Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 10 KitzbüJieler Anzeiger Samstag, 6. August 1977 Ein schwerer Verlust f00 ür das Tiroler Chronikwesen Seine besondere Sorgfalt widmete Hofrat Dr. Widmoser dem Chronikwe-. sen im Land. Über Bitte des Tiroler Kulturw:erks_Vere!n Dorfbildung - übernahm er den Vorsitz in der Ar- beitsgemeinschaft Tiroler Chronisten. Innerhalb weniger Jahre hat er aus dieser eine Organisation gemacht, de- ren Bedeutung nicht zu übersehen ist. Dabei ging es ihm nicht um eine „Hausmacht" oder um be!ifallklatschen_ de Zuhörer, sondern um Mitarbeiter. Diese Arbeitsgemeinschaftwurde von ihm nicht nur zu neuem Leben er- weckt, sondern auch mit echtem In- halt erfüllt. Eine Erhebung auf breitester Basis zeigte den erfreulichen Stand an echten Chroniken im Land auf. Eine gezielte Aktion unterstützte die Neulinge und die Gemeinden, die sich um eine Chronik bemühten. Der agile Vorsitzende schuf im Tiroler Lan- desarchiv eine Reihe von Chroniken der Tiroler Gemeinden, die von WiS- senschaftlichen Mitarbeitern unter Bei- ziehung von örtlichen Fachleuten ge- staltet wurden. Im Bezirk Kitzbühel er- hielten die Gemeinden Hochfilzen und St. Ulrich derartige Chroniken,, die volksnah geschrieben und sehr lesens- wert sind. Für die Betreuung der Chroniten moser, dem Kränkungen und Mißach- te den Chronisten in vielen Gemeinden tungen nicht ferngeblieben sind, mit den ihnen zukommenden Rang. Als Auf- ganzer Liebe hängt. - gabe der Chronisten bezeichnete er nicht wurde eine eigene Zeitschrift „Der Chronist" herausgebracht, die über die Landesgrenzen hinaus Beachtung fand, weil sie Grundlegendes zur Arbeit des Chronisten enthielt. 30 Jahre nach dem Ende des Krieges sammelte Hofrat Dr. Widmoser über das Landesarchiv das noch vorhandene Bildmaterial aus die- ser schweren Zeit. Sein Aufruf hatte Erfolg, es kamen Bilder aus allen Lan- desteilen. Hofrat Dr. Widmoser hat sie nicht nur rlfl die Kartei aufgenommen und archiviert, sondern in einer Aus- stellung gezeigt, die in rund 20 Tiroler Gemeinden vorwiegend von der Jugend gesehen werden konnte. Neben unzähligen kleinen Bespre- chungen auf seinen Fahrten durch das Land, hat Hofrat Dr. Widmoser in den Bezirken Ausschüsse geschaffen, die ihn bei seiner Arbeit unterstützten und das Chronikwesen in der Praxis verbesser- ten und neu mobilisierten. Dabei refe- rierte er selbst über Fachfragen des Res- sorts und ermunterte zur Arbeit. Hof- rat Dr. Widmoser gab den Chronisten für ihre Arbeit nicht fixe Vorschriften für die Größe der Bilder oder die An- ordnung dies Registers, ermunterete aber bei kleinen Ausstellungen, Filmvorfüh- rungen und Vorsprachen und erkämpf- Vor kurzem ist der Direktor des Ti- roler Landesarchjvs Hofrat Dr. Eduard Widmoser aus diesem Amt ausgeschie- den und in dien Ruhestand überge- treten. Trotz mehrmaliger schwerer Krankheit hat Hofrat Dr. Widmo-ser auf seinem Posten seinen Mann gestellt und neue Wege beschritten, die zwar Von der herkömmlichen Arbeit eines Archivdirektors abweichen mochten, aber breite Kreise der Öffentlich- keit für die Arbeit interessierten und damit dazu beitrugen, daß manches Bewahrenswerte im Lande gerettet wurde. Das Landesarchiv ist nicht nur eine Pflegestätte der Wissenschaft son- dern auch ein Platz lebendiger Ver- mittlung. In diesem Sinn hat Hofrat Dr. Widmoser das Tor weit aufgemacht und das Archiv geöffnet. Dieser Weg War mutig und notwendig, man wird auch in Zukunft davon nicht mehr ab- Weichen können In den fünfeinhalb Jahren des Wirkens als Archivdirektor hat Hofrat Dr. Widmoser persönlich enorme Arbeit geleistet und sie von sei- nen Mitarbeitern gefordert. Den Er- folg dieser Anstrengung erntet das Heimatland, an dem Hofrat Dr. Wid- (2. Fortsetzung und Schluß) Was war so ein Werchat? Von dem Namen her, war e3 eine zu gemein- samer Arbeit zusammengeschlossene, Dorfgemeinschaft, denn Werchat kommt von Werken und Arbeiten. In der Auswirkung war die Werchat die Keimzelle unserer Gemeinden, dem die Werchat war die Steuer- und Wirtschaftsgemeinde mit eigenen auto- nomen Befugnissen. Die Öffnung von Wiesenschwang, die uns überliefert ist - von Oberndorf ist sie leider verloren gegangen - zeigt uns eindeutig, daß die Werchat nichts anderes ist, als heute eine Gemeinde darstellt. Das was die Leute in dieser Werchat selbst erledi- gen konnten, wurde von ihnen in au- tonomer Weise und Eigenverant- wortung erledigt. Zwei Dorfmeister, die von der gesamten Nachbarschaft gewählt wurden, hatten für die Ord- nung zu sorgen und die Beschlüsse durchzuführen, die die Gemeindever- sammlung in gemeinsamer Beratung erarbeitet hatte. Hier war direkte, echte und lebendige Demokratie zu spüren. Welch hohen Rang die Werchate Oberndorf und Wiesen- schwang innerhalb des Viertels St. Jo- hann hatten, zeigt sich darin, daß bald nach dem Jahre 1915 aus dem Viertel St. Johann zwei eigene po- litische Ortsgemeinden hervorgingen, nämlich einerseits St. Johann mit Alm- dorf, Reitham, Sperten und den um- liegenden Höfen. andererseits aber Oberndorf mit Wiesenschwang. Wir dürfen, liebe Oberndorf er, nicht vergessen, daß sich inzwischen allerhand abgespielt hat. Ereignisse, die Oberndorf in Mitteleuropa be- rühmt und bekannt gemacht haben. Ihr könnt Euch schon denken, was ich damit meine. Es ist der Bergbau am Röhrer'bichl. Ja, es ist manchmal eigenartig, daß gerade beim Schlafen die bedeut- samsten Dinge passieren können. Im Jahre 1539 schliefen sich drei Bauern ihren Rausch aus und fanden dabei Erz. So wird eg wenigstens erzählt, und wenn es nicht wahr ist, dann ist s gut erfunden. Jedenfalls ist über- liefert, daß im Jahre 1540 einer der Besoffenen. nämlich Michi Rainer, ei- nen Neuschruf erhalten hat. Und da brach der Goldrausch über Obern- dorf herein. Neue, bisher unbekannte Techniken wurden angewandt, neue Betriebsbestimmungen geschaffen und eine neue Bergwerksordnung mußte durch den Bergbau am Röhrerbichl er- richtet werden. Der hl. Geistschacht war bis 1874 der tiefste Schacht der Welt. In der besten Zeit, der Blüte des Bergbaues, waren 1500 Bergleute beschäftigt, wobei nur, man bedenke, 300 unter Tag arbeiteten. Und diese bauten 100 Tonnen Silber und 20.000 Tonnen Kupfer ab, die aller- dings mit viel Schweiß und großen Opfern bezahlt werden mußten. Die Bauern von Oberndorf Wiesenschwang und Umgebung verdienten an diesem Bergbau. mit dem sie als Bergleute selbst nichts zu tun hatten Ja, kaum einer der Bergknappen konnte sich in Oberndorf oder in Wiesenschwang nie- derlassen,. Für sie wurde eine eigene Siedlung in Waltenbach oder in der Prama hei Going errichtet. Wie Ihr wißt, hattet Ihr sogar seit 1620 zeitweise eine Salzpfanne, die das im Bergbau Röhrerbichl gewonnene Salz verdamp- fen mußte. So ist es also uns allen recht ver- ständlich, warum bei der Bildung der Gemeinden nach den Fr'ei:heitskriegen im Jahre 1805, in denen sich gerade die Oberndorf er unter Führung von Schüt- zenhauptmann Joseph Hager auszeich- neten. Oberndorf und Wiesenschwang eine eigene politische Gemeinde wurde. Doch im Jahre 1850 hatte man wieder- um das Bedürfnis, die alte Großgemein- de, das Viertel St. Johann, wiederher- zustellen, daß hieß also, die Gemeinde Oberndorf kam wieder nach St. Johann, Geschichtliches von der Gemeinde Oberndorf Von Hofrat Dr. Eduard Widmoser Tonbandvortrag bei der Jungbürgerfeier 1977
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