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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 4. Juni1977 Hektar. Der dabei befindliche Rain (Hang) ist einmahdig, hat zwei Tag- mahd und 20 Klafter. Ist sehr blaick.ig. 1 Krautgarti hat 6 Kiafter. Dieses Gut Hinterobernau war „Lam bergisch". (Die Fürsten Larnberg wa- ren durch 300 Jahre Pfleger in Ki'tzbü- hei) und mit dem Grundre'cht des da- maligen lambergischen S chioisses Mü- nichau unterworfen. Die jährliche Geldstift war am Montag nach Martini (11. November) zu erlegen. Das Bauernhaus Hinterobernau ist in seiner Bauweise ein typisches Salz- bürger - Tiroler Einhaus, das bedeutet. daß Feuer- und Futterhaus unter ei- nem Dach 'sind, Dieser Haustyp geht auf das bajuwarisahe Haus zurück (ein steildachiges Einraumhaus, noch zu sehen in den bekannten Ställen des Ritten oder des Tschögglbergs in Süd- tirol), wie es im bajuwarisahen Recht (der liex Bajuvariorum) beschrieben ist. Allerdings ging dieses Saizburger-Tiro- 1er Einhaus eine Verbindung mit dem alpenländischen Flachdachhauis ein, so daß aus dieser Verschmelzung dieses kennzeichnende alpenländis che Haus entstand. Bis zum 15. Jahrhundert war dieses Nordtiroler Unterländerh aus ein ebenerdiges Gebäude. Durch landesfürsitliche Bestimmun- gen, daß die Geschlechter getrennt schlafen müssen und durch eine starke Bevölkerungsvermehrung (große Fa- milien) war es notwendig, einen Ober- stock aufzusetzen und in dem Bauern- haus Hinterobernau sehen wir ein frO- heis Beispiel dieser Entwicklung. Ganz aus Holz, auf Schwellsteinen gebaut. ist daher klar, daß die zwischen den Gipfeln befindlichen Einsralttelungen dem hochangeischwollenen Eis ein Ab- strömen nach Norden ermöglichten. Übler die Eismassen ragten jene Berge hinaus, die heute etwas schärfere Gipfelformien aufweisen, wie etwa der Gaißstein, der Roßgruber und der Klei- ne Rettenstieln. Sie weisen auch Spuren einer Eig'envergletscheirung in den Zwischeneiszeiten in Form von Kar'en. Karseen und alten Moränenständen auf, die man im heutigen Landschafts- bild feststellen kann. Ein großer Teil der Kritzbüheler Alpen und auch un- seres Arbeitisgebietes lag aber während der 4 Eiszeiten unter dem Eis be- graben und daher mußten die Berge eine Zurundung erfahren und so sind die Rundfornaen dieser Landschaft ein sehr wesentlicher Zug. Das Tal der Kitzbüheler Achie zeigt eine deutliche Trogform, wähirend die kurzen Seiten- täler als Kerbtäler ausgebildet sind. Es würde im Rahmen dieser Darste11un zu weit führen, wollte man auf alle Vorgänge der Landischaftsgest al±u ng eingehen, es sei aber dennoch darauf hingewiesen, daß das Landschaftsbild nicht nur durch die eis-zeitlichen Vor- gänge oleprägt wurde. sondern auch die nacheiszeitliche Fermengest airtung ist es wohl nicht in seiner Ursprüng- lichkeit voll und ganz erhalten geblie- ben, da begreiflicherweise, wie in je- dem Hau:s, immer Änderungen vorge- nommen wurden In unserem Fall be- sonders im 18. Jahrhundert, wo quasi eine Barockisierung erfolgte, so ist es doch ein hervorragendes Beispiel eines Bauernhauses des 16. Jahrhunderts Das Bild des Hauise!s, wie es wahr- scheinlich nach der Errichtung in der 1. Hälfte des 16. Jahrhundierts ausge- sehen hat, ist noch gut. Nicht nur in der Raumeinteilung, sondern ganz be- sonders in den Einzelheiten der Fen_ stieiranordnungen zu erkennen. in der bemerkenswerten Rauchküche, die kaum eine wesentliche Änderung seit der Errichtung dies Bauernhauses er- fahren haben wird, sind die ersten Öffnungen in der Form von Drieifaitig- keitsfenstern gut zu sehen. Dies gilt auch für die gegenüberliegende Stube, die sogar noch eindrucksvoller die da- malige Belüftung und Entlüftung, aber auch die Versorgung mit Tageslicht zeigen. Ursprünglich war die Befenste- rung kleiner als ein Quadratmeter für die ganze Stube, was ja selbstverständ- lich ist, weil man ja in Bauernhäusern in dieser Zeit noch kein Fenesterglas verwendete Die Rauchküche ist ein typischer of- fener Herd, den man Esse nennt, der gleichzeitig für die Erwärmung des ge- samten Hauses sorgen mußte, mit Aus- nahme der Stube, die im 16. Jahrhun- dert einen gemauerten Tonnenofen be- saß. Die Kachelöfen sind ja bekannt- lich in den Bauernhäusern unserer Ge- durch die Tätigkeit des fließenden Was sers, durch die mechanische Verwit- terung, durch Massenbiewegungen des E rdreichs, durch Erosion und Akku- mulation unter anderem wesentlich beeinflußt wurde. Während einst Kitzbühel und seine engere und weitere Umgebung ein sommerliches Erholungsgebiet war ' in - dem in dem man auch Bergwanderungen un- ternehmen konnte, ändeirte sich dies schlagartig mit der Verbreitung des Schilaufes. Kitzbühel wurde dafür sehr bald ein auf der ganzen Welt bekanntes und berühmtes Zentrum Das Gelände der Kitzbüheler Alpen war zum Schifahren besonders gut geeignet, alle Ziele konnte man ohne besondere Schwierig- keit erreichen die klimatischen Ver- hältnisse garantierten eine gute und sichere Schneelage und so waren al- le Voraussetzungen zur Entwicklung unseres Arbeitsgebiietes für einen im- mer stärker einsetzenden Fremdenver- kehr gegeben. Dem Alpenverein fiel zunächst die Aufgabe zu Wanderwe ge zu errichten, bzw. zu verbessern und das ganze Gebiet mit Sommeir- und Wintermarkierungen zu versehen. Mit dem Bau der Hahnenkamnibahn im Jahre 1927 setzte dann die Entwick- giend später eingeführt worden, wie wir wissen, in manchen Baueirnhäuseren bis heute noch nicht. Bemerkenswert ist das Andreas- kreuz, auch B urgunderkreuz genannt, auf der Haustür und auf der Türe vom Söller auf die Laben (Balkon). Dieses Andreaskreuz auf Haustüren eines Bauernhauses ist eine seltene Angele- genheit. Da im allgemeinen eis bei Bur- gen, Schlössern und Kirchen ange- bracht wurde, nachdem Kaiser Maxi- milian I. dieses Kreuz aus Burgund in unseren Landen heimsch gemacht hat (daher auch Burgundierkreuz). Warum gerade Hinterobernau auf den Haus- türen das Andreaskreuz hart, wissen wir nicht, doch könnte man annehmen, daß diese Tatsache eben eine, wenn man es so nennen würde, Modeerschei_ nung zur Zeit der Errichtung von Hin- terobernau war. Allerdings darf man nicht vergessen daß der Kirchenpatron Von Kitzbühel der Heilge Andreas ist. Dieses Andireaskreuz sieht man z. B. häufig im Vinschgau und im Oberen Gericht, allerdings waren damit die Häuser der sogenannten ‚ ‚chu;rischen G otteshausleute" gekennzeichnet Die „Gotteshausleute" wurden jene genannt, die churische - Graubünden - Untertanen waren. Dieses Hiniteirobernau ist auch des- wegen in seiner Ursprünglichkeit im wesentlichen erhalten geblieben, weil eis seit dem vorigen Jahrhundert nur mehr ein Zuiehein des großen Bauern- hofes Unterberg (Hinterobernau be- nachbart) war. Aber es ist bis auf den heutigen Tag bewohnt geblieben. so lung der mechanischen Auf stiegshil- fen ein und diese ist bis zum heutigen Tag noch nicht a:bgeischloissen. Wege- bauten für diesen Zweck und Forst und Almwege beeinflussen heute das sommerliche Landschaftsbild leider in negativem Sinn. So Ist von der einst lieblichen, unberührten und ruhigen Landschaft nicht mehr viel übrig ge- blieben. Trotzdem findet der Schiberg- steiger noch einige Gipfel, wo er ab- seits der bevölkerten Schipisten seine einsamen Spuren bergauf und bergab ziehen kann und Abfahrten im Bereich des Auracher und Hechenm:ooser Gra- bens, des Sintersbachtaleis, vom Gro- ßen Schütz, vom Kuhkaser unter an- derem sind immer noch ein besonderes Erlebnis und suchen ihresgleichen. Der zweite Teil des Arbeitsgebietes der Sektion liegt im Wilden Kaiser innerhalb folgender Begrenzung: Vom Stangiwirt über die Prama zur Gaude- amushiütte und zum Elimauer Tor. von der Vorderen Goinger Halt - Törispit- zen - Kleines Törl - Regalpspitz - Acker]spitze - Maukspitze und von hier über die Kaisermann-Alm - Niedere Regaim - Blaiken zum Reischierwirt. Franz Schmitt leitet sein Buch vom Wilden Kaiser mit folendten Sätzen ein
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