik. Dies wurde ihm verwehrt. Wohl aber wollte man ihn nach Bukarest und 1943 nach Paris einberufen. Gauleiter Hofer ver- sprach sogar die Bischofskappe. Ortner sagte nein. Als Vater des Gedankens des öster- reichischen Selbstschutzes trug Feldpa- ter Ortner den „Adler am grün-weißen Bande". Als er 1948 zum Katholikentag nach Wien fuhr, wurde er in St. Valentin von den Russen angehalten. - Ortner zeigte auf den baumelnden Adler an sei- rer dekorierten Brust. Der russische Of- fizier gab Passage (dieser Adler am grün-weißen Band ähnelt einem russi- schen Orden). Als Ortner um 10 Uhr abends auf dem Westbahnhof in Wien die Glocken wieder voll geläutet wer- den können. Vorwiegend dafür ist die Bevölkerung bereit, Spenden zu erbrin- gen. In diesem Sinne ist auch zu ver- stehen, daß die Stadtgemeinde eine hohe Summe zur Verfügung stellt. Prof. Mag. Harald Rupert erinnerte daran, daß sei- nerzeit auch eine andere Lösungsmög- lichkeit ventiliert wurde. Weiters spra- chen in der Debatte Hans Brandstätter und in der Beantwortung Pfarrer Dan- ninger, Baumeister Ing. Cufer und Di- rektor Brandstätter. Abschließend ver- sicherte Pfarrer D:anninger, gestützt auf einen Beschluß des Pfarrkirchen- rates, daß trotz des erzielten Abschlus- ses das Problem vor der Vergabe noch- mals eingehend geprüft wird. In seinem Kurzreferat ging Dekan KR Alois Dialer ebenfalls auf die Frage der Sanierung ein und meinte, daß nach Möglichkeit - wie bei der gründlichen Renovierung der Dekanatskirche - das alte Bild erhalten werden soll. Er dankte für den guten Besuch der Pfarr- versammlung und würdigte die aus den Berichten ersichtliche Arbeit der Glie- derungen. Dann ging er auf das Jahres- thema „Der Glaube, der die Welt ver- ändert" ein und gab dazu Anregungen, die mit großem Interesse aufgenommen wurden. Nach einem eindrucksvollen Spiel der Jugend, das von Pastoralassistentin Ger- trud Kröll geleitet wurde, befaßte sich ankam, umringten ihn die Russen und führten ihn zum Kommandanten. Dieser empfing ihn höflich: „Sagen Sie, haben Sie russische Gefangene gelabt?" - Er zielte dabei auf die menschenfreundli- che Tätigkeit Ortners ab, als dieser 1917 und 1918 an der Italienfront russischen Kriegsgefangenen half. Der Komman- dant stellte Ortner für die Zeit seines Aufenthaltes in Wien ein Auto zur Ver- fügung und ließ sich auf dem Helden- platz mit Ortner photographieren. Sol- che Bilder erschienen in den damaligen russischen Zeitungen. Matthias Ortner betätigte sich auch als Schriftsteller, schrieb mehrere Bücher und erweckte in Ebbs die alten Ritter- spiele wieder zu neuem Leben. Einige seiner Lieder wurden von J. Hermann Spiehs vertont. Im April-Heft 1915 brachte das St.- Fidelis-Blatt von Feldkirch folgendes Dankgedicht, das das fürchterliche Dra- ma vom Dezember-Rückzug in Serbien, bekannt als das „dreckigste Kapitel" des ersten Weltkrieges, bzw. die Heldentat von Matthias Ortner, zum Inhalt hat. „Kein Oberst, kein Hauptmann, kein Leutnant mehr! Sie lagen tot in serbischen Landen - Und rings ein verzweifelt kämpfendes Heer, Wie Kinder ohn' Vater wir standen. Heißt's vorwärts? zurück? wo wir jetzt stehn, die Pfarrversammlung mit den dritten Pfarrgemeinderatswahlen, die am 23. und 24. April stattfinden. Namens des Wahlvorstandes informierte Hans Wir- tenberger über die Kandidatenermitt- lung, fr die 112 Vorschläge von 145 Personen eingebracht wurden. Der Wahlvorstand entschloß sich für die alphabetische Reihung der Kandidaten. Der Wähler hat damit die Pflicht, sich aus der 25 Namen umfassenden Liste höchstens 14 auszusuchen. Zahlreiche Kandidatinnen und Kandidaten sind neu auf der Liste, vom bisherigen Pfarr- gemeinderat ist Ök.-Rat Josef Oberhau- ser durch Tod ausgeschieden, Vorstand Gerd Überall und die Mitglieder Anni Hofmann, Georg Winkler und Klaus Fuchs, sämtliche durch acht Jahre um- sichtig tätig, verzichteten auf eine neuerliche Kandidatur. Von den Kan- didatinnen und Kandidaten nach dem Ergebnis der Vorwahl verzichteten eben- falls einige aus beruflichen oder pri- vaten Gründen auf die Nominierung auf der Kandidatenliste. Der Wahlvor- stand spricht ihnen und allen, die sich an der Vorwahl beteiligten und denen, die sich für die Wahlliste zur Verfügung stellen, den herzlichen Dank aus. Die Kandidaten für die Pfarrgemeinde- ratswahl am 23. und 24. April 1977 sind (in alphabetischer Reihenfolge): Georg Berger, Vizebürgermeister; Josef Ber- ger, Bauer zu Köglern; Cornelia Ber- Ueberall droht bitteres Sterben Drum vorwärts in den tapferen Soldatentod gehn, Denn rückwärts heißt's elend ver- derben. Da tönt ein lauter Kommando-Ton, Scharfschneidend wie Stahiklingen schlagen, Ein Ruck geht durchs lauschend Bataillon, Das Aug' tut ein hoffendes Fragen. Hochragend stand drüben der Kom- mandant, Im Bersten der Serbengranaten, Ein Staunen und Wundern, da wir erkannt den wackeren Feldkuraten! Er hielt eine Rede, nicht approbiert, Sie hätten Theologie und Bücher, Und dann, dann hat er uns kommandiert, Als hätt' er's gelernt von Blücher. Der Marsch, der war einem Meister- stück gleich, Nicht jeder hätt' ihn gewagt, Von den tausend Mann in Oesterreich Sei ihm der Dank gesagt! Der Kommandant ist euch wohl- bekannt, Ich brauch' nicht zu nennen den Namen; Nicht schenkte ein Kreuz ihm des Bischofs Hand, Der Kaiser sprach diesmal das Amen." J. A.
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