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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 17. September 1977 und damit auch viele Probleme, die bis heute noch nicht alle aus der Welt geschafft sind. Doch hier soll nicht über die Kunst- eisbahn, sondern über den Eishockey- Club berichtet werden. Wegen ver- schiedenster personeller Ueberschnei- dungen wurden diese beiden Dinge zwar immer wieder in denselben Topf geworfen, doch mit der Gründung des Kunsteisbahnvereins trennten sich rein juristisch beide Institutionen. Als „Erbe" erhielt der KEC 1965 das Recht, auf der Eisbahn kostenlos spie- len zu dürfen und dazu noch sämtli- che Einnahmen aus der Stadionwer- bung. So ist es auch heute noch! Schritte zur Sanierung Nach den Olympischen Spielen 1964 in Innsbruck erlebte der Eishockey- sport bei uns genauso wie in den an- deren Hochburgen eine neue Blüte- zeit. Volle Zuschauerränge und rassi- ge Spiele auf dem Eis. Die Hochstim- mung bröckelte jedoch leider nach einigen Jahren merklich ab. Um die Vereine nicht in Schulden ersticken zu lassen, mußten überall von der öf- fentlichen Hand Zuschüsse gewährt werden. Wenn man in Betracht zieht, daß die Millionenstadt Wien und die Groß- städte Innsbruck, Graz und Klagen- furt kein Eishockey ohne Zuschüsse betreiben können, dann muß man sich fragen, wie das in dem relativ kleinen Kitzbühel überhaupt gehen soll?! In der Tat fiel es unseren Klub- funktionären immer schwerer, das nö- tige Geld für eine schlagkräftige seit 1913 bestehende wackere Feuer- wehr erhielt eine neue Fahne, deren Weihe am 10. Juli 1927 feierlich be- gangen wurde. Fahnenpatin ist Frau Anna Aigner. Die Freiwillige Feuer- wehr Erpfendorf ist 100 Mann stark, hat eine neue, moderne Spritze, eine Schubleiter und andere Geräte und ist eine Freude und der Stolz der Gemein- de. Fieberbrunn - Todesfall. Am 11. Juli 1927 starb nach längerer Krankheit der Haus- und Konditoreibesitzer Josef Eder im Alter von 62 Jahren. Der Verblichene war von Jugend auf ein passionierter Schütze und war lang- jähriger Unter- und Ob erschützenmei- ster. Einige Jahre war er auch Besitzer des Gasthofes Sieberer. An der Beer- digung nahmen die St andschütz!enver- einigung von Fieberbrunn, Kitzbühel und St. Johann teil, der hiesige. Vete- ranenverein und die Feuerwehr in Be- gleitung der Musikkapelle. St. Johann - Wahl. Am 9. Juli 1927 fand im Rauchzimmer des Gasthof Bä- ren die Bürgermeisterwahl statt. Auf die Liste „Sammer" des Bauernbundes entfielen 12 und auf die Liste „Karl" a Stimmen. Ergebnis: Bürgermeister Mannschaft aufzutreiben. - Betteln, verhandeln und dazu immer wieder Vorwürfe, auf zu großem Fuß zu le- ben, das war der Alltag der Funk- tionäre. Nach jeder Saison gab es Schulden, die entweder notdürftig gedeckt oder in die neue Saison mitgeschleppt wur- den. Ein Reigen, der sich seit den fünfziger Jahren immer wieder wie- derholte. Die letzte „Sanierung" durch die Stadtgemeinde erfolgte 1971. - Doch schon nach der nächsten Saison, es wurden damals Wetzl und Lillyholm verpflichtet, gab es neue Schulden. - Die Stadtgemeinde und der FVV er- klärten sich nicht mehr bereit, neben den laufenden Subventionen erneut einzuspringen. Einmal muß Schluß sein, war der allgemeine Tenor. Weil die teuren Stars fehlten, folgte in der Saison 1972-73 postwendend ein sportlicher Rückschlag. Dazu noch die Entscheidung des Oesterreichi- schen Eishockeyverbandes, zwei Spiel- klassen zu schaffen. Die ersten 8 in der Bundesliga und dann sechs Ver- eine in derNationalliga (damals Ober- liga). Kitzbühel war 9. und mußte ab- steigen! Trotzdem fand der KEC in dem Frankfurter Oskar Beetz erneut ei- nen Gönner, der viel Geld in die Mannschaft investierte. Auch Präsi- dent Otto Hölzl griff wie schon so oft hilfreich ein. Ein Trainer wurde verpflichtet (Archer) und man wollte den Wiederaufstieg schaffen. Es ge- lang nicht - „nur" 2. In der folgen- den Saison versiegte die Geldquelle Beetz und erstmals mußte mit einer Josef Sammer, Schedererbauer, 1. Bür- germeisterstellvetrtreter Johann Karl, Eie'rteigwarenfabri'kant, 2. Bürgermei- sterstellvertreter Johann Seiwald, 1. Ge- meindevorstandsmitglied Schuldirektor Josef Gapp und 2. Gemeindevorstands- mitglied Josef Grander, Bergbauer. Der vorwiegend bäuerliche Einschlag kommt klar zum Ausdruck. Fieberbrunn - Aufest. Das großan- gelegte Aufest zugunsten der Restzah- lung des Orgelbaues wurde am 17. Juli 1927 abgehalten. Festzug vom Auwirt zur Zieglerau. Den Festzug eröffneten die Jungschützen, gefolgt von den Fest- mädchen und der Musikkapelle St. Ul- rich. Eine Wilderergruppe, Dreschwa- gen, Pionierwagen, Musikkapelle Fie- berbrunn, bosniakische Flüchtlingsgrup- pe mit Trommler und Schwgler, Land- sturmgruppe. Bagagewagen. Am Fest- platz Konzerte, Kinderreigen mit Ge- sang, Fest-Ranggeln für Ledige und Verheiratete, Glückstopf mit 300 schö- nen Treffern, Landwirtschafts- und Industrieerzeugnisse und verschiedene Gebrauchsgegenstände, Almhütte, Tee, Zuckerbäckerei, Gesang und Schuhplat- teln, usw. Am Festplatz angelangt er- folgte unter großem Jammer und Bitt- geschrei die Verhaftung der bosniaki.- „Amateurmannschaft" gespielt wer- den. Trotzdem gab es einen 3. Platz; aber immer weniger Zuschauer am Le- benberg. Dabei strengten sich unsere Burschen wirklich an und konnten sogar die Schulden, die ihnen aus der Profizeit vererbt wurden, etwas ab- bauen. In der vergangenen Saison quälte sich unser Club nur noch durch das Programm der Nationalliga und war oftmals Prügelknabe. Kein Wunder, hatte doch der Ver- band sein Wort gebrochen, keine Aus- länder spielen zu lassen! Ganz im Ge- genteil - bei Kapfenberg, Lustenau, Krems und Co. tummelten sich Kana- dier, Russen, Finnen und Polen auf dem Eis. Ja, um drei Ausländer ein- setzen zu können, wurden sogar Aus- länder eingebürgert. Ein richtiger Pro- fibetrieb auch in der 2. Klasse. Kitz- bühel konnte und wollte hier nicht mehr mitmachen! Warum - werden Sie jetzt vielleicht fragen? Weil das Geld und vielleicht auch etwas die Begeisterung fehlt. Die Stadtgemeinde und der FVV müssen für die 12 Jahre alte Kunsteisbahn kräftig in die Tasche greifen. Im letz- ten Winter waren es für die Stadt 368.000 und für den Fremdenverkehrs- verband 120.000 Schilling. Davon sieht :1er Eishockeyclub nichts - aber er :iarf kostenlos auf der Bahn spielen (was sonst nicht überall der Fall ist) und er kann die Werbung im Stadion verkaufen, Dazu zahlte die Stadtge- meinde eine Subvention von 23.000 S. Doch das genügt nicht, um bestehen schen Flüchtlinge, die dann im Arrest Wahrsaerei und andere Sachen trie- ben. Die Beteiligung war stark, bis ge- gen 4 Uhr nachmittags ein starker Re- gen einsetzte und dem fröhlichen Fest ein frühzeitiges Ende bereitete. Kitzbühel. Die Edelweißgilde errich- tete am 17. Juli 1927 auf der Spitze des östlichen Törlturrns im Wilden Kaiser ein Eisenkreuz, geschmiedet vom G ii- clenmitglied Hans Klebermaß. Neben dem Gipfelkreuz wurde unter dem Vor- sitz des Gildenvorstandes Dr. Otto v. Zimmeter die Generalversammlung ab- gehalten. Der schwierige Abstieg zum Kleinen Törl erfolgte bei Regen und Nebel. Kitzbühel - Der Jahrmarktrummel mußte wegen der ungünstigen Witte- rung vom Samstag auf Sonntag verlegt werden. Beim Pfleghof sammelten sich im „ neuerrichteten" Gasthaus „Zur Schwebebahn" lustige Zecher und feier- ten, wohl im Benebelungszustande, die Eröffnung derselben. Die Stadtmusik unter der Direktion des Herrn Roth- b.cher, spielte unermüdlich ihre flotten Weisen. In der Hinterstadt hatte sich ein „m odernst" eingerichtetes Variete und ein Tanzboden etabliert.
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