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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 13. August 1977 Die Zahl der begeisterten Saunabe- sucher nimmt auf der ganzen Welt stän- dig zu. Überall entstehen neue Anlagen oder werden Heimsaunen installiert. Man spricht von einem Sauna-Boom. Unbestritten ist auch die gesundheits- fördernde Wirkung des Heißluftbades. Regelmäßige Saunabesuche machen den Körper gegen Erkältungskrankhei- ten wi ederstandsfäihig, trainieren den Kreislauf, helfen bei der Regulierung des Körpergewichtes, entschlacken den Körper und reinigen die Haut. Trotz- dem gibt es noch Leute, die der Sauna mit einiger Zurückhaltung gegenüber stehen: „Ist das nicht gefährlich? Ver- trage ich die Hitze? sind nur zwei von vielen Fragen. Manche haben auch schon einen Versuch gewagt und sind enttäuscht nach Hause gegangen. Aus meiner langjährigen Erfahrung kann ich sagen, daß hier meist Fehler unterlaufen sind, die nicht notwendig waren. Sauna ist ein „Zeremoniell" das gelernt sein will! Deshalb hier zum Abschluß der dreiteiligen Artikelserie im Kitz- büheler Anzeiger, noch einige Tips und Hinweise. Damit der Saunabesuch wirk- lich zum Vergnügen wird. SAUNA-SUNDEN Es gibt heute keine allgemeingültigen Saunaregeln, an die man sich sklavisch halten soll. Es gibt aber auch nur ganz wenige Fälle, wo man überhaupt nicht in die Sauna gehen darf! Wohl aber ist der menschliche Körper nicht jeden Tag gleich „programmiert". Einmal könnten wir Bäume ausreißen und dann gibt es wieder Tage, an denen man müde und abgespannt ist. Diese Schwankungen müssen auch beim Saunabesuch beachtet werden. Deshalb der Tip: Immer in sich hinein - hören! Da gibt es keine genaue Zeiteinteilung und krampfhaftes Auf-die-Uhr-schauen. Man bleibt nur so lange im Schwitz- raum, wie es einem angenehm ist. Eines der häufigsten Fehlverhalten, ist der zu lange und häufige Aufenthalt in der Saunakammer. Das Motto: „ Viel hilft viel" - ist wie so oft, auch hier falsch! Der Deutsche Sauna-Bund und der Österreichische Saunaverband empfeh- len als Richtlinie: ein- bis zweimal wö- chentlich in die Sauna, mit zwei bis drei Saunagängen (als „Gang" bezeich- net man den Aufenthalt in der Schwitz- kammer), mit einer Verweildauer zwi- schen acht und zwölf Minuten. Einem physikalischen Gesetz entspre- chend, ist die Temperatur im Schwitz- raum unterschiedlich. Auf der untersten Sitzbank beträgt sie ca. 85 Grad, auf der mittleren zwischen 90 und 100 Grad und auf der obersten ist es am heißesten, ca. 110 Grad. Sauna-Neulinge sollten sich deshalb nicht gleich auf die oberste Stufe setzen. Auch Schwitzen will gelernt sein! Bei tiberlreihung - vor allem be zu iangrm Aufenthalt in der Hitze - kann es zu Überbelastung des Kreislaufes kommen, was sich in einem schnellen Ansteigen der Pulsfrequenz äußert. Ein- facher ausgedrückt: man bekommt Herz- klopfen. Hier hilft nur eines, den 5 chwitzraum verlassen, abkühlen und den Ruheraum aufsuchen. Schlecht ist es auch, sich nach starker körperlicher Belastung sofort den hohen Temperaturen auszusetzen! Diese War- nung gilt vor allen Dingen für Sportler. Wenn der Körper bereits hoch bean- sprucht ist, wirkt die Sauna als Zusatz- reiz. Deshalb erst ausspannen und dann in die Sauna gehen. In die Gruppe der Märchen gehört der Glaube, man könne in der Sauna „seinen Rausch ausschwitzen". Alkohol wird vorwiegend von der Leber abge- baut und dieser Vorgang kann durch Schwitzen nicht wesentlich beschleunigt werden. Ganz im Gegenteil: hat man einen zuviel getrunken, ist die Sauna sogar ein äußerst gefährlicher Aufent- haltsort! Der Kreislauf wird durch den Alkohol und die Hitze doppelt belastet und es ist leider schon vorgekommen - speziell in Skandinavien - daß solch einen Saunagast der Schlag getroffen hat. Steht das dann in der Zeitung „Tod in der Sauna", so fürchten sich wieder mehr Leute, vor dem sonst so ungefähr- liehen Schwitzkamrnerl. Deshalb: nach einem feuchten Fest, erst am nächsten Tag in die Sauna um kräftig zu schwitzen. SPRUNG INS KALTE BECKEN Selbst einigen erfahrenen Saunabe- suchern ist es nicht ganz geheuer, nach dem „Aufheizen" ins Kaltwasserbecken zu springen. Kann mich jetzt der „Herz- kasperl" holen? Besteht die Gefahr des Herzversagens und wie verhält es sich mit dem Blutdruck? - sind nicht un- berechtigte Fragen. Professor Hülle- mann, ein Herz- und Kreislaufspezialist an der Universität Heidelberg, hat diese Fragen bei einem Podiumsgespräch vor Fachleuten in Stuttgart wie folgt beant- wortet: Man liest des öfteren, daß an heißen Sommertagen erhitzte Menschen in den See springen und durch ein plötzliches Herzversagen sterben. Es trifft im all- gemeinen nur Menschen, die (vielleicht ohne es zu wissen) bereits Schädigungen der Herzkranzgefäße haben. Es muß aber meist noch die Ungewohnhe:it des Schwimmens hinzukommen, um ein Herzversagen auszulösen. Hervorgerufen wird der Herzstillstand vorwiegend durch eine Reflexzone in der Mundgegend. Deshalb sollten Nicht- schwimmer oder schlechte Schwimmer wenn dcr Körper erhitzt ist, nicht mit Kopfsprung ins Wasser gehen. Wird der Unfall sofort erkannt, so kann das Herz oft durch Schläge auf die Brust und Massage wieder in Gang gebracht wer- den. Soweit Badeunfälle in Flüssen und Seen. Wie verhält es sich aber mit der Sauna, wenn man ins kalte Tauchbecken geht? Prof. Hüllemann: Bisher ist ein folgen- schwerer Zwischenfall dieser Art weder in der Praxis noch in der Literatur be- kannt geworden. Zwar steigt beim Ab- kühlen im kalten WJasser der Blutdruck erheblich an, aber die Pulsfrequenz sinkt Interessant ist, daß der Blutdruck bei jüngeren Menschen bis auf 240 mm Hg ansteigt, bei Älteren nur bis 180 mm Hg. Allerdings gilt dies nur für Menschen, die nicht an Bluthochdruck leiden. Dürfen also Bluthochdruckkranke grundsätzlich nicht in die Sauna gehen? Dazu Prof. Hüllemann: Das kann man nicht so eindeutig sagen. Viele Men- sehen, darunter sicher auch Saunafreun- de, haben einen zu hohen Blutdruck, ohne es zu wissen, die Sauna ist - aus- genommen das schnelle Eintauchen in ein Kaltwasserbecken - kein gefährli- cher Reiz für den Kreislauf. Wenn man Angst hat, braucht der Saunagast nicht / \\ \ \\ blitzartig ins Kaltwasser gehen. Die schonendste Art der Abkühlung ist der Kneippschlauch mit großem Querschnitt und geringem Wasserdruck, so wie er auch im Kurhaus Kitzbühel vorhanden ist. Man gießt sich nach Kneippart ab: von den Füßen nach oben, von den Händen zum Körper. Es folgen Unter- Tips für Saunafreunde - und solche, die es noch werden wollen! Von Michael Horn, Kurhaus Kitzbühel
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