Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 15. Oktober 1977 - Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Osterreichischer Archivtag in Kitzbühel KITZBUHEL - Bayerische Grenzstadt - Bergwerksort - Fremden- verkehrsmetropole Vortrag von Stadtarchivdirektor OR Dr. Franz-Heinz II y e, Innsbruck In der Geschichte einer Stadt hat man zwischen dem äußeren, landes- geschichtlichen Rahmen, in dem sich ihre Entwicklung vollzog, und dem Ei- genleben der Stadt zu unterscheiden. Im Falle von Kitzbühel kann dieser äußere, landschaftliche Rahmen mit wenigen Worten skizziert werden. Ge- nauso, wie die Landgerichte Ratten- berg und Kufstein, unterstanden auch das Landgericht und die Stadt Kitz- bühel - abgesehen von einer kurzen Unterbrechung im 14. Jahrhundert - bis 1504 den Herzogen von Bayern und gelangten im bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieg 1504/05 in den Besitz König Maximilians L, der diese drei Landgerichte der Grafschaft Tirol an- schloß. Die förmliche Übergabe von „Herrschafft, Schloss und Stat Kitz- bühel mitsamt dem Lanndgericht" durch die Herzöge Albrecht und Wolf- gang von Bayern an König Maxi- milian erfolgte allerdings erst kraft einer feierlichen Urkunde vom 8. Fe- bruar 1506 (Kopie im Kitzbüheler Heimatmuseum - Original im Stadt- archiv in Wien). Im hiesigen Stadtmuseum befindet sich übrigens ein kleines, unschein- bares Denkmal, welches an diesen In einer grauen Vorzeit vor Jahr- millionen entstanden unsere Berge, un- sere Täler, unsere Flüsse. Leben wurde, Leben verging. Und mehr als, wir ah- nen, besteht diesrr unser, Boden aus die- sem untergegeangenen Leben. Das ist die Saat und der Segen des Todes im steten Wandel der Jahrtausende. Jahr- tausende des Eiseä kamn, Jahrtausen- de der Wärme vergingen. Eiszeiten und Zwischeneiszeiten vergingen Und in ei- ner dieser Zwischeneiszeiten der Wärme taucht der urste Mensch in unserer Hei- mat auf. Er hinterließ seine Spuren, die uns flüchtigen Blick iiin das Dunkel un- durchdringlicher Geschichtsferne vor 30.000 Jahren gewähren. Dann aber kroch das Eis von den ho- hen Bergen im Süden herab und schob stich durch unsere Täler. Das Loben er- starrtt, bis die nach Jahrtausenden wie- derkehrende Wärme das Eis schmolz und neues Leben auf dem vom Eis go- zeichneten und geformten Boden er- wachte. Neuerlich tritt der Mensch als gestal- tende Kraft in das Dasein. Wer er aber war, wissen wir. Umsonst schauen wir Wechsel der Stadtherren erinnert. Es ist ein „Waffeleisen" aus dem Jah- re 1557, das auf der einen Seite noch das bayerische Wappen, auf der an- deren Seite hingegen das Wappen des damaligen Landesfürsten von Tirol, König Ferdinand 1., zeigt. Ost Dr. FranzHcnz Hye, StadtarcHvdrektor der Landeshauptstadt Innsbruck. in die leeren Augenhöhlen der uralten Schädel. Sie bleiben leer und schweigen über Jahrtausende hinweg. Doch auf einmal vermögen wir das Buch der Geschichte, das uns bisher mit sieben Siegeln verschlossen war. zu öffnen Wir lesen: Eine ‚reiche, farben- glänzende Zeit steigt aus dem Dunkel in das Licht, das zweite vorchristliche Jahrtausend. Eis ist das märchenhafte Jahrtausend der homerischn Gesänge, der prachtvollen Kultur von Kreta, der goldenen Herrscherhäuser von Mykene. Es war ein goldenes Zeitalter, denn gol- den glitzerten die Waffen der Männer, golden blinkten die Gschmeide der Frauen. Das ist die Zeit, in der Schatzsucher den Boden unserer Heimat nach Kupfer durchwühlten, das zur Herstellung der oldfarbenen Bronze gebraucht wurde. Es ist die Zeit, in der die Menschen Ihre Toten zu Asche verbrannten, die sie in edelgeformten Urnen dem Boden zurückgaben, der ihnen Brot und Leben war. Wie gerne wüßten wir mhr von dieser prachtliehenderi Zeit. In Jerusa- lem sitzt der weise Salomon auf dem Throne Davids. Von ihnen künden die Bereits kurze Zeit nach dem Erwerb des Landgerichtes Kitzbühel wurde dasselbe von König Maximilian I. am 30. Dezember 1506 an den damaligen Kardinal Mathäus Lang von Wellen- burg verpfändet, von dessen Erben diese Pfandherrschaft 1580 erbweise an die später gräflichen Familien Wolkenstein-Trostburg und Lamberg überging. Nachdem in der Folge Graf Fortu- nat von Wolkenstein 1673 seinen An- teil an den Grafen Franz Anton von Lamberg verkauft hat, verblieb nun diese Pfandherrschaft, seit 1693 als Mannsiehen - abgesehen von einer Unterbrechung von 1809--1817 bis 1840 in der Hand der seit 1707 gefür- steten Reichsgrafen von Lamberg, de- ren leider unschön übertünchtes Wap- pen sich noch heute am Pfieghof über dem Jochberger Tor befindet. Seit iii4O steht Kitzbühel wieder unter di- rekter staatlicher Verwaltung und teilt seither das Schicksal der übrigen österreichischen Städte und Länder. Ein Denkmal ganz besonderer Art stellt diesbezüglich das moderne Ro- setten-Fenster der hiesigen Kathari- nen-Kirche dar, welches von der 42. Amerikanischen Infanterie-Division gestiftet worden ist. Es zeigt das Sym- bol dieser Division, den Regenbogen und ist sicher ein nicht alltägliches Erinnerungszeichen an die ersten Mo- nate der Besatzungszeit nach dem 2. Weltkrieg. heiligen Bücher. Von Ägypten und Ba- bylon erzählen tausend Inschriften, von Troja und Mykne singt Homer. Von unserem goldenen Zeitalter der Bronze berichten nur die Gräber in unserer Erde. Schnell bricht die goldene Zeit ab, um einer ernsteren Zeltepoch12 Platz zu machen Die Menschen sind auf das Eisen gestoßen und wissen es zu ge- brauchen. Es ist nicht so schön wie die Bronze, aber es ist härter. Auch die Menschen werdn es. Allenthalben ent- steht Unruhe und Bewegung. Nur in unser Tal kehrt die Ruhe ein. Wo einst emsige Hände wirkten und werkten, wurde es still. Nur wenige Menschen blieben. Und die se wenigen harrten aus, sie schritten über unseren Heimatboden, sie litten und lachten, kämpften und starben. Sie sind unver- gessen, denn Namen künden noch von ihnea'i. Aber draußen in dr Welt wurde be- wegte Geschichte gschriebien, deren Schwemmsand sich auch iin unserer engeren Heimat ablagerte. Es entstand das mächtige Reich der Kelten mit der Hauptstadt Norela südlich drer hohen Berge. Unser Raum gehörte zu dessen westlichen Saum. Nori sehe Kaufleute, die vom Süden über die Pässe und Jö- eher kamen, werden eines Tages von gewaltigen politiischen Umwälzungen erzählt haben. Die Römer aus dem f er- Vor 700 Jahren: Kitzbühel verlor nicht sein Glück, sondern gewann die Zukunft Von Landesarchivdjrektor a. D. Hofrat Dr. Eduard Widmoser
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