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Samstag, 6. August 1977 Kitzbüheier Anzeiger Seite 11 in erster Linie pseudowissenschaftliche Forschungsarbeit in die Vergangenheit, sondern praktische Sammeltätigkeit und Niederschrift des gegenwärtigen Ge- schehens. Mit seinem Schwung riß er seine Mitarbeiter mit. Mit tiefer Erschütterung hörten die Chronisten des Bezirkes Kufstein vor einigen Wochen den endgültigen Ent- schluß ihres Chefs, mit dem Übertritt in den Ruhestand auch den Vorsitz in der Arbeitsgemeinschaft zurückzulegen. Die besonders agile Kufsteiner Gemein- schaft die auch die volle Unterstützung les Bezirkhauptmanns und der Bürger- meistererkämpft hatte, war der würdi- ge Platz für die Ankündigung des Rück- trittes, die für das Tiroler Chronikwesen ein ungemein schwerer Verlust ist. Die Bezirksvorsitzenden des Chronik- wesens berieten unter Präsident Dr. Erich Enthof er die gegenwärtige Situa- tion und würdigten in einer einhelligen Stellungnahme die Leistungen von Hof- rat Dr. Widmoser. Die Arbeitsgemein- schaft wird sich bemühen, die vielfäl- tigen Leistungen zu danken. Besondere Verdienste erwarb sich Hofrat Dr. Widmoser um das Chronik- wesen in seinem Heimatbezirk Kitzbü- hel. Er hat im Jahre 1973 die Bezirks- gemeinschaft aufgebaut und die Jahres- tagungen seither wesentlich geprägt. Er hat in der Öffentlichkeit durch Taten für das Chronikwesen geworben. Über besser gesagt, wurde mit St. Johann ver- einigt. Und so blieb es bis zum Jahre 1927, bis zu dem Jahr, wo Oberndorf mit Wiesenschwang endlich die selb- ständige politische Gemeinde Oberndorf wurde. Wie sah es aber in der kirchlichen Gliederung aus? Die älteren unter Euch können sich noch gut erinnern an das Jahr 1940, wo endlich auch die kirch- liche Selbständigkeit für Oberndorf er- reicht wurde. Damals wurde Oberndorf eine eigene Pfarre. Damit wurde ein Band zerschnitten, das von Anfang an, seit dem 7. Jahrhurdert, die Oberndor- fer und Wiesenschwanger mit St. Jo- hann, mit der Mutter- und Urpfarre ver- band. Ich bin überzeugt, daß in Obern- dorf wohl eine kleine Kapelle, die dem hl. Philipp geweiht worden war, stand. Zu einer eigenen Kirche hat es aber lange nicht gereicht. Diese eigene Kir- ehe wird erst im Jahre 1422 erwähnt. Damals wurde mit dieser Kirche zum hl. Philipp in Oberndorf verbunden, daß im Jahre 1786 zu Curatie mit Begräb- nisrecht und Taufrecht wurde. Damals wurde das Seelsorgegebiet der Curatie Oberndorf festgelegt. Die Pfarre St. Johann mußte an die neu errichtete Curatie Oberndorf von der Werchat Hautzenberg 24, von der Werchat Wie- senschwang 31, von der Werchat Obern- dorf 62 und von der Stegterwerdat 16 Häuser mit insgesamt 808 Einwohner abtreten. Wir können uns vorstellen, daß dies in der herrlichen, von Jakob seine Initiative konnte die Ausstellung „Tirol vor 30 Jahren" in Kitzbühel und Fieberbrunn gezeigt werden. Ihm ist das Jubiläum „100 Jahre Saizburg-Tiro- 1er-Bahn" zu danken, das in der Jubi- lä.umsfahrt eines Dampfzuges und in einer vielbeachteten Ausstellung ins Be- wußtsein der Bevölkerung eingegangen ist. Die Fahrt von Wörgl bis Saalfelden war auch sein Triumphzug, allerdings ist Hofrat Dr. Widmoser - glücklich über den Erfolg - im Hintergrund ge- blieben. Die Ausstellung, mit wesent- licher Unterstützung durch das Heimat- museum Kitzbühel und die Bundesbahn- direktion Innsbruck entstanden, wurde von Rat Dr. Werner Köfler mitgestaltet. Sie war eine würdige Dokumentation. Aus Anlaß der Olympischen Winter- spiele 1976 in Innsbruck wurden zwei Ausstellungen gezeigt. In Innsbruck war die Ausstellung „Wintersport in Frankreich und Tirol", die sehr viele Exponate und Bilder aus dem Bezirk Kitzbühel enthielt, in Kitzbühel die Aus- stellung „Wie es einmal war - aus den Anfängen des Wintersports im Bezirk Kitzbühel". In mühevoller Arbeit hatte sich Hofrat Dr. Widmoser um die Bilder bemüht und war umsichtig bestrebt, den Erfolg der Ausstellung zu sichern. Eine bestens besuchte Eröffnung und guter Besuch rechtfertigten die Anstrengun- gen. Besonderen Wert legte Hofrat Dr. Singer 1734 erbauten Curatiekirche zum hl. Philipp genürdigt und gefeiert wur- de. 100 Jahre später war wiederum eine ganz große Feier, wobei diesmal die Wiesenschwanger in besonderer Wei- se im Vordergrund standen. 1875 wur- de Wiesenschwang und Oberndorf dem großen Eisenbahnnetz angeschlossen. Wenn es auch nur zu einer Haltestelle reichte, den Wiesenschw'anigern und Oberndorf ern reichte dies. Sie waren immerhin im Fahrplan enthalten und Wiesenschwang-Oberndorf mußte vom Schaffner oder vorn Zugsführer ausge- rufen werden. Was das damals für Oberndorf bedeutete, können wir uns heute so gar nicht mehr richtig vor- stellen. Für mich, liebe Oberndorfer, bedeutete dies, und mein Freund Bür- germeister Höck, weiß dies zu gut, ihm ging es auch so, entweder Abschieds- schmerz oder freudige Heimkehr. Abschiedsschmerz dann, als wir nach den Ferien zurück ins Borromäum nach Salzburg mußten, oder freudige Heim- kehr, wenn wir vom Borromäum nach Hause kamen. Der Ruf des Schaffners: „Wiesensch'wang-Ohernd orf" ist mir noch heute fest in Erinnerung. Aber auch sonst verbindet mich mit Euch sehr viel. Ich bin, wie Ihr wißt, ein gebür- tiger Senehanser und wurde zu einer Zeit geboren, als Oberndorf und Wie- senschwang noch bei. der Gemeinde St. Johann war. Ich bin aber auch den Bür- gern von Kitzbühel verbunden, ich be- sitze dort die Heimatzuständigkeit und Widmoser auf die Zusammenarbeit mit dem Heimatmuseum unter Kustos Mar- tin Wörgötter. Die Arbeitsgemeinschaft unterstützte eine Werbewoche des Mu- seums im vergangenen Jahr und ver- anstaltete zweimal Führungen durch das Jochberger Bergbaugebiet und den Ar- beitsbereich der „Gasthausarchäologie" von Univ.-Prof. Dr. Richard Pittioni. Nirgendwo verzeichnet ist der Einsatz von Hofrat Dr. Widmoser für die Ge- staltung von Gerneinidefeiern, Gemein- dewappen und Beiträgen zur Lokalge- schichte. Auch hier galt stein besonderer Einsatz dem Heimatbezirk. Nicht uner- wähnt sei die Mitarbeit seiner Gattin. Ob zwar Hofrat Dr. Widmoser in den Ruhestand getreten ist, hoffen die Chro- nisten des Bezirkes und mit ihnen alle Freunde der Heimatkunde und Landes- geschichte, daß der so rastlos tätige Wissenschaftler und Publizist, nach völ- liger Wiedergewinnung der Gesundheit, Muße für die weitere wissenschaftliche Arbeit findet. Sie danken ihm für die Unterstützung in den letzten Jahren, die zum Aufbau und zur Entfaltung des Chronikwesens geführt hat, und wün- schen ein weiteres erfolgreiches Wirken im Dienste der Tiroler Heimat und des Bezirkes sowie seiner Heimatstadt. Hans Wirtenberger Bezirksvorsitzender der Arbeits- gemeinschaft Tiroler Chronisten habe daher Oberndorf unzählige Male mit dem Fahrrad durchquert. Und wenn ich mit dem Feuerschwamm das ge- weihte Osterfeuer in die Häuser und Höfe brachte, dann konnte ich es nicht übers Herz bringen, auch ein klein we- nig in das Gem:eindegebiet von Obern- dorf zu „grasen", zumindest bis Stein- berg und Steinerach, um dann über Stegen nach Hause zurückzukehren. Entweder hatte ich prallvolle Taschen mit allen möglichen Sachen, Geld und rohe Eier, oder ich kam mit einem zer- rissenen Gewand, mit Ballen auf dem Kopf und ohne Feuerschwamm heim. Die Oberndorfer haben mich so richtig gejagt. Und recht ist mir geschehen, warum mußte ich „ausgrasen" in ein Gebiet, wo ein Feuerschwammtrager eigentlich nichts zu suchen hat. Und so meine lieben Oberndorfer, ist es für mich ein Anlaß, gerade vor Euch und bei Euch Abschied zu nehmen von meinem aktiven Dienst. Ab 1. April 77 bin ich in Pension. Die Umstände, die dazu führen, brauch ich hier nicht er- wähnen, sie liegen eben darin, daß ich leider heute nicht persönlich bei Euch sein kann. Wehmut überkommt mich und viele Gedanken stürzen wie eine Lawine über mich herein. Und doch wer- de ich von dieser Lawine verschüttet werden, denn Ihr, liebe Oberndorfer, hält mir, wie ich weiß, die Treue und Ihr sollt es wissen, daß ich Euch die Treue halte. Eurer jungen und doch so altehrwürdigen Gemeinde Oberndorf!"
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