Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 27. August 1977 Oberstudienrat Ambros Mayr gestorben In Innsbruck verstarb Vor kurzem Oberstudienrat Prof. Ambros Mayr, ein hervorragender Vertreter des Geistes- lebens eistes lebens von Tirol und einer der mar- kantesten Schulmänner und profilier- testen Lehrerbildner des Landes. Er war in den zwanziger Jahren an der damaligen Bürgerschule und später Hauptschule in Kitzbühel tätig und wirkte als nebenamtlicher Lehrer auch an der damaligen gewerblichkaufmän- nischen Fortbildungsschule. In Gesprä- chen mit Lehrern aus Kitzbühel erin- nerte er sich gerne dieser Jahre. Ambros Mayr entstammte einer an- gesehenen Tiroler Familie. Er studier- te in Kremsmünstieir und trat dann als Einjährig-Freiwilliger ins Tiroler Kai- serjägerregment Nr. 4 ein. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges studierte Mayr Germanistik, mußte aber das Studium abbrechen und trat in den Schuldienst. So wirkte er durch einige Jahre auch in Kitzbühel. Nach dem Umbruch erlebte Ambros Mayr, der seiner Überzeugung die Treue hielt, Zu- rücksetzungen, schließlich wurde er erneut zur Wehrmacht eingezogen. Nach der Rückkehr wurde Mayr vorübergehend Bezirkisschuiinspektor von Innsbruck-Stadt, doch schon im Herbst 1945 wurde er als Professor an die Bundeslehrerbildungsanstalt beru- fen. Er war dort ein gerechter Vorge- setzter, aber auch ein väterlicher Freund und Berater seiner Schüler. Mayrs hohe fachliche Qualifizierung wurde dadurch anerkannt, daß er für Jahre als stellvertretender Landes- schulinspektor eingesetzt war. Seine besondere Fürsorge galt dem ländli- chen Versuchsschulwesen und refo:r- mal orischen Bewegungen in der Schule. Die Tiroler Schule gilt seit langem als aufgeschlossen und Schulversuchen freundlich. Ambros Mayr lehnte aller- dings eine Vielzahl von Schulversuchen ab, bei denen die Übersicht und der Er- trag verlorengehen. Ab 1954 war Po- fessor Ambros Mayr neuerdings als Lehrerbildner tätig: Alle Aussichten auf andere Positionen lehnte er ab, sah er doch in der Lehrerbildung ei- nen Schlüssel für die gesamte Schule des Landes. Neben seiner schulischen Tätigkeit war Mayr durch Jahre Schriftleiter der damaligen „Katholischen Volksschule" des Lehrervereins und Auisschußm it- glied in diesem Verein. Zwölf Jahre lang war er Vorstand des „Bruder-Will- ram-Bundes", einer Gesinnungs- und Kampfgemeinschaft der Geistig Schaf- fenden. Hier fand er Gelegenheit, echte Talente zu fördern und manchem Jun- gen zum Durchbruch zu verhelfen. Wie sein gleichnamiger Onkel, der ein „Ti- roler Dichterbuch" zur Finanzierung des Denkmals für Walther von der Vogelweide in Bozen herausgebracht hatte, war Mayr literarisch tätig. Er sammelte das Beste auis dem Tiroler Schrifttum aus Vergangenheit und Ge- genwart und veröffentlichte es 1965 im Tyroliaverlag aus „Hausbuch der Tiroler Dichtung". Zusätzlich verfaßte er die bisher umfassendste populäre Literaturgeschichte von Tirol, die lei- der nicht als eigenständiges Werk ver- öffentlicht werden konnte. Die letzten Lebensjahre verlebte Ambros Mayr, längst zum Professor und Oberstudienrat ernannt und ver- schiedentlich ausgezeichnet, darunter auch mit der Ehrenmitgliedschaft des Tiroler Lehrervereins und mit den höchsten Auszeichnungen des Brud er- Wilirarn-Bundes, zurückgezogen. Die Wertschätzung für Oberstudien- rat Prof. Mayr zeigte die Trauerfeier auf dem Pradler Friedhof. Unter den Trauergästen waren Altbundeskanzler Dr. Schuschnigg, Landesh auptmann- stellvertreter Dr. Prior und mehrere Während im letzten Jahr der Bezirks- beauftragte für Chronikwesen, OSR Fritz Kirchmair, eine Exkursion in das Bayernland zu den vielen sehenswürdi- gen Schlössern und Klöstern organisiert hatte, hielt er sich heuer an das Motto: „Warum in die Ferne schweifen, wo das Gute liegt so nah!" und schlug allen chronikinteressierten Freunden des Be- zirks Kufstein eine kulturelle „Inspek- tion" im benachbarten Bezirk Kitzbühel vor. Am 18. Juni nachte sich ein kultur- hungriger Spähtrupp von 18 Personen auf, um kuiturgeschichts_ und kunst- trächtiges Kulturgut des Nachbarbezirks zu entdecken und kennenzulernen. Als erstes stand die Besichtigurg der Spi_ taiskirche bei WeitauSt. Johann auf dem Spähprogremm. Diese seit 1262 be- stehende Stiftskirche zeigt als besondere Sehenswürdigkeit das einzige noch voll- ständige Glasfenster Tirols und wurde von dem bekannten Pinzgauergeschlecht der Velben, Ulrich und Gebhard, als Spital für alle Notleidenden und Be- dürftigen errichtet. Wie OSR Weinold bei der Führung erklärte, habe das Ge- schlecht diese Kirche zur Sühne für alle Untaten ihrer Ahnen „cirpauiet". Zweite Station der Reise war die Dekanats- pfarrkirche von St. Johann, in der De- kan Dialer selber eine interessante Füh- rung für die Chronisten vornahm. Die Kirche wurde 1723 im frühbarocken Stil erbaut und präsentiert sich heute nach kostspielige Renovierung als kunst- volles Gotteshaus, in dem man herrliche Fresken und Wandmalereien des be- kannten heimischen Künstlers Benedikt Faistenb reger bewundern kann. Lange ZD diente bekanntlich St. Johann als Som- merdomizil der Chiemseer Bischöfe und Landesschulinspektoren sowie Hofrat Dr. Eigentler vom Kulturamt des Lan- des. Viele eh,emaligei Sdiiüler sowie Chargierte und Farbenträger mehrerer Verbindungen des Katholischen Mit- telschülerverbande s sowie der aka- demischen Verbindung Vindelicia. Am offenen Grab dankten Dir. Johannes Karnthaler für die Verbindungen, Oberschulrat Max Pattner für den Lehrerverein, Dr. Hermann Närder- mayr für die Kollegen an der ehemali- gen Lehrerbildungsanstalt und Hofrat Dr. Erich Egg für den Bruder-Willram- Bund für Leben und Werk von Ambros Mayr. Manchem ehemaligen Schüler der Bürgerschule und Hauptschule so- wie der Berufsschule in Kitzbühel und einer Generation von Lehrern wird Oberstudienrat Prof. Mayr unvergessen bleiben. Das Land Tirol hat mit ihm einen stillen, aufrechten Mann und ei- nen treuen Freund seiner Weggefährten verloren. Der Herr des Lebens wird seifl. Wirken lohnen. man bezeichnet die Dekanatskirche nicht umsonst als „Dom des Tiroler Unter- landes". Nach einer kräftigen Mittags- jause im Penzinghof in Oberndorf stat- tete man dem Heimatmuseum Kitzbü- hel einen Besuch ab, durch welches der Kustos Wörgötter in humorvoller Weise selber führte. Wie könnte es auch in Kitzbühel anders sein, wenn man neben vielen kostbaren Kulturgütern vor allem Äe Entwicklung des Skisports und der bekannten Skigrößen wie Pravda oder Salier mit vielen Chronikbeweisen auf- zeigt. Nicht unerwähnt sollen dabei auch die vielen Funde des frühgeschichtlichen Urnenfeldes bei der Kelchalm bei Kitz- bühel sein.Nach einer schweißgebadeten Fahrt durch das Brixental hielt man auf Schloß lIter noch einmal Einkehr und kurze Rast. In den geschichtsträchtigen Hallen des altehrwürdigen Schlosses gab OSR Kirchmair einen ausführlichen Vor- trag über die Geschehnisse der Jahre 143-45 als Nobel-KZ, in dem die franzö_ sische Prominenz eingesperrt war. Bei der abschließenden Kaffeejause waren sich die Chronisten erst richtig bewußt, welche stolzen Kulturgüter ja der näheren Umgebung vorhanden und au besichtigen sind, die alle einer be- sonderen Erhaltung würdig Sind. Jeder ann ohne große Auslagen seinen Wis- sensdurst und -hunger stillen, man 'aucht nur diese lukullischen Kultur- seezialitäten genießen. Kufsteiner Chronisten auf Excursion Besuch von Kultuirstiitten auf der Weitau, in St. Johann, Kitzbühel und Itter. (Aus: Wörgler Rundschau, 22. Juni 1977)
< Page 5 | Page 7 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen