Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 23. April 1977 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Zum 200. Geburtstag von Josef Hechenberger Bürgermeister und Hauptmann der Scharfschützenkompanie Kitzbühel Die Stadt Kitzbühel hat die großen Lasten der Kriegsjahre um 1809 schwer fühlen müssen urd die Bürger haben viele und harte Opfer an Gut und Blut gebracht. Umso mehr gereicht es dem patriotischen Sinne der Bürgerschaft zur Ehre, daß sie in einer Reihe von Jahren von 1801 bis 1823 immer wieder gerade jene Männer mit dem Amte des Bürgermeisters betrauten, welche sich in den Freihheitskämpfen für KaIser und Vaterland als Hauptleute, Offiziere, Unteroffiziere und Scharfschützen in be- sonderer Wesie hervorgetan haben. Es waren dies die Bürgermeister An- ton Flecksberger, Josef Hechenberger, Jakob Erler und Johann Georg Schlech- ter. Josef Hechenberger Bürgermeister von 1810 bis 1812, 1813 bis Jänner 1815 und von April 1815 bis 1817 - wurde am 16. April 1777 als Sohn der vermögenden Bauersleute Christian Hechenberger und Maria, geb. Pöll, am Thennergute zu Jochberg, geboren. Gleich seinem älteren Bruder Wolfgang begann auch er in Salzburg das Stu- dium; er wandte sich aber bald dem Kaufmannsstande zu und erwarb sich darin so tüchtige Kenntnisse, daß er eine von seinen Eltern ihm gekaufte Handlung In Kitzbühel, im Hause Vor- derstadt 8 (Tenne), übernahm und mit Glück fortführen konnte. An den ersten Kriegsauszügen 1795-97 und 1800 dürfte Es war in den dreißiger Jahren. als die Brixner Wirtsleute die Besitzer der Gastwirtschaft auf der Salve waren, wel- che meistens auch schon damals im Win- ter bewirtschaftet war. Ich kann mich noch gut erinnern, es war die Brixner- wirts-Tochter Anna Knauer, die als Wir- tin den Winter ziemlich einsam in 1829 Metern Höhe verbrachte. Da der Gugg- hof am Salvenberg der Salve selbst nä- her war als die übrigen Bauernhöfe,wur- de eingerichtet, daß nach Möglichkeit zweimal wöchentlich drei Liter Milch hinaufgebracht werden sollten. Die Aus- führung dieser Verrichtung traf immer mich, da ich das älteste der vielen Kin- der war, die sonst noch auf dem Berg- bauernhof Gugg lebten. So kam es, daß ich einmal, ausge- rechnet an einem Ostersonntag, mit der Milchkanne in der Hand, den bekannte- sten Aussichtsberg des Landes in Angriff nehmen konnte. Nach einigen gutge- meinten Worten meiner Mutter verließ ich um 8 Uhr früh das Haus mit einer sich der erst 20jäirige kaum beteiligt haben. Aber schon, 1805 bezeugt ein vom Pfarrer von Kirchdorf, Geistl. Rat Bene- dikt P e u g e r ausgestelltes und vom Vierteiler (Vorsteher) mitgefertigtes Dokument: „daß der wohledle Herr Jo- sef Hechenberger, bürgerlicher Handels- mann in Kitzbühel, beim Durchmarsche der französischen Truppen und deren Einquartierung der Gemeinde und dem Reproduktion nach einem Gemälde im Berg- sei-Museum. Josef Hechenberger 1777-1826 vollen Milchbitschn. Die Tage vorher, waren vom Wetter nicht begünstigt ge- wesen. Es war wegen der öfters aufge- tretenen Schneestürme nicht möglich, Milch auf die Salve zu bringen. Dem Wetter zufolge wurde ich also Oster- milchträger auf die Salve. Ein sonder- barer Beruf - nicht wahr? Dieser Oster- sonntag war ein strahlender herrlicher Tag, wie man ihn sich besser nicht hätte wünschen können. Es war ein azurblau- er Himmel, an dem sich nicht einmal ein kleines Wölkchen blicken ließ. Im Tal unten waren schon viele apere Stellen zu sehen und auch halbwegs der Frühling zu bemerken. Aber oberhalb des Guggbauernhauses war überall noch General Winter die ganze Gegend be- herrschend und der keine Anzeichen machte, an einen Abzug zu denken. - Ueberhaupt war jenes Jahr ein unwahr- scheinlich langer Winter, um vieles län- ge als sonst. Zudem waren die Ostern früher, so daß diesmal noch tiefer Win- ter war. Es wußte niemand genau, wo Viertel Kirchdorf als Dolmetsch und Vermittler wesentliche Dienste geleistet und sich begründeten Anspruch auf Dank und Belobung und Belohnung er- worben habe". Der Junge, des Franzö- sischen mächtige Kitzbüheler wird in dieser Beziehung gewiß auch anderen Gemeinden schätzenswerte Dienste er- wiesen haben. (Siehe „Kitzbüheler An- zeiger" vom 31. Jänner 1959.) Unvergeßlichen Ruhm hat sich Hechenberger bei der berühmten Verteidigung des Passes Strub am 11. Mai 1809 erworben. Er war mit seiner kleinen, aber aus Scharfschützen zusammengestellten Kitzbüheler Kompanie an diesem Hel- denkampf beteiligt, bei dem ein Häuf- lein von 275 Schützen (Oberkomman- dant Anton Oppacher, Jochberg) und an die 100 Mann Militär (50 Mann Hohenlohe-Bartenstein-Infanteristen und 40 Mann k. k. Feldjäger sowie die Geschützbedienung für die drei Sechs- pfünder) durch volle n e u n Stunden das Armeekorps des Marschalls Lefebvre Widerstand leisten konnten. Als jede Hoffnung auf Ersatz ge- schwunden war, als die 'Munition zu Ende ging und eine weitere Verteidigung wiegen der drohenden Umgehung durch den Feind das Ende aller Freiheitskämp- fer bedeutet hätte - 17 Infanteristen und 70 Tiroler Schützen waren bereits gefallen, aber der größte Teil verwundet - wurde von Oppacher und Hechen- berger der Rückzug anbefohlen. Sie stießen in der Nacht zum 12. Mai 1809 bei Erpfendorf auf Major Rupert Wintersteller und rieten diesem drin- gend vorn weiteren Kampfe ab. Aber eigentlich die Zäune sein könnten, da ganz und gar kein Zaunstecken aus dem Schnee zu erkennen war. Nordseitig des Bauernhauses, ich kann mich noch genau erinnern, waren Schneewände, welche bis zur obersten Labn reichten, von der wir Buben am Tage vorher noch auf die gewaltigen Schneehaufen hinunterhüpfen konnten. Diesmal steckte der Paimbuschen im Schnee, der nach altem Brauch vom Palmsonntag bis zum Ostersonntag nach- mittags im Freien aufgestellt werden mußte. Dieser alte Brauch sollte uns ei- nen guten Sommer bringen, ansonsten würden der Hof und die Wiesen und Fel- der - so sagte uns der Vater von Ha- gelunwettern heimgesucht werden, wel- che am Salvenberg nicht selten sind. - Erst am Ostermontag vor Sonnenunter- gang wurden die geweihten Weidenzwei- ge ins Haus gebracht und in den Herr- gottswinkel gestellt. Man hatte sie dann gegebenenfalls stets verfügbar, da de- ren Verwendung vielseitig war. Es ging bergwärts mit mir und ich kam rasch voran. Der Schnee war ein einziger Harsch, man konnte entlang- wandern wie auf einem Brett. Trotz mei- nes schwachen Schuhwerks ging es viel- Det Osteesauutaui&41eägee a4 die hake Sduo Heimatverbundene Erzählung von Melchior Meyer, Brixen
< Page 8 | Page 10 >
< Page 8 | Page 10 >