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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 7. Mai 1977 Oberschulrot Paul Gasser zum Gedenken In dem zwangsweise eingenommenen Alterssitz Weiz in der Steiermark, der letzten Station nach mehrmonatigen Krankenhausaufenthalten im In- und Ausland, ist völlig unerwartet im 72. Lebensjahr der langjährige Direktor der Kitzbüheler Hauptschule, Oberschulrat Paul Gasser, verstorben. In den schwe- ren Tagen seiner Krankheit war seine Familie um ihn, mit aufopfernder Liebe pflegte ihn seine Frau Maria und gab ihm Mut und Vertrauen, sodaß sich leichte Verbesserungen des Gesundheits- zustandes ergaben. Einer der bis zuletzt gehegten Wünsche war es, in das ge- liebte Kitzbühel heimzukehren. Dies blieb ihm versagt, erst als Toter kehrte Oberschulrat Gasser nach Kitzbühel, das ihm zur zweiten Heimat geworden war, zurück. Eine große Trauergemeinde verab- schiedete sich von dem anerkannten Päd- agogen beim Sterbegottesdienst und auf dem letzten irdischen Weg. Auf dem Weg in die Pfarrkirche standen Schüle- rinnen und Schüler Spalier, Kollegen aus der Knabenhauptschule, die Gasser zuletzt geleitet hatte, trugen den Sarg. Unter den Trauergästen waren Vertreter aller Pflichtschulen des Bezirkes und die Kollegen des Ruhestandes. Die Stadtge- meinde Kitzbühel vertraten Vizebürger- meister Diplom-Volkswirt Horn als per- sönlicher Vertreter des verhinderten Bürgermeisters und Schulreferent GR Direktor Brandstätter. Den Gottesdienst gestalteten musikalisch ein Lehrerchor und das Bläserquartett der Stadtmusik. Die Einsegnung nahm Pfarrer G. R. Dan- ninger vor. An einem strahlenden Frühlingstag nahmen die Angehörigen, die Berufskol- legen und viele ehemalige Mitarbeiter und Schüler Abschied von Oberschulrat Paul Gasser. Am offenen Grab hielt Be- zirksschulinspektor Dr. Walter Bodner eine Ansprache, in der er Leben und Wirken des Verstorbenen aufzeigte: „Oberschulrat Paul Gasser ist nach Kitzbühel heimgekehrt. In jene Stadt, in der 25 Jahre seiner aktiven Dienst- zeit verbrachte, deren Jugend er den Hauptteil seiner Lebensarbeit widmete. Nach Beendigung seiner aktiven Dienstzeit im Jahre 1971 hatte er sich in der Erwartung zurückgezogen, nun mehr ausschließlich für seine Familie und für sein großes Hobby Malerei zu leben. Leider war ihm das nur allzukurz vergönnt. Eine schwere Krankheit hat ihn wenige Jahre nach der Pensionie- rung niedergestreckt und bis zu seinem Tod an das Krankenbett oder den Roll- stuhl gefesselt. Hoffnungsvoll hat er in dieser sicher schwersten Zeit mit zitt- riger Hand an seine Freunde nach Kitz- bühel geschrieben und glücklich über er- folgversprechende Gehversuche berich- tet. Nun hat ihn Gott von seiner Krank- heit erlöst. Wir stehen am Grabe, in Gedanken jene vielen Jahre gemeinsa- mer Arbeit, gemeinsamer Freuden und gemeinsamer Sorgen wiederholend. Wir wissen, daß wir unserem Kollegen so manches schuldig geblieben sind und wollen daher heute im Gebete und wei- terhin im Gedenken die Erinnerung an einen aufrechten, offenen, pflichtbewuß- ten Kollegen und Schulleiter wachhal- ten. Am 28. Februar 1906 in Anras gebo- ren, hat Gasser in Lienz, Brixen und Innsbruck studiert und legte 1926 die Reifeprüfung ab. Er unterrichtete in der Folge in Kartitsch. Landeck, Zell bei Kufstein, Außerviligraten, Wattens Hall und Reutte, ehe er in Zell am Ziller erst- mals Fuß fassen konnte und ein typi- sches Lehrerschicksal in der Zwischen- kriegszeit ein Ende finden sollte. Da kam der Krieg und nach vier Jahren Kriegsdienst eine einjährige Gefange- nenschaft. 1946 kam Gasser, der schon 1934 die Hauptschullehrerprüfung ab- solviert hatte, an die Hauptschule nach Kitzbühel. Er übernahm 1952 deren Lei- tung und war dann durch 19 Jahre Di- rektor. Er führte die Schule bis 1969, ehe sie in eine Knaben- und Mädchen- schule geteilt wurde, und zuletzt die Knabenhauptschule bis 1971, immer mit Umsicht und der Erfahrung eines Men- schen, der Leben und Beruf auch in schwierigsten Phasen kennengelernt hat- te. Gassers berufliche Leistungen wurden mehrmals vom Bezirksschulrat und vom Landesschulrat bzw. der Tiroler Landes- regierung anerkannt. 1962 verlieh ihm der Bundespräsident den Berufstitel Oberschulrat. Im Jahre 1961 hat sich OSR Gasser gemeinsam mit mir um den Posten eines Bezirksschulinspektors be- worben. Obwohl persönlich betroffen, hat er damals kollegial und mit wahrer Fairneß der Entscheidung entgegengese- hen. Seine Enttäuschung darüber, daß ein viel jüngerer Kollege auf den Posten berufen wurde, hat er mit innerer Grö- ße getragen. Dafür und für seine loyale und wertvolle Mitarbeit möchte ich Oberschulrat Gasser heute danken und bekennen, daß auch ich es versäumt habe, ihm für all dies rechtzeitig zu dan- ken. Umso mehr fühlen wir und mit der Familie des Toten in Trauer verbunden. Wir wissen, daß er sich dort die Kraft holte für seine Arbeit, Trost fand und vor allem Kraft, Mut und Hoffnung, die letzten schweren Tage seines Lebens zu ertragen. Möge Gott den Seinen als Lohn jene Stärke geben, die sie in die- sen Tagen größten Leides so dringend benötigen. Für Paul Gasser erbitten wir den Lohn des Himmels für ein Leben im Dienste der Jugend." Das Grablied sang ein Gemeinschafts- chor des Männergesangvereins Kitzbü- hel und der Lehrerschaft des Bezirkes. Paul Gasser war als musischer Mensch auch ein begabter und fleißiger Sänger gewesen. Er hatte in Kitzbühel durch einige Jahre den Kolpingmännerchor geleitet, bis er aus beruflichen Gründen dieses Amt zur Verfügung stellen muß- te, später wirkte er als Sänger im MGV Kitzbühel. So erklangen Grablied und Weise vom „Guten Kameraden" für ei- nen Mann, der nicht nur in seinem Be- ruf die Pflicht erfüllt hatte, sondern auch viele junge Menschen für die Schönheit musischer Betätigung begei- sterte. Unvergessen sind seine Einsätze als Leiter von Schulchören, als aufge- schlossener Zeichenlehrer, als Lehrer an der Berufsschule und zuletzt an der Kaufmännischen Berufsschule Kitzbü- hel. Paul Gasser war Direktor der Hauptschule, als der seinerzeitige An- bau bezogen wurde, er war der Kämpfer für eine neue, zeitentsprechende Spren- gelschule, die in den letzten Jahren sei- ner Amtsführung verwirklicht wurde. Unzweifelhaft hat Paul Gasser ein we- sentliches Stück Schulgeschichte Kitz- bühels und des Bezirkes mitgestaltet. Sein Name bleibt verzeichnet, seine Lei- stung unvergessen. Kitzbüheler und Goinger Taucher in Berlin Unter der Leitung von Landestauch- wart Hermann Schuster (Kitzbühel), weilte vor kurzer Zeit eine Gruppe von ÖWR-Tauchern in der Bundes-Lehr- und Forschungsanstalt der Deutschen Lebensrettungsgeselischaft in Berlin. Der Großteil der Gruppe bestand aus Kitz- büheler und Goinger Tauchern, nämlich Wagner Ines, Hirsch Gerhard, Suizen. bacher Helmut, Santoni Reinhold aus Kitzbühel und Resch Alois aus Going. Ziel der Studienreise war der sich dort befindliche Tauchturm und es sollte dort mit den Tauchern der DLRG eine gemeinsame Ausbildungs- und Testserie durchgeführt werden. Die deutschen Tauchspezialisten hat- ten ein umfangreiches Programm vor- bereitet und stellten 'an die Tiroler höchste Anforderungen. Die Kitzbühe- ler mußten mehrere Tauchgänge auf Tiefen über 60 m durchfihren und übten in dieser Tiefe die Rettung von verunfallten Tauchern, Notaufstiege, Wechselatmung, Ablegen der komplet- ten Gerätschaften und Aufstiege ohne Tauchgeräte. Weiters wurden sie härte- sten körperlichen Anstrengungen aus- gesetzt und die Auswirkungen des Tie- fenrausches auf die Verhaltensweise der Taucher erforscht und medizinische Un- tersuchungen durchgeführt. Die Berliner Tauchturmanlage ist das größte Tauchforschung&zenter der west- lichen Welt und es werden dort die bahn- brechendsten tauchwissenschaftlichen Forschungsergebnisse erzielt. Es darf als Erfolg gewertet werden, daß es den Kitzbüheler und Goinger Tauchern ge- lungen ist an dieser Stätte einen guten Eindruck zu hinterlassen und das hohe Leistungsniveau zu dokumentieren und die Wasserrettung Österreichs bestens zu vertreten.
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