Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Foto Josef Herold, Kitzbühel Dreisprung 6. Jänner 1907: Viktor Sohm, Leif Berg (Mitte) und Dr. Karl Gruber. Samstag, 16. April 1977 Kitzbüheier Anzeiger Seite 9 Der Skiklub Kitzbühel hat beschlos- sen, aus Anlaß des Jubiläums „75 Jahre KSC" eine Jubiläumschronik herauszu- geben. Die Chronik soll spätestens bei der heurigen Generalversammlung, die um den 15. Dezember (Gründungstag des Klubs vor 75 Jahren) abgehalten werden wird, ausgegeben werden. Wir bringen nachstehend das Kapitel um die 1. österreichischen Skimehter- schaften 1907 in Kitzbühel sowie den da- mals absolvierten Dreisprung. Der Hauptvorstand des Oesterreichi- schen Skiverbandes beschloß in seiner Sitzung vom 27. Dezember 1905 in Ho- henelbe (Sitz des Vorsitzenden Guido Rotter) die Abhaltung des 1. Hauptver- bandswettlaufes dem Verbande stein- scher Skiläufer zu übertragen. Dieser teilte aber dem Hauptvorstand durch den 1. Vorsitzenden Willy Hiller mit, daß er nicht in der Lage ist, diesmal den Wettlauf abzuhalten. Darauf wurde dem Wintersportverein Kitzbühel die Veranstaltung übertragen. Auf die gleichzeitige Durchführung ei- nes Skidauerlaufes um die Meisterschaft von Tirol wurde auf Wunsch des Haupt- vorstandes, der bestrebt war, die „clei- nen" Meisterschaften abzuschaffen, ver- zichtet. Die Meisterschaften verliefen sehr dramatisch. Der Reichsfachamtsleiter Gustav Räther berichtete im Ausschrei- bungsheft über die „Deutsche und Wehr- machtsskimeisterschaften in Kitzbühel, 25. und 26. Februar 1939" in einem kur- zen Rückblick u. a.: „Die erste österreichische Skimeister- schaft 1907 in Kitzbühel bildete einen weiteren Markstein in der Kitzbüheler Skigeschichte. In Kitzbühel leben nur mehr zwei Männer, Sepp Cullek und Mascht Ritzen, die damals dabei waren. Lassen wir Sepp Cullek berichten: „Die Meisterschaft bestand aus enem Abfahrts- und Langlauf in einem und dem Sprunglauf auf der Schattberg- schanze. Ich war bei der Vorläufergrup- pe eingeteilt, die den Abfahrtslauf und den Langlauf zu spuren hatte. - Die Strecke führte vom Start bei der Einsie- delei über die niedere Streifalpe :1266 Meter) und den Steilhang zur oberen Streifalpe (1564 m), dann hinüber zum Zwölferwald (1716 m) und von dort auf die Ehrenbachhöhe (1805 m). Diesem Anstieg von 670 Höhenmetern folgte ei- ne Abfahrt über die Fleckalm ins Tal nach Gundhabing mit einem Höhen- unterschied von rund 800 Metern. Nun folgte anschließend ein nordischer Lang- lauf über Müniehau, durch das Bichl- ach und über den Lebenberg zum Ziel auf der Hinterbräuau. Wir starteten bei sehr starkem Schnee- fall. Während des Laufes verdichtete sich das Schneetreiben so sehr, daß die Spur des Vorläufers schon nach kürzester Zeh nicht mehr sichtbar war. Auch die drei Meter hohen Markierungsstangen waren größtenteils vom Sturm umge- wo:fen worden und verweht. - Die Schneelage betrug zwei bis drei Meter. Von den Teilnehmern dieses Laufes er- reichte der größte Teil das Ziel nicht. Manche verirrten sich über den Pengel- stein, ja selbst über den Steinbergkogel und die Blaufeld- und Stückelberg- abfahrten. Von den 80 Gestarteten pas- sierten nur gegen 25 das Ziel." Das Wettkampfkomitee beschloß da- her auf Einspruch der Rennläufer, den Abf ahrts- und Langlauf nochmals aus- zutragen. Dieser wurde dann am 7. Jän- ner 1907 (Montag) auf einer von 12 auf 10 km verkürzten Strecke durchgeführt. Sieger wurde Rudolf Biehler vor Bruno Biehler, beide vom Akademischen Ski- klub München, vor Fritz Miller, Skiklub Innsbruck. Der Sprunglauf am Sonntag, 6. Jän- ner 1907 konnte dafür mehrere Höhe- punkte aufweisen. So der erstmals bei einer Skikonkurrenz in Mitteleuropa ab- so-vierte Sprung des Norwegers Leif Berg von 17,5 Metern auf einem Ski, die Doppelsprünge der Gebrüder Rudolf und Bruno Biehler, von Viktor Sohm und Dr. Karl Gruber und der Drei- sprung von Viktor Sohm, Leif Berg und Dr. Karl Gruber. - Außer Konkurrenz sprang Leif Berg 26 m, Viktor Sohm 23 und Dr. Gruber 18 m. Der Prozentsatz der gestandenen Sprünge belief sich auf der Schattbergschanze beim Senioren- sprunglauf auf 81 Prozent und beim Ju- niorensprunglauf auf 67 Prozent. Ein bis dahin in Oesterreich noch nie er- reichtes Ergebnis. Bei der Schattbergschanze wie auch beim Ziel auf der Hinterbräuau konzer- tierte die Stadtmusik Kitzbühel unter Kapellmeister Anton Rothbacher. Am Abend fand ein Fackelreigen statt. Bei der Siegerehrung im Hinterbräu- saal konnte Obm. Bgm. Franz Reisch u. a. auch den Kaukasusforscher Dr. Willy Rickmer-Rickmers, den Präsiden- ten des Mitteleuropäischen Skiverban- des Viktor Sohm, den Vizepräsidenten des österreich. Skiverbandes Franz Wal- ther aus Hohenelbe und Dr. Julius Wai- zer vom D u. OeAV Innsbruck und Carlo v. Eccher aus Innsbruck, der aber für den Skiklub Arlberg gestartet war, be- grüßen. Sprunglaufergebnisse: Bruno Biehler 19 Meter Rudolf Biehler 18,5 Meter Dr. Erwin Fußenegger 17,5 Meter Verein Vorarlberger Skiläufer, Dorn- birn Zusammengesetzter Lauf, Dauerlauf und Sprunglauf um die Meisterschaft von Oesterreich Rudolf Biehler Bruno Biehler Fritz Miller Aufruf an die Skisportfreunde! Seit dem historischen Dreisprung am 6. Jänner 1907 in Kitzbühel wurden hier wiederholt solche Leistungen produziert. Die Redaktion der Chronik „75 Jahre KSC" ersucht um Ueberlassung von Fo- tographien solcher Doppel- bzw. Drei- sprünge. Hochinteressant wäre z. B. eine Photographie vom Dreisprung Hans Ma- riacher, Sepp Sailer (Mitte) und Sepp Klingler, ausgeführt auf der Burgstall- schanze in den dreißiger Jahren. Das Bemerkenswerte an diesem Dreisprung ist, daß die drei Springer nicht in Form eines Geschwaders über den Backen gin-. 75 Jahre, Ritzbüheler Sitiklub Von der 1. österreichischen Skimeisterschaft 1907 in Kitzbühel - Der historische Dreisprung
< Page 8 | Page 10 >
< Page 8 | Page 10 >