Kitzbüheler Anzeiger

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Herbert Kühr (links) mit seinem Flugdrachen auf 5995 m, knap unterhalb des Uhrupeak; daneben die Bergsteiger Franz Ager (Westendorf) und Sepp Kapeller (St. Jciann). Fctc: Mr. Ing. Muray J. Brill, LSA Kitzbüheler Bergsteiger mit Herbert Kühr am Kilimaniaro Rollstuhl für Querschnittgelähmten in 1ombasa. Bericht von Toni Werner Samstag, 1. Jänner 1977 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Als ich vor zwei Jahren im Rahmen einer Gemeinschaftstour der Edelweiß- gilde Kitzbühel auf dem Kiiimanjaro war, konnte ich mich darüber so begei- stern, daß ich den Entschluß fa3te, bald wieder zurückzukehren. Zwei LnhtbU- dervorträge und ein Reisebericht im Kitzbüheler Anzeiger erweckten bei eini- gen Bergfreunden den Wunsch, diesem Berg auch einen Besuch abzustatten. Im Frühjahr 1975 fanden bereits die ersten Besprechungen mit den Interes- senten statt. Und bald wurde beschlos- sen, in der zweiten Novemberwoche 76 die Reise anzutreten. Um in den Genuß eines preisgünstigen Grruppenflcges zu gelangen, mußten 15 Reiseteilnehmer zusammenkommen. - Deshalb warb ich um weitere Reiseteilnehmer die zwar nicht bergsteigen, aber einige Wochen am Indischen Ozean verbringer wollten. Dadurch kam ich auch mit -Herbert Kühr ins Gespräch. Nach einigen Tagen berichtete mir Herbert, daß insgesamt sechs Personen aus der Wasserrettung Kitzbühel mit an den Indischen Ozeen fahren wollten zum Tauchen, und ich soll für diese sechs Personen einen Platz reservieren. Die Abreise rückte immer näher und einer nach dem anderen von diesen Per- sonen sagten Herbert ihre Teilnehme ab. Daraufhin erklärte mir Herbert, er werde mit seiner Frau Emmi reitkom- men und er würde mit uns auf den Ki- lirnanjaro gehen und von dort mit sei- nem Hängegleiter (Drachen) herunter- fliegen. Seme Frau würde am Ausgangs- punkt verbleiben und mit ihm den Funk- kontakt aufrechterhalten. Nachher wür- de er eine Woche nach Mombasa am In- dischen Ozean zum Beden fahren. Die Anregung zu diesem Vorhaben gab ihm ein Amerikaner ungarische: Herkunft, welcher zu dieser Zeit einen Flug vom Kilimanjaro durchführte. 1-lerbert Kühr war der erste Dracnen- flieger, der einen Nachtflug vom Hah- nenkamm startete, er war der erste. der vom Glockner, dem h-ichsten Berg Öster- reichs, einen Flug wagte und null war eben sein nächstes Ziel der Kiihna- njaro. Herbert betrieb jede Sportart extrem und so war auch dieses Verha- ben flieht verwunderlich. Am 6. November 1976 am Nachmittag retste eine 17 Personen starke Grippe über München nach Nairobi Von diesen 17 Personen beabsiclnt:lgtea 3 den Kili- menjaro zu besteigen. Zwei Personen, des Ehepaar Langer, reisten von Nairobi gleich nach Mcmba- sa weiter, um dort ihren Badieurlaub zu verbringen. Konditormeister Lange--hat- te eine besondere Aufgabe in Mosrbasa zu erfüllen. Sein Schwager Klaus Fuchs mit Gattin Rosi lernten irr Vorjah: dort einen querschnittgelähmten Kenyaten n;amens Saidi Khamis kernen, der sich nur kriechend fortbewegen konnte. - Deser hat das Ehepaar Fuchs damals, ihm zu helfen, zu einem Rollstuhl zu kommen. Klaus, kaum in Kitzbühel angekom- men, inserierte im „Kitzbüheler Anzei- ger" und konnte daraufhin einen guter- haltenen Rollstuhl erwerben. Damals hätte allein der Transport 5000 Schil- ling gekostet. Im Rahmen unseres Grup- penfluges hatten wir die Möglichkeit, diesen Rollstuhl ohne Kosten nach Nai- robi zu bringen. Die Freude dieses be- dauernswerten Menschen war übergroß. Keiner der Anwesenden hatte aber ein Taschenmessed zur Verfügung, um die Verschnürung des Rollstuhls zu entfer- nen. Mit Zigarettenglut wurde versucht, die Schnüre zu durchtrennen - Die Freunde des Gelähmten versuchten dann mit bloßen Händen die Schnüre zu zer- reißen und rissen sich daran die Hände blutig. Sie konnten es nicht erwarten, ihren gelähmten Freund möglichst bald im Rollstuhl zu sehen. Die übergroße Freude des Keinyaten war der schönste Lohn für Spender wie auch Ueberbrin- ger des Rollstuhls. 15 Personen begaben sich mit zwei Kleinbussen und einem Pkw in Richtung Süden und erreichten bei Namanga die tranzanische Grenze. Die Grenzformali- täten waren umständlich und zeitrau- bend. Fast zwei Stunden waren hiefür erforderlich. Westlich am Mont Meru vorbei erreichten wir bei Anbruch der Dunkelheit Arrusha und gegen 21.30 h das Kibohotel in Marangu, auf 1500 m Seehöhe. - Das Kibohotel ist der Aus- gangspunkt für die Besteigung des Ki- limanjaro. Tags darauf am 8. Novem- ber, begannen wir mit dem Aufstieg. - Vor 2 Jahren waren dafür Zelle, Luft- matratzen, Kochgeräte und vieler Klein- kram erforderlich. Durch norwegische Entwicklungshilfe ist nun der Kilimanjaro-Nationalpark erschlossen worden. Die früheren, not- dürftigen Hütten sind verschwunden. Es wurden norwegische Bungalows aufge- stellt und die höchst gelegene Hütte aus Stein erbaut. Jeder Tourist zahlt für die Besteigung derzeit 800 Tanzanischilling, d. s. zirka 1500 österreichische Schilling. Dafür wird man fünf Tage lang auf den Hütten verpflegt, die Träger zur Verfü- gung gestellt, von einem Bergführer be- gleitet und die Hüttengebühren entrich- tet. Es ist zwar angenehmer, aber nicht mehr so romantisch wie früher. Frau Emmi Kühr und Mag. Teifel ver- blieben im Hotel, um den Kontakt mit Herbert aufrechtzuerhalten, dazu stan- den zwei Funkgeräte zur Verfügung. Ein in Kenya ansässiger Amerikaner schloß sich unserer Gruppe an. Wir wa- ren nun 14 Touristen mit einem tanz. Führer, dessen Assistenten, 23 Träger und Küchenpersonal; insgesamt eine 39 Mann starke Gruppe. Jeder Träger hatte eine Last von 18 Kilogramm zu tragen. Obwohl im No- vember dort die kleine Regenzeit ist, hatten wir herrliches Wetter. Es war warm, aber nicht zu heiß. Die ersten fünf Kilometer des Anstiegs könn-
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