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Von links: Johann Hechenberger, Helmut Dienz, Seppei M tterer, der Leder Andreas Feiler und Josef Feiler. Die Mitterhögl Hausmusikanten und Sänger Aus „Gsungen und gspielt", Mitteilungen des Tiroler Volksmusikvereins, Mai 77 Seite 8 Kitzbüheler Anzcger Samstag, 18. Juni 1977 nen klügsten Schachzug in diesem Jahr- hundert seine Ernte einzubringen". Der „Antichrist" ist der Versuch, dein ge- leugneten Gegenspieler Christi wieder transparent zu machen. Die Studiobühne hat schon mehr- mals in Kitzbühel gespielt, mit „Tor- quato Tasso" von Goethe, 'mit „Kam" von Wildgans, zuletzt im vergangenen Jahr mit der Hölderlin-Montage „Dio- Weit über die Grenzen Tirols hinaus, über Meere und Kontinente hinweg in alle Welt hat der Name Kitzbühel einen wohlbekannten Klang. Unweigerlich mit dem weltberühmten Ruf dieser Stadt verbinden sich Begriffe wie Hahnen- kamm, Skiparadies und internationaler Treffpunkt. Nicht so laut, dafür aber echter, ur- wüchsiger und angestammter tönen in dieser schönen Stadt seit Jahrzehnten die Instrumente und Stimmen der bäu- erlichen Musikanten und Sänger, die am Hofe zu Mitterhögl ihren Stammsitz ha- ben und die von dort den Namen ihrer Gruppe herleiten. Sie haben sich in un- bekümmerter und g'standner Art eine musikantische Aussage bewahrt, die prächtig ihrem Herkommen aus jenem Landstrich entspricht, der seit altersher durch einen besonders musischen, aber auch „verflixten" und „gschtiaschtn" Menschenschlag bekannt ist. Die fünf Mander der Mitterhögl Haus- musikanten und Sänger haben sozusa- gen als „Dirigierer" den Andreas (Anal) Feiler, Bauer zu Mitterhögl und Lehrer an der Musikschule Kitzbühel. Ebenfalls Bauer ist sein Bruder Sepp Feiler und auch der Hans Heohenberger ist stolz auf sein Bauerngut. - Der Geschäftsmann Helmut Dienz und der Instrumenten- macher Seppei Mitterer fügen sich wohl- temperiert in dieses Musikantenfünfeck. tima" und mit Gides „Rückkehr des verlorenen Sohns". Stuentenbühnen sind naturgemäß einem Wchsei unter- worfen. Gebieben i der Leiter Dr. Hans Berger, der jr. dieses Werk viele Hoffnungen investiert hat. Das letzte Wort über dieses Werk is gewiß noch nicht gesprochen, weil so viele Zu- schauer „ja" gesagt haben - und nur das zählt. Erbliche .,Belastung und Tradition führten ganz nahtlos zm Bestehen un- serer Mitterhögler. E ie Hausmusig zu Mitterhögl wurde v(--m Vater des Anal und Sepp, Josef Feiler (geboren 1894) um das Jahr 1930 zusammengestellt. - Dieser war damals Mitglied des Kitz- bichler Trachtenverhzs, der ihm ein dialonisches Hackbrett und eine Dreh- leier zur Verfügung s:ellte - Da das Hackbrett die timm--nir nicht mehr hal- ten konnte, erstand Josef Feller d. Ae. ein eigenes Hackbre;t vom alten Haus- bacherbauern in Eilmau, der sogar einen Sonderpreis unter der Bedingung mach- te, daß das Instrument in der Heimat bleiben muß. Dieses Hackbrett wird heute noch von Sepp Feiler gespielt und trägt die stolze Jahreszahl 1317. Als be- sondere Rarität gilt nach wie vor die seltene Drehleier aus dem Jahre 1735. Beide Instrumente sind durch ihr Alter bezüglich der Stimmung überaus schwie- rig zu behandeln. Zu diesen Gustostük- kerin gesellten sich ncch etne alte Ti- roler Harfe und ein u:tümlicher Streich- baß mit drei Saiten der anstelle der Schnecke einen makaren Katzenkopf die Zunge den Zuhörcra entgegenrecken läßt. Diese alt ehrwürd:ge Instrumentie- rung, die heute über.--11 höchste Bewun- derung hervorruft, rr.ag dazu beigetra- gen haben, daß sich dic Hausmusig von Mitterhögl in den dreißiger Jahren „Al- tertumsmusig" oder „Trachtenmusig" nannte. Diese Musikanten waren da- mals weitum bekannt und begehrt und sie machten bei Trachtenbällen, Hoch- zeiten und Vereinsfahrten fleißig auf. Keiner der alten Mitterhögl-Musikan- ten konnte Noten lesen. Die Stücke wur- den selbst gemacht oder irgendwo ge- hört und im Gedächtnis heimgetragen. Bald auch wurde eine Geige - der heu- tigen Besetzung entsprechend - dazu- genommen. Nach einer kriegsbedingten Pause wurde die Musig gegen Ende der vierziger Jahre wieder hergestellt und seit damals wirkten die Brüder Anderl und Sepp mit Geige und Hackbrett mit. Zu dieser Zeit entstand auch der Na- me des Bauernhofes Mitterhögl für die Musikantengruppe, bei der Vater Josef Feiler bis in die frühen 60er Jahre als Gitarrist noch dabei war. An eine Episode aus dieser Zeit erinnert sich Anal Feiler besonders gerne: Der Rar- fenspieler namens „Zuckerbäcker-Jag- gei" war ein weitum geschätzter Bau- ernviehdoktor und wurde besonders wegen seiner „Geburtshelfer' '-Qualitä- ten bei komplizierten Kälberkühen bis ins Pinzgau geholt. Dort hörte er bei einer Bauernhochzeit einen gefälligen Walzer, merkte ihn sich und spielte ihn daheim seinen Freunden vor. Der Wal- zer wurde eingelernt und bei der Frage nach seinem Titel schlug Jaggei nach dem Herkunftsland „Pinzgauer Walzer" vor. In seinem Tiroler Stolz zutiefst be- rührt, protestierte aber Vater Josef Fei- ler energisch dagegen und schließlich einigte man sich nach dem Grenzberg zwischen Pinzgau und der Kitzbichler Gegend auf den Namen .‚Goaßstoaner Walzer". Jaggei ist das einzige noch lebende Gründungsmitglied der alten Mitterhögl Hausmusig und die heutigen Musikan- ten hoffen sehr, daß er das 50er-Jubi- läum noch erleben kann. In ihrer Besetzung sind nun die Mit- terhögler über 15 Jahre zusammen. Mit viel Freude und Fleiß haben sie sich ein überaus reiches Repertoire erspielt und ersungen. Mit ihrer unverfälschten Stu- ben- und T:anzlmusig und mit ihrem markigen Gsang stellen sie einen wert- vollen Beitrag in der musikalischen Volkskultur in Tirol. Besondere Beach- tung finden auch ihre eingängigen Neu- schöpfungen in der rechten Art, für die vor allem Andreas Feiler hohe Anerken- nung verdient. Ihre Selbständigkeit, die in vielen eigenen Veranstaltungen, vor- an dem nun schon traditionellen Ad- ventsingen in ihrer Heimatstadt, ihren Ausdruck findet, ihr Mitwirken bei un- zhligen Sänger- und Musikantentref- fen, die vielen Rundfunk- und Fern- sehsendungen möchten die Volksmusik- freunde im ganzen Alpenland nicht mehr missen. Und wer die Mitterhögl Hausmusikanten und Sänger kennt, braucht sich um deren Zukunft keine Sorgen zu machen. S. L.
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