Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 26 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 15. Oktober 1977 ... tlV IO IltI1tIIfItIittI lIIlIlItttII Kitzbühel. Brixentaler Straße. In der Gemeinderatssitzung vom 22. Sep- tember 1927 wurde unter dem Vor- sitz von Bürgermeister Hans Hirns- berger beschlossen, zum projektier- ten Bau der Brixentaler Straße von Kitzbühel bis Wörgl die geforderten 12 Prozent, d. s. 36.000 Schilling, bei- zutragen mit der Bedingung, daß die noch fehlenden 4 Prozent von der Ge- meinde Reith aufgebracht werden. - Die Gemeinde Reith hat an der Bri- xentaler Straße sowohl von Kitzbühel als auch von Kirchberg aus Vorteile. St. Johann. Zur Brückenfrage. Die Brücke über die Kitzbüheler Ache ist seit Jahren gebrechlich und bedarf dringend eines Ersatzes durch eine moderne, dem Verkehr entsprechende Eisenbrücke. Man hat im Vorjahr be- reits die Widerlager hergestellt, an den Neubau denkt man aber schein- bar nicht. Nun wurden, um den vor- zeitigen Einsturz der alten Brücke zu verhindern, an beiden Seiten Tafeln angebracht, die als höchst zulässiges Gewicht 6000 kg vorschreiben. Seit Wochen fahren nun schon die schwe- ren Autos der Kabellegung mit den Kabelrollen, von denen jede einzelne allein 5000 kg wiegt, ungestört über das Altertum, ohne daß sich an der Brücke etwas rührt. Fieberbrunn. Bosheit. Ein Akt der Bosheit wurde in der Nacht vom Sams- tag auf Sonntag ausgeführt. Wie schon bekannt, wird jetzt bei uns die Postkabellegung vorgenommen. We- Fremdenverkehr und Sport kamen erst Ende des vergangenen Jahrhun- derts auf und ab dort ging es zuver- sichtlich aufwärts. Fremdenzimmer wurden eingerich- tet, Villen und Pensionen erbaut, Re- klame und Hotels hießen die Gäste willkommen und ab 1900 war die Tä- tigkeit in vollstem Gange und blühte weiter bis zur heutigen Zeit. Die Technik und künstlerische Er- findungen nahmen schon im Jahre 1888 ihren Anfang. In diesem Jahr war in Innsbruck das große Bundes- schießen und erstmals sah man in der Hauptstadt Tirols vier elektrische Lampen brennen. Die von weit her- gekommene Menschheit bewunderte dieses hellglänzende Licht und dank- te dem Erfinder. Auch das Velizipe, nämlich das Fahrrad, nahm auch zu jener Zeit sei- nen Anfang, noch primitiv, aber im- mer wieder verbessert. Manche Maschinen und kunstvollen Werke wurden noch im vorigen Jahr- hundert erfunden und bis in die drei- ßiger Jahre immer wieder verbessert und neue Erfindungen dazugemacht und ins Leben gerufen, so daß beinahe gen vorgerückter Zeit konnten Sams- tag abends zwei große Kabelrollen nicht mehr vom Arbeitsplatz entfernt werden. Dies besorgten nun Samstag nachts einige mutwillige Burschen, nachdem sie boshafterweise die zwei Kabelrollen in die Ache wälzten. Kitzbühel. Dem Ansuchen des Eg- gerwirtes und Bierdepotinhabers An- ton Hechenberger um Benützung der Wegscheidgasse mit seinem Trans- portauto bis zu seinem Hause wurde unter Vorschreibung von bezüglichen Bedingungen bewilligt. Zur Verbauung des Gänsbachlauf es, bei welchem durch die kürzliche Hoch- wasserkatastrophe größere Schäden angerichtet wurden, beschloß der Ge- meinderat, das Gemeindebetreffnis beizutragen und die Herstellungsko- sten vorschußweise zu bestreiten. - Gleichzeitig wurde auch beschlossen, die Entnahme von Steinen oder Schot- ter durch Private aus dem oberen Gänsbachglaufe zu verbieten. St. Johann. Neubau des Postamtes. Die unzulänglichen Räumlichkeiten unseres Postamtes haben den Ge- meinderat veranlaßt, bei den Behör- den um einen Neubau des viel fre- quentierten Postamtes vorstellig zu werden. Wie wir erfahren, sind die diesbezüglichen Verhandlungen be- reits eingeleitet. Auch die Gemeinde ist bereit, in irgend einer Form zum Neubau einen Beitrag zu leisten. Kössen. Allerlei. Unter großer Betei- ligung wurde am Sonntag, 25. Sep- nichts mehr zu wünschen übrigbleibt. Zurückgehend auf die Jahre 1912 und 1913, diese waren eine finstere und trübe Zeit, so als ob sie eine un- erfreuliche Zukunft voraussagen woll- ten. Es gab wohl Arbeit und Verdienst auf allen Gebieten, ein vergnügtes Leben, eine gute Zeit, aber das Ver- langen und die Unzufriedenheit der Menschen kannte keine Grenzen und es kam der schauerliche Krieg. Unerträgliches Leid, Furcht und Schrecken standen vor der Tür. Spitä- ler und zu diesem Zwecke herangezo- gene Lokale waren bald mit Verwun- deten gefüllt. Der Krieg machte sich nicht nur an der Front, sondern auch im Hinterland bemerkbar. Vieh, Käse, Getreide, Butter, Eier und Kartoffeln mußten mit allen hier erzeugten Le- bensmitteln unter strengster Kontrol- le an die Front abgeliefert werden; im Hinterland blieb fast nichts mehr übrig als die Arbeit. Sollte jemand mit der Ablieferung was verheimlicht ha- ben, drohte ihm strengste Bestrafung. Es wurden für alle nichtbesitzenden Personen Lebensmittelkarten einge- führt. Es gab keinen Menschen mehr mit tember 1927, Franz H i 1 d, Finanz- wachbeamter in Pension, zu Grabe getragen. Mit Hild schied wieder ein Mann vom echten deutschen Schlage, der bis weit über die Grenze hinaus bekannt war und geachtet und ge- ehrt wurde. Am 21. September fuhr das Fuhr- werk des Kleislbauern über die Pinz- gerbrücke im Gemeindegebiete Kös- sen und stürzte in einer Höhe von zir- ka 3 Metern, einen Teil der Brücke mitnehmend, in die Ache. Wie durch ein Wunder blieben Bauer und Pferd unverletzt. St. Johann. Schule. Am Sonntag, 25. September 1927 fand um 11 Uhr vor- mittags im Rauchzimmer beim „Bä- ren" eine Gemeinderatssitzung wegen Erhaltung der abgebauten Schulklas- se auf Kosten der Gemeinde statt. - Diese Frage, die seit Monaten die Oef- fentlichkeit des Ortes beschäftigt, führte zu einer langen Aussprache, die leider zu einem ungünstigen Er- gebnis sich gestaltete. Trotzdem die Dorf vorsteher sich mit aller Macht für die Erhaltung der Klasse einsetzten und darauf hinwiesen, daß die jetzige Zeit eine gute Schulbildung für alle Stände notwendig mache, ergab die Abstimmung ein trauriges Bild der Kurzsichtigkeit eines Teiles der Ge- meindevertreter. St. Johann, das so gerne bei jeder Gelegenheit im Vor- dergrund stehen möchte, baut ine Schulklasse ab, während andere, viel kleinere Orte, Schulklassen auf Kosten der Gemeinde erhalten. Schon heuer sind in den zwei unteren Klassen je 60 Kinder von einer Lehrperson zu unterrichten. seinem früheren Aussehen. Hunger, Trauer, Furcht und Schrecken führ- ten immer näher der Verzweiflung. - Gold- und Silbergeld wurden aufge- braucht, Brot nicht mehr zu haben. Endlich anfangs November 1918 nahm der böse Krieg seinen Ausgang. Der Großteil der Armee an der Süd- front wurde gefangengenommen und die letzten der noch lebenden Solda- ten kamen erst im Laufe der Jahre zurück. Der Weltkrieg war für die Mittelmächte verloren; die Alliierten blieben Sieger. Die nicht in Gefangen- schaft befindlichen Krieger nahmen Urlaub und wurden mit der Eisenbahn in die Heimat befördert. Ein furcht- barer Andrang herrschte auf der Ei- senbahn, die aber in Ordnung ihre Tätigkeit ausübte. Es kamen auch viele halbverhun- gerte Pferde von der Front und wur- den zum Großteil zu Gulasch ver- wendet. Die Heimkehrer brachten von den Verpflegsiagern Konserven, Klei- der, Schuhe- Roßgeschirr und Decken mit und verschleuderten diese Güter auf den Bahnhöfen. (Fortsetzung folgt)
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