Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 4. Juni 1977 Kitzbühei]er Anzeiger Seite 23 bilen, minderjährigen Mädchens. Man nimmt ihr die einzige große Freude: Der Knecht muß gehen. Bittere Ab- schiedsszene. Bittero Szene bei der Suche nach Sepps Hund, den der Bau- er vergiftet hat. Das Ganze steigert sich von Stufe zu Stufe bis zur Abtrei- bungsszene. Bloß jeglicher Hoffnung, jeglicher Kleidung ist Beppi der Bäu- erin ausgeliefert. Diese „versagt" je- doch. Das Stück endet mit dem Ein- setzen der Geburtswehen. Am Schluß keimt also doch wieder etwas Hoffnung auf. „Stallerhof" ist kein begeisterndes Drama. Zu erschütternd, zu real ist der Handlungsablauf. Man ist förmlich glücklich, als im Laufe des Geschehens endlich mehr „gesprochen" wird, auch wenn es nur Phrasendrescherei ist. Wieviel Liebesentzug Beppi und auch Sepp erfahren haben, wird nur ange- deutet. Durch die Art der Darstellung begünstigt wurde sicherlich eine Lawi- ne von Diskussionen unter den einzel- nen Besuchern ausgelöst, (obwohl es gerade von der Sprachlosigkeit der Menschen untereinander handelt). Ob sich nun der einzelne Zuschauer zum Stück positiv oder negativ geäußert hat, erst diese Gespräche, die bestimmt die Problematik bewußter gemacht ha- ben rechtfertigen die Aufführung. Kroetz hat mit „Stallerhof" Schich- ten gezeigt, die vor allem den jünge- ren Zuschauern bisher unbekannt wa- ren. Was ihm jedoch nicht gelungen zu sein scheint, ist, mit diesem Stück ein Publikum zu erreichen, das noch keinen Kontakt zum Theater gefunden hat. Und dies, obwohl es sich dabei um ein zeitgenössisches Volksstück handelt, als Sprache der Dialekt ver- wendet ward und der Handlungsab- lauf in einem Osttiroler Dorf statt- findet. Um nichts uninteressanter war eine Woche später die gitarristische Kon- frontation zwischen klassischer und folkloristischer Musik des 20. Jahr- Der im „Kitzbüheler Anzeiger" vom 1. März 1975 (Bezirkschronik 1899-1974) genannte Mädchenmörder (Wolfgang Fischbacher) war kein Massenmörder. Es konnten ihm nur zwei Mädchenmorde nachgewiesen werden. Er wäre aber zum Massenmörder geworden, wenn ihm die geplanten und versuchten Mädchenmor- de gelungen wären. Nach der Volksmei- nung soll der berüchtigte Gwalt- und Waldmensch Woferl in dem abergläubi- schen Wahn gelebt haben, durch den Ge- nuß von sieben Herzen unschuldiger Mädchen sich unsichtbar zu machen. Fischbacher ermordete am 30. Mai 1860 im Eibergwald bei Niederndorf die 14- jährige Bauerntochter vom Wailner, Eh- sabet'h Berger, und am 26. März 1861 hunderts. Ganz hervorragend Peter Heiß, Walter Briem und Helga Zotter mit den südamerikanischen und spa- nischen Werken von Villa-Lobes und Turina. Trotz der Gasthausatmosphä- re lauschte das Publikum mit großer Konzentration ihrem begeisternden Spiel. Das Tiroler Künstlerkollektiv läßt für de Zukunft noch viel erwar- ten. Ihre Talente blitzten hell auf. Nicht den Erwartungen entsprechen konnte hingegen der schottische Folk- und Bluesmusiker Les Brown. Er ließ nur sehr selten sein wirkliches Kön- nen durchschimmern und nur dann, wenn er seichtere und lustige Songs vortrug. Trotzdem hat sich der Ver- such gelohnt, ein Folkpublikum mit Klassik zu konfrontieren und umge- kehrt. - Prälat Dr. Johannes Neuhardt sprach in Wörgl Arbeitskreis „Katholische Aktion" Tiroler Unterland (KMB) der Erzdiözese Salzburg veran- staltete am Samstag, 21. Mai 1977, im Tagungshaus Wörgi einen Studientag zum Thema: Gesellschaft im Wandel - Unsere Antwort." Hauptrefeient war Prälat Dr. Jo- hannes Neuhardt, Geistl. Assistent der KMB. Schwerpunkt seines Reife- Zahlreiche Neuerwerbungen und Restaurierungen haben die Möglichkeit zur Erweiterung und Neuordnung der Barockgalerie im Tiroler Land'esmiur- seum gebracht. Das Ferdinandeum hat mit bisher zwei regional begrenzten Barockausstellungen Grundlagen zur detaillierten Kenntnis der Situation auf- gedeckt. Exponenten wie Jakob Prand- tauer, Josef Mungenast oder Paul Tro- im Röhrerbichlwald die 8jährige Bauern- tochter vom Linderbrand, Anna Foidl. Fischbacher wurde am 6. April 1861 im hintersten Trhiersee von einem Finanzer gestellt, zunächst nach dem Gericht Kitz- bühel, von dort am 25. April 1861 an das Gericht in Rattenberg und schließlich an das Landesgericht in Innsbruck über- stellt. Die Hinrichtung des Gwaltwoferl fand im Dezember 1861 statt. An die schaurige Tat Woferls am Röh- rerbichl erinnert ein Marterl mit der In- schrift: „Nicht weit von hier in diesem Walde, wurde das Schulmädchen Anna Foidl, Bauerntochter zu Linderbrand, am 26. März 1861 vom Wald-Woferl in grausa- mer Weise ermordet und am selben Tage rates: Ohne eine echte Werthierarchie kann es keine Politik geben. Wir Chri- sten haben nicht die Aufgabe, Partei- politik zu betreiben, (mit oder gegen irgendeine Partei) vielmehr ist es uns aufgetragen immer und überall, ge- legen oder ungelegen, auf die mensch- lichen Grundwerte hinzuweisen und daraus folgernde Grundrechte und und Grundfreiheiten einzufordern. Es ist Auftrag der Christen an einer Ge- sellschaft mitzubauen, die es dem ein- zelnen ermöglicht, glücklicher zu sein. In Arbeitskreisen wurde insbesonde- re auf die Situation in Schule und Fa- milie hingewiesen. Christliche Wert- vorstellungen verschwinden immer mehr aus den Schulbüchern und die Familienpolitik der Regierung, die Art der Verwaltung des Familien- lastenausgleiches verringert den Frei- heitsraum der Familie, diskriminiert die Familie. Als Forderungen wurde ein erhöhtes Engagement in den El- ternvereinen und eine neue Verwal- tung des Familienlastenausgleichs auf- gestellt. Im Tiroler Unterland soll sich ein Arbeitskreis der Kathol. Aktion kon- stituieren, der sich mit gesellschafts- politischen Problemen beschäftigt. (Motto: Eine Fristenlösung darf uns nicht mehr passieren). ger repräsentieren nicht das Tiroler Barock, da sie, fern der Heirat, vollends von anderen Kunstsprachen geprägt sind. Tiroler Barock kann daher nur im Lande selbst erlebt werden, wenn- gleich auch hier Einflüsse von außen, von Italien und den Niederlanden, von Salzburg, Wien und Augsburg in mar- kanter Weise gegeben sind. Bei der Nei.. aufstellung wurden nun um 10 Uhr abends von ihrem Vater auf- gefunden. Ach so jung, acht Lenze zählt ich. Oh- ne Abschied von den Eltern muß ich scheiden. Dem Tode, statt der Schule muß ich zueilen. Kann nicht rufen: ‚Gu- te Eltern, helft mir!' Und muß, das Herz geraubt, so sterben in diesem Walde hier." Der Zauberer oder Schinter-Jaggl Der Gwalt- oder Waldwoferl kann mit dem Zauberer- oder Schinterjaggl, der vor 300 Jahren lebte, nicht verglichen werden. Dieser Abdeckersohn (Jakob Koller) war kein Mörder. - Seine irr- ganzen m ganzen Land verbreitete Genossenschaft bestand meist aus Hüter- und Bettelbu- ben. Die Aufnahme in diese geheime Bruderschaft geschah vom Ganggler Jaggl oder Kasperl durch eine förmliche Taufe, wobei ihnen die alte Taufe „vom Der Gewalt- oder Waldwoferl und der Schinterjaggl Von Anton Flecksberger, Kirchberg Barockgalerie und 19. Jahrhundert im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum neu aufgesiellt Kenntnisse der Barocksituation in Tirol verfeinert
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