Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 1. Oktober 1977 Kitzbüheler Anzeiger Seite 23 Durch Jahrhunderte hindurch scheint der Getreidebau - wie der Wein-, Obst-, Kraut- und Flachsbau - nur gartenmäßig betrieben worden zu sein. Daher auch die Bezeichnung „Egart" für das acker- oder anbaufä- hige „Land", wie We:ingart und Ban- gart für die Wein- und Obstgärten. In dieser Zeit genügte ein einziger, Mühl- schlag oder Mahlstatt, die dem inha- bendem Gut den Namen Mal- oder Mahihausen (dem heutigen Bräugast- hof und Pension gab. Aus zu dem, Gut noch eine Schmiedstatt oder Schmied- tenschlag dazukam, teilte man das bis- her ganze Gut in zwei, halbe Güter und seit 1384 scheinen mit Heinrich ‚;dem Smid" und Zachhäus „dem Mulier" für jedes der beiden halben Güter Malhau- sen eigene Besitzer auf, bis nach 1607 Leonhard Weißenpöck sie wieder zu- sammenlegte, Die Wirtstaverne (heute Bräugasthof) und das Tanz.- oder Som- merhaus mit der „Preustube" und der Stallung auf dem Poschien (heute Haus Gamper) errichtete vor 1496 Martin Mösl und die „Preu- und Sudstatt" 1643 Georg Rettenböck „Preuflögl" ge- nannt. Während die Biersiederei oder Bierbrauerei 1905 eingestellt wurde, wird das Tafern- oder Schankrecht auf dem Gut heute noch ausgeübt. Die Mühle wurde vor 1666, die Schmiede 1716 vom Gut abgetrennt und, das Haus am Poischen erbte 1711 der Bräu- sohn Kaspar Hueber. Mit dem Aufkommen des Bergbaues und des feidmäßigen Getreidiebauns war der Bedarf für eine zweite Mahl- mühle gegeben und Heinrich Fuchs er- richtete um 1444 auf einer Fläche oh der Mahlhauser Mühle unterm Kirch- berg („Area ul Malendir suchra Kirch- perg") eine Mühle mit Säge, Schmiede, Hamemer_ und Kohlhütte, die spätere Herren- oder Gewerkenmühle. Hein- rich ein- rich Fuchs scheint um diese Zeit als ‚Tutor" der minderjährigen Kinder Johann und Margareth seines verstor- benen Bruders Jakob zu Pranbühel und als Besitzer der von seinem Vater, Friedrich ererbten Gutes W€in:igrain und des Von Johann Penker erkauf- ten drei Viertel des Gutes Penken mit zwei Häusern (heute beim Stein.inger und Scharler) auf. Sein Großvater Ni- kolaus Fuchs („Wulpiis") besaß schon 1384 das Gut Pranbühel (heute Berla. nach Bernhard Gauxer, dessen Vater Hans es von Thomas Fuchs kaufte). Der Sohn Leonhard kaufte das heute nach ihm benannte halbe Tändlerlehen. Der Enkel Ulrich verkaufte die Mühle und die Säge an Peter Steyrer, die Schmie- de mit dem Hammer an den Sohn Christof und ein Viertel Penkenlehen. Je ein Viertel Penkenehien an die Schwester Christine und an die Tochter Katharine und das halbe Tendierlehen an den Sohn Leonhard, der nach sei- ner Tante Christine und deren Ehe- mann Christian Hörpfinger auch das andere halbe Gut Tendlerlehje:n. Im 16. Jahrhundert, als der halbe Teil der Acker mit Getreide bebaut wurde und die Bauern die vielfach heute noch bestehenden Tennen (mit Vor- oder Thennzimmer, Kasten und Parstadl) erauiten, entstanden, neue Mühlen. Im Tal Sperten anfangs des Jahrhunderts die Grindauermühle mit der Säge durch den Heisenbauern Ge- org Grintauer. Mitte des Jahrhunderts die Rettenbacherrnühle mit Schmiede und Hammer durch den Mitterwezing- bauern Sigmund Hölzl und dem Nie- derthannerbauem Lukas Schmied (,‚Faher") und Ende des Jahrhunderts im Dorf Sperten, herunter der Land- bruggen, die Starzmühlie durch den Pöllwirt und Krimbachbauern Lorenz Pöll. 1668 wurde auch die bisherige Hirzinger-Gmachmühle des Christian Schintiholzer unter Velit Mayer eine Mautmühle. Da für das Mahlen eine Maut, das Mueßmehl, eingehoben wur- de, nannte man diese Mahlenmiihlen Maut- oder Mueßmühien. Die im Be- sitz einzelner Güter stehenden Gmach- mühlen durften nur für sich selbst, aber sonst für niemand anderen mah len. Das Schwarzmahlen wurde von der Urbar- und Landgerichtsobrigkeit scharf bestraft, wie auch „den in den Thälleirn und auf dem Gäu Mueßmül- len inhabenden Müllern aufgetragen wurde, ihre Gebührniß zur Handwerks- lad zu entrichten". Neben diesen Maut- oder Miießmüh- len, von denen fünf (Mahihausen, Füx, Starz, Grindau und Rettenbach) o ren- stiftbar und eine (Hirzinig) lehenreich- bar waren, gab es noch - teils ofen- stiftbare, teils iehnreichbare - Gmach- mühlen. Die ersten Verleihungen,von Gmachmühlgerechtigkeiten erfolgten 1557 an Christian Hagenleitner zu Spertendorf und 1565 an Leonhard Taller zu Peye. Daß schon vor diesen Verleihungen Mühlen in Spertendorf und in Klausen bestanden haben, be- zeugen die Flurnamen „Mühlbach" für einen Hof am Dorfer Sonnenberg und „Mühlfeld" für ein Gemeinfeld in Klausen. Dagegen ist der Hofname Mühlrain eine Verballhornung von Micheirain, das ist großer Rain. Eine der beiden Gmachmühlen im Schlecht- thal ob Spertendorf wurde 1690 zur Rettenbachmfilhe versetzt, Zwischen 1576 bis 1582 wurde auch die in der Staudacher Holztratten stehende Mühle auf die Gauxer Holztratten an den obe- ren Klauisenbach veretzt, Die Verlei- hung der Mühlgerechtigkeit an Simon Krimpacher zu Staudach, Andre Gau- xer zu Obergauß erfolgte erst am 27. Mai 1600. In den Ofenstiftbüchern 1384 auf der Fläche ob der Mühle unterm Kirchberg außer der Malhauser Mühle - noch die Malhauser Schmiede - die Mühle stand östlich, die Schmiede west- lich des Mühlwassers. Zwischen 1444 und 1471 erbauten dann die Kirchberger Schrneizherren die spätere alte Schmelz- hütte, den späteren alten Arzthof, das Herrenhaus, die Schreibstuben und ent- halb der Ache den späteren alten Traid- kasten und Heinrich Fuchs die spätere Herrenmühle, die spätere Herrensäge und die spätere Herrenschmiede. 1563 errichteten am Mühlwasser der Malhau- ser Mühle, Michl Stöckl, einen Schmied- hammer und Georg Sumer eine Leder- stampfe und 1566 erbaute Kaspar Fux neben dem Mühlwasser ein Haus (heute Salvenmoser). Um 1600 wurde herunter der Herren- mühle - wo heute die sogenannten Schirnidhofer-Häuser stehen - ,eine neue Schmelzhütte und einen Arzthof und das Hüttpiatzhäusl (heute Gschirr) er- baut. Ob die am 3. Oktober 1625 abge- brannte Schmelzhütte der Kirchberger Gesellschaft hier oder an der Achleiten bei Söll stand, müßte erst genauer fest- gestellt werden. 1709 wurde auf dem Grund der alten und eingefallenen Schmelzhütte und des alten eingefallenen Ärztehofes (wo heu- te die Metzgerwirtshäuser stehen) „eine Schmelzhütte samt dem Pucher und Wäschwerk, 130 und 80 Werkschu, dann ein Rost und eine Hütten mit darin stehenden Ofen zu Abziehung des Quecksilbers, beide 90 und 60 Werk- schu, erbaut" und im alten Handels- traidkasten eine Wohnung für den Ver- weser eingerichtet. 1760 brannte die 1709 erbaute Schmelzhütte ab und wurde nicht mehr aufgebaut. Damals brannten noch ab das zwischen 1709 und 1719 von der Zeindlau übersetzte und bei der Schmelz- hütte wieder aufgebaute „Leitenhäusl". das zwischen der alten Schmelzhütten und der Malhausen Mühle stehende Mal- hauser- oder Peerschmiede, die Herren- säge, die Malhauser- oder Pöllmühle und das Gernstlhäusl bei der Mühlbrücke. Wieder aufgebaut wurden nur die Herrensge des Josef Kaindi (heute Sägewerk Mauracher) und die Pöll- mühle des Andre Flecksberger, der auch die Brandstätten der Peerschmie- de (1760), das Gernsthäusi (1760) und das Leitenhäusl (1776) kaufte. Die Brandstätten der Schrnelzhütten mit den beiden Einfängen und das Ver- weserhaus (heute Ledererhaus) kaufte 1806 Peter Huetter, Wirt zu Brixen, von der Gewerkschaft, die seit 1723/24 zu drei Viertel aus der salzburgischeri und zu einem Viertel aus der österreichischen Regierung bestand. Das Herrenhaus (Spital) und die Schreibstuben (Metzger- wirt) war schon beim Verfall der alten Schmielzhütten und des alten Ärzte- hofes an Krämer und Metzger überge- gangen. 1797 kaufte die Gerichtsge- meinde das Herren- oder ‚Krember- haus" zu einem Armenhaus. Di . Mühlen im Dorf und Tal Sperten Von Anton Flecksberger
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