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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 10. September 1977 Göldenes Berufsjubilöum bei der Sparkasse der Stadt Kitzbühel trüglich Kunde,, daß bereits im Jahre 1606 auf dem Rathaus zu Kitzbühel eine Normal- oder Mustersohle hin- terlegt gewesen sein muß. Im Jahre 1619 wurden von den Kitzbüheler Metzgern insgesamt 115 Ochsenhäute, 260 Kuhhäute und 130 Kalbfelle „aufgeschnitten". Aus einer mittleren Rinder- oder Ochsenhaut schneidet man auf das höchste 50 Paar solcher Ganzsohlen, dünner und dicker, wie sie unserer Kitzbüheler Aichmuster ausweisen. Das ergibt für das Jahr 1619 ca. 18.750 Sohlenstücke. So hat die Auffindung der unschein- baren Holzsohlen uns mit einem alten verschollenen Industriezweig, dessen nicht einmal in dem berühmten Tiro- ler Landreim Erwähnen geschieht, und gleichweise mit einer bis ins Kleinliche streifenden Handwerker- Organisation auf dem Gebiete des Lederkaufes und seiner Verwertung, auch einzelnen charakteristischen kulturellen Zügen aus dem alten Handwerksleben bekannt gemacht. Diese wären aus dem Gebiet der Ger- berzunft, speziell durch die Nachrich- ten über die landesfürstlich bestätig- ten Freiheiten und Ordnungen, Hand- werksgebräuche und Zunftsprüche etc. noch ansehnlich zu vermehren. Ich will nur noch bemerken, daß gerade in den mit der Lederindustrie zusammenhängenden Erwerbszweigen sich allerlei altertümliche sprachliche Ausdrücke und Wortfügungen wie Le- derstich (Handel), Werung, Kipse, Keder, Quatter u. dgl. erhalten haben oder aus archivalischen Brunnen schöpfen lassen. Unter allen ist der Name Brandsohle wohl der interes- santeste. In den Rechnungsbüchern und Protokollen von Kitzbühel kommt er nicht vor, aber jeder Schuster kennt ihn und er ist über ganz Tirol und Deutsch-Oesterreich sowie über Mit- teldeutschland verbreitet. Man be- zeichnet damit heutzutage jene dünne Sohle im Innern des Schuhes, auf der der Fuß unmittelbar aufdrückt. Zunächst unter ihr liegt das Brand- leder, zu unterst ist dann die eigentli- che Kernsohle. Beim alten Tiroler Bauernschuh war die Brandsohle durch eine Art Ueberstülpung mit ihr vernäht, die ganze Sohlenschicht ein- heitlicher und geschlossener. Meine Frage nach dem Ursprung des Na- mens vermochte kein Schuster, auch nicht aus einer zünftigen Ueberlief e- rung, zu beantworten; nur ein findi- ger Kopf versicherte mich, er hänge jedenfalls mit dem - „Fuß-Brennen" zusammen. - Wem diese Schuster- Etymologie genügt: Heil ihm! Mir er- schiene es der Wahrheit näher zu kommen, den Namen Brandsohle mit den Brandstempeln von Kitzbü- hel in Beziehung zu bringen, womit Ursprungsmarke, Jahreszahl und In- itialen auf den Schuhsohlen einge- brannt worden sind. Am 31. AuusL 1977 feierte der Vor- stand der Sparkasse der Stadt Kitz- bühel das Goldene Berufsjubiläum ih- res Buchhalters Gell S i b e r b e r- g e r. Die Feier eröffnete der Vor- sitzende des Vorstandes Dr. Christian P o 1 e y mit der Begrüßung der An- wesenden: Bezirkshauptmann Dr. Hans-Heinz H ö f 1 e als Staatskom- Gell Silberberger. Er war durch ein Jahrzehnt Oesterreichs gefeiertster Eishockeyspieler. missär, Dr. Hellmuth R oh n, Vorsit- zender-Stellvertreter, Vorstandsmit- glied orstandsmit- glied Rudi B o d e n s e e r, Sparkas- senleiter Direktor Willy K i n d 1, sein Stellvertreter Gottfried H a r t m a n n, Martin K r 1 s m e r und der Jubilar. Direktor Willy Kindl schilderte die Berufslaufbahn des Jubilars. Georg, genannt Gell Silberberger, trat am 30. August 1927 unter Direktor Nuß- baumer in die Sparkasse ein. Schon in seiner Jugend zeichnete er sich durch seinen Arbeitseifer und seine Tüchtigkeit aus. Ende 1940 wurde Ge- ii zur deutschen Wehrmacht einbe- rufen und erst im Sommer 1946 kehr- te er aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Ein Zufall wollte es, daß sich drei Kitzbüheler in einem tschechi- schen Kriegsgefangenenlager trafen. Er selbst, Hubert Hirnberger und Gell Silberberger. Nach der Entlassung aus einem Gefangenenlager in Rumänien im September 1945 benützte Gell von Wien aus die Südbahnstrecke, wäh- rend Willy Kindl und Hubert Hirn- berger die Westbahnstrecke beibehiel- ten. Silberberger geriet dann in engli- sche Gefangenschaft und kam erst um ein Jahr später in die Heimat zu- rück. In der Sparkasse wartete eine Men- ge Arbeit auf Gell, galt es doch in der Buchhaltung die Kriegsjahre auf- zuarbeiten. Die ersten Jahre mußte er dies, gemeinsam mit seinem Kollegen Siegfried Perger, unter Ausschluß der Oeffentlichkeit tun, denn die politi- schen Wehen des Zusammenbruches machten vor ihm keinen Halt. Aber unermüdlich war seine Tätigkeit in der Sparkasse, oft arbeitete er bis Mitternacht, ja auch die ganze Nacht und der Erfolg blieb nicht aus, denn bei der ersten Revision nach dem Währungsschutzgesetz 1947 erwies sich „seine" Buchhaltung als die beste im Lande und sein Ehrgeiz, stets ein- wandfreie Bilanzen zu haben, über- trug sich auch auf die Mitarbeiter. Direktor Kindl bezeichnete Silberber- ger als einen vorbildlichen Mitarbei- ter. Er konnte auf jeden Posten ein- gesetzt werden und es war ihm auch nicht zu minder, einmal einen Rohr- bruch zu beheben oder im Hause sonst Arbeiten zu verrichten. Legendär ist auch seine Blumenliebe. Abschließend dankte Dir. Kindl dem Jubilar für seine fruchtbare Arbeit in der Sparkasse, die stolz ist, in ihrer nun 78jährigen Bestandszeit den er- sten ‚Goldenen' zu besitzen, und schloß mit den Worten: „Lieber Geh, in ei- nem Monat trittst Du in den wohlver- diensten Ruhestand, aber ich hoffe, daß wir weiterhin in beruflichem Kon- takt bleiben." Der Vorsitzende des Vorstandes Dr. Christian Poley überreichte dem Ju- bilar ein Ehrengeschenk und ein Handschreiben. Jugend im Beruf erfolgreich Elisabeth S c h r e d e r, Kitzbühel, schon vielfach ausgezeichnet bei Lehr- lingswettbewerben, hat im Rahmen der Europäischen Sekretärinnenaka- demie den einjährigen Lehrgang im Wirtschaftsförderungsinstitut der Ti- roler Handelskammer mit Erfolg aus- gezeichnet. In der Schwesternschule Kufstein absolvierten folgende Schülerinnen mit Erfolg die Dreijahresschule und erhielten das Krankenschwester-Di- plom und die Brosche: Kreszenz Eder, St. Ulrich a. P. Maria Grünbacher, Kössen Vera Gebetsroither, Kitzbühel Maria Hirnsberger, St. Johann Maria Kapeller, Fieberbrunn Ilse Kriesche, Going Gisela Scharnagl, Kössen Maria Hirnsberger erhielt das Diplom mit Auszeichnung! Wir gratulieren!
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