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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger - Samstag, 7. Mai 1977 Peter Sieberer ein",- Siebziger 5 Am 5. Mai 1977 vollendete der frühere Vizebürgermeister und Stadtrat Peter 5 i e b e r e r sein 70. Lebensjahr. Zu den ersten Gratulanten zählte die Stadtmusik deren Ehrenmitglied unser Jubilar ist, welche ihm traditionsgemäß bereits am 1. Mai vor seinem Hause in der Unteren Gänsbachgasse ein Ständchen brachte. Peter Sieberer war insgesamt 31 Jah- re Mitglied des Kitzbüheler Gemeinde- rates; davon 19 Jahre als Vizebürger- meister und 12 Jahre als Stadtrat. Zählt man die Jahrgänge von 1938 bis 1945 und von 1950 bis 1974, dann wären es so- gar 33 Jahre. Unter Bürgermeister Josef Herold kam Peter Sieberer im Mai 1938 als Rats- herr und Stellvertreter des Bürger- meisters in den Gemeinderat. Unter Bür- germeister Erwin Müller, der am 4. No- vember 1938 (nach dem Tode von Josef Herold) mit diesem Amt betraut wurde, war er ebenfalls als Ratsherr und Bür- germeisterstellvertreter tätig bis in die Umbruchstage 1945. In diesen acht Jah- ren war Peter Sieberer fruchtbar für sei- ne Heimatstadt tätig. In dieser Zeit wur- den die Tiefenbrunner-Anteile am Schwarzsee angekauft und die Erwer- bung der Herold-Anteile in die Wege geleitet; diese Ankaufsverhandlungen wurden aber durch den Umbruch zer- schlagen. Wichtig für den Bestand des Schwarzsees aber war insbesondere die Erlassung der Seenschutzverordnung 1941, die heute noch Gültigkeit hat und bis auf wenige Ausnahmen auch einge- halten wurden. So zeigt sich unser Schwarzsee als einer der wenigen Seen des Landes, der ein unverbautes Ufer besitzt. Die Moorlandschaft am nördli- chen Schwarzseeufer wurde damals vor- ausschauenderweise auch unter Natur- schutz gestellt. Leider findet sich dar- über aber keine Eintragung im Natur- denkmalbuch der Bezirkshauptmann- schaft. In den Kriegsjahren wurde auch die obere Streifaim für die Stadt erwor- ben und zwar zu günstigen Bedingun- gen von der Bergbahn AG, es wurde ein Verbauungsplan erstellt und die Stadt- siedlung mit 49 und die Südtiroler Sied- lung mit 82 Wohnungen errichtet. Mit Hilfe des damaligen Vorstandes der Raiffeisen-Bezirkskasse Kitzbühel, Jo- sef Bauer, wurde auch das Kolpinghaus angekauft (20.000 Reichsmark), das der damalige Reichsstatthalter beschlag- nahmt hatte, wodurch für die Vereine (Arbeiter-, Gesellen- und Meisterverein) eine ungute Situation entstanden war. (Unter Bürgermeister Johann Hechen- berger ging das Kolpinghaus 1946 schen- kungsweise an diese Vereine zurück.) Während des Krieges wurde auch die Wasserversorgung am Hahnenkamm ver- bessert, der Wirtschaftsweg von der Bergstation zum Hotel Hochbrunn er- richtet, weiters die Traunsteinerstraße und -brücke gebaut und der Sonnenhof- weg. In bezug auf die Stromversorgung ist die Ueberlandleitung von St. Johann nach Kitzbühel durch die TIWAG zu er- w5.hnen und die Errichtung eines Trans- forniators bei der Stadtsäge. Im Jahre 1950 stellte sich Peter Sie- 'Lerer neuerlich für die Oeffentlichkeits- arbeit zur Verfügung. In diesen 25 Jah- ren (bis 19'4) war Sieberer zuerst neun Jahre unter Bürgermeister Dr. Camillo v. Buscliman und 15 Jahre unter Bür- germeister Hermann Reisch ururtrerbrc- chen als Vizebürgermeister und Stadt- rat fir das öffentliche Wohl tärig. Er leitete ir. d:eser Zeit verantwortungsvol- le Refer etc, wie das Baureferat das Fi- naiizreferat, das Kulturreferat und das Sclwarzseereferat. Er gilt auch als Be- gründer der städtischen Mus:kschu]e 1960, der er stets sein Wohlwcllen und seine Unterstützung bewahrte. Viele tausend Arbeitsstunden opferte ?et-er Sieberer zum Wohl seiner Heima:- stadt. Das Bemerkenswerte dahe: war, daß:Sieberer diese Opfer gerne brachte und darin lag sicherlich auch sei Erfolg oei allen jenen Vorhaben, die in seine Aufgabenbereiche fielen und deren Durchführung er sich mit Vehemenz zum Ziele gesetzt hatte. Es sind dies ins- besondere der Straßenbau, die Ortskana- lisierung, die Ortsverschönerung, mi be- sonderen der Garten- und .lumen- schmuck und die Erhaltung des Schwarz- sees sowie der Ausbau der städtischen Badeanlagen im Hinblick auf Die kör- perliche Ertüchtigung der Jugerd, die Vclksgesundheit und den FremdeLver- kenr. Seine Tätigkeit in der Ortsver- schönerung gipfelte in der Verleihung des 1. Tir:4er Umweltgütesiegels für die Stedt Kitzbühel. Aus dem Nichts heraus sorgte Peter Sieberer für ein sauberes Straßenne:z, für die Anlage von Gehsteigen und für Spazierwege. Als Sieberer von Josef Un- terberger (gest. 1956) das Referat der Ortsverschönerung übernahm, hatte die- ser gerade mit der Anlage der ersten öffentlichen Gärten begonnen gehabt. Z. B. die Anlage vor dem Marienheim und die heute so herrliche Birkenallee von Kleinhierzing zum Schwarzsee. Durch den Einsatz von Peter Sieberer sein natürliches Gespür für die Orts- verschönerung und seine Ortskenntnisse hinterließ Peter Sieberer bei seinem Rücktritt im Jahre 1974 viele tausend lfm Hecken und mehrere zehntausend qm Blumen- und Landschaftsgärten. Der Erfolg dieser Arbeit schlug sich in der Verleihung des Wanderpokals der Ti- roler Landesregierung nieder sowie, wie bereits erwähnt, durch die Verleihung des Gütesiegels. Auch der historische Fahnenschmuck für den Turm der St. Katharinenkirche ist ein Werk unseres Jubilars. Neben seiner Tätigkeit als Gemeinde- politiker arbeitete Peter Sieberer auch im Proponentenkomitee für die Errich- tung der Kur- und Moorbad AG und jahrzehntelang im Ausschuß des Frem- denverkehrsverbandes und im Skiklub. Sein Wirken reichte in alle Bereiche des öffentlichen Lebens und er unterstützte auch Vorhaben von anderen Gemeinde- bürgern bzw. Gemeindemandataren, wenn er von der Wichtigkeit davon für die Bevölkerung und die Stadt über- zeugt war. In der Bergbahn AG ist Pe- ter Sieberer heute noch als Aufsichtsrat tätig. Bei der Sitzung des Gemeinderates vom 28. März 1974, der letzten unseres Jubilars, wurden unter Bürgermeister Hermann Reisch noch drei wichtige Be- schlüsse gefaßt und zwar einstimmig. Der Ankauf des Friedhofsgrundes (7195 qm), die Darlehensaufnahme für die Sa- nierung des Moorbades und die Ueber- gabe eines Grundstückes im Ehrenbach- graben an die Bergbahn AG, wodurch diese die Möglichkeit erhielt, die not- wendigen Wasserschutzbauten zur Si- cherun g der, dortigen Bergbahna en aufzurirk ten. Peter Sieberer ist auch Gründungs- mitglied der „Kitzbüheler Anzeiger Ges. m. b. H." und seit der Gründung im Juli 1950 Vorsitzender des Aufsichtsrates dieser Gesellschaft. Er war auch bei der Errichtung des Redakteurstatuts dabei, sicherlich einem der ältesten Tirols, das in diesen 27 Jahren nie geändert werden brauchte. Ein Freudentag für unseren Jubilar war das Jubiläumsjahr 1971, als er aus der Hand von Bürgermeister Hermann Reisch für seine Verdienste um die Stadt Kitzbühel mit dem Goldenen Eh- renring ausgezeichnet wurde. Wohl ein bescheidener Dank, aber doch einer, wel- cher in dem an sich nicht recht ehrungs- freudigen Kitzbühel für immer Bestand hat.
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