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Betriebsreportage Schuhhaus Etz in neuen Verkaufsraumen Seite 10 Kitzüiae1 Anzeiger Samstag, 10. September 1977 Mit einem Kapitalaufwand von rund 10 Millionen Schilling wurde das Schuhhaus Etz in der Bichlstraße umgebaut. Der ursrüng1iche Plan, nur in der Graggaugasse einen Vor- bau zu errichten, mißte aus techn:- sehen Gründen fallen gelassen wer- den. Die Grundmauern zeigten ge- waltige Risse, die keine Sanierung duldeten ural so wurde 1973 der rech- te und 1977 der linke Teil des Hauses abgerissen bzw. neu aufgebaut. Die bekannten Besitzer: 1583 Hannß Noel, Metzger 1596 Simon Noel, Metzger 1611 Wolf Lampotinger, Metzger (er schnitt 1619 21 Ochsen- und 52 Kuhhäute auf) 1634 Wolf Lampotingers Witib 1643 Lorenz ampotinger, Metzger 1663 Lorenz Lampotingers Erben 1661 Wolf g. Lampotinger, Metzger 1709 ThcmanLamDo:inger Metzger 1753 Lorenz Lampo:inger, Metzger 1785 Thomas Lampotinger, Metzger 1803 Josef Geyrecker, Metzger 1823 Bürgerspital 1827 Josef Knoll 1831 Barbara Hutz 1834 Anton Werner, verehelicht 1925 mi: Maria Hutzin Als ich 1904 zu heraldisch-sphragi- stischen Zwecken das Stadtarchiv Kitzbühel besuchte, sah ich in einer Ecke zwei Stiefelsohlen, Archivalien, die an diesem Ort unser berechtigtes Staunen hervorriefen. Niemand ver- mochte Auskunft zu geben, wie sie 1856 Anton Werner 11, Schlosser- rn eister 1886 Josef Werner. Schuhmacher- meister, er gründete 1903 das Schuhverkaufs geschäft. 1922 Josei' Werner II., Sclauhma- erruelster, bekannt auch als Schi--z--bankreimer 1945 Sophie Werner,Witwenbetrieb 1957 Ing. Herbert tz, Schuhma- chermeister 1573 Etz KG, Besitzer Herbert Etz und Sohn Gerhard Et.. Ltg. Herbert Etz, Abslvent der H?L Salzburg, trat nach seiner Riickkehr aus der russischen K:iegsgefangen- schaft zu Weilmachten 1945 als Lehr- ling in den Witwenbetrieb seiner Tau- te, Sophie Werner (gest. 1973) unter Meister Johann Prigl ein. Absolvierte die Lehr- und Gesellenjahre mit Er- folg und übernahm 1957 mit seiner Gattin Grete geb. Würfl, Sekretärin bei S:adtamtsdirektor Josef Krimba- eher, der: Betrieb. Am Aufschwung des 0 eschftes, vom Familienbetrieb mit einer Lehrkraft ble zur heutigen Elüte (im Winter bis zu 1 Fach- angestellte), hatte die Gattin Grete großen Anteil. hierher gekommen, noch was sie be- deuten. Die Sohlen hatten die normale Form etwas großer, aber rEgeirechter Schuh- oder Stiefelsohlen, waren aber nicht aus Leder geschnitten, sondern aus festem Buchenholz herausges ägt und trugen ein Schächerkreuz und weitere Amtszeichen sowie Jahreszahlen und die Initialen verschiedener Bürger- meister-Namen. IS - Johann Seidl 1688, MS Martin Seidl, ICS - Jo- hann Caspar Scheffauer 1708 usw. Somit standen diese Stiefel- oder Schuhsohlen unzweifelhaft unter der persönlichen Kontrolle der Bürger- meister von Kitzbühel, eine Erkennt- nis, die ganz geeignet war, den Re- spekt vor diesen buchenen Archiva- lien mit einem Schlage zu erhöhen. Es wurde dadurch aber auch klar, daß die in der Mitte der Sohle eingebrann- efl, schnallenartigen Rundmarken als de offiziellen typischen Pf ächtmar- sen der Stadt Kitzbühel betrachtet erden dürfen. Diese Holzsohlen müssen daher vor alten Zeiten eine ähnliche Bedeutung besessen haben, wie wir sie heutzuta- ge einem ämtlich geaichten Fasse, ei- nem plombierten Zollstück, einem pun- zierten Münz- oder Waggewicht d. dgl. zugestehen. Sie waren gebrandmarkt! Die Berechtigung zur Aufbewah- rung dieser „Brannt-Sohlen" in einem Archiv gleich anderen unter markt- polizeilicher Obhut stehenden Gerät- schaften und gedruckten Verordnun- gen war daher erklärlich. Es muß ja nicht immer bloß mit Buchdrucker- schwärze dekretiert werden, viel dau- erhafter als Papier ist ein Brandstem- pel auf Buchenholz. Die Herstellung ämtlich geaichter Stiefelsohlen in Kitzbühel war etwas Singuläres und ist auch jetzt noch in keinem anderen Orte Tirols nachweisbar. Als im Herbst 1904 das gesamte Stadtarchiv von Kitzbühel für das Landesarchiv erobert wurde, kamen mir die geaichten Stiefelsohlen wieder in den Sinn und ich bat den Direktor des Landesarchives in Innsbruck, Dr. Karl Böhm, dieselben ja nicht zu- rückzulassen. In der Tat fand er sie nach einigem Suchen auf einem al- ten Kasten. Der Magistrat verzichtete auf sie mit dankenswerter Zuvorkom- menheit (!) und so widmete er diese Reliquien alter Zunftherrschaft der volkskundlichen Sammlung des Lan- desmuseums in Innsbruck. Die Ueberführung der Kitzbüheler Archivalien nach Innsbruck gewährte auch den Vorteil, mit leichter Mühe dem Ursprung und den Schicksalen der Holzsohlen nachzuspüten. Alte Zunftordnungen der Lederarbeiter, denen zu Ehren (mindestens seit 1522) der Lederergasse in Kitzbühel der Na- me geschöpft wurde, sowie Nachfor- schung in den Stadtratsprotokollen, die 1481 ihren Anfang nehmen, ver- sprach unverweilten Aufschluß. Die Einführung der Markierung der Häute und die gleichzeitig von den Schustern verlangte Ausschneidung der Sohlen nach der bei der Stadt vorhandenen „Masserey" gibt uns un- (Fortsetzung auf Seite 12) Die Normalsohlen von Kitzbühel Beitrag zur Geschichte des Gewerbes und Handels in Tirol. Sonderdruck Zeitschrift Ferdinandeuin, 5?. Heft von C. Fardeller (Auszug)
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