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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 8. Jänner 1977 „Verdiente Rast" dem Herrn Bezirkshauptmann Am 30. Dezember 1976 fand im Fest- saal des Bezirksstellengebäudes Kitzbü- hei der Tiroler Handelskammer die Ab- schiedsfeier für den mit 31. Dezember aus dem aktiven Dienst ausscheidenden Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Hans v. Trentinaglin statt. Der Saal war festlich geschmückt und mit lustigen Zeichnungen aus dem Leben des Herren Bezirkshauptmanns ausgestattet. - Ge- meinderevisor Herbert W an k er eröf- nete die Feier. Die Festrede hielt der neue Beirkshauptmann Rat Hans-Heinz H ö f 1 e. „Hochgesöhätzter Herr Bezirkshaupt- mann, liebe Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter, verehrte Damen und Herren des Ruhestandes! Nachdem iin den vergangenen Wochen die Bürgermeister, die Gemeindesekre- täre, die Gendarmeriebeamten, die Be- diensteten des Krankenhauses und ver- schiedener anderer Institutionen und Vereine von unserem Chef Abschied ge- nommen hatten, ist nun die Reihe an uns, Deinen engsten Mitarbeitern, Dir zu danken. Wir haben uns deshalb er- laubt, unsere offizielle Abschiedsfeier für Dich, lieber Herr Bezirkshauptmann, an Deinem letzten Arbeitstag Deiner ak- tiven Dienstzeit anzusetzen, damit wir unseren Chef ganz für uns haben. Wir alle kennen Dich als hocihgeschätz- te Persönlichkeit im Bezirk und als be- liebten Chef. loh möchte aber dennoch für unsere jungen Bediensteten einen kurzen Rückblick auf Deinen bisherigen Lebensweg werfen. Bezirkshauptmann Dr. Hans Trenti- naglia wurde am 20. August 1911 in Innsbruck geboren. Nach Abschluß des Mjttelshulstudiums im Jahre 1930 wandte er sich dem Jusstudium zu und wurde am 16. März 1935 an der Univer- sität Innsbruck zum Doktor der Rechte promoviert. Im selben Jahr trat Dr. Trentinaglia beim Land Tirol seinen Dienst an, wo er zuerst in der Sicher- heitsdirektion tätig war. In den Jahren 1936 bis 1938 war er den Bezirkshaupt- mannschaften Kufstein und Landeck zu- geteilt. Dann wurde er zum Kriegsdienst einberufen. Nach dem Kriege versah er zunächst im Präsidium des Amtes der Tiroler Landesregierung (Personalabtei- lung) seinen Dienst und wurde am 25. September 1945 der Bezirkshauptmann- schaft Kirtzbühei zugeteilt. Und nun das denkwürdige Datum: am 31. Dezember 1945, also genau vor 31 Jahren, wurde der damalige Landesregierungskommis- sär Dr. Hans Trentina!glia zum Bezirks- hauptmann von Kitzbüihel bestellt. - ,Es ist dies wohl die längste Dienstzeit eines Beamten als Bezirkshauptmann in ganz Oesterreich. Insgesamt diente unser ver- ehrter Chef dem Land Tirol mehr als 41 Jahre. Seit der gesetzlichen Einführung der Bezirkshauptmannsdaften im Jahr 1868 leisteten 24 Bezirkshauptmänner die Ge- schicke des Bezirks Kitzbühel; davon 23 bis Jahresende 1945. Im Durchschnitt waren die Amtsvorgänger unseres Chefs nur dreieinhalb Jahre im Amt. Du, lieber Freund, ih,ast Deine Amtszeit als Leiter der Bezir:ksverwaitungsbehörde auf 31 Jahre, beinahe die zehnfache Zeit - ein wahrer Rekord - gebracht. - Allein schon aus dieser Tatsache ist zu ersehen, welch markante Persönlichkeit unser Chef ist. Du hast damit dem Bezirk - ich möchte sagen „Deinem" Bezirk - den Stempel aufgeprägt. Diese lange Amtszeit hat sicherlich viel erfreuliche Ereignisse, aber auch schwierige Probleme mit sich gebracht Der Beginn Deiner Amtsperiode fiel ir die schweren Nachkriegsjahre und die Besatzungszeit. Erst als Oesterreich mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages im Jahre 1955 seine volle Freiheit wie- der erlangte, begann der eigentliche wirtschaftliche Aufschwung und damit begann auch wieder der Fremdenver- kehr in unserem Bezirk zu blühen. Daß die Entwicklung im Bezirk Kitzbühel in den letzten 20 Jahren so weit gediehen ist und der Bezirk heute so gut dasteht, geht sicher auch auf Deinen Weitblick und Dein Verantwortungsbewußtsein zurück. Du hattest für jeden, gleichgültig welchem Berufsstand oder welcher Be- völkerungsschicht er angehörte, immer ein offenes Ohr und hast Dir deshalb die Achtung und Wertschätzung der ge- samten Bevölkerung des Bezirks erwor- ben. Sichtbares Zeichen dieser Achtung und Wertschätzung sind die Ehrungen, die Du von den Gemeinden und Verei- nen im Laufe Deiner Dienstzeit erfahren hast. Ich möchte hier nur die Ehrenbür- gerschaften der Gemeinden Itter, Hopf- garten, Westendorf, Reith, Going und Jochberg sowie den Goldenen Ehrenring der Stadt Kiitzbühel erwähnen. Deine Verdienste haben aber auch über die Be- zirksgrenze hinaus durch die Verleihung des Verdienstkreuzes des Landes Tirol und des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Oesterreich die gebührende Anerkennung gefunden. Unser verehrter Bezirkschef hat sich aber die Hochachtung aller Bürgermei- ster erworben, weil er ihnen trotz seiner Stellung als Aufsichtsbehörde immer mit Rat und Tat zur Verfügung stand und für die Probleme der Gemeinden volles Verständnis hatte. Auch die Gen- darmerie, die Feuerwehren, das Rote Kreuz, die Musikkapellen und die Schüt- zenkompanien und Schützengilden schät- zen Doh als ihren Freund. Die Fülle der Aufgaben eines Leiters einer Bezirks- verwaltungsbehörde hast Du immer mit Umsicht, fachlichem Wissen und Loya- lität im Rahmen der Gesetze erfüllt, hast aber dennoch bei allen Entscheidun- gen die menschliche Seite nicht verges- sen. Du bist damit ein hervorstehendes Beispiel eines Dieners unseres Rechts- staates und der Demokratie geworden. Lieber Freund! Wir, Deine Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter, verlieren in Dir einen ausgezeichneten Vorgesetzten. Du warst uns stets ein guter und väter- licher Chef und hattest für jeden, der sich in dienstlichen Belangen aber auch mit einem privaten Anliegen an Dich wandte, immer ein freundliches Wort. - Wir haben deshalb unsere Arbeit mit Freude, hoffentlich zu Deiner Zufrieden- heit, erfüllt und wenn es einmal eine Panne gegeben hat, hast Du letzten En- des doch Nachsicht geübt und bist auch immer für uns eingetreten. Du verkör- perst damit die Güte und Milde in Per- son. Anläßlich der Betriebsausflüge, Sporttage und gemütlicher Zusammen- künfte konnten wir Dein frohes und ge- selliges Wesen genießen, und diese Aus- flüge werden uns immer in bester Er- innerung bleiben. Für dieses, Dein unschätzbares Wohl- wollen, darf ich mich namens Deiner Be- diensteten und persönlich ganz aufrich- tig und von Herzen kommend bedanken. Ich möchte es auch nicht versäumen, Dir meinen ganz persönlichen Dank da- für auszusprechen, daß Du mir für mein neues Amt Deine volle Unterstützung zugesagt hast. Ich darf Dir versichern, daß uns Dein freundliches Wesen sehr abgehen wird und wir uns über Deine Besuche im Amt sehr freuen werden. Ebenso kann ich Dir versichern, daß Du nicht vergessen sein wirst und zu unseren gemeinsamen Ausflügen und geselligen Beisammensein jederzeit herzlichst eingeladen bist. Lieber Herr BezirkShauptmann! So bleibt uns abschließend noch, Dir für Deinen Ruhestand und weiteren Le- bensweg noch viele unbeschwerte und glückliche Jahre in bester Gesundheit, in denen Du Deinen privaten Vergnü- gen und Hobbies freien Lauf lassen mögest, zu wünschen.
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