Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 26 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 8. Oktober 1977 (Fortsetzung von Nr. 40) In einem Gesuch, das der „farbmacher im Billersse" Jenewein Feichtner im Jahr 1595 auch im Namen seines Sohnes Sigmund beim Kitzbüheler Berggericht einbrachte, erwähnt der Gesuchsteller, daß ihm von den früheren Bergrichtern Pfurner und Püch:lh'ueber „ettliche braune farb-perckhwerchsbeu im Biller- see" verliehen worden sind, die er zum Teil seit 27 Jahren (also seit etwa 1568) ordnungsgemäß innehat und baut. Nun bat er darum, ihm vier Farbbaue über dieses Jahr zu freien (daß er sie nicht bauen muß und trotzdem nicht verliert), und zwar drei genannte „in der Grueb- alben am P1:anggengschoss" und einen „in der Wildalben ob dem Rockhmoss im Mauerackher"; und einen „im Gran- bach in des Granbachers walt. Ähnliche Gesuche des Jenewein Feichtner, auch im Namen seines Soh- nes Sigmund, haben sich aus den Jah- ren 1596-1609 erhalten; darin sind wei- tere Baue „in der Lachtal (im bach un- der den hüten)", „in der Wildenkarer alben in Wintiasboden", „bei den plei- gengen am Perf'eldt", „in Wintlasboden am Krin in der Gruebaibe:n zu Bern- kuchi", „in der Pernkuchlaiben am Kranz", „in der Gruebalben undern Farmanger hütten", „in Gong Miter- weissachers ozs oder rain in der Weiss- achen", „am Horn in der Beuntaiben", „im Lanling an der Dratalbm", „in der Ahut alben im Gern", „im Lanling unter der Dratalben", „am Horn (in ider wanndt) ob der Peuntalben", „am Horn im Lanling under Dratalben", „am Horn in der Dratalben im Lanling" genannt. Diese Namen lassen sich zwischen Fie- berbrunn und Aurach/Kitzbühel (vor allem im Berggebiet) lokalisieren. Eine erhalten gebliebene Abrechnung über die Zeit von 1594 bis 1602 läßt da- ran denken, daß sich Jenewein Feicht- ner für den Absatz seiner Farbe teil- weise der Verbindung des Rosenberge- rischen Handels oder zumindest der eines Angestellten dieses Handels be- diente; Rosenheim, München und Linz sind als Bestimmungsorte der Farbe, die in Fässern verschickt wurde, ge- nannt. Erwähnt ist die einmal vorkom- mende Farbenbezeichnung „st ainroth". Weitere Farbgrubenverleihungen aus der Zeit zwischen 1610 und 1617 sind bekannt. Neben Gruben an den schon genannten Örtlichkeiten kommen wei- tere Gruben vor, so „zu Lerchvilzen im Piilersee", „zu Lemperpühl im Mühltal", „zu Lemperpühl im Pernthal", „am Zie- te?sberg", „auf dem Wembpach, im Pillersee gelegen", „zu Wiidalbm im Seecor", „im Lachthaler grundt". Gru- ben in der Nähe von Reicher wurden auch verliehen. Am 7. Juli 1614 erhielt Michael Wu rzenrainer „amen allten, ver- legenen paw an der Farbmaw im Gros- sen Ländling, ob des Wilden Haags und kalchofens daseibs hinauf, undter ainem palfen und köpffl in des Sebastian Häg- stainers zu Reichern ez oder plue'mb- besuech ligende", mit zwei weiteren Grubenrechten, zu denen am 10. Juli noch drei Rechte kamen; den Hauptbau nannte er St. Dionysius; am 4. Juli 1615 empfing Matthäus Welzer „amen prau- nen farbenpaw, im Ländling ob Reichem gelegen", er nannte ihn St. Ulrich. In der Tirol-Karte von Matthias Burg- lechner, die ab 1607 erarbeitet, wurde und 1611 als Holzschnitt erschien, ist im Berggebiet zwischen Aurach und Fieber- brunn in dessen näher bei Fieberbrunn gelegenen Teil ein See, mit dem der Wildsee gemeint sein soll, eingezeichnet; zwischen dem See und der Signatur und Schrift von Fieberbrunn ist die Schrift „farbenbergwerckh" zu lesen. Diese Angabe paßt zu oben genannten Farben- gruben. Die Eise nsteinverieihung an Hans Marquard Rosenberger von 1,613 konn- te in einzelnen Fällen Auswirkungen auf den Farbenbergbau haben. Z. B. traf Rosenberger am 22. September 1:613 mit dem Farbmacher Sohn Simon Sig- mund Feichtner, einem Sohn des in- zwischen verstorbenen Jenewein Feicht- ner, eine besondere Vereinbarung, weil bei Feichtners Farbengruben „vii eisen- stain breche", Rosenberger aber Feicht- ners Erwerb nicht schmälern wollte; es ist davon die Rede, daß Rosenberger im Gebiet der Grubaim Eisenerz abbauen will; außerdem wird erwähnt, daß Feichtner seine Farbmühle „in der Weiß- achen" (westlich von 'Fieberbrunn) hat. Am 5. Juli 1614 empfingen Wolf Lidl, Gewerke und Hutmann „am Perveld", und Mitverwandte „drey perckhwerks- gerechtighaiten, die nechsten an Unser Frawen S. Michael farbpeyen zu Trat- albm anzuhenngen, . . . doch dem herrn Han'ns Marquardt Rosenberger an seiner eisenperckhwerchsverleihung unvergrif- fen, und das sich der empf aber und seine mitverwonte dises lehens dem in obbe- rierter eisen'perckhwerck sverleihung be- griffnen reservat gerneß erzaigen und verhallten. Von dieser Gewerkschaft am Perfeid (Bärfeid westlich von Fieberbrunn) hat sich übrigens eine Abrechnung über das Jahr 1613 erhalten, die zeigt, daß diese Gewerkschaft verschiedene Farben ge- wann; bei Kesselbraun wurde z. B. „ikeslJbraun" und „hochs kesibraun" un- terschieden. Weiters ist auf ein auf- schlußreiches Gesuch dieser Gewerk- schaft im Verein mit dem Farbmacher Simon Sigmund Feichtner aus dem Jahr 1615 hingewiesen. Demnach soll, was auch stimmen könnte, im Gebiet von Bärfeld westlich von Fieberbrunn seit über 200 Jahren -,bezogen auf das Jahr 1615, also seit mindestens 1415 - neben einem Kupferbergbau Gewinnung von Farben auf Kupferbasis (grüne Farbe ist erwähnt) betrieben worden sein. Sichere Nachricht übor Kupferberg- bau im Bärfeld-Gebiet gibt das Jahr 1477. Aus den Jahren 1629 bis 1632 hat sich eine Abrechnung der Gewerken „bei der farbm-gruebm in Gaygner Länndling, bei S. Catharina", und ebendort „beim Heiligen Creuz", also über einen Far- benbergbau in der Nähe von Kitzbühel, erhalten. Bei St. Katharina sind für 1629/30 Thomas Neuthenner und Leon- hard Welzer, für 1631/ 32 Thomas Neu- thenner und Hans Mitterweissacher als Gewerken genannt. Beim Hl. Kreuz ist für die Zeit um 1630 Matthäus Welzer als Gewerke genannt. Die Gewerken konnten die gewonnenen Farbsteine in der Nähe der Grube unterbringen, sie hatten aber auch eine Niederlage dafür bei Walsenbach nördlich von Kitzbühel. Sie bedienten sich einer Farbmühle im Weißach-Gebiet ('westlich von Fieber- brunn), die ihnen sogar gehörte. Unver- kaufte Farbe hatten sie bei der Farb- mühle sowie in einer Niederlage zu Kastengstatt bei W'örgl liegen. Das Er- zeugnis ist meist einfach als braune Farbe bezeichnet; einmal wird geläu- terte braune Farbe und einmal „gemains khösslbraun" erwähnt. Die Farbe wurde in Fässer verpackt, von denen jedes ei- nen Zentner (Wiener Gewichts, also rund 56 kg) Farbe aufnehmen konnte und nach Kitzbühel, Schwa'z, Rosenheim, München, Augsburg und Salzburg und auch an einen 6 äumer verkauft. Seit etwa 1645 beschäftigte sich der bereits bekannte Kitzbüheler Handels- mann Franz Viechter auch mit 'der Ge- winnung braunroter Farbe. Am 21. Au- gust 1645 wurden ihm drei Farbgruben- gerechtigkeiten „an der Gaigner Lähnd- ling negst an Sebastian Neutheners zu Mitemndorf (nordöstlich von St. Johann in Tirol) und Christian Welzers im P11- iersee als farben-.gewerckhen an ire in- habende farbengruebens-gepey und -ge- nechtigkaiten anzuhengen" verliehen am 30. September 1645, weitere drei Rechte „in Reicher Lähnling", außerdem zwei Grubenrechte „in Pernthall, auf der Lemperpühler aibm llgen'd"; am 10. Ok- tober 1645 wurde ihm „im Reicher Lähndling ob des Leonhard H'ägstainers behausung hinauf am wald" zu den ,letzterwähnten drei Rechten ein viertes verliehen und der Verlauf 'der einzelnen Baue näher festgelegt; am 17 . Novem- ber 1.645 wurden ihm „2 schemm-gepey in der Reicher Lähndling" verliehen, 'die an die vier ihm zuletzt verliehene Baue angehängt werden sollten. In denselben Gebieten wie Viechter (Fortsetzung Seite 30) Über die Gewinnung einer braunroten Farbe in der Herrschaft Kitzbühel ab dem 16. Jahrhundert Von Manfred Rupert in „Archäologia Austria" - Beiträge zur Paläanthro- pologie, Ur- und Frühgeschichte Oesterreichs, Heft 69-90 - Verlag Franz Deuticke, Wien, 1976
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