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Samstag, 8. Oktober 1977 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Letzte Woche des Herbst-Almwanderprogrammes Das Kitzbüheler Herbst-Almwan- derprogramm 1977 neigt sich dem En- de. Nachdem schon von Juni bis Au- gust ein Almwanderprogramm mit wöchentlich drei Wanderungen und dem Informationsrundgang geboten wurde, gibt es seit Mitte August das Herbst-Almwanderprogramm mit ei- ner Wanderung an jedem Werktag und zusätzlich dem Informations- rundgang. Damit liefert der Fremden- verkehrsverband Kitzbühel den Be- weis, daß er sich auch um die Nach- saisongäste kümmert. Durch die Herbst-Almwanderwochen wird eine spezielle Gästeschichte angesprochen. Betriebe aller Kategorien haben durch ein Spezialangebot sich an diesem Sonderprogramm beteiligt. Die Teil- nehmer an den Wanderwochen sind Propagandisten für Kitzbühel. Sie ha- ben selbst kennengelernt, daß Kitz- bühel preisgünstig ist, das Wander- programm bietet seit Jahren Führung und Unfallversicherung kostenlos an. Das Programm der letzten Woche: Freitag, 7. Oktober 1977: Bichlalm - Brunnerköpfl - Gaisberg - Tratt- eggaim - Wildpark (6 Stunden). Samstag, 8. Oktober: Regalm - Ackerihütte - Brennender Pölven Gaudeamushütte (8 Stunden). Montag, 10. Oktober: Hahnen- kamm - Fleckaim (4 Stunden). „Wanderer, der du hier vorübergehst und bei diesem Marterl stehst, bet auch ein Vater Unser, denn denk, es kann so gehen dir so wie mir." Diesen Spruch las ich auf einem Marterl im Passeier. Und wie es einem gehen kann, erfuhr ich durch ein an- deres Marterl, ebenfalls im Passeier. „Durch einen Ochsenstoß kam ich in den Himmelsschoß, mußt auch gleich erblassen und Weib und Kind verlassen. So ging ich zur ewigen Ruh durch dich, du Rindvieh du! Solche und ähnliche Verse kann man überall im Land Tirol lesen. Sie sind ein Gegenstand der Freude und eine Quelle der Erfrischung. Daher sollte jeder von uns sich bemühen, Marterin und Bildstöcke zu retten, die Gefahr laufen, zugrundezugehen. Un- sere Tiroler Landschaft und unsere Tiroler Seele ist ärmer, wenn uns die Marterin fehlen. Was heißt über- haupt Marterl? Ich meine, in der Allerseelenzeit ist es gar nicht so abwegig, einmal dar- über nachzudenken. Ueberall in un- serem Lande treffen wir sie an, diese Marterin, diese Zeichen, die an einen Verunglückten erinnern. Gerne bleibt man stehen und liest die Sprüche, die Dienstag, 11. Oktober: Kitzbüheler Horn - Trattaim - Hagstein (5 Std.). Mittwoch, 12. Oktober: Hahnen- kamm - Jufen - Steinbergkogel - Gigglingalm (6 Stunden). Donnerstag, 13. Oktober: Westen- dorf - Fleiding - Brechhornhaus - Reiserer (7 Stunden). Freitag, 14. Oktober: Kitzbüheler Horn - Niedere Trattalm - Obing- kogelalm (5 Stunden). Samstag, 15. Oktober: Bichlaim - Lachtalaim - Karstein-Hochkogel (8 Stunden). Der Kitzbüheler Informationsrund- gang findet am Dienstag, 11. Oktober, 9.45 Uhr statt. Es ist der letzte in die- ser Saison. Alle übrigen Wanderun- gen beginnen mit Treffpunkt 7.45 h beim Büro des Fremdenverkehrsver- bandes. Der Kitzbüheler Sommerferlenpaß gilt auch während der letzten Woche des Herbst-Almwanderprogrammes. Sieben Tage freier Aufenthalt im Hal- lenbad und bei der Hahnenkamm- bahn sowie Preisbegünstigung bei der Sauna kosten 5 140.- (Kinder 5 90.-). Hotelfachschule Villa Blanka erhält Erweiterungsbau Mit einem Erweiterungsbau der Ho- telfachschule Villa Blanka bei Inns- bruck sollen 240 Schüler mehr die Ge- legenheit bekommen, eine gute Aus- bildung für ihren Beruf im Gastge- werbe zu erhalten. Bisher mußte näm- meist in derber, dafür aber umso ein- drucksvoller Weise an den Unglücks- fall gemahnen und den Wanderer eindringlich zum Gebet auffordern. Ein Mensch mit Herz wird stehenblei- ben und dessen still gedenken, der hier sein Leben ließ. Es meinen daher die einen, daß das Wort Marterl von der Marter kommt, die ein Mensch erleiden mußte. Da es sich aber meistens um einen plötzli- chen Tod durch einen Unglücksfall handelt, muß man sich schon fragen, ob dieser gache, so liest man oft in den Sprüchen, Todesfall mit der Mar- ter der christlichen Märtyrer etwas zu tun hat. Was sagen uns eigentlich die Wör- terbücher? Das Deutsche Wörterbuch von Jakob Grimm aus dem Jahre 1885 setzt beim Wort Märterlein zum Anfang die Bedeutung kleines Kreuz, Cruzif ix, um dann näher aufzuführen, daß im Mittelalter das Wort Marter für das Leiden Jesu Christi verwendet wurde, und schreibt dann, daß aber in der bayrischen Mundart Marter für Zeichen des Leidens Christi genom- men wird. Das Etymologische Wörter- buch der deutschen Sprache von Klu- ge-Götze fügt dem hinzu, daß uns im lich jährlich eine große Zahl von Be- werbern abgewiesen werden. Der Erweiterungsbau wird in zwei Abschnitten erfolgen und zwar als Hangbau nördlich der derzeitigen Schule und als Zubau zum bestehen- den Gebäude. Bei der Spatenstichfeier am 26. Sep- tember wurde die Bedeutung dieser Ausbildungsstätte für unser Land ge- würdigt. Komm.-Rat M a r b e r g e r, Obmann des Vereines der Tiroler Gastwirte- und Hotelfachschule, gab seiner Freude Ausdruck, daß die Fi- nanzierung des Erweiterungsbaues ge- sichert ist. So hat das Land Tirol 30 Millionen Schilling zugesagt, die Han- delskammer und die Fachgruppen je 10 Millionen Schilling und der Bund 6,6 Millionen Schilling. Landesrat Dkm. Dr. Luis B a s s e t t i unterstrich die erfreuliche Tatsache, daß bereits heuer eine Klasse der höheren Hotel- fachschule geführt werden kann. Be- reits das Fremdenverkehrskonzept des Landes hebt die Bedeutung der Aus- bildung hervor, sagte Bassetti. Handelskammerpräsident Komm.- Rat omm.- Rat Heinrich M e n a r d i erklärte, daß ein noch besserer Ausbildungs- stand an dieser Schule durch die Mög- lichkeit der Ablegung einer Matura gegeben ist. Bürgermeister DDr. Alois Lugger gab die Zusicherung, daß man be- strebt sei, keine Verzögerung beim Zubau eintreten zu lassen. (LPD) 15. Jahrhundert Marter als Darstel- lung des Leidens Christi begegnet. Bei dieser Begriffsbestimmung fällt es einem schwer zu glauben, daß un- sere Marterin mit dem Leiden Christi etwas zu tun hätten. Ebenso schwer können wir uns vorstellen, daß das Marterl an eine Marter, die der Mensch erlitt, erinnert. Es gibt da noch eine andere Erklä- rungsmöglichkeit. In der Zeit des frühen Christen- tums bedeutete Martyrium nichts an- deres als Zeugnis, Zeugenaussage. - Der vor der römischen Behörde ste- hende Christ bezeugt, daß Jesus Chri- stus der Sohn Gottes ist. Für dieses Zeugnis wurde er hingerichtet, gemar- tert. Es ist also das Blutzeugnis für den Glauben an den einen Gott. Diesem Blutzeugen zu Ehren wur- den dann Kirchen und Kapellen er- richtet, aber auch viele Denkmale und Zeichen in Form von kleinen Hei- ligtümern, wie Bildstöcken und Weg- kreuzen, gesetzt, denen das Volk liebe- voll zu Ehren der Martyrer den Namen Marterl gab. In St. Moritz heißt der Platz, auf dem einst die Grabeskirche des hl. Mauritius stand, Martolet. Ist die Verbindung dieses rätoromani- schen Wortes zu unserem Wort Mar- terl schwer? Für mich nicht, für Sie wahrscheinlich auch nicht. Allerseelengedanken über Marterin Von Landesarchivdirektor a. D. Hof rat Dr. Eduard Widmoser
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