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Samstag, 15. Oktober 1977 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 .. Die Edelweißgilde Kitzbuhel meldet über 578 Gipfelsiege in einem Jahr Bei heuer wirklich selten schönem Wetter konnte die Edelweißgilde am Sonntag, 25. September ihre Jahres- hauptversammlung abhalten. Damit verbunden war auch der jährliche Gildenausflug für alle Gildenbrüder und ihre Angehörigen und Helfer, und die Steirische Ramsau mit dem Dach- stein stellte einen herrlichen Ver- sammlungsraum auf einer Waldlich- tung zu Füßen gewaltiger Wände. Die gut vorbereitete Versammlung konnte in konzentrierter Manier, gewürzt mit humorvollen, treffenden Zwischen- rufen und in selten einmütiger und echter Bergkameradschaft abgewik- kelt werden. Um 8.15 Uhr konnte der Obmann Toni Werner auf dem Kulmberg die Versammlung eröffnen und 29 Gil- denbrüder mit ihren Angehörigen be- grüßen. Das anschheßende Totengedenken galt den verstorbenen Gildenbrüdern und ehemaligen Bergführern Peter Hof er, Rudi Neumayr und Kon- rad M o s e r, von denen keiner durch einen Bergunfall von dieser Welt ge- hen mußte. Der Tätigkeitsbericht des Obman- nes befaßte sich mit der bergsteigeri- schen Tätigkeit der Gilde im allge- meinen und der übrigen Tätigkeit wie Gildenabende, Seefest, Jahrmarkt, Feuerbrennen zur Sonnenwende, Ak- kerlhütte und dergleichen mehr. Den Kassenbericht gab Gildenbru- der Kurt Weißgatterer. Nach seinen Angaben würden sich die Einnahmen vm Seefest, vom Jahr- markt, die Mitgliedsbeiträge und eini- ge Spendenbeiträge in der Kasse be- finden, w e n n n i c h t für Fahrten- zuschüsse an 13 Gildenbrüder, für die Anschaffung von Führerwerken, für Reparaturen an der Ackerlhütte, für den Gildenausflug usw. usw. namhaf- te Beträge davon verwendet worden wären und n3ch laufend verwendet werden. Der Kassier gab zur Zufrie- denheit aller Anwesenden einen ge- nauen, zahlenmäßig belegten Bericht, und seine Bilanz sieht kurz gesagt so aus: Einnahmen minus Ausgaben ist gleich Kassastand - und dieser ist erfreulich positiv! Als er dann noch am Schluß seines Berichtes verkünde- te, es sei noch etwas in seiner Kasse, nämlich ein verlorengegangener Gold- zahn, ging seine Entlastung in lauten Vermutungen und fröhlichem Geläch- ter unter. Den für einen Bergsteigerclub wie die Edelweißgilde selbstverständlich reichhaltigen Fahrtenbericht gab der derzeit extremste Gildenbruder, jüng- ste Bergführer und einer der beiden Fahrtenwarte, Peter B r a n d s t ä t - t e r. Die Gilde hat in diesem Jahr - soweit die Tourenberichte eingegan- gen sind - 578 Gipfel bestiegen. Davon waren 76 mit dem Schwierig- keitsgrad III, 85 mit dem Schwierig- keitsgrad IV, 101 mit dem Schwierig- keitsgrad V und 6 mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad VI. Auch in diesem Jahr sind Gilden- männer weit herumgekommen und waren so außer auf den heimatlichen Gipfeln und Wänden des Kaisers und der Loferer Steinberge im Rof an, Kar- wendel und Wetterstein, in den Ho- hen Tauern, den Zillertalern und den Oetztalern, in der Silvretta, Gosau- kamm und Dachstein, in fast allen Gruppen der Dolomiten, in den Lien- zer Dolomiten und nicht zuletzt in den Westalpen und in Afrika. - Es fehlte nicht an Erstbegehungen, zwei- ten und dritten Begehungen, ersten Winterbegehungen und vielen Allein- gängen schwerer und schwerster Klet- terwege und Eiswände. Lalidererspitze, Nordwand, über den großen Plattenschuß; Route mit schwarzer Linie ein- gezeichnet. Erstbesteigung am 1. und 2. Juli 1977 durch Bergführer Peter Brandstätter, Edelweißgilde Kitzbühel, und Heinz Maria cher, Wörgl. Für diese neue Route in der 750 m hohen Nordwand wurde eine Kletter- zeit von 14 Stunden benötigt (reine Frei- kletterei). (Bild entnommen dem BLV-Buch „Im Fels" von Walter Pause und Jürgen Winkler.) Erstbegehungen: Lalidererspitze- Nordwand über den großen Platten- schuß durch Peter Brandstätter und Gefährten (V—VI, 750 m Wandhöhe, 2 Tage, 1 Biwak, 1. und 2. Juli 1977). Lärcheck-Nordgipfel über die „Plat- tenwandkante" durch Peter Brand- stätter und Franz Hof er (111-1V, 150 Meter Wandhöhe, am 16. Juli 1977). Lärcheck-Hauptgipfel „Bergführer- weg" durch die Ostwand durch Peter Brandstätter und Peter Mayrhof er jun. (111—TV, eine Stelle V, 250 m Wandhöhe, am 19. Juli 1977). Erste Winterbegehungen durch Pe- ter Brandstätter und Hans Hölzl: Wa- xensteinerturm, Neue Westwand, und Törlwand-Südwand über den Gilden- riß. Den Gildenriß meisterte Peter Brandstätter als erster im Alleingang. Außerdem „machte" er die erste Win- terbegehung und zugleich 3. Begehung der direkten Südwand des Hechen- berges über den Auckenthalerweg so- wie die 2. Begehung der Laliderer- wand über den Klaus-Werner-Ge- dächtnisweg mit einem Gefährten. Diesem Bericht fügte der Obmann nach großem Beifall der Versamm- lung den Dank, die volle Anerkennung dieser Leistungen und die Wünsche hinzu, die Gildenbrüder mögen immer Glück bei ihren Bergfahrten haben und immer gesund und wohlbehalten heimkehren. Anschließend gab Gildenbruder Gott- fried L i n d e b n e r den Bericht über die Ackerihütte, und es war erfreulich zu hören, daß die Ausgaben dafür von den Einnahmen gedeckt werden und man sagen kann, der der Edelweißgil- de zur Verfügung stehende Teil der Hütte erhält sich selbst. Einige Repa- raturen würden noch im kommenden Wochenende durchgeführt bzw. voll- endet. Im abgelaufenen Jahr ver- zeichnete die Hütte 187 Gäste und ins- gesamt 89 Uebernachtungen. Die Wartung des auf der Hütte be- findlichen Funkgerätes übernimmt zur Gänze der Hüttenwart selbst. Nun erfolgte nach alter Sitte die einstimmige Neuaufnahme des jun- gen Bergsteigers Raimund Sulzenba - cher in die Gilde. Ihm wurden unter Beifall feierlich das Gildenabzeichen und die Gildenmütze überreicht, so- wie 29 kräftige Gildenschläge auf den- jenigen Körperteil, den er am wenig- sten zum Klettern benötigt, versetzt. Nun kam es zur Neuwahl, die Gil- denbruder Karl Grißmann durchführ- te. Dem bisherigen Ausschuß wurde unter Beifall der Dank für seine gelei- steten Arbeiten ausgesprochen und festgestellt, daß jeder sein Bestes für die Gilde getan habe. Nur so könne ein Verein leben und gedeihen und solche Leistungen erbringen, wie sie eben vorgetragen worden sind. Ein einziger schriftlich vorgebrachter Wahlvorschlag wurde verlesen. Eine Aussprache darüber ergab, daß zwei neue Aufgabengebiete zu bearbeiten und im Ausschuß dafür zwei Leute aufgestellt werden sollen: Jemand müsse die Berichterstattung und je-
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